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Gesetzt, daß ich von Nachwelt reden wollte, 17 00:03:26,520 --> 00:03:30,280 Wer machte denn der Mitwelt Spaß? Den will sie doch und soll ihn haben. 18 00:03:30,320 --> 00:03:33,360 Drum seid nur brav und zeigt euch musterhaft, 19 00:03:33,400 --> 00:03:38,710 Laßt Phantasie, mit allen ihren Chören, Vernunft, Verstand, Empfindung, Leidenschaft, 20 00:03:38,750 --> 00:03:42,340 Doch, merkt euch wohl! nicht ohne Narrheit hören. 21 00:03:42,480 --> 00:03:46,580 Besonders aber laßt genug geschehn! Man kommt zu schaun, man will am liebsten sehn. 22 00:03:46,620 --> 00:03:50,360 Die Masse könnt Ihr nur durch Masse zwingen, Ein jeder sucht sich endlich selbst was aus. 23 00:03:50,400 --> 00:03:55,070 Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen; Und jeder geht zufrieden aus dem Haus. 24 00:03:55,210 --> 00:03:58,120 Gebt Ihr ein Stück, so gebt es gleich in Stücken! 25 00:03:58,160 --> 00:04:03,340 Solch ein Ragout, es muß Euch glücken; Leicht ist es vorgelegt, so leicht als ausgedacht. 26 00:04:03,380 --> 00:04:07,130 Was hilft's, wenn Ihr ein Ganzes dargebracht? Das Publikum wird es Euch doch zerpflücken. 27 00:04:07,170 --> 00:04:10,610 Ihr fühlet nicht, wie schlecht ein solches Handwerk sei! Wie wenig das dem echten Künstler zieme! 28 00:04:10,650 --> 00:04:13,120 Der saubern Herren Pfuscherei Ist. merk ich. schon bei Euch Maxime. 29 00:04:13,160 --> 00:04:16,840 Ein solcher Vorwurf läßt mich ungekränkt: Ein Mann, der recht zu wirken denkt, 30 00:04:16,880 --> 00:04:21,520 Muß auf das beste Werkzeug halten. Bedenkt, Ihr habet weiches Holz zu spalten, 31 00:04:21,660 --> 00:04:24,930 Und seht nur hin, für wen Ihr schreibt! Wenn diesen Langeweile treibt, 32 00:04:24,970 --> 00:04:27,320 Kommt jener satt vom übertischten Mahle, 33 00:04:27,360 --> 00:04:31,570 Und, was das Allerschlimmste bleibt, Gar mancher kommt vom Lesen der Journale. 34 00:04:31,610 --> 00:04:36,890 Man eilt zerstreut zu uns, wie zu den Maskenfesten, Und Neugier nur beflügelt jeden Schritt; 35 00:04:37,030 --> 00:04:41,490 Die Damen geben sich und ihren Putz zum besten Und spielen ohne Gage mit. 36 00:04:41,530 --> 00:04:45,740 Ich sag Euch, gebt nur mehr und immer, immer mehr, So könnt Ihr Euch vom Ziele nie verirren 37 00:04:45,780 --> 00:04:49,520 Sucht nur die Menschen zu verwirren, Sie zu befriedigen, ist schwer 38 00:04:49,560 --> 00:04:53,080 Geh hin und such dir einen andern Knecht! Der Dichter sollte wohl das höchste Recht, 39 00:04:53,120 --> 00:04:56,560 Das Menschenrecht, das ihm Natur vergönnt, Um deinetwillen freventlich verscherzen! 40 00:04:56,600 --> 00:04:59,360 Wodurch bewegt er alle Herzen? Wodurch besiegt er jedes Element? 41 00:04:59,400 --> 00:05:03,310 Ist es der Einklang nicht, der aus dem Busen dringt, Und in sein Herz die Welt zurücke schlingt? 42 00:05:03,350 --> 00:05:06,850 Wer flicht die unbedeutend grünen Blätter Zum Ehrenkranz Verdiensten jeder Art? 43 00:05:06,890 --> 00:05:11,290 Wer sichert den Olymp? vereinet Götter? Des Menschen Kraft, im Dichter offenbart. 44 00:05:11,330 --> 00:05:15,130 So braucht sie denn, die schönen Kräfte Und treibt die dichtrischen Geschäfte 45 00:05:15,170 --> 00:05:19,510 Wie man ein Liebesabenteuer treibt. Zufällig naht man sich, man fühlt, man bleibt 46 00:05:19,550 --> 00:05:23,700 Und nach und nach wird man verflochten; Es wächst das Glück, dann wird es angefochten 47 00:05:23,740 --> 00:05:28,490 Man ist entzückt, nun kommt der Schmerz heran, Und eh man sich's versieht, ist's eben ein Roman. 48 00:05:28,530 --> 00:05:32,540 Laßt uns auch so ein Schauspiel geben! Greift nur hinein ins volle Menschenleben! 49 00:05:32,580 --> 00:05:37,730 Ein jeder lebt's, nicht vielen ist's bekannt, Und wo ihr's packt, da ist's interessant. 50 00:05:37,770 --> 00:05:42,960 In bunten Bildern wenig Klarheit, Viel Irrtum und ein Fünkchen Wahrheit, 51 00:05:43,000 --> 00:05:46,450 So wird der beste Trank gebraut, Der alle Welt erquickt und auferbaut. 52 00:05:46,490 --> 00:05:50,800 Der Worte sind genug gewechselt, Laßt mich auch endlich Taten sehn! 53 00:05:50,840 --> 00:05:53,920 Indes ihr Komplimente drechselt, Kann etwas Nützliches geschehn. 54 00:05:53,960 --> 00:05:58,020 Was hilft es, viel von Stimmung reden? Dem Zaudernden erscheint sie nie. 55 00:05:58,060 --> 00:06:01,220 Gebt ihr euch einmal für Poeten, So kommandiert die Poesie. 56 00:06:01,260 --> 00:06:04,600 Ihr wißt, auf unsern deutschen Bühnen Probiert ein jeder, was er mag; 57 00:06:04,640 --> 00:06:08,020 Drum schonet mir an diesem Tag Prospekte nicht und nicht Maschinen. 58 00:06:08,060 --> 00:06:12,520 Gebraucht das groß, und kleine Himmelslicht, Die Sterne dürfet ihr verschwenden; 59 00:06:12,560 --> 00:06:16,990 An Wasser, Feuer, Felsenwänden, An Tier und Vögeln fehlt es nicht. 60 00:06:17,030 --> 00:06:23,590 So schreitet in dem engen Bretterhaus Den ganzen Kreis der Schöpfung aus, 61 00:06:24,120 --> 00:06:28,030 Und wandelt mit bedächt'ger Schnelle 62 00:06:28,170 --> 00:06:31,890 Vom Himmel durch die Welt zur Hölle. 63 00:06:44,700 --> 00:06:50,040 Die Sonne tönt, nach alter Weise, In Brudersphären Wettgesang, 64 00:06:50,080 --> 00:06:54,440 Und ihre vorgeschriebne Reise Vollendet sie mit Donnergang. 65 00:06:54,480 --> 00:06:59,450 Ihr Anblick gibt den Engeln Stärke, Wenn keiner Sie ergründen mag; 66 00:06:59,490 --> 00:07:04,530 die unbegreiflich hohen Werke Sind herrlich wie am ersten Tag. 67 00:07:04,570 --> 00:07:09,530 Und schnell und unbegreiflich schnelle Dreht sich umher der Erde Pracht; 68 00:07:09,570 --> 00:07:14,280 Es wechselt Paradieseshelle Mit tiefer, schauervoller Nacht. 69 00:07:14,320 --> 00:07:19,680 Es schäumt das Meer in breiten Flüssen Am tiefen Grund der Felsen auf, 70 00:07:19,720 --> 00:07:24,360 Und Fels und Meer wird fortgerissen Im ewig schnellem Sphärenlauf. 71 00:07:24,400 --> 00:07:29,590 Und Stürme brausen um die Wette Vom Meer aufs Land, vom Land aufs Meer, 72 00:07:29,630 --> 00:07:34,310 und bilden wütend eine Kette Der tiefsten Wirkung rings umher. 73 00:07:34,350 --> 00:07:39,150 Da flammt ein blitzendes Verheeren Dem Pfade vor des Donnerschlags. 74 00:07:39,190 --> 00:07:44,750 Doch deine Boten, Herr, verehren Das sanfte Wandeln deines Tags. 75 00:07:44,790 --> 00:07:50,410 Der Anblick gibt den Engeln Stärke, Da keiner dich ergründen mag, 76 00:07:50,450 --> 00:07:56,280 Und alle deine hohen Werke Sind herrlich wie am ersten Tag. 77 00:07:58,630 --> 00:08:02,210 Da du, o Herr, dich einmal wieder nahst Und fragst, wie alles sich bei uns befinde, 78 00:08:02,250 --> 00:08:06,200 Und du mich sonst gewöhnlich gerne sahst, So siehst du mich auch unter dem Gesinde. 79 00:08:06,240 --> 00:08:10,770 Verzeih, ich kann nicht hohe Worte machen, Und wenn mich auch der ganze Kreis verhöhnt; 80 00:08:10,810 --> 00:08:15,590 Mein Pathos brächte dich gewiß zum Lachen, Hättst du dir nicht das Lachen abgewöhnt. 81 00:08:15,750 --> 00:08:22,220 Von Sonn' und Welten weiß ich nichts zu sagen, Ich sehe nur, wie sich die Menschen plagen. 82 00:08:22,260 --> 00:08:28,320 Der kleine Gott der Welt bleibt stets von gleichem Schlag, Und ist so wunderlich als wie am ersten Tag. 83 00:08:28,360 --> 00:08:32,860 Ein wenig besser würd er leben, Hättst du ihm nicht den Schein des Himmelslichts gegeben; 84 00:08:32,900 --> 00:08:40,370 Er nennt's Vernunft und braucht's allein, Nur tierischer als jedes Tier zu sein. 85 00:08:40,410 --> 00:08:43,070 Hast du mir weiter nichts zu sagen? 86 00:08:43,830 --> 00:08:46,060 Kommst du nur immer anzuklagen? 87 00:08:46,100 --> 00:08:49,370 Ist auf der Erde ewig dir nichts recht? 88 00:08:49,410 --> 00:08:54,370 Nein Herr! ich find es dort, wie immer, herzlich schlecht. 89 00:08:54,410 --> 00:08:59,740 Die Menschen dauern mich in ihren Jammertagen, Ich mag sogar die armen selbst nicht plagen. 90 00:09:00,180 --> 00:09:01,720 Kennst du den Faust? 91 00:09:03,180 --> 00:09:04,640 Den Doktor? 92 00:09:04,680 --> 00:09:06,010 Meinen Knecht! 93 00:09:06,050 --> 00:09:12,040 Fürwahr! er dient Euch auf besondre Weise. Nicht irdisch ist des Toren Trank noch Speise. 94 00:09:12,080 --> 00:09:16,660 Ihn treibt die Gärung in die Ferne, Er ist sich seiner Tollheit halb bewußt; 95 00:09:16,700 --> 00:09:21,400 Vom Himmel fordert er die schönsten Sterne Und von der Erde jede höchste Lust, 96 00:09:21,440 --> 00:09:27,820 Und alle Näh und alle Ferne Befriedigt nicht die tiefbewegte Brust. 97 00:09:27,990 --> 00:09:33,410 Wenn er mir jetzt auch nur verworren dient, So werd ich ihn bald in die Klarheit führen. 98 00:09:33,450 --> 00:09:39,320 Weiß doch der Gärtner, wenn das Bäumchen grünt, Das Blüt und Frucht die künft'gen Jahre zieren. 99 00:09:39,660 --> 00:09:45,770 Was wettet Ihr? den sollt Ihr noch verlieren! Wenn Ihr mir die Erlaubnis gebt, Ihn meine Straße sacht zu führen. 100 00:09:45,810 --> 00:09:50,500 Solang er auf der Erde lebt, So lange sei dir's nicht verboten, 101 00:09:50,640 --> 00:09:53,900 Es irrt der Mensch so lang er strebt. 102 00:09:53,940 --> 00:09:56,230 Da dank ich Euch; denn mit den Toten 103 00:09:56,270 --> 00:10:01,170 Hab ich mich niemals gern befangen. Am meisten lieb ich mir die vollen, frischen Wangen. 104 00:10:01,210 --> 00:10:05,230 Für einem Leichnam bin ich nicht zu Haus; Mir geht es wie der Katze mit der Maus. 105 00:10:05,370 --> 00:10:10,880 Nun gut, es sei dir überlassen! Zieh diesen Geist von seinem Urquell ab, 106 00:10:10,920 --> 00:10:16,140 Und führ ihn, kannst du ihn erfassen, Auf deinem Wege mit herab, 107 00:10:16,180 --> 00:10:19,200 Und steh beschämt, wenn du bekennen mußt: 108 00:10:19,240 --> 00:10:25,220 Ein guter Mensch, in seinem dunklen Drange, Ist sich des rechten Weges wohl bewußt. 109 00:10:25,310 --> 00:10:28,080 Schon gut! nur dauert es nicht lange. 110 00:10:28,120 --> 00:10:32,960 Mir ist für meine Wette gar nicht bange. 111 00:10:33,050 --> 00:10:38,480 Wenn ich zu meinem Zweck gelange, Erlaubt Ihr mir Triumph aus voller Brust. 112 00:10:38,520 --> 00:10:44,040 Staub soll er fressen, und mit Lust, Wie meine Muhme, die berühmte Schlange. 113 00:10:44,180 --> 00:10:47,960 Du darfst auch da nur frei erscheinen; 114 00:10:48,000 --> 00:10:50,560 Ich habe deinesgleichen nie gehaßt. 115 00:10:50,600 --> 00:10:55,900 Von allen Geistern, die verneinen, ist mir der Schalk am wenigsten zur Last. 116 00:10:55,940 --> 00:11:01,520 Des Menschen Tätigkeit kann allzu leicht erschlaffen, er liebt sich bald die unbedingte Ruh; 117 00:11:01,560 --> 00:11:09,310 Drum geb ich gern ihm den Gesellen zu, Der reizt und wirkt und muß als Teufel schaffen. 118 00:11:09,450 --> 00:11:15,520 Doch ihr, die echten Göttersöhne, Erfreut euch der lebendig reichen Schöne! 119 00:11:15,560 --> 00:11:21,660 Das Werdende, das ewig wirkt und lebt, Umfass euch mit der Liebe holden Schranken, 120 00:11:21,700 --> 00:11:29,590 Und was in schwankender Erscheinung schwebt, Befestiget mit dauernden Gedanken! 121 00:11:36,330 --> 00:11:41,110 Von Zeit zu Zeit seh ich den Alten gern, Und hüte mich, mit ihm zu brechen. 122 00:11:41,150 --> 00:11:47,950 Es ist gar hübsch von einem großen Herrn, So menschlich mit dem Teufel selbst zu sprechen. 123 00:11:55,640 --> 00:11:58,490 Habe nun, ach! Philosophie, Juristerei und Medizin, 124 00:11:58,530 --> 00:12:02,260 Und leider auch Theologie Durchaus studiert, mit heißem Bemühn. 125 00:12:02,300 --> 00:12:06,070 Da steh ich nun, ich armer Tor! Und bin so klug als wie zuvor; 126 00:12:06,110 --> 00:12:09,230 Heiße Magister, heiße Doktor gar Und ziehe schon an die zehen Jahr 127 00:12:09,270 --> 00:12:13,120 Herauf, herab und quer und krumm Meine Schüler an der Nase herum- 128 00:12:13,160 --> 00:12:17,720 Und sehe, daß wir nichts wissen können! 129 00:12:18,000 --> 00:12:20,610 Das will mir schier das Herz verbrennen. 130 00:12:20,650 --> 00:12:24,570 Zwar bin ich gescheiter als all die Laffen, Doktoren, Magister, Schreiber und Pfaffen; 131 00:12:24,610 --> 00:12:28,050 Mich plagen keine Skrupel noch Zweifel, Fürchte mich weder vor Hölle noch Teufel- 132 00:12:28,090 --> 00:12:32,220 Dafür ist mir auch alle Freud entrissen, Bilde mir nicht ein, was Rechts zu wissen, 133 00:12:32,260 --> 00:12:36,390 Bilde mir nicht ein, ich könnte was lehren, Die Menschen zu bessern und zu bekehren. 134 00:12:36,430 --> 00:12:39,130 Auch hab ich weder Gut noch Geld, Noch Ehr und Herrlichkeit der Welt; 135 00:12:39,170 --> 00:12:43,760 Es möchte kein Hund so länger leben! Drum hab ich mich der Magie ergeben, 136 00:12:43,800 --> 00:12:46,980 Ob mir durch Geistes Kraft und Mund Nicht manch Geheimnis würde kund; 137 00:12:47,020 --> 00:12:51,040 Daß ich nicht mehr mit saurem Schweiß Zu sagen brauche, was ich nicht weiß; 138 00:12:51,080 --> 00:12:53,790 Daß ich erkenne, was die Welt Im Innersten zusammenhält, 139 00:12:53,830 --> 00:12:58,790 Schau alle Wirkenskraft und Samen, Und tu nicht mehr in Worten kramen. 140 00:12:59,030 --> 00:13:03,020 O sähst du, voller Mondenschein, Zum letztenmal auf meine Pein, 141 00:13:03,160 --> 00:13:05,440 Den ich so manche Mitternacht An diesem Pult herangewacht: 142 00:13:05,480 --> 00:13:10,270 Dann über Büchern und Papier, Trübsel'ger Freund, erschienst du mir! 143 00:13:10,340 --> 00:13:13,140 Ach! könnt ich doch auf Bergeshöhn In deinem lieben Lichte gehn, 144 00:13:13,180 --> 00:13:17,660 Um Bergeshöhle mit Geistern schweben, Auf Wiesen in deinem Dämmer weben, 145 00:13:17,800 --> 00:13:23,520 Von allem Wissensqualm entladen, In deinem Tau gesund mich baden! 146 00:13:23,660 --> 00:13:27,480 Flieh! auf! hinaus ins weite Land! Und dies geheimnisvolle Buch, 147 00:13:27,520 --> 00:13:30,640 Von Nostradamus' eigner Hand, Ist dir es nicht Geleit genug? 148 00:13:30,680 --> 00:13:33,180 Erkennest dann der Sterne Lauf, Und wenn Natur dich Unterweist, 149 00:13:33,220 --> 00:13:38,440 Dann geht die Seelenkraft dir auf, Wie spricht ein Geist zum andren Geist. 150 00:13:41,030 --> 00:13:43,260 Ha! 151 00:13:44,590 --> 00:13:48,090 welche Wonne fließt in diesem Blick Auf einmal mir durch alle meine Sinnen! 152 00:13:48,230 --> 00:13:52,380 Ich fühle junges, heil'ges Lebensglück Neuglühend mir durch Nerv' und Adern rinnen. 153 00:13:52,520 --> 00:13:58,710 Ich schau in diesen reinen Zügen Die wirkende Natur vor meiner Seele liegen. 154 00:13:58,850 --> 00:14:06,920 Welch Schauspiel! Aber ach! ein Schauspiel nur! Wo fass ich dich, unendliche Natur? 155 00:14:07,400 --> 00:14:12,300 Wie anders wirkt dies Zeichen auf mich ein! Du, Geist der Erde, bist mir näher; 156 00:14:12,440 --> 00:14:15,600 Schon fühl ich meine Kräfte höher, Schon glüh ich wie von neuem Wein. 157 00:14:15,640 --> 00:14:19,510 Ich fühle Mut, mich in die Welt zu wagen, Der Erde Weh, der Erde Glück zu tragen, 158 00:14:19,650 --> 00:14:22,920 Es wölkt sich über mir- Der Mond verbirgt sein Licht- 159 00:14:23,060 --> 00:14:25,950 Es zucken rote Strahlen Mir um das Haupt 160 00:14:26,190 --> 00:14:29,620 Ich fühl's, du schwebst um mich, erflehter Geist Enthülle dich! 161 00:14:29,660 --> 00:14:37,000 Ich fühle ganz mein Herz dir hingegeben! Du mußt! du mußt! und kostet es mein Leben! 162 00:14:40,230 --> 00:14:48,580 Du hast mich mächtig angezogen, An meiner Sphäre lang gesogen, 163 00:14:48,820 --> 00:14:50,290 Und nun- 164 00:14:50,380 --> 00:14:56,430 - Weh! ich ertrag dich nicht! - Du flehst, eratmend mich zu schauen, 165 00:14:56,570 --> 00:15:02,690 Meine Stimme zu hören, mein Antlitz zu sehn; 166 00:15:02,970 --> 00:15:09,200 Mich neigt dein mächtig Seelenflehn, Da bin ich! 167 00:15:10,470 --> 00:15:15,520 - Welch erbärmlich Grauen Faßt Übermenschen dich! 168 00:15:15,560 --> 00:15:23,020 Wo ist der Seele Ruf? Wo ist die Brust, die eine Welt in sich erschuf 169 00:15:23,260 --> 00:15:27,830 Wo bist du, Faust, des Stimme mir erklang, 170 00:15:28,180 --> 00:15:33,350 Soll ich dir, Flammenbildung, weichen? Ich bin's, bin Faust, bin deinesgleichen! 171 00:15:33,390 --> 00:15:36,850 In Lebensfluten, im Tatensturm 172 00:15:36,890 --> 00:15:41,910 Wall ich auf und ab, Webe hin und her! 173 00:15:41,950 --> 00:15:45,620 Geburt und Grab, Ein ewiges Meer, 174 00:15:45,660 --> 00:15:49,740 Ein wechselnd Wehen, Ein glühend Leben, 175 00:15:49,780 --> 00:15:57,860 So schaff ich am sausenden Webstuhl der Zeit Und wirke der Gottheit lebendiges Kleid. 176 00:15:58,170 --> 00:16:02,860 Der du die weite Welt umschweifst, Geschäftiger Geist, wie nah fühl ich mich dir! 177 00:16:03,100 --> 00:16:09,860 Du gleichst dem Geist, den du begreifst, Nicht mir! 178 00:16:09,980 --> 00:16:11,610 Nicht dir? 179 00:16:11,650 --> 00:16:13,170 Wem denn? 180 00:16:13,210 --> 00:16:17,220 Ich Ebenbild der Gottheit! Und nicht einmal dir! 181 00:16:17,560 --> 00:16:23,660 O Tod! ich kenn's- das ist mein Famulus- Es wird mein schönstes Glück zunichte! 182 00:16:23,800 --> 00:16:28,100 Daß diese Fülle der Gesichte Der trockne Schleicher stören muß! 183 00:16:28,230 --> 00:16:33,840 Verzeiht! ich hör euch deklamieren; Ihr last gewiß ein griechisch Trauerspiel? 184 00:16:34,070 --> 00:16:40,560 In dieser Kunst möcht ich was profitieren, Denn heutzutage wirkt das viel. 185 00:16:40,890 --> 00:16:45,570 Ich hab es öfters rühmen hören, Ein Komödiant könnt einen Pfarrer lehren. 186 00:16:45,610 --> 00:16:49,270 Ja, wenn der Pfarrer ein Komödiant ist; Wie das denn wohl zuzeiten kommen mag. 187 00:16:49,410 --> 00:16:55,700 Ach! wenn man so in sein Museum gebannt ist, Und sieht die Welt kaum einen Feiertag, 188 00:16:55,740 --> 00:17:01,260 Kaum durch ein Fernglas, nur von weitem, Wie soll man sie durch Überredung leiten? 189 00:17:01,300 --> 00:17:05,570 Wenn ihr's nicht fühlt, ihr werdet's nicht erjagen, Wenn es nicht aus der Seele dringt 190 00:17:05,610 --> 00:17:08,530 Und mit urkräftigem Behagen Die Herzen aller Hörer zwingt. 191 00:17:08,570 --> 00:17:12,050 Sitzt ihr nur immer! leimt zusammen, Braut ein Ragout von andrer Schmaus 192 00:17:12,090 --> 00:17:14,510 Und blast die kümmerlichen Flammen Aus eurem Aschenhäufchen 'raus! 193 00:17:14,550 --> 00:17:20,370 Allein der Vortrag macht des Redners Glück; Ich fühl es wohl, noch bin ich weit zurück. 194 00:17:20,410 --> 00:17:23,380 Such Er den redlichen Gewinn! Sei Er kein schellenlauter Tor! 195 00:17:23,420 --> 00:17:26,800 Es trägt Verstand und rechter Sinn Mit wenig Kunst sich selber vor! 196 00:17:26,840 --> 00:17:30,630 Und wenn's euch Ernst ist, was zu sagen, Ist's nötig, Worten nachzujagen? 197 00:17:30,670 --> 00:17:34,500 Ach Gott! die Kunst ist lang; Und kurz ist unser Leben. 198 00:17:34,540 --> 00:17:38,680 Mir wird, bei meinem kritischen Bestreben, Doch oft um Kopf und Busen bang. 199 00:17:38,720 --> 00:17:42,800 Wie schwer sind nicht die Mittel zu erwerben, Durch die man zu den Quellen steigt! 200 00:17:42,840 --> 00:17:47,440 Und eh man nur den halben Weg erreicht, Muß wohl ein armer Teufel sterben. 201 00:17:47,620 --> 00:17:51,690 Das Pergament, ist das der heil'ge Bronnen, Woraus ein Trunk den Durst auf ewig stillt? 202 00:17:51,730 --> 00:17:54,630 Erquickung hast du nicht gewonnen, Wenn sie dir nicht aus eigner Seele quillt. 203 00:17:54,670 --> 00:17:59,620 Verzeiht! es ist ein groß Ergetzen, Sich in den Geist der Zeiten zu versetzen; 204 00:17:59,690 --> 00:18:05,050 Zu schauen, wie vor uns ein weiser Mann gedacht, Und wie wir's dann zuletzt so herrlich weit gebracht. 205 00:18:05,090 --> 00:18:09,970 O ja, bis an die Sterne weit! Mein Freund, die Zeiten der Vergangenheit 206 00:18:10,010 --> 00:18:13,240 Sind uns ein Buch mit sieben Siegeln. Was ihr den Geist der Zeiten heißt, 207 00:18:13,280 --> 00:18:17,120 Das ist im Grund der Herren eigner Geist, In dem die Zeiten sich bespiegeln. 208 00:18:17,160 --> 00:18:19,970 Ich bitt Euch, Freund, es ist tief in der Nacht, Wir müssen's diesmal unterbrechen. 209 00:18:20,010 --> 00:18:24,320 Ich hätte gern nur immer fortgewacht, Um so gelehrt mit Euch mich zu besprechen. 210 00:18:24,360 --> 00:18:29,290 Doch morgen, als am ersten Ostertage, Erlaubt mir ein' und andre Frage. 211 00:18:29,520 --> 00:18:36,430 Mit Eifer hab' ich mich der Studien beflissen; Zwar weiß ich viel, doch möcht' ich alles wissen. 212 00:18:39,950 --> 00:18:43,700 Wie nur dem Kopf nicht alle Hoffnung schwindet, Der immerfort an schalem Zeuge klebt, 213 00:18:43,740 --> 00:18:48,340 Mit gier'ger Hand nach Schätzen gräbt, Und froh ist, wenn er Regenwürmer findet! 214 00:18:48,450 --> 00:18:52,620 Darf eine solche Menschenstimme hier, Wo Geisterfülle mich umgab, ertönen? 215 00:18:52,660 --> 00:18:55,240 Doch ach! für diesmal dank ich dir, Dem ärmlichsten von allen Erdensöhnen. 216 00:18:55,280 --> 00:18:58,990 Du rissest mich von der Verzweiflung los, Die mir die Sinne schon zerstören wollte. 217 00:18:59,030 --> 00:19:05,490 Ach! die Erscheinung war so riesengroß, Daß ich mich recht als Zwerg empfinden sollte. 218 00:19:05,690 --> 00:19:11,330 Den Göttern gleich ich nicht! zu tief ist es gefühlt; Dem Wurme gleich ich, der den Staub durchwühlt, 219 00:19:11,370 --> 00:19:16,510 Den, wie er sich im Staube nährend lebt, Des Wandrers Tritt vernichtet und begräbt. 220 00:19:17,660 --> 00:19:22,530 Doch warum heftet sich mein Blick auf jene Stelle? Ist jenes Fläschchen dort den Augen ein Magnet? 221 00:19:22,570 --> 00:19:27,300 Warum wird mir auf einmal lieblich helle, Als wenn im nächt'gen Wald uns Mondenglanz umweht? 222 00:19:27,490 --> 00:19:32,900 Ich grüße dich, du einzige Phiole, Die ich mit Andacht nun herunterhole! 223 00:19:33,040 --> 00:19:39,280 In dir verehr ich Menschenwitz und Kunst. Du Inbegriff der holden Schlummersäfte, 224 00:19:39,330 --> 00:19:46,120 Du Auszug aller tödlich feinen Kräfte, Erweise deinem Meister deine Gunst! 225 00:19:46,200 --> 00:19:51,160 Ich sehe dich, es wird der Schmerz gelindert, Ich fasse dich, das Streben wird gemindert, 226 00:19:51,210 --> 00:19:57,440 Des Geistes Flutstrom ebbet nach und nach. Ins hohe Meer werd ich hinausgewiesen, 227 00:19:57,550 --> 00:20:03,460 Die Spiegelflut erglänzt zu meinen Füßen, Zu neuen Ufern lockt ein neuer Tag. 228 00:20:03,620 --> 00:20:07,360 Ein Feuerwagen schwebt, auf leichten Schwingen, An mich heran! Ich fühle mich bereit, 229 00:20:07,400 --> 00:20:12,080 Auf neuer Bahn den Äther zu durchdringen, Zu neuen Sphären reiner Tätigkeit. 230 00:20:12,130 --> 00:20:16,330 Ja, kehre nur der holden Erdensonne Entschlossen deinen Rücken zu! 231 00:20:16,370 --> 00:20:20,470 Vermesse dich, die Pforten aufzureißen, Vor denen jeder gern vorüberschleicht! 232 00:20:20,510 --> 00:20:25,690 Hier ist es Zeit, durch Taten zu beweisen, Das Manneswürde nicht der Götterhöhe weicht, 233 00:20:25,740 --> 00:20:28,540 Zu diesem Schritt sich heiter zu entschließen, 234 00:20:28,660 --> 00:20:35,020 Und wär es mit Gefahr, ins Nichts dahin zu fließen. 235 00:20:35,130 --> 00:20:44,370 Hier ist ein Saft, der eilig trunken macht; Mit brauner Flut erfüllt er deine Höhle. Den ich bereitet, den ich wähle, 236 00:20:44,410 --> 00:20:48,590 Der letzte Trunk sei nun, mit ganzer Seele, 237 00:20:48,690 --> 00:20:54,450 Als festlich hoher Gruß, dem Morgen zugebracht! 238 00:20:54,650 --> 00:20:59,310 Christ ist erstanden! 239 00:20:59,350 --> 00:21:06,510 Freude dem Sterblichen, Den die verderblichen, 240 00:21:06,550 --> 00:21:13,630 Schleichenden, erblichen Mängel unwanden. 241 00:21:13,670 --> 00:21:19,370 Welch tiefes Summen, welch heller Ton Zieht mit Gewalt das Glas von meinem Munde? 242 00:21:19,630 --> 00:21:23,530 Verkündigt ihr dumpfen Glocken schon Des Osterfestes erste Feierstunde? 243 00:21:23,560 --> 00:21:35,060 Christ ist erstanden! Selig der Liebende, Der die betrübende, 244 00:21:35,100 --> 00:21:42,340 Heilsam und übende Prüfung bestanden. 245 00:21:42,380 --> 00:21:46,200 Was sucht ihr, mächtig und gelind, Ihr Himmelstöne, mich am Staube? 246 00:21:46,430 --> 00:21:53,300 Klingt dort umher, wo weiche Menschen sind. Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube; 247 00:21:53,440 --> 00:21:55,930 Das Wunder ist des Glaubens liebstes Kind. 248 00:21:55,970 --> 00:21:59,950 Zu jenen Sphären wag ich nicht zu streben, Woher die holde Nachricht tönt; 249 00:21:59,990 --> 00:22:04,440 Und doch, an diesen Klang von Jugend auf gewöhnt, Ruft er auch jetzt zurück mich in das Leben. 250 00:22:04,480 --> 00:22:08,350 Sonst stürzte sich der Himmelsliebe Kuß Auf mich herab in ernster Sabbatstille; 251 00:22:08,390 --> 00:22:12,530 Da klang so ahnungsvoll des Glockentones Fülle, Und ein Gebet war brünstiger Genuß; 252 00:22:12,570 --> 00:22:16,440 Ein unbegreiflich holdes Sehnen Trieb mich, durch Wald und Wiesen hinzugehn, 253 00:22:16,480 --> 00:22:21,410 Und unter tausend heißen Tränen Fühlt ich mir eine Welt entstehn. 254 00:22:21,600 --> 00:22:27,720 Dies Lied verkündete der Jugend muntre Spiele, Der Frühlingsfeier freies Glück; 255 00:22:27,940 --> 00:22:36,170 Erinnrung hält mich nun, mit kindlichem Gefühle, Vom letzten, ernsten Schritt zurück. 256 00:22:36,820 --> 00:22:45,320 O tönet fort, ihr süßen Himmelslieder! Die Träne quillt, die Erde hat mich wieder! 257 00:22:54,350 --> 00:23:00,290 Vom Eise befreit sind Strom und Bäche Durch des Frühlings holden, belebenden Blick; Im Tale grünet Hoffnungsglück; 258 00:23:00,330 --> 00:23:03,860 Der alte Winter, in seiner Schwäche, Zog sich in rauhe Berge zurück. 259 00:23:03,900 --> 00:23:07,220 Von dorther sendet er, fliehend, nur Ohnmächtige Schauer kornigen Eises 260 00:23:07,260 --> 00:23:11,030 In Streifen über die grünende Flur; Aber die Sonne duldet kein Weißes, 261 00:23:11,070 --> 00:23:14,260 Überall regt sich Bildung und Streben, Alles will sie mit Farben beleben; 262 00:23:14,300 --> 00:23:18,240 Doch an Blumen fehlt's im Revier Sie nimmt geputzte Menschen dafür. 263 00:23:18,390 --> 00:23:22,330 Ich höre schon des Dorfs Getümmel, Hier ist des Volkes wahrer Himmel, 264 00:23:22,370 --> 00:23:27,920 Zufrieden jauchzet groß und klein: Hier bin ich Mensch, hier darf ich's sein! 265 00:23:27,960 --> 00:23:32,300 Mit Euch, Herr Doktor, zu spazieren Ist ehrenvoll und ist Gewinn; 266 00:23:32,340 --> 00:23:36,570 Doch würd ich nicht allein mich her verlieren, Weil ich ein Feind von allem Rohen bin. 267 00:23:36,610 --> 00:23:40,850 Das Fiedeln, Schreien, Kegelschieben Ist mir ein gar verhaßter Klang; 268 00:23:40,890 --> 00:23:46,550 Sie toben wie vom bösen Geist getrieben Und nennen's Freude, nennen's Gesang. 269 00:24:01,180 --> 00:24:04,410 Der Schäfer putzte sich zum Tanz, 270 00:24:04,450 --> 00:24:10,650 Mit bunter Jacke, Band und Kranz, Schmuck war er angezogen. 271 00:24:10,690 --> 00:24:16,770 Schon um die Linde war es voll, Und alles tanzte schon wie toll. 272 00:24:16,810 --> 00:24:20,090 Juchhe! Juchhe! Juchheisa! Heisa! He! 273 00:24:20,130 --> 00:24:22,900 So ging der Fiedelbogen. 274 00:24:29,110 --> 00:24:32,420 Er drückte hastig sich heran, 275 00:24:32,460 --> 00:24:38,530 Da stieß er an ein Mädchen an Mit seinem Ellenbogen; 276 00:24:38,570 --> 00:24:41,530 Die frische Dirne kehrt sich um 277 00:24:41,570 --> 00:24:44,630 Und sagte: Nun, das find ich dumm! 278 00:24:44,670 --> 00:24:48,020 Juchhe! Juchhe! Juchheisa! Heisa! He! 279 00:24:48,060 --> 00:24:51,420 Seid nicht so ungezogen! 280 00:24:57,110 --> 00:25:03,390 Doch hurtig in dem Kreise ging's, Sie tanzten rechts, sie tanzten links, 281 00:25:03,430 --> 00:25:06,210 Und alle Röcke flogen. 282 00:25:06,250 --> 00:25:12,110 Sie wurden rot, sie wurden warm Und ruhten atmend Arm in Arm, 283 00:25:12,150 --> 00:25:15,190 Juchhe! Juchhe! Juchheisa! Heisa! He! 284 00:25:15,230 --> 00:25:18,410 Und Hüft an Ellenbogen. 285 00:25:24,280 --> 00:25:27,600 Und tu mir doch nicht so vertraut! 286 00:25:27,640 --> 00:25:33,860 Wie mancher hat nicht seine Braut Belogen und betrogen! 287 00:25:33,900 --> 00:25:40,090 Er schmeichelte sie doch bei Seit, Und von der Linde schall es weit: 288 00:25:40,130 --> 00:25:43,090 Juchhe! Juchhe! Juchheisa! Heisa! He! 289 00:25:43,130 --> 00:25:46,890 Geschrei und Fiedelbogen. 290 00:25:52,980 --> 00:25:57,880 Herr Doktor, das ist schön von Euch, Daß Ihr uns heute nicht verschmäht, 291 00:25:57,920 --> 00:26:01,670 Und unter dieses Volksgedräng, Als ein so Hochgelahrter, geht. 292 00:26:01,710 --> 00:26:06,410 So nehmet auch den schönsten Krug, Den wir mit frischem Trunk gefüllt, 293 00:26:06,450 --> 00:26:11,970 Ich bring ihn zu und wünsche laut, Daß er nicht nur den Durst Euch stillt: 294 00:26:12,010 --> 00:26:18,290 Die Zahl der Tropfen, die er hegt, Sei Euren Tagen zugelegt. 295 00:26:18,340 --> 00:26:22,100 Ich nehme den Erquickungstrank Erwidr' euch allen Heil und Dank. 296 00:26:22,140 --> 00:26:26,750 Gesundheit dem bewährten Mann, Daß er noch lange helfen kann! 297 00:26:26,790 --> 00:26:31,110 Vor jenem droben steht gebückt, Der helfen lehrt und Hilfe schickt. 298 00:26:37,300 --> 00:26:43,230 Welch ein Gefühl mußt du, o großer Mann, Bei der Verehrung dieser Menge haben! 299 00:26:43,370 --> 00:26:46,990 O glücklich, wer von seinen Gaben Solch einen Vorteil ziehen kann! 300 00:26:47,030 --> 00:26:49,800 Der Menge Beifall tönt mir nun wie Hohn. 301 00:26:49,840 --> 00:26:53,460 Wie könnt Ihr Euch darum betrüben! Tut nicht ein braver Mann genug, 302 00:26:53,500 --> 00:26:57,650 Die Kunst, die man ihm übertrug, Gewissenhaft und pünktlich auszuüben? 303 00:26:57,690 --> 00:27:01,150 O glücklich, wer noch hoffen kann, Aus diesem Meer des Irrtums aufzutauchen! 304 00:27:01,190 --> 00:27:06,620 Was man nicht weiß, das eben brauchte man, Und was man weiß, kann man nicht brauchen. 305 00:27:06,830 --> 00:27:09,990 Doch laß uns dieser Stunde schönes Gut Durch solchen Trübsinn nicht verkümmern! 306 00:27:10,030 --> 00:27:12,830 Betrachte, wie in Abendsonne-Glut Die grünumgebnen Hütten schimmern. 307 00:27:12,870 --> 00:27:19,040 Sie rückt und weicht, der Tag ist überlebt, Dort eilt sie hin und fördert neues Leben. 308 00:27:19,330 --> 00:27:24,490 O daß kein Flügel mich vom Boden hebt Ihr nach und immer nach zu streben! 309 00:27:24,620 --> 00:27:28,730 Ein schöner Traum, indessen sie entweicht. 310 00:27:28,940 --> 00:27:34,210 Ach! zu des Geistes Flügeln wird so leicht Kein körperlicher Flügel sich gesellen. 311 00:27:34,610 --> 00:27:38,380 Doch ist es jedem eingeboren Daß sein Gefühl hinauf und vorwärts dringt, 312 00:27:38,420 --> 00:27:41,880 Wenn über uns, im blauen Raum verloren, Ihr schmetternd Lied die Lerche singt; 313 00:27:41,920 --> 00:27:44,740 Wenn über schroffen Fichtenhöhen Der Adler ausgebreitet schwebt, 314 00:27:44,780 --> 00:27:49,230 Und über Flächen, über Seen Der Kranich nach der Heimat strebt. 315 00:27:49,690 --> 00:27:55,090 Ich hatte selbst oft grillenhafte Stunden, Doch solchen Trieb hab ich noch nie empfunden. 316 00:27:55,190 --> 00:28:02,170 Man sieht sich leicht an Wald und Feldern satt; Des Vogels Fittich werd ich nie beneiden. 317 00:28:02,210 --> 00:28:07,570 Wie anders tragen uns die Geistesfreuden Von Buch zu Buch, von Blatt zu Blatt! 318 00:28:07,610 --> 00:28:11,780 Du bist dir nur des einen Triebs bewußt, O lerne nie den andern kennen! 319 00:28:11,920 --> 00:28:18,020 Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust, Die eine will sich von der andern trennen; 320 00:28:18,110 --> 00:28:22,720 Die eine hält, in derber Liebeslust, Sich an die Welt mit klammernden Organen; 321 00:28:22,990 --> 00:28:27,810 Die andre hebt gewaltsam sich vom Dust Zu den Gefilden hoher Ahnen. 322 00:28:27,990 --> 00:28:31,110 O gibt es Geister in der Luft, Die zwischen Erd und Himmel herrschend weben 323 00:28:31,250 --> 00:28:35,830 So steiget nieder aus dem goldnen Duft Und führt mich weg zu neuem, buntem Leben! 324 00:28:35,870 --> 00:28:38,980 Ja, wäre nur ein Zaubermantel mein, Und trüg er mich in fremde Länder! 325 00:28:39,020 --> 00:28:43,420 Mir sollt er um die köstlichsten Gewänder, Nicht feil um einen Königsmantel sein. 326 00:28:43,520 --> 00:28:48,640 Berufe nicht die wohlbekannte Schar, Die strömend sich im Dunstkreis überbreitet, 327 00:28:48,900 --> 00:28:54,070 Dem Menschen tausendfältige Gefahr, Von allen Enden her, bereitet. 328 00:28:54,130 --> 00:29:00,450 Doch gehen wir! Ergraut ist schon die Welt, Die Luft gekühlt, der Nebel fällt! 329 00:29:00,520 --> 00:29:05,900 Am Abend schätzt man erst das Haus.- Was stehst du so und blickst erstaunt hinaus? 330 00:29:05,940 --> 00:29:07,690 Was kann dich in der Dämmrung so ergreifen? 331 00:29:07,730 --> 00:29:10,060 Siehst du den schwarzen Hund durch Saat und Stoppel streifen? 332 00:29:10,100 --> 00:29:12,090 Ich sah ihn lange schon, nicht wichtig schien er mir. 333 00:29:12,130 --> 00:29:14,040 Betracht ihn recht! für was hältst du das Tier? 334 00:29:14,080 --> 00:29:17,480 Für einen Pudel, der auf seine Weise Sich auf der Spur des Herren plagt. 335 00:29:17,520 --> 00:29:21,240 Bemerkst du, wie in weitem Schneckenkreise Er um uns her und immer näher jagt? 336 00:29:21,380 --> 00:29:24,580 Und irr ich nicht, so zieht ein Feuerstrudel Auf seinen Pfaden hinterdrein. 337 00:29:24,620 --> 00:29:28,770 Ich sehe nichts als einen schwarzen Pudel; Es mag bei Euch wohl Augentäuschung sein. 338 00:29:28,810 --> 00:29:32,060 Mir scheint es, daß er magisch leise Schlingen Zu künft'gem Band um unsre Füße zieht. 339 00:29:32,100 --> 00:29:36,590 Ich seh ihn ungewiß und furchtsam uns umspringen, Weil er, statt seines Herrn, zwei Unbekannte sieht. 340 00:29:36,630 --> 00:29:39,440 Der Kreis wird eng, schon ist er nah! 341 00:29:39,610 --> 00:29:43,120 Du siehst! ein Hund, und kein Gespenst ist da. 342 00:29:43,160 --> 00:29:46,410 - Geselle dich zu uns! Komm hier! - Es ist ein pudelnärrisch Tier. 343 00:29:46,450 --> 00:29:50,260 Du stehest still, er wartet auf; Du sprichst ihn an, er strebt an dir hinauf; 344 00:29:50,300 --> 00:29:53,090 Verliere was, er wird es bringen, Nach deinem Stock ins Wasser springen. 345 00:29:53,130 --> 00:29:57,340 Du hast wohl recht; ich finde nicht die Spur Von einem Geist, und alles ist Dressur. 346 00:29:57,380 --> 00:30:01,260 Dem Hunde, wenn er gut gezogen, Wird selbst ein weiser Mann gewogen. 347 00:30:01,300 --> 00:30:06,260 Ja, deine Gunst verdient er ganz und gar, Er, der Studenten trefflicher Skolar. 348 00:30:10,050 --> 00:30:13,560 Verlassen hab ich Feld und Auen, Die eine tiefe Nacht bedeckt, 349 00:30:13,710 --> 00:30:17,980 Mit ahnungsvollem, heil'gem Grauen In uns die beßre Seele weckt. 350 00:30:18,200 --> 00:30:22,800 Entschlafen sind nun wilde Triebe Mit jedem ungestümen Tun; 351 00:30:22,970 --> 00:30:27,600 Es reget sich die Menschenliebe, Die Liebe Gottes regt sich nun. 352 00:30:28,760 --> 00:30:32,310 Ach wenn in unsrer engen Zelle Die Lampe freundlich wieder brennt, 353 00:30:32,450 --> 00:30:37,990 Dann wird's in unserm Busen helle, Im Herzen, das sich selber kennt. 354 00:30:38,300 --> 00:30:39,700 Knurre nicht, Pudel! 355 00:30:39,940 --> 00:30:43,190 Wir sind gewohnt, daß die Menschen verhöhnen, Was sie nicht verstehn, 356 00:30:43,420 --> 00:30:46,830 Daß sie vor dem Guten und Schönen, Das ihnen oft beschwerlich ist, murren; 357 00:30:46,970 --> 00:30:51,910 Will es der Hund, wie sie, beknurren? Davon hab ich so viel Erfahrung. 358 00:30:52,280 --> 00:30:56,650 Doch dieser Mangel läßt sich ersetzen, Wir lernen das Überirdische schätzen, 359 00:30:56,690 --> 00:30:58,810 Wir sehnen uns nach Offenbarung, 360 00:30:58,950 --> 00:31:02,920 Die nirgends würd'ger und schöner brennt Als in dem Neuen Testament. 361 00:31:03,250 --> 00:31:07,900 Mich drängt's, den Grundtext aufzuschlagen, Mit redlichem Gefühl einmal 362 00:31:07,940 --> 00:31:12,760 Das heilige Original In mein geliebtes Deutsch zu übertragen, 363 00:31:13,870 --> 00:31:17,860 Geschrieben steht: "Im Anfang war das Wort!" Hier stock ich schon! Wer hilft mir weiter fort? 364 00:31:17,900 --> 00:31:21,660 Ich kann das Wort so hoch unmöglich schätzen, Ich muß es anders übersetzen, 365 00:31:21,700 --> 00:31:27,910 Wenn ich vom Geiste recht erleuchtet bin. Geschrieben steht: Im Anfang war der Sinn. 366 00:31:28,190 --> 00:31:31,480 Bedenke wohl die erste Zeile, Daß deine Feder sich nicht übereile! 367 00:31:31,520 --> 00:31:38,990 Ist es der Sinn, der alles wirkt und schafft? Es sollte stehn: Im Anfang war die Kraft! 368 00:31:40,540 --> 00:31:45,650 Doch, auch indem ich dieses niederschreibe, Schon warnt mich was, daß ich dabei nicht bleibe. 369 00:31:45,990 --> 00:31:51,990 Mir hilft der Geist! Auf einmal seh ich Rat Und schreibe getrost: Im Anfang war die Tat! 370 00:31:52,360 --> 00:31:56,230 Soll ich mit dir das Zimmer teilen, Pudel, so laß das Heulen, So laß das Bellen! 371 00:31:56,270 --> 00:31:58,730 Solch einen störenden Gesellen Mag ich nicht in der Nähe leiden. 372 00:31:58,770 --> 00:32:02,740 Ungern heb ich das Gastrecht auf, Die Tür ist offen, hast freien Lauf. 373 00:32:02,780 --> 00:32:06,030 Aber was muß ich sehen! Kann das natürlich geschehen? 374 00:32:06,070 --> 00:32:08,420 Er hebt sich mit Gewalt, Das ist nicht eines Hundes Gestalt! 375 00:32:08,460 --> 00:32:12,150 Welch ein Gespenst bracht ich ins Haus! Schon sieht er wie ein Nilpferd aus, 376 00:32:12,190 --> 00:32:14,190 Für solche halbe Höllenbrut Ist Salomonis Schlüssel gut. 377 00:32:14,230 --> 00:32:15,480 Verschwind in Flammen, Salamander! 378 00:32:15,520 --> 00:32:16,930 Rauschend fließe zusammen, Undene! 379 00:32:16,970 --> 00:32:18,320 Leucht in Meteoren-Schöne, Sylphe! 380 00:32:18,360 --> 00:32:20,810 Bring häusliche Hülfe, Incubus! Incubus! 381 00:32:20,850 --> 00:32:22,610 Tritt hervor und mache den Schluß! 382 00:32:22,850 --> 00:32:24,850 Keines der Viere Steckt in dem Tiere. 383 00:32:24,890 --> 00:32:28,310 Bist du, Geselle Ein Flüchtling der Hölle? So sieh dies Zeichen 384 00:32:28,530 --> 00:32:32,560 Dem sie sich beugen, Die schwarzen Scharen! Schon schwillt es auf mit borstigen Haaren. 385 00:32:32,600 --> 00:32:34,960 Den ganzen Raum füllt es an, Es will zum Nebel zerfließen. 386 00:32:35,000 --> 00:32:38,080 Steige nicht zur Decke hinan! Lege dich zu des Meisters Füßen! 387 00:32:38,120 --> 00:32:39,760 Erwarte nicht Das dreimal glühende Licht! 388 00:32:39,800 --> 00:32:41,890 Erwarte nicht Die stärkste von meinen Künsten! 389 00:32:41,930 --> 00:32:46,840 Wozu der Lärm? was steht dem Herrn zu Diensten? 390 00:32:49,220 --> 00:32:54,420 Das also war des Pudels Kern! Ein fahrender Skolast? Der Kasus macht mich lachen. 391 00:32:54,460 --> 00:32:59,130 Ich salutiere den gelehrten Herrn! Ihr habt mich weidlich schwitzen machen. 392 00:32:59,820 --> 00:33:01,020 Wie nennst du dich? 393 00:33:01,060 --> 00:33:05,370 Die Frage scheint mir klein Für einen, der das Wort so sehr verachtet, 394 00:33:05,410 --> 00:33:10,090 Der, weit entfernt von allem Schein, Nur in der Wesen Tiefe trachtet. 395 00:33:10,760 --> 00:33:13,720 Bei euch, ihr Herrn, kann man das Wesen Gewöhnlich aus dem Namen lesen, 396 00:33:13,760 --> 00:33:18,870 Wo es sich allzu deutlich weist, Wenn man euch Fliegengott, Verderber, Lügner heißt. 397 00:33:19,060 --> 00:33:20,770 Nun gut, wer bist du denn? 398 00:33:22,190 --> 00:33:28,380 Ein Teil von jener Kraft, Die stets das Böse will und stets das Gute schafft. 399 00:33:29,070 --> 00:33:33,540 - Was ist mit diesem Rätselwort gemeint? - Ich bin der Geist, der stets verneint! 400 00:33:33,580 --> 00:33:38,230 Und das mit Recht; denn alles, was entsteht, Ist wert, daß es zugrunde geht; 401 00:33:38,270 --> 00:33:43,590 Drum besser wär's, wenn nichts entstünde. So ist denn alles, was ihr Sünde, 402 00:33:43,630 --> 00:33:49,460 Zerstörung, kurz, das Böse nennt, Mein eigentliches Element. 403 00:33:50,100 --> 00:33:54,840 - Du nennst dich einen Teil, und stehst doch ganz vor mir? - Bescheidne Wahrheit sprech ich dir. 404 00:33:54,880 --> 00:33:59,280 Wenn sich der Mensch, die kleine Narrenwelt Gewöhnlich für ein Ganzes hält- 405 00:33:59,320 --> 00:34:09,280 Ich bin ein Teil des Teils, der anfangs alles war Ein Teil der Finsternis, die sich das Licht gebar 406 00:34:09,320 --> 00:34:15,420 Das stolze Licht, das nun der Mutter Nacht Den alten Rang, den Raum ihr streitig macht, 407 00:34:15,460 --> 00:34:20,230 Und doch gelingt's ihm nicht, da es, so viel es strebt, Verhaftet an den Körpern klebt. 408 00:34:20,270 --> 00:34:26,680 Von Körpern strömt's, die Körper macht es schön, Ein Körper hemmt's auf seinem Gange; 409 00:34:26,720 --> 00:34:32,030 So, hoff ich, dauert es nicht lange, Und mit den Körpern wird's zugrunde gehn. 410 00:34:32,070 --> 00:34:35,530 Nun kenn ich deine würd'gen Pflichten! Du kannst im Großen nichts vernichten 411 00:34:35,570 --> 00:34:36,920 Und fängst es nun im Kleinen an. 412 00:34:36,960 --> 00:34:39,090 Und freilich ist nicht viel damit getan. 413 00:34:39,130 --> 00:34:43,790 Was sich dem Nichts entgegenstellt, Das Etwas, diese plumpe Welt 414 00:34:43,830 --> 00:34:47,210 So viel als ich schon unternommen Ich wußte nicht ihr beizukommen 415 00:34:47,250 --> 00:34:51,370 Mit Wellen, Stürmen, Schütteln, Brand- Geruhig bleibt am Ende Meer und Land! 416 00:34:51,410 --> 00:34:57,960 Und dem verdammten Zeug, der Tier- und Menschenbrut, Dem ist nun gar nichts anzuhaben: 417 00:34:58,020 --> 00:35:02,560 Wie viele hab ich schon begraben! Und immer zirkuliert ein neues, frisches Blut. 418 00:35:02,600 --> 00:35:06,790 So geht es fort, man möchte rasend werden! Der Luft, dem Wasser wie der Erden 419 00:35:06,830 --> 00:35:11,290 Entwinden tausend Keime sich, Im Trocknen, Feuchten, Warmen, Kalten! 420 00:35:11,460 --> 00:35:16,690 Hätt ich mir nicht die Flamme vorbehalten, Ich hätte nichts Aparts für mich. 421 00:35:17,330 --> 00:35:20,710 So setzest du der ewig regen, Der heilsam schaffenden Gewalt 422 00:35:20,750 --> 00:35:25,390 Die kalte Teufelsfaust entgegen, Die sich vergebens tückisch ballt! 423 00:35:25,550 --> 00:35:29,010 Was anders suche zu beginnen Des Chaos wunderlicher Sohn! 424 00:35:29,050 --> 00:35:32,520 Wir wollen wirklich uns besinnen, Die nächsten Male mehr davon! 425 00:35:32,560 --> 00:35:34,730 Dürft ich wohl diesmal mich entfernen? 426 00:35:34,890 --> 00:35:36,170 Ich sehe nicht, warum du fragst. 427 00:35:36,210 --> 00:35:38,820 Ich habe jetzt dich kennen lernen Besuche nun mich, wie du magst. 428 00:35:38,860 --> 00:35:43,840 Gesteh ich's nur! daß ich hinausspaziere, Verbietet mir ein kleines Hindernis, 429 00:35:43,880 --> 00:35:46,740 Der Drudenfuß auf Eurer Schwelle- 430 00:35:46,860 --> 00:35:48,910 Das Pentagramma macht dir Pein? 431 00:35:48,960 --> 00:35:54,790 Ei sage mir, du Sohn der Hölle, Wenn das dich bannt, wie kamst du denn herein? Wie ward ein solcher Geist betrogen? 432 00:35:54,830 --> 00:35:57,380 Beschaut es recht! es ist nicht gut gezogen: 433 00:35:57,420 --> 00:36:01,210 Der eine Winkel, der nach außen zu, Ist, wie du siehst, ein wenig offen. 434 00:36:01,350 --> 00:36:03,190 Das hat der Zufall gut getroffen! 435 00:36:03,230 --> 00:36:09,100 - Und mein Gefangner wärst denn du? Das ist von ungefähr gelungen! - Der Pudel merkte nichts, als er hereingesprungen, 436 00:36:09,140 --> 00:36:13,190 Die Sache sieht jetzt anders aus: Der Teufel kann nicht aus dem Haus. 437 00:36:13,230 --> 00:36:16,740 - Doch warum gehst du nicht durchs Fenster? - 's ist ein Gesetz der Teufel und Gespenster: 438 00:36:16,980 --> 00:36:23,690 Wo sie hereingeschlüpft, da müssen sie hinaus. Das erste steht uns frei, beim zweiten sind wir Knechte. 439 00:36:23,730 --> 00:36:25,530 Die Hölle selbst hat ihre Rechte? 440 00:36:25,570 --> 00:36:30,600 Das find ich gut, da ließe sich ein Pakt, Und sicher wohl, mit euch, ihr Herren, schließen? 441 00:36:30,640 --> 00:36:35,770 Was man verspricht, das sollst du rein genießen, Dir wird davon nichts abgezwackt. 442 00:36:35,920 --> 00:36:39,270 Doch das ist nicht so kurz zu fassen, Und wir besprechen das zunächst 443 00:36:39,310 --> 00:36:42,470 Doch jetzo bitt ich, hoch und höchst, Für dieses Mal mich zu entlassen. 444 00:36:42,510 --> 00:36:44,820 So bleibe doch noch einen Augenblick, Um mir erst gute Mär zu sagen. 445 00:36:44,860 --> 00:36:48,390 Jetzt laß mich los! ich komme bald zurück; Dann magst du nach Belieben fragen. 446 00:36:48,430 --> 00:36:51,240 Ich habe dir nicht nachgestellt, Bist du doch selbst ins Garn gegangen. 447 00:36:51,280 --> 00:36:55,890 Den Teufel halte, wer ihn hält! Er wird ihn nicht so bald zum zweiten Male fangen. 448 00:36:56,100 --> 00:37:00,660 Wenn dir's beliebt, dann bin ich auch bereit, Dir zur Gesellschaft hier zu bleiben; 449 00:37:00,700 --> 00:37:04,490 Doch mit Bedingnis, dir die Zeit Durch meine Künste würdig zu vertreiben. 450 00:37:04,530 --> 00:37:08,810 Ich seh es gern, das steht dir frei; Nur daß die Kunst gefällig sei! 451 00:37:09,290 --> 00:37:13,440 Du wirst, mein Freund, für deine Sinnen In dieser Stunde mehr gewinnen 452 00:37:13,480 --> 00:37:17,320 Als in des Jahres Einerlei. Was dir die zarten Geister singen, 453 00:37:17,360 --> 00:37:21,270 Die bunten Bilder, die sie bringen, Sind nicht ein leeres Zauberspiel. 454 00:37:21,310 --> 00:37:25,330 Auch dein Geruch wird sich ergetzen, Dann wirst du deinen Gaumen letzen, 455 00:37:25,370 --> 00:37:27,800 Und dann entzückt sich dein Gefühl. 456 00:37:27,840 --> 00:37:32,050 Bereitung braucht es nicht voran, Beisammen sind wir, fanget an! 457 00:37:32,090 --> 00:37:36,090 Schwindet, ihr dunkeln Wölbungen droben! 458 00:37:36,240 --> 00:37:39,490 Reizender schaue Freundlich der blaue 459 00:37:39,530 --> 00:37:42,750 Äther herein! 460 00:37:43,410 --> 00:37:47,790 Wären die dunkeln Wolken zerronnen! 461 00:37:48,480 --> 00:37:53,710 Sternelein funkeln, Mildere Sonnen 462 00:37:53,750 --> 00:37:58,590 Scheinen darein. 463 00:37:58,730 --> 00:38:03,880 Er schläft! So recht, ihr luft'gen zarten Jungen! Ihr habt ihn treulich eingesungen! 464 00:38:03,920 --> 00:38:13,180 Für dies Konzert bin ich in eurer Schuld. Du bist noch nicht der Mann, den Teufel festzuhalten! 465 00:38:13,220 --> 00:38:19,610 Umgaukelt ihn mit süßen Traumgestalten, Versenkt ihn in ein Meer des Wahns; 466 00:38:19,930 --> 00:38:24,340 Doch dieser Schwelle Zauber zu zerspalten, Bedarf ich eines Rattenzahns. 467 00:38:24,380 --> 00:38:28,920 Nicht lange brauch ich zu beschwören, Schon raschelt eine hier und wird sogleich mich hören. 468 00:38:29,060 --> 00:38:32,050 Der Herr der Ratten und der Mäuse, Der Fliegen, Frösche, Wanzen, Läuse 469 00:38:32,090 --> 00:38:34,950 Befiehlt dir, dich hervor zu wagen Und diese Schwelle zu benagen, 470 00:38:34,990 --> 00:38:38,390 So wie er sie mit Öl betupft- Da kommst du schon hervorgehupft! 471 00:38:38,430 --> 00:38:42,640 Nur frisch ans Werk! Die Spitze, die mich bannte, Sie sitzt ganz vornen an der Kante. 472 00:38:42,680 --> 00:38:45,920 Noch einen Biß, so ist's geschehn.- 473 00:38:45,960 --> 00:38:51,010 Nun, Fauste, träume fort, bis wir uns wiedersehn. 474 00:38:56,600 --> 00:38:59,430 Bin ich denn abermals betrogen? 475 00:38:59,570 --> 00:39:04,940 Verschwindet so der geisterreiche Drang Daß mir ein Traum den Teufel vorgelogen, 476 00:39:05,400 --> 00:39:08,250 Und daß ein Pudel mir entsprang? 477 00:39:11,620 --> 00:39:15,340 - Es klopft? Herein! Wer will mich wieder plagen? - Ich bin's. 478 00:39:15,850 --> 00:39:19,000 - Herein! - Du mußt es dreimal sagen. - Herein denn! 479 00:39:19,240 --> 00:39:22,370 So gefällst du mir. Wir werden, hoff ich, uns vertragen; 480 00:39:22,410 --> 00:39:26,010 Denn dir die Grillen zu verjagen, Bin ich als edler Junker hier, 481 00:39:26,050 --> 00:39:29,890 Und rate nun dir, kurz und gut, Dergleichen gleichfalls anzulegen; 482 00:39:29,930 --> 00:39:34,450 Damit du, losgebunden, frei, Erfahrest, was das Leben sei. 483 00:39:34,590 --> 00:39:37,620 In jedem Kleide werd ich wohl die Pein Des engen Erdelebens fühlen. 484 00:39:37,660 --> 00:39:40,760 Ich bin zu alt, um nur zu spielen, Zu jung, um ohne Wunsch zu sein. 485 00:39:40,800 --> 00:39:44,160 Was kann die Welt mir wohl gewähren? Entbehren sollst du! sollst entbehren! 486 00:39:44,200 --> 00:39:46,690 Das ist der ewige Gesang, Der jedem an die Ohren klingt, 487 00:39:46,730 --> 00:39:49,770 Den, unser ganzes Leben lang, Uns heiser jede Stunde singt. 488 00:39:49,810 --> 00:39:54,270 Und so ist mir das Dasein eine Last, Der Tod erwünscht, das Leben mir verhaßt. 489 00:39:54,400 --> 00:39:57,230 Und doch ist nie der Tod ein ganz willkommner Gast. 490 00:39:57,270 --> 00:40:00,840 O wär ich vor des hohen Geistes Kraft Entzückt, entseelt dahin gesunken! 491 00:40:00,880 --> 00:40:06,650 Und doch hat jemand einen braunen Saft, In jener Nacht, nicht ausgetrunken. 492 00:40:06,790 --> 00:40:09,180 Das Spionieren, scheint's, ist deine Lust. 493 00:40:09,330 --> 00:40:15,360 Allwissend bin ich nicht; doch viel ist mir bewußt. 494 00:40:16,130 --> 00:40:19,200 Wenn aus dem schrecklichen Gewühle Ein süß bekannter Ton mich zog, 495 00:40:19,240 --> 00:40:22,890 Den Rest von kindlichem Gefühle Mit Anklang froher Zeit betrog, 496 00:40:22,930 --> 00:40:26,130 So fluch ich allem, was die Seele Mit Lock- und Gaukelwerk umspannt, 497 00:40:26,170 --> 00:40:29,230 Und sie in diese Trauerhöhle Mit Blend- und Schmeichelkräften bannt! 498 00:40:29,270 --> 00:40:32,690 Fluch sei dem Balsamsaft der Trauben! Fluch jener höchsten Liebeshuld! 499 00:40:32,730 --> 00:40:36,350 Fluch sei der Hoffnung! Fluch dem Glauben, Und Fluch vor allen der Geduld! 500 00:40:36,390 --> 00:40:41,860 Hör auf, mit deinem Gram zu spielen, Der, wie ein Geier, dir am Leben frißt; 501 00:40:41,900 --> 00:40:47,560 Die schlechteste Gesellschaft läßt dich fühlen, Daß du ein Mensch mit Menschen bist. 502 00:40:47,640 --> 00:40:50,660 Doch so ist's nicht gemeint Dich unter das Pack zu stoßen. 503 00:40:50,700 --> 00:40:54,060 Ich bin keiner von den Großen; Doch willst du, mit mir vereint, 504 00:40:54,100 --> 00:40:57,460 Deine Schritte durchs Leben nehmen, So will ich mich gern bequemen, 505 00:40:57,500 --> 00:41:01,520 Dein zu sein, auf der Stelle. Ich bin dein Geselle, 506 00:41:01,560 --> 00:41:05,690 Und mach ich dir's recht, Bin ich dein Diener, bin dein Knecht! 507 00:41:05,900 --> 00:41:09,060 - Und was soll ich dagegen dir erfüllen? - Dazu hast du noch eine lange Frist. 508 00:41:09,100 --> 00:41:13,700 Nein, nein! der Teufel ist ein Egoist Und tut nicht leicht um Gottes willen, Was einem andern nützlich ist. 509 00:41:13,740 --> 00:41:17,900 Sprich die Bedingung deutlich aus; Ein solcher Diener bringt Gefahr ins Haus. 510 00:41:17,940 --> 00:41:25,390 Ich will mich hier zu deinem Dienst verbinden, Auf deinen Wink nicht rasten und nicht ruhn; 511 00:41:25,430 --> 00:41:31,730 Wenn wir uns drüben wiederfinden, So sollst du mir das gleiche tun. 512 00:41:31,770 --> 00:41:34,290 Das Drüben kann mich wenig kümmern; 513 00:41:34,430 --> 00:41:36,250 Schlägst du erst diese Welt zu Trümmern, 514 00:41:36,290 --> 00:41:39,180 Die andre mag darnach entstehn. Aus dieser Erde quillen meine Freuden, 515 00:41:39,220 --> 00:41:40,970 Und diese Sonne scheinet meinen Leiden; 516 00:41:41,010 --> 00:41:43,350 Kann ich mich erst von ihnen scheiden, Dann mag, was will und kann, geschehn. 517 00:41:43,390 --> 00:41:47,050 In diesem Sinne kannst du's wagen. Verbinde dich; du sollst, in diesen Tagen, 518 00:41:47,090 --> 00:41:51,990 Mit Freuden meine Künste sehn, Ich gebe dir, was noch kein Mensch gesehn. 519 00:41:52,200 --> 00:41:56,350 Was willst du armer Teufel geben? Ward eines Menschen Geist, in seinem hohen Streben, 520 00:41:56,390 --> 00:41:57,930 Von deinesgleichen je gefaßt? 521 00:41:58,070 --> 00:42:01,050 Doch hast du Speise, die nicht sättigt, hast Du rotes Gold, das ohne Rast, 522 00:42:01,090 --> 00:42:04,300 Quecksilber gleich, dir in der Hand zerrinnt, Ein Spiel, bei dem man nie gewinnt, 523 00:42:04,340 --> 00:42:08,550 Zeig mir die Frucht, die fault, eh man sie bricht, Und Bäume, die sich täglich neu begrünen! 524 00:42:08,590 --> 00:42:12,580 Ein solcher Auftrag schreckt mich nicht, Mit solchen Schätzen kann ich dienen. 525 00:42:12,620 --> 00:42:17,630 Doch, guter Freund, die Zeit kommt auch heran, Wo wir was Guts in Ruhe schmausen mögen. 526 00:42:17,670 --> 00:42:21,540 Werd ich beruhigt je mich auf ein Faulbett legen, So sei es gleich um mich getan! 527 00:42:21,580 --> 00:42:25,190 Kannst du mich schmeichelnd je belügen, Daß ich mir selbst gefallen mag, 528 00:42:25,230 --> 00:42:27,280 Kannst du mich mit Genuß betrügen- 529 00:42:27,320 --> 00:42:29,790 Das sei für mich der letzte Tag! Die Wette biet ich! 530 00:42:29,830 --> 00:42:30,910 Topp! 531 00:42:32,250 --> 00:42:34,150 Und Schlag auf Schlag! 532 00:42:35,100 --> 00:42:37,890 Werd ich zum Augenblicke sagen: Verweile doch! du bist so schön! 533 00:42:37,930 --> 00:42:40,790 Dann magst du mich in Fesseln schlagen, Dann will ich gern zugrunde gehn! 534 00:42:40,830 --> 00:42:42,860 Dann mag die Totenglocke schallen, Dann bist du deines Dienstes frei, 535 00:42:42,900 --> 00:42:46,620 Die Uhr mag stehn, der Zeiger fallen, Es sei die Zeit für mich vorbei! 536 00:42:46,870 --> 00:42:53,090 Bedenk es wohl, wir werden's nicht vergessen. 537 00:42:53,340 --> 00:42:56,470 Dazu hast du ein volles Recht; Ich habe mich nicht freventlich vermessen. 538 00:42:56,510 --> 00:42:59,080 Wie ich beharre, bin ich Knecht, Ob dein, was frag ich, oder wessen. 539 00:42:59,120 --> 00:43:02,760 Ich werde heute gleich, beim Doktorschmaus, Als Diener meine Pflicht erfüllen. 540 00:43:02,800 --> 00:43:07,480 Nur eins! - Um Lebens oder Sterbens willen Bitt ich mir ein paar Zeilen aus. 541 00:43:07,520 --> 00:43:11,320 Auch was Geschriebnes forderst du Pedant? Hast du noch keinen Mann, nicht Manneswort gekannt? 542 00:43:11,360 --> 00:43:14,930 Was willst du böser Geist von mir? Erz, Marmor, Pergament, Papier? 543 00:43:14,970 --> 00:43:17,440 Soll ich mit Griffel, Meißel, Feder schreiben? Ich gebe jede Wahl dir frei. 544 00:43:17,480 --> 00:43:20,580 Wie magst du deine Rednerei Nur gleich so hitzig übertreiben? 545 00:43:20,620 --> 00:43:26,810 Ist doch ein jedes Blättchen gut. Du unterzeichnest dich mit einem Tröpfchen Blut. 546 00:43:26,880 --> 00:43:30,970 Wenn dies dir völlig Gnüge tut, So mag es bei der Fratze bleiben. 547 00:43:33,460 --> 00:43:38,230 Blut ist ein ganz besondrer Saft. 548 00:43:39,300 --> 00:43:41,450 Nur keine Furcht, daß ich dies Bündnis breche! 549 00:43:41,490 --> 00:43:44,940 Das Streben meiner ganzen Kraft Ist grade das, was ich verspreche. 550 00:43:44,980 --> 00:43:47,720 Stürzen wir uns in das Rauschen der Zeit, Ins Rollen der Begebenheit! 551 00:43:47,760 --> 00:43:49,750 Da mag denn Schmerz und Genuß, Gelingen und Verdruß 552 00:43:49,790 --> 00:43:52,720 Miteinander wechseln, wie es kann; Nur rastlos betätigt sich der Mann. 553 00:43:52,760 --> 00:43:56,030 Euch ist kein Maß und Ziel gesetzt. Beliebt's Euch, überall zu naschen, 554 00:43:56,070 --> 00:43:59,290 Im Fliehen etwas zu erhaschen, Bekomm Euch wohl, was Euch ergetzt. 555 00:43:59,330 --> 00:44:02,310 Nur greift mir zu und seid nicht blöde! 556 00:44:02,350 --> 00:44:04,140 Du hörest ja, von Freud' ist nicht die Rede. 557 00:44:04,180 --> 00:44:09,750 Dem Taumel weih ich mich, dem schmerzlichsten Genuß, Verliebtem Haß, erquickendem Verdruß. 558 00:44:09,790 --> 00:44:14,050 Mein Busen, der vom Wissensdrang geheilt ist, Soll keinen Schmerzen künftig sich verschließen, 559 00:44:14,090 --> 00:44:18,430 Und was der ganzen Menschheit zugeteilt ist, Will ich in meinem innern Selbst genießen, 560 00:44:18,570 --> 00:44:22,850 O glaube mir, der manche tausend Jahre An dieser harten Speise kaut 561 00:44:22,890 --> 00:44:28,230 Daß von der Wiege bis zur Bahre Kein Mensch den alten Sauerteig verdaut! 562 00:44:28,370 --> 00:44:35,760 Glaub unsereinem, dieses Ganze Ist nur für einen Gott gemacht! 563 00:44:35,800 --> 00:44:41,800 Er findet sich in einem ew'gen Glanze Uns hat er in die Finsternis gebracht, 564 00:44:41,840 --> 00:44:44,810 Und euch taugt einzig Tag und Nacht. 565 00:44:44,850 --> 00:44:49,050 Was bin ich denn, wenn es nicht möglich ist, Der Menschheit Krone zu erringen, Nach der sich alle Sinne dringen? 566 00:44:49,090 --> 00:44:52,990 Du bist am Ende- was du bist. Setz dir Perücken auf von Millionen Locken, 567 00:44:53,030 --> 00:44:57,460 Setz deinen Fuß auf ellenhohe Socken, Du bleibst doch immer, was du bist. 568 00:44:57,600 --> 00:45:02,550 Ich fühl's, vergebens hab ich alle Schätze Des Menschengeists auf mich herbeigerafft, 569 00:45:02,600 --> 00:45:06,840 Und wenn ich mich am Ende niedersetze, Quillt innerlich doch keine neue Kraft; 570 00:45:06,880 --> 00:45:12,120 Ich bin nicht um ein Haar breit höher, Bin dem Unendlichen nicht näher. 571 00:45:12,160 --> 00:45:16,440 Mein guter Herr, Ihr seht die Sachen, Wie man die Sachen eben sieht; 572 00:45:16,480 --> 00:45:20,230 Wir müssen das gescheiter machen, Eh uns des Lebens Freude flieht. 573 00:45:20,270 --> 00:45:24,170 Drum frisch! Laß alles Sinnen sein, Und grad mit in die Welt hinein! 574 00:45:24,210 --> 00:45:28,900 Ich sag es dir: ein Kerl, der spekuliert, Ist wie ein Tier, auf dürrer Heide 575 00:45:28,940 --> 00:45:34,660 Von einem bösen Geist im Kreis herum geführt, Und rings umher liegt schöne grüne Weide. 576 00:45:34,700 --> 00:45:35,430 Wie fangen wir das an? 577 00:45:35,470 --> 00:45:38,710 Wir gehen eben fort. Was ist das für ein Marterort? 578 00:45:38,750 --> 00:45:42,370 Was heißt das für ein Leben führen, Sich und die Jungens ennuyieren? 579 00:45:42,410 --> 00:45:46,820 Laß du das dem Herrn Nachbar Wanst! Was willst du dich das Stroh zu dreschen plagen? 580 00:45:46,860 --> 00:45:51,210 Das Beste, was du wissen kannst, Darfst du den Buben doch nicht sagen. 581 00:45:51,250 --> 00:45:54,100 - Gleich hör ich einen auf dem Gange! - Mir ist's nicht möglich, ihn zu sehn. 582 00:45:54,140 --> 00:45:57,680 Der arme Knabe wartet lange, Der darf nicht ungetröstet gehn. 583 00:45:57,720 --> 00:46:03,550 Komm, gib mir deinen Rock und Mütze; Die Maske muß mir trefflich stehn 584 00:46:03,590 --> 00:46:05,330 Nun überlaß es meinem Witze! 585 00:46:05,370 --> 00:46:11,000 Ich brauche nur ein Viertelstündchen Zeit; Indessen mache dich zur schönen Fahrt bereit! 586 00:46:12,780 --> 00:46:18,360 Verachte nur Vernunft und Wissenschaft, Des Menschen allerhöchste Kraft, 587 00:46:18,410 --> 00:46:23,970 Laß nur in Blend- und Zauberwerken Dich von dem Lügengeist bestärken, 588 00:46:24,010 --> 00:46:28,780 So hab ich dich schon unbedingt- 589 00:46:30,710 --> 00:46:35,210 Den schlepp ich durch das wilde Leben, Durch flache Unbedeutenheit, 590 00:46:35,250 --> 00:46:40,670 Er soll mir zappeln, starren, kleben, Und seiner Unersättlichkeit 591 00:46:40,710 --> 00:46:46,670 Soll Speis und Trank vor gier'gen Lippen schweben; Er wird Erquickung sich umsonst erflehn, 592 00:46:46,710 --> 00:46:53,040 Und hätt er sich auch nicht dem Teufel übergeben, Er müßte doch zugrunde gehn! 593 00:47:21,350 --> 00:47:25,520 Ich bin allhier erst kurze Zeit, Und komme voll Ergebenheit, 594 00:47:25,560 --> 00:47:29,480 Einen Mann zu sprechen und zu kennen, Den alle mir mit Ehrfucht nennen. 595 00:47:29,520 --> 00:47:34,700 Eure Höflichkeit erfreut mich sehr! Ihr sieht einen Mann wie andre mehr. 596 00:47:34,730 --> 00:47:39,360 - Habt Ihr Euch sonst schon umgetan? - Ich bitt Euch, nehmt Euch meiner an! 597 00:47:39,400 --> 00:47:43,050 Ich komme mit allem guten Mut, Leidlichem Geld und frischem Blut; 598 00:47:43,090 --> 00:47:47,090 Meine Mutter wollte mich kaum entfernen; Möchte gern was Rechts hieraußen lernen. 599 00:47:47,130 --> 00:47:49,420 Da werdet Ihr eben recht am Ort. 600 00:47:49,460 --> 00:47:51,990 Aufrichtig, möchte schon wieder fort: 601 00:47:52,130 --> 00:47:55,370 In diesen Mauern, diesen Hallen Will es mir keineswegs gefallen. 602 00:47:55,410 --> 00:47:59,100 Es ist ein gar beschränkter Raum, Man sieht nichts Grünes, keinen Baum, 603 00:47:59,140 --> 00:48:02,390 Und in den Sälen, auf den Bänken, Vergeht mir Hören, Sehn und Denken. 604 00:48:02,430 --> 00:48:07,750 Das kommt nur auf Gewohnheit an. So nimmt ein Kind der Mutter Brust 605 00:48:07,790 --> 00:48:12,010 Nicht gleich im Anfang willig an, Doch bald ernährt es sich mit Lust. 606 00:48:12,050 --> 00:48:16,110 So wird's Euch an der Weisheit Brüsten 607 00:48:18,070 --> 00:48:20,660 Mit jedem Tage mehr gelüsten. 608 00:48:20,710 --> 00:48:24,580 An ihrem Hals will ich mit Freuden hangen; Doch sagt mir nur, wie kann ich hingelangen? 609 00:48:24,620 --> 00:48:28,680 Erklärt Euch, eh Ihr weiter geht, Was wählt Ihr für eine Fakultät? 610 00:48:29,290 --> 00:48:33,610 Ich wünschte recht gelehrt zu werden, Und möchte gern, was auf der Erden 611 00:48:33,650 --> 00:48:37,030 Und in dem Himmel ist, erfassen, Die Wissenschaft und die Natur. 612 00:48:37,070 --> 00:48:41,150 Da seid Ihr auf der rechten Spur; Nur müßt Ihr Euch nicht zerstreuen lassen. 613 00:48:41,190 --> 00:48:44,780 Ich bin dabei mit Seel und Leib; Doch freilich würde mir behagen 614 00:48:44,820 --> 00:48:48,140 Ein wenig Freiheit und Zeitvertreib An schönen Sommerfeiertagen. 615 00:48:48,180 --> 00:48:56,080 Gebraucht der Zeit, sie geht so schnell von hinnen, Doch Ordnung lehrt Euch Zeit gewinnen. 616 00:48:56,120 --> 00:49:00,020 Mein teurer Freund, ich rat Euch drum Zuerst Collegium Logicum. 617 00:49:00,060 --> 00:49:04,420 Da wird der Geist Euch wohl dressiert, In spanische Stiefeln eingeschnürt, 618 00:49:04,460 --> 00:49:08,400 Daß er bedächtiger so fortan Hinschleiche die Gedankenbahn, 619 00:49:08,440 --> 00:49:11,890 Und nicht etwa, die Kreuz und Quer, Irrlichteliere hin und her. 620 00:49:11,930 --> 00:49:15,550 Zwar ist's mit der Gedankenfabrik Wie mit einem Weber-Meisterstück, 621 00:49:15,590 --> 00:49:20,000 Wo ein Tritt tausend Fäden regt, Die Schifflein herüber hinüber schießen, 622 00:49:20,040 --> 00:49:23,920 Die Fäden ungesehen fließen, Ein Schlag tausend Verbindungen schlägt. 623 00:49:23,960 --> 00:49:29,250 Der Philosoph, der tritt herein Und beweist Euch, es müßt so sein: 624 00:49:29,290 --> 00:49:36,110 Das Erst wär so, das Zweite so, Und drum das Dritt und Vierte so; 625 00:49:36,150 --> 00:49:41,510 Und wenn das Erst und Zweit nicht wär, Das Dritt und Viert wär nimmermehr. 626 00:49:41,550 --> 00:49:45,960 Das preisen die Schüler allerorten, Sind aber keine Weber geworden. 627 00:49:46,220 --> 00:49:54,830 Wer will was Lebendiges erkennen und beschreiben, Sucht erst den Geist heraus zu treiben, 628 00:49:54,870 --> 00:50:02,000 Dann hat er die Teile in seiner Hand, Fehlt, leider! nur das geistige Band. 629 00:50:03,060 --> 00:50:06,820 Mir wird von alledem so dumm, Als ging mir ein Mühlrad im Kopf herum. 630 00:50:06,860 --> 00:50:11,550 Nachher, vor allen andern Sachen, Müßt Ihr Euch an die Metaphysik machen! 631 00:50:11,590 --> 00:50:15,790 Da sieht, daß Ihr tiefsinnig faßt, Was in des Menschen Hirn nicht paßt; 632 00:50:15,830 --> 00:50:19,610 Für was drein geht und nicht drein geht, Ein trefflich Wort zu Diensten steht. 633 00:50:19,650 --> 00:50:22,460 Doch vorerst dieses halbe Jahr Nehmt ja der besten Ordnung wahr. 634 00:50:22,500 --> 00:50:25,610 Fünf Stunden habt Ihr jeden Tag; Seid drinnen mit dem Glockenschlag! 635 00:50:25,650 --> 00:50:29,780 Habt Euch vorher wohl präpariert, Paragraphos wohl einstudiert, 636 00:50:29,820 --> 00:50:35,160 Damit Ihr nachher besser seht, Daß er nichts sagt, als was im Buche steht; 637 00:50:35,200 --> 00:50:42,250 Doch Euch des Schreibens ja befleißt, Als diktiert, Euch der Heilig Geist! 638 00:50:42,370 --> 00:50:46,550 Das sollt Ihr mir nicht zweimal sagen! Ich denke mir, wie viel es nützt 639 00:50:46,590 --> 00:50:50,660 Denn, was man schwarz auf weiß besitzt, Kann man getrost nach Hause tragen. 640 00:50:50,700 --> 00:50:56,210 - Doch wählt mir eine Fakultät! - Zur Rechtsgelehrsamkeit kann ich mich nicht bequemen. 641 00:50:56,250 --> 00:51:01,960 Ich kann es Euch so sehr nicht übel nehmen, Ich weiß, wie es um diese Lehre steht. 642 00:51:02,000 --> 00:51:05,720 Es erben sich Gesetz' und Rechte Wie eine ew'ge Krankheit fort; 643 00:51:05,760 --> 00:51:10,350 Sie schleppen von Geschlecht sich zum Geschlechte, Und rücken sacht von Ort zu Ort. 644 00:51:10,390 --> 00:51:16,940 Vernunft wird Unsinn, Wohltat Plage; Weh dir, daß du ein Enkel bist! 645 00:51:16,980 --> 00:51:24,090 Vom Rechte, das mit uns geboren ist, Von dem ist, leider! nie die Frage. 646 00:51:24,130 --> 00:51:28,680 Mein Abscheu wird durch Euch vermehrt. O glücklich der, den Ihr belehrt! 647 00:51:28,720 --> 00:51:32,460 Fast möcht ich nun Theologie studieren. 648 00:51:34,800 --> 00:51:37,540 Ich wünschte nicht, Euch irre zu führen. 649 00:51:37,580 --> 00:51:42,530 Was diese Wissenschaft betrifft, Es ist so schwer, den falschen Weg zu meiden, 650 00:51:42,570 --> 00:51:48,130 Es liegt in ihr so viel verborgnes Gift, Und von der Arzenei ist's kaum zu unterscheiden. 651 00:51:48,170 --> 00:51:53,610 Am besten ist's auch hier, wenn Ihr nur einen hört, Und auf des Meisters Worte schwört. 652 00:51:53,650 --> 00:52:00,360 Im ganzen- haltet Euch an Worte! Dann geht Ihr durch die sichre Pforte 653 00:52:00,400 --> 00:52:02,640 Zum Tempel der Gewißheit ein. 654 00:52:02,680 --> 00:52:04,930 Doch ein Begriff muß bei dem Worte sein. 655 00:52:04,970 --> 00:52:08,870 Schon gut! Nur muß man sich nicht allzu ängstlich quälen 656 00:52:08,910 --> 00:52:13,840 Denn eben wo Begriffe fehlen, Da stellt ein Wort zur rechten Zeit sich ein. 657 00:52:13,870 --> 00:52:18,260 Mit Worten läßt sich trefflich streiten, Mit Worten ein System bereiten, 658 00:52:18,300 --> 00:52:23,760 An Worte läßt sich trefflich glauben, Von einem Wort läßt sich kein Jota rauben. 659 00:52:26,940 --> 00:52:33,310 Verzeiht, ich halt Euch auf mit vielen Fragen, Allem ich muß Euch noch bemühn. 660 00:52:33,350 --> 00:52:36,660 Wollt Ihr mir von der Medizin Nicht auch ein kräftig Wörtchen sagen? 661 00:52:36,700 --> 00:52:41,370 Ich bin des trocknen Tons nun satt, Muß wieder recht den Teufel spielen. 662 00:52:41,530 --> 00:52:47,810 Der Geist der Medizin ist leicht zu fassen; Ihr durchstudiert die groß, und kleine Welt, 663 00:52:47,850 --> 00:52:50,290 Um es am Ende gehn zu lassen, Wie's Gott gefällt. 664 00:52:50,330 --> 00:52:54,800 Vergebens, daß Ihr ringsum wissenschaftlich schweift, Ein jeder lernt nur, was er lernen kann; 665 00:52:54,840 --> 00:52:57,790 Doch der den Augenblick begreift, Das ist der rechte Mann. 666 00:52:57,830 --> 00:53:01,880 Ihr seid noch ziemlich wohl gebaut, An Kühnheit wird's Euch auch nicht fehlen, 667 00:53:01,920 --> 00:53:05,650 Und wenn Ihr Euch nur selbst vertraut, Vertrauen Euch die andern Seelen. 668 00:53:05,690 --> 00:53:10,700 Besonders lernt die Weiber führen; Es ist ihr ewig Weh und Ach 669 00:53:10,740 --> 00:53:13,650 So tausendfach Aus einem Punkte zu kurieren, 670 00:53:13,690 --> 00:53:17,570 Und wenn Ihr halbweg ehrbar tut, Dann habt Ihr sie all unterm Hut. 671 00:53:17,610 --> 00:53:22,090 Ein Titel muß sie erst vertraulich machen, Daß Eure Kunst viel Künste übersteigt; 672 00:53:22,130 --> 00:53:27,930 Zum Willkomm tappt Ihr dann nach allen Siebensachen, Um die ein andrer viele Jahre streicht, 673 00:53:27,970 --> 00:53:32,710 Versteht das Pülslein wohl zu drücken, Und fasset sie, mit feurig schlauen Blicken, 674 00:53:32,750 --> 00:53:37,490 Wohl um die schlanke Hüfte frei, Zu sehn, wie fest geschnürt sie sei. 675 00:53:37,530 --> 00:53:40,530 Das sieht schon besser aus! Man sieht doch, wo und wie. 676 00:53:40,570 --> 00:53:44,950 Grau, teurer Freund, ist alle Theorie, 677 00:53:45,090 --> 00:53:49,150 Und grün des Lebens goldner Baum. 678 00:53:49,490 --> 00:53:54,230 Ich schwör Euch zu, mir ist's als wie ein Traum. 679 00:53:54,510 --> 00:53:59,400 Dürft ich Euch wohl ein andermal beschweren, Von Eurer Weisheit auf den Grund zu hören? 680 00:53:59,540 --> 00:54:02,830 Was ich vermag, soll gern geschehn. 681 00:54:02,870 --> 00:54:04,750 Ich kann unmöglich wieder gehn, 682 00:54:04,790 --> 00:54:09,460 Ich muß Euch noch mein Stammbuch überreichen, Gönn Eure Gunst mir dieses Zeichen! 683 00:54:09,500 --> 00:54:11,700 Sehr wohl. 684 00:54:14,620 --> 00:54:20,250 Eritis sicut Deus, scientes bonum et malum. 685 00:54:21,840 --> 00:54:31,760 Folg nur dem alten Spruch und meiner Muhme, der Schlange, Dir wird gewiß einmal bei deiner Gottähnlichkeit bange! 686 00:54:34,130 --> 00:54:35,600 Wohin soll es nun gehn? 687 00:54:35,840 --> 00:54:39,100 Wohin es dir gefällt. Wir sehn die kleine, dann die große Welt. 688 00:54:39,140 --> 00:54:42,840 Mit welcher Freude, welchem Nutzen Wirst du den Cursum durchschmarutzen! 689 00:54:42,880 --> 00:54:45,460 Es wird mir der Versuch nicht glücken; Ich wußte nie mich in die Welt zu schicken. 690 00:54:45,500 --> 00:54:47,980 Vor andern fühl ich mich so klein; Ich werde stets verlegen sein. 691 00:54:48,020 --> 00:54:52,800 Mein guter Freund, das wird sich alles geben; Sobald du dir vertraust, sobald weißt du zu leben. 692 00:54:52,840 --> 00:54:54,930 Wie kommen wir denn aus dem Haus? Wo hast du Pferde, Knecht und Wagen? 693 00:54:54,970 --> 00:54:58,600 Wir breiten nur den Mantel aus, Der soll uns durch die Lüfte tragen. 694 00:54:58,640 --> 00:55:03,730 Ein bißchen Feuerluft, die ich bereiten werde, Hebt uns behend von dieser Erde. 695 00:55:03,770 --> 00:55:10,320 Und sind wir leicht, so geht es schnell hinauf; Ich gratuliere dir zum neuen Lebenslauf! 696 00:55:14,790 --> 00:55:20,340 Will keiner trinken? keiner lachen? Ich will euch lehren Gesichter machen! 697 00:55:20,480 --> 00:55:24,370 Ihr seid ja heut wie nasses Stroh, Und brennt sonst immer lichterloh. 698 00:55:24,410 --> 00:55:30,300 Das liegt an dir; du bringst ja nichts herbei, Nicht eine Dummheit, keine Sauerei. 699 00:55:30,490 --> 00:55:32,160 Da hast du beides! 700 00:55:32,300 --> 00:55:33,600 Doppelt Schwein! 701 00:55:33,640 --> 00:55:36,130 Ihr wollt es ja, man soll es sein! 702 00:55:37,290 --> 00:55:40,740 Schwing dich auf, Frau Nachtigall, 703 00:55:40,780 --> 00:55:48,640 Grüß mir mein Liebchen, Grüß mir mein Liebchen, Grüß mir mein Liebchen, Grüß mir mein Liebchen zehntausendmal. 704 00:55:48,680 --> 00:55:50,540 Dem Liebchen keinen Gruß! ich will davon nichts hören! 705 00:55:50,580 --> 00:55:53,120 Dem Liebchen Gruß und Kuß! du wirst mir's nicht verwehren! 706 00:55:53,160 --> 00:55:57,280 Riegel auf! in stiller Nacht. Riegel auf! der Liebste wacht. 707 00:55:57,320 --> 00:56:00,690 Riegel zu! des Morgens früh. 708 00:56:00,730 --> 00:56:02,620 Ja, singe, singe nur und lob und rühme sie! 709 00:56:02,660 --> 00:56:05,820 Ich will zu meiner Zeit schon lachen. Sie hat mich angeführt, dir wird sie's auch so machen. 710 00:56:05,860 --> 00:56:09,120 Ich will von keinem Gruße wissen, Als ihr die Fenster eingeschmissen 711 00:56:09,210 --> 00:56:12,760 Ich muß dich nun vor allen Dingen In lustige Gesellschaft bringen, 712 00:56:12,800 --> 00:56:19,040 Damit du siehst, wie leicht sich's leben läßt. Dem Volke hier wird jeder Tag ein Fest. 713 00:56:19,180 --> 00:56:20,590 Die kommen eben von der Reise, 714 00:56:20,630 --> 00:56:23,780 Man sieht`s an ihrer wunderlichen Weise Sie sind nicht eine Stunde hier. 715 00:56:23,820 --> 00:56:28,430 Wahrhaftig, du hast recht! Mein Leipzig lob ich mir! Es ist ein klein Paris, und bildet seine Leute. 716 00:56:28,470 --> 00:56:31,570 - Für was siehst du die Fremden an? - Laß mich nur gehn! Bei einem vollen Glase 717 00:56:31,610 --> 00:56:35,210 Zieh ich, wie einen Kinderzahn, Den Burschen leicht die Würmer aus der Nase. 718 00:56:35,250 --> 00:56:38,640 Sie scheinen mir aus einem edlen Haus, Sie sehen stolz und unzufrieden aus. 719 00:56:38,700 --> 00:56:40,570 Marktschreier sind's gewiß, ich wette! 720 00:56:40,610 --> 00:56:41,520 Vielleicht. 721 00:56:41,560 --> 00:56:44,170 Gib acht, ich schraube sie! 722 00:56:44,260 --> 00:56:50,280 Den Teufel spürt das Völkchen nie, Und wenn er sie beim Kragen hätte. 723 00:56:51,940 --> 00:56:54,900 Seid uns gegrüßt, ihr Herrn! 724 00:57:00,400 --> 00:57:02,390 Viel Dank zum Gegengruß. 725 00:57:02,430 --> 00:57:08,310 Ist es erlaubt, uns auch zu euch zu setzen? Statt eines guten Trunks, den man nicht haben kann 726 00:57:08,350 --> 00:57:12,260 - Soll die Gesellschaft uns ergetzen. - Ihr scheint ein sehr verwöhnter Mann. 727 00:57:12,300 --> 00:57:15,980 Wenn ich nicht irrte, hörten wir Geübte Stimmen Chorus singen? 728 00:57:16,020 --> 00:57:20,530 Gewiß, Gesang muß trefflich hier Von dieser Wölbung widerklingen! 729 00:57:20,670 --> 00:57:27,220 - Seid Ihr wohrgar ein Virtuos? - O nein! die Kraft ist schwach, allein die Lust ist groß. 730 00:57:27,260 --> 00:57:28,160 Gebt uns ein Lied! 731 00:57:28,200 --> 00:57:30,730 - Wenn ihr begehrt, die Menge. - Nur auch ein nagelneues Stück! 732 00:57:30,770 --> 00:57:36,520 Wir kommen erst aus Spanien zurück, Dem schönen Land des Weins und der Gesänge. 733 00:57:42,100 --> 00:57:46,560 Es war einmal ein König, Der hatt einen großen Floh- 734 00:57:46,600 --> 00:57:50,580 Horcht! Einen Froh! Habt ihr das wohl gefaßt? Ein Floh ist mir ein saubrer Gast. 735 00:57:50,680 --> 00:57:55,550 Es war einmal ein König Der hatt einen großen Floh, 736 00:57:55,590 --> 00:58:00,430 Den liebt, er gar nicht wenig, Als wie seinen eignen Sohn. 737 00:58:00,470 --> 00:58:04,760 Da rief er seinen Schneider, Der Schneider kam heran: 738 00:58:04,800 --> 00:58:08,980 Da, miß dem Junker Kleider Und miß ihm Hosen an! 739 00:58:09,020 --> 00:58:12,740 Da, miß dem Junker Kleider Und miß ihm Hosen an! 740 00:58:13,080 --> 00:58:20,240 In Sammet und in Seide War er nun angetan 741 00:58:20,280 --> 00:58:27,610 Hatte Bänder auf dem Kleide, Hatt auch ein Kreuz daran 742 00:58:27,650 --> 00:58:34,260 Und war sogleich Minister, Und hatt einen großen Stern. 743 00:58:34,300 --> 00:58:37,880 Da wurden seine Geschwister Bei Hof auch große Herrn. 744 00:58:37,920 --> 00:58:41,630 Da wurden seine Geschwister Bei Hof auch große Herrn. 745 00:58:42,170 --> 00:58:46,870 Und Herrn und Fraun beim Hofe, Die waren sehr geplagt, 746 00:58:46,910 --> 00:58:51,580 Die Königin und die Zofe Gestochen und genagt, 747 00:58:51,620 --> 00:58:55,700 Und durften sie nicht knicken, Und weg sie jucken nicht. 748 00:58:55,740 --> 00:59:00,010 Wir knicken und ersticken Doch gleich, wenn einer sticht. 749 00:59:00,050 --> 00:59:03,370 Wir knicken und ersticken Doch gleich, wenn einer sticht. 750 00:59:03,610 --> 00:59:06,870 - Bravo! Bravo! Das war schön! - So soll es jedem Floh ergehn! 751 00:59:06,910 --> 00:59:08,440 Spitzt die Finger und packt sie fein! 752 00:59:08,480 --> 00:59:10,230 Es lebe die Freiheit! Es lebe der Wein! 753 00:59:10,270 --> 00:59:15,460 Ich tränke gern ein Glas, die Freiheit hoch zu ehren, Wenn eure Weine nur ein bißchen besser wären. 754 00:59:15,500 --> 00:59:17,220 Wir mögen das nicht wieder hören! 755 00:59:17,260 --> 00:59:19,160 Ich fürchte nur, der Wirt beschweret sich; 756 00:59:19,200 --> 00:59:23,420 Sonst gäb ich diesen werten Gästen Aus unserm Keller was zum besten. 757 00:59:23,460 --> 00:59:25,450 Nur immer her! ich nehm's auf mich. 758 00:59:25,590 --> 00:59:30,010 Schafft Ihr ein gutes Glas, so wollen wir Euch loben. Nur gebt nicht gar zu kleine Proben 759 00:59:30,050 --> 00:59:33,300 Denn wenn ich judizieren soll, Verlang ich auch das Maul recht voll. 760 00:59:33,380 --> 00:59:35,480 Nun sagt, was wünschet Ihr zu schmecken? 761 00:59:35,520 --> 00:59:37,320 Wie meint Ihr das? Habt Ihr so mancherlei? 762 00:59:37,360 --> 00:59:39,060 Ich stell es einem jeden frei. 763 00:59:39,100 --> 00:59:41,180 Aha! du fängst schon an, die Lippen abzulecken. 764 00:59:41,220 --> 00:59:47,910 Gut! wenn ich wählen soll, so will ich Rheinwein haben. Das Vaterland verleiht die allerbesten Gaben. 765 00:59:48,080 --> 00:59:50,500 Verschafft ein wenig Wachs, die Pfropfen gleich zu machen 766 00:59:50,540 --> 00:59:51,670 Ach, das sind Taschenspielersachen. 767 00:59:51,710 --> 00:59:52,670 Und Ihr? 768 00:59:52,710 --> 00:59:55,050 Ich will Champagner Wein Und recht moussierend soll er sein! 769 00:59:55,090 --> 00:59:58,090 Man kann nicht stets das Fremde meiden Das Gute liegt uns oft so fern. 770 00:59:58,130 --> 01:00:02,000 Ein echter deutscher Mann mag keinen Franzen leiden, Doch ihre Weine trinkt er gern. 771 01:00:02,080 --> 01:00:05,550 Ich muß gestehn, den sauern mag ich nicht, Gebt mir ein Glas vom echten süßen! 772 01:00:05,590 --> 01:00:08,460 Euch soll sogleich Tokayer fließen. 773 01:00:08,500 --> 01:00:11,540 Nein, Herren, seht mir ins Gesicht! Ich seh es ein, ihr habt uns nur zum besten. 774 01:00:11,580 --> 01:00:15,040 Ei! Ei! Mit solchen edlen Gästen Wär es ein bißchen viel gewagt. 775 01:00:15,080 --> 01:00:18,190 Geschwind! Nur grad heraus gesagt! Mit welchem Weine kann ich dienen? 776 01:00:18,230 --> 01:00:20,640 Mit jedem! Nur nicht lang gefragt. 777 01:00:21,660 --> 01:00:24,380 Trauben trägt der Weinstock! Hörner der Ziegenbock; 778 01:00:24,420 --> 01:00:31,510 Der Wein ist saftig, Holz die Reben, Der hölzerne Tisch kann Wein auch geben. 779 01:00:31,550 --> 01:00:38,070 Ein tiefer Blick in die Natur! Hier ist ein Wunder, glaubet nur! 780 01:00:38,210 --> 01:00:40,600 Nun zieht die Pfropfen und genießt! 781 01:00:45,440 --> 01:00:50,920 - O schöner Brunnen, der uns fließt! - Nur hütet euch, daß ihr mir nichts vergießt! 782 01:00:52,420 --> 01:01:09,490 Uns ist ganz kannibalisch wohl, Als wie fünfhundert Säuen! 783 01:01:10,230 --> 01:01:14,140 - Das Volk ist frei, seht an, wie wohl's ihm geht! - Ich hätte Lust, nun abzufahren. 784 01:01:14,180 --> 01:01:18,530 Gib nur erst acht, die Bestialität Wird sich gar herrlich offenbaren. 785 01:01:19,070 --> 01:01:26,280 - Helft! Feuer! helft! Die Hölle brennt! - Sei ruhig, freundlich Element! 786 01:01:26,920 --> 01:01:29,780 Für diesmal war es nur ein Tropfen Fegefeuer. 787 01:01:29,820 --> 01:01:35,340 Was soll das sein? Wart! Ihr bezahlt es teuer! Es scheinet, daß Ihr uns nicht kennt. 788 01:01:35,380 --> 01:01:36,780 Still, altes Weinfaß! 789 01:01:36,820 --> 01:01:40,030 Besenstiel! Du willst uns gar noch grob begegnen? 790 01:01:40,070 --> 01:01:41,700 Wart nur, es sollen Schläge regnen! 791 01:01:41,740 --> 01:01:43,350 Ich brenne! ich brenne! 792 01:01:43,390 --> 01:01:48,290 Zauberei! Stoßt zu! der Kerl ist vogelfrei! 793 01:01:51,930 --> 01:01:54,730 Falsch Gebild und Wort Verändern Sinn und Ort! 794 01:01:54,770 --> 01:01:56,700 Seid hier und dort! 795 01:02:07,490 --> 01:02:10,420 Wo bin ich? Welches schöne Land! 796 01:02:10,460 --> 01:02:13,220 Weinberge! Seh ich recht? 797 01:02:13,260 --> 01:02:16,390 Und Trauben gleich zur Hand! 798 01:02:16,430 --> 01:02:23,590 Hier unter diesem grünen Laube, Seht, welch ein Stock! Seht, welche Traube! 799 01:02:23,730 --> 01:02:26,320 Irrtum, laß los der Augen Band! 800 01:02:28,600 --> 01:02:31,950 Und merkt euch, wie der Teufel spaße. 801 01:02:34,120 --> 01:02:35,460 Was gibt’s? 802 01:02:35,630 --> 01:02:36,580 Wie? 803 01:02:36,620 --> 01:02:38,190 War das deine Nase? 804 01:02:38,230 --> 01:02:40,410 Und deine hab ich in der Hand! 805 01:02:40,750 --> 01:02:44,100 Mir deuchte doch, als tränk ich Wein. 806 01:02:44,240 --> 01:02:47,700 Betrug war alles, Lug und Schein. 807 01:02:47,740 --> 01:02:51,340 Aber wie war es mit den Trauben? 808 01:02:51,380 --> 01:02:54,980 Nun sag mir eins, man soll kein Wunder glauben! 809 01:02:56,530 --> 01:03:03,320 Mir widersteht das tolle Zauberwesen! Versprichst du mir, ich soll genesen In diesem Wust von Raserei? 810 01:03:03,460 --> 01:03:09,000 Verlang ich Rat von einem alten Weibe? Und schafft die Sudelköcherei Wohl dreißig Jahre mir vom Leibe? 811 01:03:09,040 --> 01:03:14,720 Sieh, welch ein zierliches Geschlecht! Das ist die Magd! das ist der Knecht! 812 01:03:14,860 --> 01:03:17,570 Es scheint, die Frau ist nicht zu Hause? 813 01:03:17,610 --> 01:03:18,270 Beim Schmause, 814 01:03:18,310 --> 01:03:20,720 - Aus dem Haus - Zum Schornstein hinaus! 815 01:03:20,760 --> 01:03:23,860 Wie lange pflegt sie wohl zu schwärmen? 816 01:03:23,900 --> 01:03:26,280 So lange wir uns die Pfoten wärmen. 817 01:03:26,320 --> 01:03:28,690 Wie findest du die zarten Tiere? 818 01:03:28,730 --> 01:03:30,740 So abgeschmackt, als ich nur jemand sah! 819 01:03:32,070 --> 01:03:39,070 Nein, ein Discours wie dieser da Ist grade der, den ich am liebsten führe! 820 01:03:40,510 --> 01:03:42,000 Das ist die Welt; 821 01:03:42,140 --> 01:03:43,460 Sie steigt und fällt 822 01:03:43,700 --> 01:03:45,560 Und rollt beständig; 823 01:03:46,720 --> 01:03:48,120 Sie klingt wie Glas - 824 01:03:48,380 --> 01:03:50,640 - Wie bald bricht das! - Ist hohl inwendig. 825 01:03:50,680 --> 01:03:53,810 - Hier glänzt sie sehr, - Und hier noch mehr: - "Ich bin lebendig!" 826 01:03:53,850 --> 01:03:55,930 - Mein lieber Sohn, Halt dich davon! - Du mußt sterben! 827 01:03:55,960 --> 01:03:58,420 Sie ist von Ton Es gibt Scherben 828 01:03:58,960 --> 01:04:02,310 Was seh ich? Welch ein himmlisch Bild Zeigt sich in diesem Zauberspiegel! 829 01:04:02,390 --> 01:04:05,640 O Liebe, leihe mir den schnellsten deiner Flügel, Und führe mich in ihr Gefild! 830 01:04:05,680 --> 01:04:08,740 Ist's möglich, ist das Weib so schön? So etwas findet sich auf Erden? 831 01:04:08,780 --> 01:04:12,620 Natürlich, wenn ein Gott sich erst sechs Tage plagt, 832 01:04:12,660 --> 01:04:17,800 Und selbst am Ende Bravo sagt, Da muß es was Gescheites werden. 833 01:04:18,870 --> 01:04:21,060 Au! Au! Au! Au! Verdammtes Tier! verfluchte Sau! 834 01:04:21,100 --> 01:04:25,390 Versäumst den Kessel, versengst die Frau! Verfluchtes Tier! 835 01:04:25,430 --> 01:04:26,790 Was ist das hier? 836 01:04:26,830 --> 01:04:29,060 Wer seid ihr hier? Was wollt ihr da? Wer schlich sich ein? 837 01:04:29,100 --> 01:04:31,600 Die Feuerpein Euch ins Gebein! 838 01:04:31,640 --> 01:04:34,460 Hast du vorm roten Wams nicht mehr Respekt? 839 01:04:34,500 --> 01:04:39,220 Kannst du die Hahnenfeder nicht erkennen? Hab ich dies Angesicht versteckt? 840 01:04:39,260 --> 01:04:40,980 Soll ich mich etwa selber nennen? 841 01:04:41,020 --> 01:04:45,780 Sinn und Verstand verlier ich schier, Seh ich den Junker Satan wieder hier! 842 01:04:45,820 --> 01:04:47,620 Den Namen, Weib, verbitt ich mir! 843 01:04:47,660 --> 01:04:49,330 Warum? Was hat er Euch getan? 844 01:04:49,370 --> 01:04:53,300 Er ist schon lang ins Fabelbuch geschrieben; Allein die Menschen sind nichts besser dran, 845 01:04:53,340 --> 01:04:56,910 Den Bösen sind sie los, die Bösen sind geblieben. 846 01:04:56,950 --> 01:05:00,380 Du nennst mich Herr Baron, so ist die Sache gut; 847 01:05:00,420 --> 01:05:03,260 Ich bin ein Kavalier, wie andre Kavaliere. 848 01:05:03,870 --> 01:05:07,590 Ha! Ha! Das ist in Eurer Art! Ihr seid ein Schelm, wie Ihr nur immer wart! 849 01:05:07,630 --> 01:05:12,120 Mein Freund, das lerne wohl verstehn! Dies ist die Art, mit Hexen umzugehn. 850 01:05:12,160 --> 01:05:14,370 Nun sagt, ihr Herren, was ihr schafft. 851 01:05:14,410 --> 01:05:19,890 Ein gutes Glas von dem bekannten Saft! Doch muß ich Euch ums ältste bitten; Die Jahre doppeln seine Kraft. 852 01:05:19,930 --> 01:05:24,750 Gar gern! Hier hab ich eine Flasche, Aus der ich selbst zuweilen nasche, Die auch nicht mehr im mindsten stinkt; 853 01:05:24,790 --> 01:05:28,270 Ich will euch gern ein Gläschen geben. Doch wenn es dieser Mann unvorbereitet trinkt 854 01:05:28,310 --> 01:05:29,940 So kann er, wißt Ihr wohl, nicht eine Stunde leben. 855 01:05:29,980 --> 01:05:34,150 Es ist ein guter Freund, dem es gedeihen soll; Ich gönn ihm gern das Beste deiner Küche. 856 01:05:34,190 --> 01:05:38,820 Zieh deinen Kreis, sprich deine Sprüche, Und gib ihm eine Tasse voll! 857 01:06:00,050 --> 01:06:03,580 Nein, sage mir, was soll das werden? Das tolle Zeug, die rasenden Gebärden, 858 01:06:03,620 --> 01:06:07,010 Der abgeschmackteste Betrug, Sind mir bekannt, verhaßt genug. 859 01:06:07,050 --> 01:06:09,160 Ei Possen! Das ist nur zum Lachen; 860 01:06:09,200 --> 01:06:13,740 Sei nur nicht ein so strenger Mann! Sie muß als Arzt ein Hokuspokus machen, 861 01:06:13,780 --> 01:06:15,560 Damit der Saft dir wohl gedeihen kann. 862 01:06:15,600 --> 01:06:18,440 Du mußt verstehn! Aus Eins mach Zehn, 863 01:06:18,480 --> 01:06:21,140 Und Zwei laß gehn, Und Drei mach gleich, So bist du reich. 864 01:06:21,180 --> 01:06:23,110 Verlier die Vier! Aus Fünf und Sechs, 865 01:06:23,130 --> 01:06:25,070 So sagt die Hex, Mach Sieben und Acht, So ist's vollbracht: 866 01:06:25,110 --> 01:06:28,380 Und Neun ist Eins, Und Zehn ist keins. 867 01:06:28,420 --> 01:06:31,070 Das ist das Hexen-Einmaleins! 868 01:06:31,110 --> 01:06:32,980 Mich dünkt, die Alte spricht im Fieber. 869 01:06:33,020 --> 01:06:34,820 Das ist noch lange nicht vorüber, 870 01:06:34,860 --> 01:06:41,890 Gewöhnlich glaubt der Mensch, wenn er nur Worte hört, Es müsse sich dabei doch auch was denken lassen. 871 01:06:43,710 --> 01:06:48,310 Die hohe Kraft Der Wissenschaft, Der ganzen Welt verborgen! 872 01:06:48,350 --> 01:06:54,200 Und wer nicht denkt, Dem wird sie geschenkt, Er hat sie ohne Sorgen. 873 01:06:54,600 --> 01:06:57,720 Nur frisch hinunter! Immer zu! Es wird dir gleich das Herz erfreuen. 874 01:06:57,760 --> 01:07:01,260 Bist mit dem Teufel du und du, Und willst dich vor der Flamme scheuen? 875 01:07:01,590 --> 01:07:04,920 - Nun frisch hinaus! Du darfst nicht ruhn. - Mög Euch das Schlückchen wohl behagen! 876 01:07:04,960 --> 01:07:08,880 Und kann ich dir was zu Gefallen tun, So darfst du mir's nur auf Walpurgis sagen. 877 01:07:08,920 --> 01:07:11,690 Laß mich nur schnell noch in den Spiegel schauen! Das Frauenbild war gar zu schön! 878 01:07:11,730 --> 01:07:15,980 Nein! Nein! Du sollst das Muster aller Frauen Nun bald leibhaftig vor dir sehn. 879 01:07:16,020 --> 01:07:21,220 Du siehst, mit diesem Trank im Leibe, Bald Helen in jedem Weibe. 880 01:07:36,230 --> 01:07:40,330 Mein schönes Fräulein, darf ich wagen, Meinen Arm und Geleit Ihr anzutragen? 881 01:07:40,670 --> 01:07:45,760 Bin weder Fräulein, weder schön, Kann ungeleitet nach Hause gehn. 882 01:07:47,350 --> 01:07:51,000 Beim Himmel, dieses Kind ist schön! So etwas hab ich nie gesehn. 883 01:07:51,140 --> 01:07:54,710 Sie ist so sitt- und tugendreich, Und etwas schnippisch doch zugleich. 884 01:07:54,810 --> 01:07:58,260 Der Lippe Rot, der Wange Licht, Die Tage der Welt vergeß ich's nicht! 885 01:07:58,300 --> 01:08:01,390 Wie sie die Augen niederschlägt, Hat tief sich in mein Herz geprägt; 886 01:08:01,430 --> 01:08:05,470 Wie sie kurz angebunden war, Das ist nun zum Entzücken gar! 887 01:08:06,710 --> 01:08:08,590 Hör, du mußt mir die Dirne schaffen! 888 01:08:08,630 --> 01:08:10,890 - Nun, welche? - Sie ging just vorbei. 889 01:08:10,930 --> 01:08:14,730 Da die? Sie kam von ihrem Pfaffen, Der sprach sie aller Sünden frei 890 01:08:14,770 --> 01:08:16,390 Ich schlich mich hart am Stuhl vorbei, 891 01:08:16,430 --> 01:08:20,490 Sie ist ein gar unschuldig Ding, Das eben für nichts zur Beichte ging; 892 01:08:20,530 --> 01:08:22,990 Über die hab ich keine Gewalt! 893 01:08:23,030 --> 01:08:24,410 Ist über vierzehn Jahr doch alt. 894 01:08:24,450 --> 01:08:28,530 Du sprichst ja wie Hans Liederlich, Der begehrt jede liebe Blum für sich, 895 01:08:28,570 --> 01:08:31,570 Und dünkelt ihm, es wär kein Ehr Und Gunst, die nicht zu pflücken wär; 896 01:08:31,610 --> 01:08:32,810 Geht aber doch nicht immer an. 897 01:08:32,850 --> 01:08:35,220 Mein Herr Magister Lobesan, Laß Er mich mit dem Gesetz in Frieden! 898 01:08:35,250 --> 01:08:37,540 Und das sag ich Ihm kurz und gut: Wenn nicht das süße junge Blut 899 01:08:37,570 --> 01:08:39,610 Heut Nacht in meinen Armen ruht, So sind wir um Mitternacht geschieden. 900 01:08:39,650 --> 01:08:41,200 Bedenkt, was gehn und stehen mag! 901 01:08:41,240 --> 01:08:45,140 Ich brauche wenigstens vierzehn Tag, Nur die Gelegenheit auszuspüren. 902 01:08:45,180 --> 01:08:48,950 Hätt ich nur sieben Stunden Ruh, Brauchte den Teufel nicht dazu So ein Geschöpfchen zu verführen. 903 01:08:48,990 --> 01:08:54,320 Ihr sprecht schon fast wie ein Franzos; Doch bitt ich, laßt's Euch nicht verdrießen: 904 01:08:54,360 --> 01:08:58,030 Was hilft's, nur grade zu genießen? Die Freud ist lange nicht so groß, 905 01:08:58,070 --> 01:09:01,580 Als wenn Ihr erst herauf, herum Durch allerlei Brimborium, 906 01:09:01,620 --> 01:09:05,900 Das Püppchen geknetet und zugericht't Wie's lehret manche welsche Geschicht. 907 01:09:05,940 --> 01:09:08,910 - Hab Appetit auch ohne das. - Jetzt ohne Schimpf und ohne Spaß: 908 01:09:08,950 --> 01:09:12,660 Ich sag Euch, mit dem schönen Kind Geht's ein für allemal nicht geschwind. 909 01:09:12,700 --> 01:09:16,980 Mit Sturm ist da nichts einzunehmen; Wir müssen uns zur List bequemen. 910 01:09:17,020 --> 01:09:19,270 Schaff mir etwas vom Engelsschatz! Führ mich an ihren Ruheplatz! 911 01:09:19,310 --> 01:09:21,920 Schaff mir ein Halstuch von ihrer Brust, Ein Strumpfband meiner Liebeslust! 912 01:09:21,960 --> 01:09:25,930 Damit Ihr seht, daß ich Eurer Pein Will förderlich und dienstlich sein' 913 01:09:25,970 --> 01:09:30,170 Wollen wir keinen Augenblick verlieren, Will Euch noch heut in ihr Zimmer führen. 914 01:09:30,210 --> 01:09:31,260 Und soll sie sehn? sie haben? 915 01:09:31,300 --> 01:09:34,940 Nein! Sie wird bei einer Nachbarin sein. 916 01:09:34,980 --> 01:09:42,510 Indessen könnt Ihr ganz allein An aller Hoffnung künft'ger Freuden In ihrem Dunstkreis satt Euch weiden. 917 01:09:42,550 --> 01:09:45,510 - Können wir hin? - Es ist noch zu früh. 918 01:09:45,550 --> 01:09:47,140 Sorg du mir für ein Geschenk für sie! 919 01:09:47,180 --> 01:09:53,010 Gleich schenken? Das ist brav! Da wird er reüssieren! Ich kenne manchen schönen Platz 920 01:09:53,050 --> 01:09:58,580 Und manchen altvergrabnen Schatz; Ich muß ein bißchen revidieren. 921 01:10:01,530 --> 01:10:06,000 Ich gäb was drum, wenn ich nur wüßt, Wer heut der Herr gewesen ist! 922 01:10:06,930 --> 01:10:10,470 Er sah gewiß recht wacker aus Und ist aus einem edlen Haus; 923 01:10:10,510 --> 01:10:13,490 Das konnt ich ihm an der Stirne lesen- 924 01:10:14,660 --> 01:10:17,250 Er wär auch sonst nicht so keck gewesen. 925 01:10:22,020 --> 01:10:24,810 Herein, ganz leise, nur herein! 926 01:10:24,850 --> 01:10:28,500 - Ich bitte dich, laß mich allein! - Nicht jedes Mädchen hält so rein. 927 01:10:32,430 --> 01:10:38,030 Willkommen, süßer Dämmerschein, Der du dies Heiligtum durchwebst! 928 01:10:38,160 --> 01:10:43,330 Ergreif mein Herz, du süße Liebespein, Die du vom Tau der Hoffnung schmachtend lebst! 929 01:10:43,640 --> 01:10:48,570 Wie atmet rings Gefühl der Stille, Der Ordnung, der Zufriedenheit! 930 01:10:48,610 --> 01:10:54,950 In dieser Armut welche Fülle! In diesem Kerker welche Seligkeit! 931 01:10:55,450 --> 01:10:56,740 Und hier! 932 01:10:56,980 --> 01:11:01,210 Was faßt mich für ein Wonnegraus! Hier möcht ich volle Stunden säumen. 933 01:11:01,350 --> 01:11:05,610 Natur, hier bildetest in leichten Träumen Den eingebornen Engel aus! 934 01:11:06,100 --> 01:11:10,020 Hier lag das Kind! mit warmem Leben Den zarten Busen angefüllt, 935 01:11:10,160 --> 01:11:14,700 Und hier mit heilig reinem Weben Entwirkte sich das Götterbild! 936 01:11:15,720 --> 01:11:22,580 Und du! Was hat dich hergeführt? Wie innig fühl ich mich gerührt! 937 01:11:22,620 --> 01:11:29,950 Was willst du hier? Was wird das Herz dir schwer? Armsel'ger Faust! ich kenne dich nicht mehr. 938 01:11:30,040 --> 01:11:34,410 Umgibt mich hier ein Zauberduft? Mich drang's, so grade zu genießen, 939 01:11:34,450 --> 01:11:42,570 Und fühle mich in Liebestraum zerfließen! Sind wir ein Spiel von jedem Druck der Luft? 940 01:11:42,780 --> 01:11:46,440 Und träte sie den Augenblick herein, Wie würdest du für deinen Frevel büßen! 941 01:11:46,480 --> 01:11:50,300 Der große Hans, ach wie so klein! Läg, hingeschmolzen, ihr zu Füßen. 942 01:11:50,640 --> 01:11:53,450 - Geschwind! ich seh sie unten kommen. - Fort! Fort! Ich kehre nimmermehr! 943 01:11:53,490 --> 01:11:56,800 Hier ist ein Kästchen leidlich schwer, Ich hab's wo anders hergenommen. 944 01:11:56,840 --> 01:12:00,710 Stellt's hier nur immer in den Schrein, Ich schwör Euch, ihr vergehn die Sinnen; 945 01:12:00,750 --> 01:12:06,720 Ich tat Euch Sächelchen hinein, Um eine andre zu gewinnen. Zwar Kind ist Kind, und Spiel ist Spiel. 946 01:12:06,760 --> 01:12:09,360 - Ich weiß nicht, soll ich? - Fragt Ihr viel? 947 01:12:09,400 --> 01:12:12,840 Meint Ihr vielleicht den Schatz zu wahren? Dann rat ich Eurer Lüsternheit, 948 01:12:12,880 --> 01:12:18,880 Die liebe schöne Tageszeit Und mir die weitre Müh zu sparen. Ich hoff nicht, daß Ihr geizig seid! 949 01:12:19,320 --> 01:12:23,720 Ich kratz den Kopf, reib an den Händen- Nur fort! geschwind! 950 01:12:23,760 --> 01:12:27,010 Um Euch das süße junge Kind Nach Herzens Wunsch und Will zu wenden; 951 01:12:27,050 --> 01:12:28,150 Nur fort! 952 01:12:33,130 --> 01:12:36,230 Es ist so schwül, so dumpfig hie 953 01:12:36,560 --> 01:12:38,980 Und ist doch eben so warm nicht drauß. 954 01:12:41,510 --> 01:12:48,320 Es wird mir so, ich weiß nicht wie- Ich wollt, die Mutter käm nach Haus. 955 01:12:49,220 --> 01:12:52,930 Es war ein König in Thule 956 01:12:53,370 --> 01:12:56,890 Gar treu bis an das Grab, 957 01:12:57,330 --> 01:13:04,480 Dem sterbend seine Buhle Einen goldnen Becher gab. 958 01:13:05,010 --> 01:13:08,590 Und als er kam zu sterben, 959 01:13:09,020 --> 01:13:16,740 Zählt er seine Städt und Reich, Gönnt alles seinem Erben, 960 01:13:16,870 --> 01:13:20,430 Den Becher nicht zugleich. 961 01:13:20,660 --> 01:13:27,910 Er saß beim Königsmahle, Die Ritter um ihn her, 962 01:13:28,060 --> 01:13:35,310 Auf hohem Vätersaale, Dort auf dem Schloß am Meer. 963 01:13:35,350 --> 01:13:42,750 Dort stand der alte Zecher, Trank letzte Lebensglut 964 01:13:42,790 --> 01:13:50,250 Und warf den heiligen Becher Hinunter in die Flut. 965 01:13:50,470 --> 01:13:58,070 Er sah ihn stürzen, trinken Und sinken tief ins Meer, 966 01:13:58,230 --> 01:14:02,410 Die Augen täten ihm sinken, 967 01:14:02,450 --> 01:14:06,850 Trank nie einen Tropfen mehr. 968 01:14:09,390 --> 01:14:12,110 Wie kommt das schöne Kästchen hier herein? 969 01:14:12,750 --> 01:14:19,160 Ich schloß doch ganz gewiß den Schrein. Es ist doch wunderbar! Was mag wohl drinne sein? 970 01:14:19,540 --> 01:14:23,240 Vielleicht bracht's jemand als ein Pfand, Und meine Mutter lieh darauf. 971 01:14:23,520 --> 01:14:25,820 Da hängt ein Schlüsselchen am Band 972 01:14:26,230 --> 01:14:28,340 Ich denke wohl, ich mach es auf! 973 01:14:32,780 --> 01:14:38,470 Was ist das? Gott im Himmel! Schau, So was hab ich mein Tage nicht gesehn! 974 01:14:39,280 --> 01:14:44,950 Ein Schmuck! Mit dem könnt eine Edelfrau Am höchsten Feiertage gehn. 975 01:14:45,360 --> 01:14:47,720 Wie sollte mir die Kette stehn? 976 01:14:48,270 --> 01:14:50,340 Wem mag die Herrlichkeit gehören? 977 01:14:51,140 --> 01:14:53,850 Wenn nur die Ohrring meine wären! 978 01:14:56,510 --> 01:14:59,050 Man sieht doch gleich ganz anders drein. 979 01:14:59,430 --> 01:15:05,350 Was hilft euch Schönheit, junges Blut? Das ist wohl alles schön und gut, Allein man läßt's auch alles sein; 980 01:15:05,490 --> 01:15:08,790 Man lobt euch halb mit Erbarmen. 981 01:15:10,140 --> 01:15:11,820 Nach Golde drängt, 982 01:15:11,860 --> 01:15:16,670 Am Golde hängt Doch alles. Ach wir Armen! 983 01:15:16,810 --> 01:15:22,850 Bei aller verschmähten Liebe! Beim höllischen Elemente! Ich wollt, ich wüßte was Ärgers, daß ich's fluchen könnte 984 01:15:22,890 --> 01:15:25,440 Was hast? was kneipt dich denn so sehr? So kein Gesicht sah ich in meinem Leben! 985 01:15:25,480 --> 01:15:29,400 Ich möcht mich gleich dem Teufel übergeben, Wenn ich nur selbst kein Teufel wär! 986 01:15:29,440 --> 01:15:32,310 Hat sich dir was im Kopf verschoben? Dich kleidet's wie ein Rasender zu toben! 987 01:15:32,350 --> 01:15:37,420 Denkt nur, den Schmuck, für Gretchen angeschafft, Den hat ein Pfaff hinweggerafft! 988 01:15:37,460 --> 01:15:40,940 Die Mutter kriegt das Ding zu schauen Gleich fängt's ihr heimlich an zu grauen, 989 01:15:40,980 --> 01:15:45,240 Die Frau hat gar einen feinen Geruch, Schnuffelt immer im Gebetbuch 990 01:15:45,280 --> 01:15:48,910 Und riecht's einem jeden Möbel an, Ob das Ding heilig ist oder profan; 991 01:15:48,950 --> 01:15:52,630 Die Mutter ließ einen Pfaffen kommen; Der hatte kaum den Spaß vernommen, 992 01:15:52,670 --> 01:15:58,550 Ließ sich den Anblick wohl behagen. Er sprach: "So ist man recht gesinnt! 993 01:15:58,590 --> 01:16:03,830 Wer überwindet, der gewinnt. Die Kirche hat einen guten Magen, 994 01:16:03,870 --> 01:16:09,040 Hat ganze Länder aufgefressen Und doch noch nie sich übergessen; 995 01:16:09,080 --> 01:16:12,300 Die Kirch allein, meine lieben Frauen, Kann ungerechtes Gut verdauen." 996 01:16:12,340 --> 01:16:14,000 Das ist ein allgemeiner Brauch, Ein Jud und König kann es auch. 997 01:16:14,040 --> 01:16:17,290 Strich drauf ein Spange, Kett und Ring', Als wären's eben Pfifferling', 998 01:16:17,330 --> 01:16:20,670 Dankt' nicht weniger und nicht mehr, Als ob's ein Korb voll Nüsse wär, 999 01:16:20,710 --> 01:16:24,870 Versprach ihnen allen himmlischen Lohn- Und sie waren sehr erbaut davon. 1000 01:16:24,910 --> 01:16:25,720 Und Gretchen? 1001 01:16:25,760 --> 01:16:28,760 Sitzt nun unruhvoll, Weiß weder, was sie will noch soll, 1002 01:16:28,800 --> 01:16:32,340 Denkt ans Geschmeide Tag und Nacht, Noch mehr an den, der's ihr gebracht. 1003 01:16:32,380 --> 01:16:33,450 Des Liebchens Kummer tut mir leid. 1004 01:16:33,490 --> 01:16:35,280 Schaff du ihr gleich ein neu Geschmeid! Am ersten war ja so nicht viel. 1005 01:16:35,320 --> 01:16:36,790 O ja, dem Herrn ist alles Kinderspiel! 1006 01:16:36,830 --> 01:16:39,580 Und mach, und richt's nach meinem Sinn, Häng dich an ihre Nachbarin! 1007 01:16:39,620 --> 01:16:42,620 Sei, Teufel, doch nur nicht wie Brei, Und schaff einen neuen Schmuck herbei! 1008 01:16:42,660 --> 01:16:48,130 Ja, gnäd'ger Herr, von Herzen gerne. So ein verliebter Tor verpufft 1009 01:16:48,170 --> 01:16:53,510 Euch Sonne, Mond und alle Sterne Zum Zeitvertreib dem Liebchen in die Luft. 1010 01:16:53,780 --> 01:16:58,870 Gott verzeih's meinem lieben Mann, Er hat an mir nicht wohl getan! 1011 01:16:59,020 --> 01:17:03,560 Geht da stracks in die Welt hinein Und läßt mich auf dem Stroh allein. 1012 01:17:03,890 --> 01:17:10,330 Tät ihn doch wahrlich nicht betrüben, Tät ihn, weiß Gott, recht herzlich lieben. 1013 01:17:10,740 --> 01:17:15,640 Vielleicht ist er gar tot!- O Pein!- 1014 01:17:15,680 --> 01:17:18,030 Hätt ich nur einen Totenschein! 1015 01:17:18,070 --> 01:17:19,030 Frau Marthe! 1016 01:17:19,070 --> 01:17:20,910 Gretelchen, was soll's? 1017 01:17:20,950 --> 01:17:22,610 Fast sinken mir die Kniee nieder! 1018 01:17:22,650 --> 01:17:26,440 Da find ich so ein Kästchen wieder In meinem Schrein, von Ebenholz, 1019 01:17:26,480 --> 01:17:30,090 Und Sachen herrlich ganz und gar, Weit reicher, als das erste war. 1020 01:17:30,130 --> 01:17:33,500 Das muß Sie nicht der Mutter sagen; Tät's wieder gleich zur Beichte tragen. 1021 01:17:33,540 --> 01:17:36,240 Ach seh Sie nur! ach schau Sie nur! 1022 01:17:36,280 --> 01:17:39,370 O du glücksel'ge Kreatur! 1023 01:17:39,510 --> 01:17:42,400 Darf mich, leider, nicht auf der Gassen Noch in der Kirche mit sehen lassen. 1024 01:17:42,440 --> 01:17:47,120 Komm du nur oft zu mir herüber, Und leg den Schmuck hier heimlich an; 1025 01:17:47,160 --> 01:17:52,250 Spazier ein Stündchen lang dem Spiegelglas vorüber, Wir haben unsre Freude dran; 1026 01:17:52,290 --> 01:17:57,650 Und dann gibt's einen Anlaß, gibt's ein Fest, Wo man's so nach und nach den Leuten sehen läßt. 1027 01:17:57,790 --> 01:18:06,510 Ein Kettchen erst, die Perle dann ins Ohr; Die Mutter sieht's wohl nicht, man macht ihr auch was vor 1028 01:18:06,550 --> 01:18:10,880 Wer konnte nur die beiden Kästchen bringen? Es geht nicht zu mit rechten Dingen! 1029 01:18:11,120 --> 01:18:13,420 Ach Gott! mag das meine Mutter sein? 1030 01:18:14,390 --> 01:18:16,770 Es ist ein fremder Herr 1031 01:18:16,810 --> 01:18:18,220 Herein! 1032 01:18:18,660 --> 01:18:22,640 Bin so frei, grad hereinzutreten, Muß bei den Frauen Verzeihn erbeten. 1033 01:18:22,680 --> 01:18:25,380 Wollte nach Frau Marthe Schwerdtlein fragen! 1034 01:18:25,420 --> 01:18:29,260 Ich bin's, was hat der Herr zu sagen? 1035 01:18:29,300 --> 01:18:34,120 Ich kenne Sie jetzt, mir ist das genug; Sie hat da gar vornehmen Besuch. 1036 01:18:34,160 --> 01:18:37,990 Verzeiht die Freiheit, die ich genommen, Will Nachmittage wiederkommen. 1037 01:18:38,030 --> 01:18:43,290 Denk, Kind, um alles in der Welt! Der Herr dich für ein Fräulein hält. 1038 01:18:43,430 --> 01:18:47,550 Ich bin ein armes junges Blut; Ach Gott! der Herr ist gar zu gut: 1039 01:18:47,590 --> 01:18:49,660 Schmuck und Geschmeide sind nicht mein. 1040 01:18:49,700 --> 01:18:52,580 Ach, es ist nicht der Schmuck allein; 1041 01:18:52,620 --> 01:18:57,510 Sie hat ein Wesen, einen Blick so scharf! 1042 01:18:58,770 --> 01:19:01,540 Wie freut mich's, daß ich bleiben darf. 1043 01:19:01,580 --> 01:19:05,920 - Was bringt Er denn? Verlange sehr- - Ich wollt, ich hätt eine frohere Mär!- 1044 01:19:05,960 --> 01:19:10,730 Ich hoffe, Sie läßt mich's drum nicht büßen: Ihr Mann ist tot und läßt Sie grüßen. 1045 01:19:10,770 --> 01:19:17,120 Ist tot? das treue Herz! O weh! Mein Mann ist tot! Ach ich vergeh! 1046 01:19:17,160 --> 01:19:21,390 - Ach! liebe Frau, verzweifelt nicht! - So hört die traurige Geschicht! 1047 01:19:21,430 --> 01:19:25,950 Ich möchte drum mein' Tag' nicht lieben, Würde mich Verlust zu Tode betrüben. 1048 01:19:26,050 --> 01:19:29,040 Freud muß Leid, Leid muß Freude haben. 1049 01:19:29,080 --> 01:19:31,140 Erzählt mir seines Lebens Schluß! 1050 01:19:31,180 --> 01:19:34,430 Er liegt in Padua begraben Beim heiligen Antonius 1051 01:19:34,520 --> 01:19:38,370 An einer wohlgeweihten Stätte Zum ewig kühlen Ruhebette. 1052 01:19:38,410 --> 01:19:43,670 - Habt Ihr sonst nichts an mich zu bringen? - Ja, eine Bitte, groß und schwer: 1053 01:19:43,710 --> 01:19:51,700 Laß Sie doch ja für ihn dreihundert Messen singen! Im übrigen sind meine Taschen leer. 1054 01:19:51,740 --> 01:19:55,030 Was! nicht ein Schaustück? kein Geschmeid? 1055 01:19:55,070 --> 01:19:58,510 Was jeder Handwerksbursch im Grund des Säckels spart, Zum Angedenken aufbewahrt, 1056 01:19:58,550 --> 01:19:59,820 Und lieber hungert, lieber bettelt! 1057 01:19:59,860 --> 01:20:04,430 Madam, es tut mir herzlich leid; Allein er hat sein Geld wahrhaftig nicht verzettelt. 1058 01:20:04,470 --> 01:20:10,150 Auch er bereute seine Fehler sehr, Ja, und bejammerte sein Unglück noch viel mehr. 1059 01:20:10,240 --> 01:20:13,180 Ach! daß die Menschen so unglücklich sind! 1060 01:20:13,320 --> 01:20:15,650 Gewiß, ich will für ihn manch Requiem noch beten. 1061 01:20:15,690 --> 01:20:20,270 Ihr wäret wert, gleich in die Eh zu treten: Ihr seid ein liebenswürdig Kind. 1062 01:20:20,310 --> 01:20:25,690 - Ach nein, das geht jetzt noch nicht an. - Ist's nicht ein Mann, sei's derweil ein Galan. 1063 01:20:25,730 --> 01:20:30,590 's ist eine der größten Himmelsgaben, So ein lieb Ding im Arm zu haben. 1064 01:20:30,630 --> 01:20:32,120 Das ist des Landes nicht der Brauch. 1065 01:20:32,160 --> 01:20:34,300 Brauch oder nicht! Das gibt sich auch. 1066 01:20:34,380 --> 01:20:35,920 Erzählt mir doch! 1067 01:20:35,960 --> 01:20:41,370 Ich stand an seinem Sterbebette, Es war was besser als von Mist Von halbgefaultem Stroh; 1068 01:20:41,410 --> 01:20:46,120 allein er starb als Christ Und fand, daß er weit mehr noch auf der Zeche hätte. 1069 01:20:46,160 --> 01:20:52,000 "Wie", rief er, "muß ich mich von Grund aus hassen, So mein Gewerb, mein Weib so zu verlassen! 1070 01:20:52,040 --> 01:20:56,220 Ach, die Erinnrung tötet mich Vergäb sie mir nur noch in diesem Leben!" 1071 01:20:56,260 --> 01:20:58,870 Der gute Mann! ich hab ihm längst vergeben. 1072 01:20:58,910 --> 01:21:00,830 "Allein, weiß Gott! sie war mehr schuld als ich." 1073 01:21:00,870 --> 01:21:03,960 Das lügt er! Was! am Rand des Grabs zu lügen! 1074 01:21:04,000 --> 01:21:08,610 Er fabelte gewiß in letzten Zügen, Wenn ich nur halb ein Kenner bin. 1075 01:21:08,650 --> 01:21:13,340 Er sprach: "Als ich nun weg von Malta ging Da betet ich für Frau und Kinder brünstig; 1076 01:21:13,380 --> 01:21:17,530 Uns war denn auch der Himmel günstig, Daß unser Schiff ein türkisch Fahrzeug fing, 1077 01:21:17,570 --> 01:21:22,860 Das einen Schatz des großen Sultans führte. Da ward der Tapferkeit ihr Lohn, 1078 01:21:22,900 --> 01:21:27,660 Und erhielt denn auch, wie sich's gebührte, Mein wohlgemeßnes Teil davon." 1079 01:21:27,700 --> 01:21:31,160 Ei wie? Ei wo? Hat er's vielleicht vergraben? 1080 01:21:31,200 --> 01:21:35,540 Wer weiß, wo nun es die vier Winde haben. 1081 01:21:36,990 --> 01:21:43,500 Ein schönes Fräulein nahm sich seiner an, Als er in Napel fremd umherspazierte; 1082 01:21:43,680 --> 01:21:48,140 Sie hat an ihm viel Liebs und Treus getan, Daß er's bis an sein selig Ende spürte. 1083 01:21:48,180 --> 01:21:55,020 Der Schelm! der Dieb an seinen Kindern! Auch alles Elend, alle Not Konnt nicht sein schändlich Leben hindern! 1084 01:21:55,060 --> 01:21:58,650 Ja seht! dafür ist er nun tot. 1085 01:21:59,030 --> 01:22:03,230 Wär ich nun jetzt an Eurem Platze, Betraurt ich ihn ein züchtig Jahr, 1086 01:22:03,270 --> 01:22:08,160 - Visierte dann unterweil nach einem neuen Schatze. - Ach Gott! wie doch mein erster war, 1087 01:22:08,200 --> 01:22:13,500 Find ich nicht leicht auf dieser Welt den andern! Es konnte kaum ein herziger Närrchen sein. 1088 01:22:13,540 --> 01:22:19,670 Er liebte nur das allzuviele Wandern Und fremde Weiber und fremden Wein Und das verfluchte Würfelspiel. 1089 01:22:19,710 --> 01:22:21,750 Nun, nun, so konnt es gehn und stehen, 1090 01:22:21,790 --> 01:22:24,650 Wenn er Euch ungefähr so viel Von seiner Seite nachgesehen. 1091 01:22:24,690 --> 01:22:31,260 Ich schwör Euch zu, mit dem Beding Wechselt ich selbst mit Euch den Ring! 1092 01:22:31,300 --> 01:22:33,830 O es beliebt dem Herrn zu scherzen! 1093 01:22:33,870 --> 01:22:39,450 Nun mach ich mich beizeiten fort! Die hielte wohl den Teufel selbst beim Wort. 1094 01:22:39,540 --> 01:22:42,020 Wie steht es denn mit Ihrem Herzen? 1095 01:22:42,060 --> 01:22:45,290 - Was meint der Herr damit? - Du guts, unschuldigs Kind! 1096 01:22:45,330 --> 01:22:46,360 Lebt wohl, ihr Fraun! 1097 01:22:46,400 --> 01:22:52,480 O sagt mir doch geschwind! Ich möchte gern ein Zeugnis haben Wo, wie und wann mein Schatz gestorben und begraben. 1098 01:22:52,520 --> 01:22:57,340 Ich bin von je der Ordnung Freund gewesen, Möcht, ihn auch tot im Wochenblättchen lesen. 1099 01:22:57,380 --> 01:23:02,240 Ja, gute Frau, durch zweier Zeugen Mund Wird allerwegs die Wahrheit kund; 1100 01:23:02,280 --> 01:23:10,470 Habe noch gar einen feinen Gesellen, Den will ich Euch vor den Richter stellen. Ich bring ihn her. 1101 01:23:10,510 --> 01:23:11,790 O tut das ja! 1102 01:23:11,830 --> 01:23:14,710 Und hier die Jungfrau ist auch da? 1103 01:23:16,860 --> 01:23:21,600 Ein braver Knab! ist viel gereist, Fräuleins alle Höflichkeit erweist. 1104 01:23:21,640 --> 01:23:24,450 Müßte vor dem Herren schamrot werden. 1105 01:23:24,630 --> 01:23:27,040 Vor keinem Könige der Erden. 1106 01:23:27,080 --> 01:23:32,130 Da hinterm Haus in meinem Garten Wollen wir der Herren heut abend warten. 1107 01:23:32,620 --> 01:23:36,150 - Wie ist's? Will's fördern? Will's bald gehn? - Ah bravo! Find ich Euch in Feuer? 1108 01:23:36,190 --> 01:23:40,130 In kurzer Zeit ist Gretchen Euer. Heut abend sollt Ihr sie bei Nachbar' Marthen sehn: 1109 01:23:40,170 --> 01:23:44,500 Das ist ein Weib wie auserlesen Zum Kuppler- und Zigeunerwesen! 1110 01:23:44,540 --> 01:23:46,670 - So recht! - Doch wird auch was von uns begehrt. 1111 01:23:46,710 --> 01:23:47,810 Ein Dienst ist wohl des andern wert. 1112 01:23:47,850 --> 01:23:52,510 Wir legen nur ein gültig Zeugnis nieder, Daß ihres Ehherrn ausgereckte Glieder 1113 01:23:52,550 --> 01:23:54,310 Zu Padua an heil'ger Stätte ruhn. 1114 01:23:54,350 --> 01:23:56,070 Sehr klug! Wir werden erst die Reise machen müssen! 1115 01:23:56,110 --> 01:24:01,490 Sancta Simplicitas! darum ist's nicht zu tun; Bezeugt nur, ohne viel zu wissen. 1116 01:24:01,530 --> 01:24:03,560 Wenn Er nichts Bessers hat, so ist der Plan zerrissen. 1117 01:24:03,600 --> 01:24:08,570 O heil'ger Mann! Da wärt Ihr's nun! Ist es das erstemal in eurem Leben, 1118 01:24:08,610 --> 01:24:13,240 Daß Ihr falsch Zeugnis abgelegt? Habt Ihr von Gott, der Welt und was sich drin bewegt, 1119 01:24:13,280 --> 01:24:19,010 Vom Menschen, was sich ihm in den Kopf und Herzen regt, Definitionen nicht mit großer Kraft gegeben? 1120 01:24:19,050 --> 01:24:22,930 Mit frecher Stirne, kühner Brust? Und wollt Ihr recht ins Innre gehen, 1121 01:24:22,970 --> 01:24:29,430 Habt Ihr davon, Ihr müßt es grad gestehen, So viel als von Herrn Schwerdtleins Tod gewußt! 1122 01:24:29,470 --> 01:24:34,050 - Du bist und bleibst ein Lügner, ein Sophiste. - Ja, wenn man's nicht ein bißchen tiefer wüßte. 1123 01:24:34,090 --> 01:24:38,570 Denn morgen wirst, in allen Ehren, Das arme Gretchen nicht betören 1124 01:24:38,610 --> 01:24:40,650 Und alle Seelenlieb ihr schwören? 1125 01:24:40,690 --> 01:24:46,030 Laß das! - Wenn ich empfinde, Für das Gefühl, für das Gewühl Nach Namen suche, keinen finde, 1126 01:24:46,070 --> 01:24:50,460 Dann durch die Welt mit allen Sinnen schweife, Nach allen höchsten Worten greife, Und diese Glut, von der ich brenne, 1127 01:24:50,490 --> 01:24:54,520 Unendlich, ewig, ewig nenne, Ist das ein teuflisch Lügenspiel? 1128 01:24:54,560 --> 01:24:55,600 Ich hab doch recht! 1129 01:24:55,640 --> 01:24:57,980 Hör! merk dir dies- Ich bitte dich, und schone meine Lunge 1130 01:24:58,020 --> 01:25:00,780 Wer recht behalten will und hat nur eine Zunge, Behält's gewiß. 1131 01:25:00,820 --> 01:25:06,570 Und komm, ich hab des Schwätzens Überdruß, Denn du hast recht, vorzüglich weil ich muß. 1132 01:25:09,280 --> 01:25:14,780 Ich fühl es wohl, daß mich der Herr nur schont, Herab sich läßt, mich zu beschämen. 1133 01:25:15,000 --> 01:25:18,840 Ein Reisender ist so gewohnt, Aus Gütigkeit für lieb zu nehmen; 1134 01:25:18,980 --> 01:25:23,340 Ich weiß zu gut, daß solch erfahrnen Mann Mein arm Gespräch nicht unterhalten kann. 1135 01:25:23,380 --> 01:25:28,680 Ein Blick von dir, ein Wort mehr unterhält Als alle Weisheit dieser Welt. 1136 01:25:28,920 --> 01:25:36,570 Inkommodiert Euch nicht! Wie könnt Ihr sie nur küssen? Sie ist so garstig, ist so rauh! 1137 01:25:36,610 --> 01:25:40,130 Was hab ich nicht schon alles schaffen müssen! Die Mutter ist gar zu genau. 1138 01:25:40,170 --> 01:25:43,940 Und Ihr, mein Herr, Ihr reist so immer fort? 1139 01:25:43,980 --> 01:25:47,090 Ach, daß Gewerb und Pflicht uns dazu treiben! 1140 01:25:47,130 --> 01:25:52,830 Mit wieviel Schmerz verläßt man manchen Ort Und darf doch nun einmal nicht bleiben! 1141 01:25:52,870 --> 01:25:58,550 In raschen Jahren geht's wohl an So um und um frei durch die Welt zu streifen; 1142 01:25:58,590 --> 01:26:06,100 Doch kommt die böse Zeit heran, Und sich als Hagestolz allein zum Grab zu schleifen, Das hat noch keinem gut getan. 1143 01:26:06,140 --> 01:26:09,630 Mit Grausen seh ich das von weiten. 1144 01:26:09,670 --> 01:26:13,680 Drum, werter Herr, beratet Euch in Zeiten. 1145 01:26:15,690 --> 01:26:18,940 Ja, aus den Augen, aus dem Sinn! 1146 01:26:18,980 --> 01:26:21,230 Die Höflichkeit ist Euch geläufig; 1147 01:26:21,270 --> 01:26:24,480 Allein Ihr habt der Freunde häufig, Sie sind verständiger, als ich bin. 1148 01:26:24,520 --> 01:26:28,820 Ach, daß die Einfalt, daß die Unschuld nie Sich selbst und ihren heil'gen Wert erkennt! 1149 01:26:28,860 --> 01:26:33,360 Daß Demut Niedrigkeit, die höchsten Gaben Der liebevoll austeilenden Natur- 1150 01:26:33,400 --> 01:26:39,590 Denkt Ihr an mich ein Augenblickchen nur, Ich werde Zeit genug an Euch zu denken haben. 1151 01:26:40,810 --> 01:26:46,130 - Ihr seid wohl viel allein? - Ja, unsre Wirtschaft ist nur klein, Und doch will sie versehen sein. 1152 01:26:46,170 --> 01:26:50,760 Wir haben keine Magd; muß kochen, fegen, stricken Und nähn und laufen früh und spat; 1153 01:26:50,800 --> 01:26:53,570 Und meine Mutter ist in allen Stücken So akkurat! 1154 01:26:53,610 --> 01:26:57,690 Doch hab ich jetzt so ziemlich stille Tage: Mein Bruder ist Soldat, 1155 01:26:57,730 --> 01:27:01,660 Mein Schwesterchen ist tot. Ich hatte mit dem Kind wohl meine liebe Not; 1156 01:27:01,700 --> 01:27:05,220 Doch übernähm ich gern noch einmal alle Plage, So lieb war mir das Kind. 1157 01:27:05,260 --> 01:27:07,310 Ein Engel, wenn dir's glich. 1158 01:27:07,450 --> 01:27:09,900 Ich zog es auf, und herzlich liebt es mich. 1159 01:27:09,940 --> 01:27:11,980 Du hast gewiß das reinste Glück empfunden. 1160 01:27:12,020 --> 01:27:16,480 Doch auch gewiß gar manche schwere Stunden. Des Kleinen Wiege stand zu Nacht An meinem Bett; 1161 01:27:16,520 --> 01:27:21,780 es durfte kaum sich regen War ich erwacht; Bald mußt ich's tränken, bald es zu mir legen 1162 01:27:21,820 --> 01:27:26,160 Bald, wenn's nicht schwieg, vom Bett aufstehn Und tänzelnd in der Kammer auf und nieder gehn, 1163 01:27:26,200 --> 01:27:32,880 Und früh am Tage schon am Waschtrog stehn; Dann auf dem Markt und an dem Herde sorgen, Und immer fort wie heut so morgen. 1164 01:27:32,970 --> 01:27:39,630 Da geht's, mein Herr, nicht immer mutig zu; Doch schmeckt dafür das Essen, schmeckt die Ruh. 1165 01:27:45,210 --> 01:27:50,510 Die armen Weiber sind doch übel dran: Ein Hagestolz ist schwerlich zu bekehren. 1166 01:27:50,550 --> 01:27:54,310 Es käme nur auf Euresgleichen an, Mich eines Bessern zu belehren. 1167 01:27:54,350 --> 01:28:01,240 Sagt grad, mein Herr, habt Ihr noch nichts gefunden? Hat sich das Herz nicht irgendwo gebunden? 1168 01:28:01,280 --> 01:28:06,210 Das Sprichwort sagt: Ein eigner Herd, Ein braves Weib sind Gold und Perlen wert. 1169 01:28:06,250 --> 01:28:10,180 Ich meine: ob Ihr niemals Lust bekommen? 1170 01:28:10,220 --> 01:28:13,790 Man hat mich überall recht höflich aufgenommen. 1171 01:28:13,830 --> 01:28:17,870 Ich wollte sagen: ward's nie Ernst in Eurem Herzen? 1172 01:28:17,910 --> 01:28:21,590 Mit Frauen soll man sich nie unterstehn zu scherzen. 1173 01:28:21,630 --> 01:28:24,300 Ach, Ihr versteht mich nicht! 1174 01:28:24,340 --> 01:28:30,460 Das tut mir herzlich leid! Doch ich versteh- daß Ihr sehr gütig seid. 1175 01:28:31,060 --> 01:28:33,910 Du kanntest mich, o kleiner Engel, wieder, Gleich als ich in den Garten kam? 1176 01:28:33,950 --> 01:28:36,230 Saht Ihr es nicht, ich schlug die Augen nieder. 1177 01:28:36,270 --> 01:28:38,180 Und du verzeihst die Freiheit, die ich nahm? 1178 01:28:38,220 --> 01:28:41,440 Was sich die Frechheit unterfangen, Als du jüngst aus dem Dom gegangen? 1179 01:28:41,480 --> 01:28:46,010 Ich war bestürzt, mir war das nie geschehn; Es konnte niemand von mir Übles sagen. 1180 01:28:46,050 --> 01:28:51,180 Ach, dacht ich, hat er in deinem Betragen Was Freches, Unanständiges gesehn? 1181 01:28:51,870 --> 01:28:58,340 Gesteh ich's doch! Ich wußte nicht, was sich Zu Eurem Vorteil hier zu regen gleich begonnte; 1182 01:28:58,970 --> 01:29:03,310 Allein gewiß, ich war recht bös auf mich, Daß ich auf Euch nicht böser werden konnte. 1183 01:29:03,350 --> 01:29:04,620 Süß Liebchen! 1184 01:29:04,760 --> 01:29:06,040 Laßt einmal! 1185 01:29:07,340 --> 01:29:09,150 Was soll das? Einen Strauß? 1186 01:29:09,190 --> 01:29:11,090 Nein, es soll nur ein Spiel. 1187 01:29:11,130 --> 01:29:11,910 Wie? 1188 01:29:11,950 --> 01:29:13,920 Geht! Ihr lacht mich aus. 1189 01:29:13,960 --> 01:29:16,830 Er liebt mich- liebt mich nicht. 1190 01:29:16,870 --> 01:29:18,050 Was murmelst du? 1191 01:29:18,090 --> 01:29:20,530 Liebt mich- nicht- liebt mich- nicht- 1192 01:29:20,570 --> 01:29:22,130 Du holdes Himmelsangesicht! 1193 01:29:22,170 --> 01:29:26,280 Er liebt mich- nicht- Er liebt mich! 1194 01:29:26,320 --> 01:29:32,770 Ja, mein Kind! Laß dieses Blumenwort Dir Götterausspruch sein. Er liebt dich! Verstehst du, was das heißt? Er liebt dich! 1195 01:29:32,810 --> 01:29:34,430 Mich überläuft's! 1196 01:29:34,470 --> 01:29:37,140 O schaudre nicht! Laß diesen Blick, 1197 01:29:37,180 --> 01:29:40,520 Laß diesen Händedruck dir sagen Was unaussprechlich ist: 1198 01:29:40,560 --> 01:29:44,810 Sich hinzugeben ganz und eine Wonne Zu fühlen, die ewig sein muß! 1199 01:29:44,850 --> 01:29:50,300 Ewig!- Ihr Ende würde Verzweiflung sein Nein, kein Ende! Kein Ende! 1200 01:29:53,340 --> 01:29:54,660 Die Nacht bricht an. 1201 01:29:54,700 --> 01:29:56,450 Ja, 1202 01:29:56,490 --> 01:29:58,330 und wir wollen fort. 1203 01:29:58,370 --> 01:30:02,460 Ich bät Euch, länger hier zu bleiben, Allein es ist ein gar zu böser Ort. 1204 01:30:02,500 --> 01:30:06,050 Es ist, als hätte niemand nichts zu treiben Und nichts zu schaffen, 1205 01:30:06,090 --> 01:30:11,980 Als auf des Nachbarn Schritt und Tritt zu gaffen, Und man kommt ins Gered, wie man sich immer stellt. 1206 01:30:12,020 --> 01:30:16,110 - Und unser Pärchen? - Ist den Gang dort aufgeflogen. Mutwill'ge Sommervögel! 1207 01:30:16,150 --> 01:30:20,500 - Er scheint ihr gewogen. - Und sie ihm auch. Das ist der Lauf der Welt. 1208 01:30:20,880 --> 01:30:25,730 - Er kommt! - Ach, Schelm, so neckst du mich! Treff ich dich! 1209 01:30:31,330 --> 01:30:34,150 Bester Mann! von Herzen lieb ich dich! 1210 01:30:34,330 --> 01:30:36,340 - Wer da? - Gut Freund! 1211 01:30:36,680 --> 01:30:39,060 - Ein Tier! - Es ist wohl Zeit zu scheiden. 1212 01:30:39,100 --> 01:30:41,540 - Ja, es ist spät, mein Herr. - Darf ich Euch nicht geleiten? 1213 01:30:41,580 --> 01:30:44,330 Die Mutter würde mich - Lebt wohl! 1214 01:30:44,430 --> 01:30:47,400 Muß ich denn gehn? Lebt wohl! 1215 01:30:47,540 --> 01:30:51,600 - Ade! - Auf baldig Wiedersehn! 1216 01:30:53,090 --> 01:30:57,410 Du lieber Gott! was so ein Mann Nicht alles, alles denken kann! 1217 01:30:57,550 --> 01:31:01,880 Beschämt nur steh ich vor ihm da Und sag zu allen Sachen ja. 1218 01:31:02,020 --> 01:31:06,620 Bin doch ein arm unwissend Kind, Begreife nicht, was er an mir findt. 1219 01:31:07,460 --> 01:31:14,800 Erhabner Geist, du gabst mir, gabst mir alles, Warum ich bat. Du hast mir nicht umsonst Dein Angesicht im Feuer zugewendet. 1220 01:31:14,940 --> 01:31:21,300 Gabst mir die herrliche Natur zum Königreich, Kraft, sie zu fühlen, zu genießen. Nicht Kalt staunenden Besuch erlaubst du nur, 1221 01:31:21,340 --> 01:31:24,950 Vergönnest mir, in ihre tiefe Brust Wie in den Busen eines Freunds zu schauen. 1222 01:31:24,990 --> 01:31:29,040 O daß dem Menschen nichts Vollkommnes wird, Empfind ich nun. Du gabst zu dieser Wonne, 1223 01:31:29,080 --> 01:31:32,190 Die mich den Göttern nah und näher bringt, Mir den Gefährten, den ich schon nicht mehr 1224 01:31:32,230 --> 01:31:36,900 Entbehren kann, wenn er gleich, kalt und frech, Mich vor mir selbst erniedrigt und zu Nichts, 1225 01:31:36,940 --> 01:31:39,110 Mit einem Worthauch, deine Gaben wandelt. 1226 01:31:39,150 --> 01:31:42,970 Er facht in meiner Brust ein wildes Feuer Nach jenem schönen Bild geschäftig an. 1227 01:31:43,010 --> 01:31:47,140 So tauml ich von Begierde zu Genuß, Und im Genuß verschmacht ich nach Begierde. 1228 01:31:47,180 --> 01:31:51,210 Habt Ihr nun bald das Leben gnug geführt? Wie kann's Euch in die Länge freuen? 1229 01:31:51,250 --> 01:31:54,800 Es ist wohl gut, daß man's einmal probiert Dann aber wieder zu was Neuen! 1230 01:31:54,840 --> 01:31:57,770 Verstehst du, was für neue Lebenskraft Mir dieser Wandel in der Öde schafft? 1231 01:31:57,810 --> 01:32:00,840 Ja, würdest du es ahnen können, Du wärest Teufel gnug, mein Glück mir nicht zu gönnen. 1232 01:32:00,880 --> 01:32:04,770 Ein überirdisches Vergnügen. In Nacht und Tau auf den Gebirgen liegen 1233 01:32:04,810 --> 01:32:09,180 Und Erd und Himmel wonniglich umfassen, Zu einer Gottheit sich aufschwellen lassen, 1234 01:32:09,220 --> 01:32:13,940 In stolzer Kraft ich weiß nicht was genießen, Bald liebewonniglich in alles überfließen, 1235 01:32:13,980 --> 01:32:18,460 Verschwunden ganz der Erdensohn, Und dann die hohe Intuition- 1236 01:32:18,500 --> 01:32:19,950 Ich darf nicht sagen, wie- zu schließen. 1237 01:32:19,990 --> 01:32:20,640 Pfui über dich! 1238 01:32:20,680 --> 01:32:23,920 Das will Euch nicht behagen; Ihr habt das Recht, gesittet pfui zu sagen. 1239 01:32:23,960 --> 01:32:26,220 Man darf das nicht vor keuschen Ohren nennen, 1240 01:32:26,260 --> 01:32:28,840 Was keusche Herzen nicht entbehren können. 1241 01:32:28,880 --> 01:32:33,320 Mich dünkt, anstatt in Wäldern zu thronen, Ließ' es dem großen Herren gut, 1242 01:32:33,360 --> 01:32:36,870 Das arme affenjunge Blut Für seine Liebe zu belohnen. 1243 01:32:36,910 --> 01:32:43,070 Die Zeit wird ihr erbärmlich lang; Sie steht am Fenster, sieht die Wolken ziehn 1244 01:32:43,110 --> 01:32:50,140 Über die alte Stadtmauer hin. "Wenn ich ein Vöglein wär!" so geht ihr Gesang 1245 01:32:50,180 --> 01:32:55,360 Tage lang, halbe Nächte lang. Einmal ist sie munter, meist betrübt, 1246 01:32:55,400 --> 01:33:01,400 Einmal recht ausgeweint, Dann wieder ruhig, wie's scheint, Und immer verliebt. 1247 01:33:01,440 --> 01:33:04,860 - Schlange! Schlange! - Gelt! daß ich dich fange! 1248 01:33:04,900 --> 01:33:08,000 Verruchter! hebe dich von hinnen, Und nenne nicht das schöne Weib! 1249 01:33:08,040 --> 01:33:12,280 Bring die Begier zu ihrem süßen Leib Nicht wieder vor die halb verrückten Sinnen! Entfliehe, Kuppler! 1250 01:33:12,320 --> 01:33:14,510 Schön! Ihr schimpft, und ich muß lachen. 1251 01:33:14,550 --> 01:33:19,610 Der Gott, der Bub' und Mädchen schuf, Erkannte gleich den edelsten Beruf, Auch selbst Gelegenheit zu machen. 1252 01:33:19,650 --> 01:33:25,660 Nur fort, es ist ein großer Jammer! Ihr sollt in Eures Liebchens Kammer, Nicht etwa in den Tod. 1253 01:33:25,700 --> 01:33:30,320 Was ist die Himmelsfreud in ihren Armen? Laß mich an ihrer Brust erwarmen! Fühl ich nicht immer ihre Not? 1254 01:33:30,360 --> 01:33:34,360 Bin ich der Flüchtling nicht? der Unbehauste? Der Unmensch ohne Zweck und Ruh, 1255 01:33:34,400 --> 01:33:40,010 Sie, ihren Frieden mußt ich untergraben! Du, Hölle, mußtest dieses Opfer haben. 1256 01:33:40,050 --> 01:33:45,160 Hilf, Teufel, mir die Zeit der Angst verkürzen. Was muß geschehn, mag's gleich geschehn! 1257 01:33:45,200 --> 01:33:50,860 Mag ihr Geschick auf mich zusammenstürzen Und sie mit mir zugrunde gehn! 1258 01:33:50,900 --> 01:33:56,610 Wie's wieder siedet, wieder glüht! Geh ein und tröste sie, du Tor! 1259 01:33:56,650 --> 01:34:01,110 Wo so ein Köpfchen keinen Ausweg sieht, Stellt er sich gleich das Ende vor. 1260 01:34:01,150 --> 01:34:05,460 Es lebe, was sich tapfer hält! Du bist doch sonst so ziemlich eingeteufelt. 1261 01:34:05,500 --> 01:34:11,810 Nichts Abgeschmackters find ich auf der Welt Als einen Teufel, der verzweifelt. 1262 01:34:13,450 --> 01:34:18,640 Meine Ruh ist hin, Mein Herz ist schwer; 1263 01:34:18,880 --> 01:34:22,440 Ich finde sie nimmer und nimmermehr. 1264 01:34:22,880 --> 01:34:27,290 Wo ich ihn nicht hab, Ist mir das Grab, 1265 01:34:27,530 --> 01:34:30,860 Die ganze Welt Ist mir vergällt. 1266 01:34:31,100 --> 01:34:33,840 Mein armer Kopf Ist mir verrückt, 1267 01:34:34,080 --> 01:34:37,090 Meiner armer Sinn Ist mir zerstückt. 1268 01:34:37,330 --> 01:34:41,670 Meine Ruh ist hin, Mein Herz ist schwer, 1269 01:34:41,810 --> 01:34:45,630 Ich finde sie nimmer und nimmermehr. 1270 01:34:45,970 --> 01:34:49,040 Nach ihm nur schau ich Zum Fenster hinaus, 1271 01:34:49,180 --> 01:34:52,080 Nach ihm nur geh ich Aus dem Haus. 1272 01:34:52,420 --> 01:34:56,700 Sein hoher Gang, Sein edle Gestalt, 1273 01:34:56,940 --> 01:35:01,570 Seines Mundes Lächeln, Seiner Augen Gewalt, 1274 01:35:01,810 --> 01:35:04,550 Und seiner Rede Zauberfluß, 1275 01:35:04,690 --> 01:35:11,800 Sein Händedruck, Und ach! sein Kuß! 1276 01:35:12,040 --> 01:35:16,150 Meine Ruh ist hin, Mein Herz ist schwer, 1277 01:35:16,190 --> 01:35:19,280 Ich finde sie nimmer und nimmermehr. 1278 01:35:19,620 --> 01:35:22,820 Mein Busen drängt Sich nach ihm hin, 1279 01:35:23,060 --> 01:35:26,660 Ach dürft ich fassen Und halten ihn, 1280 01:35:27,010 --> 01:35:30,740 Und küssen ihn, So wie ich wollt, 1281 01:35:31,080 --> 01:35:36,250 An seinen Küssen Vergehen sollt! 1282 01:35:38,590 --> 01:35:39,850 Versprich mir, Heinrich! 1283 01:35:39,890 --> 01:35:41,330 Was ich kann! 1284 01:35:42,620 --> 01:35:46,500 Nun sag, wie hast du's mit der Religion? 1285 01:35:46,590 --> 01:35:50,640 Du bist ein herzlich guter Mann, Allein ich glaub, du hältst nicht viel davon. 1286 01:35:50,680 --> 01:35:53,400 Laß das, mein Kind! Du fühlst, ich bin dir gut; 1287 01:35:53,440 --> 01:35:57,560 Für meine Lieben ließ' ich Leib und Blut, Will niemand sein Gefühl und seine Kirche rauben. 1288 01:35:57,600 --> 01:36:01,500 Das ist nicht recht, man muß dran glauben. 1289 01:36:01,830 --> 01:36:02,730 Muß man? 1290 01:36:02,770 --> 01:36:06,770 Ach! wenn ich etwas auf dich konnte! Du ehrst auch nicht die heil'gen Sakramente. 1291 01:36:06,810 --> 01:36:08,480 - Ich ehre sie. - Doch ohne Verlangen. 1292 01:36:08,520 --> 01:36:12,590 Zur Messe, zur Beichte bist du lange nicht gegangen. 1293 01:36:12,830 --> 01:36:15,270 Glaubst du an Gott? 1294 01:36:15,510 --> 01:36:19,180 Mein Liebchen, wer darf sagen: Ich glaub an Gott? 1295 01:36:19,220 --> 01:36:23,360 Magst Priester oder Weise fragen, Und ihre Antwort scheint nur Spott Über den Frager zu sein. 1296 01:36:23,400 --> 01:36:27,650 - So glaubst du nicht? - Mißhör mich nicht, du holdes Angesicht! 1297 01:36:27,690 --> 01:36:31,230 Wer darf ihn nennen? Und wer bekennen: "Ich glaub ihn!"? 1298 01:36:31,270 --> 01:36:35,280 Wer empfinden, Und sich unterwinden Zu sagen: "Ich glaub ihn nicht!"? 1299 01:36:35,420 --> 01:36:38,890 Der Allumfasser, Der Allerhalter, 1300 01:36:38,930 --> 01:36:43,240 Faßt und erhält er nicht Dich, mich, sich selbst? 1301 01:36:43,280 --> 01:36:47,630 Wölbt sich der Himmel nicht da droben? Liegt die Erde nicht hier unten fest? 1302 01:36:47,670 --> 01:36:51,370 Und steigen freundlich blickend Ewige Sterne nicht herauf? 1303 01:36:51,410 --> 01:36:55,760 Schau ich nicht Aug in Auge dir, Und drängt nicht alles Nach Haupt und Herzen dir, 1304 01:36:55,800 --> 01:37:00,820 Und webt in ewigem Geheimnis Unsichtbar sichtbar neben dir? 1305 01:37:00,960 --> 01:37:05,650 Erfüll davon dein Herz, so groß es ist, Und wenn du ganz in dem Gefühle selig bist, 1306 01:37:05,690 --> 01:37:10,930 Nenn es dann, wie du willst, Nenn's Glück! Herz! Liebe! Gott 1307 01:37:10,970 --> 01:37:13,600 Ich habe keinen Namen Dafür! Gefühl ist alles; 1308 01:37:13,640 --> 01:37:17,200 Name ist Schall und Rauch, Umnebelnd Himmelsglut. 1309 01:37:17,240 --> 01:37:19,760 Das ist alles recht schön und gut; 1310 01:37:19,900 --> 01:37:23,450 Ungefähr sagt das der Pfarrer auch, Nur mit ein bißchen andern Worten. 1311 01:37:23,490 --> 01:37:26,380 Es sagen's allerorten Alle Herzen unter dem himmlischen Tage, 1312 01:37:26,420 --> 01:37:29,340 Jedes in seiner Sprache; Warum nicht ich in der meinen? 1313 01:37:29,380 --> 01:37:32,060 Wenn man's so hört, möcht's leidlich scheinen, 1314 01:37:32,100 --> 01:37:35,380 Steht aber doch immer schief darum; Denn du hast kein Christentum. 1315 01:37:35,420 --> 01:37:41,150 - Liebs Kind! - Es tut mir lange schon weh, Daß ich dich in der Gesellschaft seh. 1316 01:37:41,290 --> 01:37:42,750 Wieso? 1317 01:37:42,790 --> 01:37:47,260 Der Mensch, den du da bei dir hast, Ist mir in tiefer innrer Seele verhaßt; 1318 01:37:47,400 --> 01:37:52,160 Seine Gegenwart bewegt mir das Blut. Ich bin sonst allen Menschen gut; 1319 01:37:52,200 --> 01:37:56,360 Aber wie ich mich sehne, dich zu schauen, Hab ich vor dem Menschen ein heimlich Grauen, 1320 01:37:56,400 --> 01:38:01,000 Und halt ihn für einen Schelm dazu! Gott verzeih mir's, wenn ich ihm unrecht tu! 1321 01:38:01,040 --> 01:38:04,500 Das übermannt mich so sehr, Daß, wo er nur mag zu uns treten, 1322 01:38:04,540 --> 01:38:09,560 Mein ich sogar, ich liebte dich nicht mehr. Auch, wenn er da ist, könnt ich nimmer beten, 1323 01:38:09,600 --> 01:38:13,850 Und das frißt mir ins Herz hinein; Dir, Heinrich, muß es auch so sein. 1324 01:38:13,890 --> 01:38:16,360 Du hast nun die Antipathie! 1325 01:38:16,400 --> 01:38:18,120 Ich muß nun fort. 1326 01:38:18,590 --> 01:38:24,030 Ach kann ich nie Ein Stündchen ruhig dir am Busen hängen Und Brust an Brust und Seel in Seele drängen? 1327 01:38:24,070 --> 01:38:28,740 Ach wenn ich nur alleine schlief! Ich ließ dir gern heut nacht den Riegel offen; 1328 01:38:28,780 --> 01:38:32,160 Doch meine Mutter schläft nicht tief, Und würden wir von ihr betroffen, Ich wär gleich auf der Stelle tot! 1329 01:38:32,200 --> 01:38:34,670 Du Engel, das hat keine Not. Hier ist ein Fläschchen! 1330 01:38:34,710 --> 01:38:38,740 Drei Tropfen nur In ihren Trank umhüllen Mit tiefem Schlaf gefällig die Natur. 1331 01:38:38,780 --> 01:38:41,160 Was tu ich nicht um deinetwillen? 1332 01:38:41,590 --> 01:38:42,860 Es wird ihr hoffentlich nicht schaden! 1333 01:38:42,900 --> 01:38:46,100 Würd ich sonst, Liebchen, dir es raten? 1334 01:38:46,400 --> 01:38:52,970 Seh ich dich, bester Mann, nur an, Weiß nicht, was mich nach deinem Willen treibt, 1335 01:38:53,130 --> 01:39:00,780 Ich habe schon so viel für dich getan, Daß mir zu tun fast nichts mehr übrigbleibt. 1336 01:39:08,760 --> 01:39:12,310 Der Grasaff! ist er weg? 1337 01:39:12,590 --> 01:39:13,720 Hast wieder spioniert? 1338 01:39:13,760 --> 01:39:17,820 Ich hab's ausführlich wohl vernommen, Herr Doktor wurden da katechisiert; 1339 01:39:17,860 --> 01:39:21,240 Hoff, es soll Ihnen wohl bekommen. Die Mädels sind doch sehr interessiert, 1340 01:39:21,280 --> 01:39:26,680 Ob einer fromm und schlicht nach altem Brauch. Sie denken: duckt er da, folgt nach uns eben auch. 1341 01:39:26,820 --> 01:39:29,740 Du Ungeheuer siehst nicht ein, Wie diese treue liebe Seele 1342 01:39:29,780 --> 01:39:33,170 Von ihrem Glauben voll, Der ganz allein Ihr seligmachend ist, sich heilig quäle, 1343 01:39:33,210 --> 01:39:34,940 Daß sie den liebsten Mann verloren halten soll. 1344 01:39:34,980 --> 01:39:39,910 Du übersinnlicher sinnlicher Freier, Ein Mägdelein nasführet dich. 1345 01:39:39,950 --> 01:39:42,670 Du Spottgeburt von Dreck und Feuer! 1346 01:39:42,710 --> 01:39:51,880 Und die Physiognomie versteht sie meisterlich: In meiner Gegenwart wird's ihr, sie weiß nicht wie, Mein Mäskchen da weissagt verborgnen Sinn; 1347 01:39:51,920 --> 01:39:57,630 Sie fühlt, daß ich ganz sicher ein Genie, Vielleicht wohl gar der Teufel bin. 1348 01:39:57,670 --> 01:39:59,340 Nun, heute nacht-? 1349 01:39:59,380 --> 01:40:00,560 Was geht dich's an? 1350 01:40:00,600 --> 01:40:04,390 Hab ich doch meine Freude dran! 1351 01:40:06,810 --> 01:40:11,360 - Hast nichts von Bärbelchen gehört? - Kein Wort. Ich komm gar wenig unter Leute. 1352 01:40:11,400 --> 01:40:15,630 Gewiß, Sibylle sagt' mir's heute: Die hat sich endlich auch betört. 1353 01:40:15,670 --> 01:40:17,310 Das ist das Vornehmtun! 1354 01:40:17,350 --> 01:40:18,070 - Wieso? 1355 01:40:18,110 --> 01:40:21,870 - Es stinkt! Sie füttert zwei, wenn sie nun ißt und trinkt. - Ach! 1356 01:40:21,910 --> 01:40:25,010 So ist's ihr endlich recht ergangen. Wie lange hat sie an dem Kerl gehangen! 1357 01:40:25,050 --> 01:40:27,800 Das war ein Spazieren, Auf Dorf und Tanzplatz Führen, 1358 01:40:27,840 --> 01:40:31,330 War doch so ehrlos, sich nicht zu schämen, Geschenke von ihm anzunehmen. 1359 01:40:31,370 --> 01:40:34,820 War ein Gekos und ein Geschleck; Da ist denn auch das Blümchen weg! 1360 01:40:34,860 --> 01:40:36,930 Das arme Ding! 1361 01:40:38,020 --> 01:40:40,360 Bedauerst sie noch gar! 1362 01:40:40,400 --> 01:40:45,470 Wenn unsereins am Spinnen war, Uns nachts die Mutter nicht hinunterließ, Stand sie bei ihrem Buhlen süß; 1363 01:40:45,510 --> 01:40:49,350 Auf der Türbank und im dunkeln Gang Ward ihnen keine Stunde zu lang. 1364 01:40:49,390 --> 01:40:53,480 Da mag sie denn sich ducken nun, Im Sünderhemdchen Kirchbuß tun! 1365 01:40:53,520 --> 01:40:57,870 - Er nimmt sie gewiß zu seiner Frau. - Er wär ein Narr! Ein flinker Jung 1366 01:40:57,910 --> 01:41:01,200 Hat anderwärts noch Luft genung. Er ist auch fort. 1367 01:41:01,240 --> 01:41:02,290 Das ist nicht schön! 1368 01:41:02,330 --> 01:41:08,820 Kriegt sie ihn, soll's ihr übel gehn, Das Kränzel reißen die Buben ihr, Und Häckerling streuen wir vor die Tür! 1369 01:41:11,300 --> 01:41:16,460 Wie konnt ich sonst so tapfer schmälen, Wenn tät ein armes Mägdlein fehlen! 1370 01:41:16,610 --> 01:41:20,650 Wie konnt ich über andrer Sünden Nicht Worte gnug der Zunge finden! 1371 01:41:21,210 --> 01:41:29,530 Und segnet mich und tat so groß, Und bin nun selbst der Sünde bloß! 1372 01:41:30,160 --> 01:41:38,250 Doch- alles, was dazu mich trieb, Gott! war so gut! ach, war so lieb! 1373 01:41:51,170 --> 01:41:55,310 Ach neige, Du Schmerzenreiche, Dein Antlitz gnädig meiner Not! 1374 01:41:55,350 --> 01:42:00,220 Das Schwert im Herzen, Mit tausend Schmerzen Blickst auf zu deines Sohnes Tod. 1375 01:42:00,260 --> 01:42:07,060 Zum Vater blickst du, Und Seufzer schickst du Hinauf um sein' und deine Not. 1376 01:42:08,170 --> 01:42:10,090 Wer fühlet, Wie wühlet 1377 01:42:10,130 --> 01:42:14,510 Der Schmerz mir im Gebein? Was mein armes Herz hier banget, 1378 01:42:14,550 --> 01:42:20,770 Was es zittert, was verlanget, Weißt nur du, nur du allein! 1379 01:42:21,160 --> 01:42:27,080 Wohin ich immer gehe Wie weh, wie weh, wie wehe Wird mir im Busen hier! 1380 01:42:27,120 --> 01:42:36,930 Ich bin, ach! kaum alleine, Ich wein, ich wein, ich weine, Das Herz zerbricht in mir. 1381 01:42:37,600 --> 01:42:40,940 Die Scherben vor meinem Fenster Betaut ich mit Tränen, ach! 1382 01:42:40,980 --> 01:42:43,840 Als ich am frühen Morgen Dir diese Blumen brach. 1383 01:42:43,880 --> 01:42:46,540 Schien hell in meine Kammer Die Sonne früh herauf, 1384 01:42:46,580 --> 01:42:50,260 Saß ich in allem Jammer In meinem Bett schon auf. 1385 01:42:50,300 --> 01:42:52,520 Hilf! 1386 01:42:52,560 --> 01:42:57,140 rette mich von Schmach und Tod! 1387 01:43:06,680 --> 01:43:12,910 Ach neige, Du Schmerzenreiche, Dein Antlitz gnädig meiner Not! 1388 01:43:23,080 --> 01:43:29,220 Wenn ich so saß bei einem Gelag, Wo mancher sich berühmen mag, 1389 01:43:29,360 --> 01:43:34,870 Und die Gesellen mir den Flor Der Mägdlein laut gepriesen vor, 1390 01:43:35,010 --> 01:43:43,190 Saß ich in meiner sichern Ruh, Hört all dem Schwadronieren zu Und streiche lächelnd meinen Bart 1391 01:43:43,230 --> 01:43:49,820 Und kriege das volle Glas zur Hand Und sage: "Alles nach seiner Art! 1392 01:43:49,860 --> 01:43:59,170 Aber ist eine im ganzen Land, Die meiner trauten Gretel gleicht, Die meiner Schwester das Wasser reicht?" 1393 01:43:59,330 --> 01:44:05,880 Und nun!- um's Haar sich auszuraufen Und an den Wänden hinaufzulaufen!- 1394 01:44:05,920 --> 01:44:10,240 Mit Stichelreden, Naserümpfen Soll jeder Schurke mich beschimpfen! 1395 01:44:10,280 --> 01:44:15,000 Soll wie ein böser Schuldner sitzen Bei jedem Zufallswörtchen schwitzen! 1396 01:44:15,040 --> 01:44:22,050 Und möcht ich sie zusammenschmeißen Könnt ich sie doch nicht Lügner heißen. 1397 01:44:23,750 --> 01:44:28,430 Was kommt heran? Was schleicht herbei? Irr ich nicht, es sind ihrer zwei. 1398 01:44:28,470 --> 01:44:34,670 Ist er's, gleich pack ich ihn beim Felle Soll nicht lebendig von der Stelle! 1399 01:44:34,920 --> 01:44:39,550 Wie von dem Fenster dort der Sakristei Aufwärts der Schein des Ew'gen Lämpchens flämmert 1400 01:44:39,590 --> 01:44:46,600 Und schwach und schwächer seitwärts dämmert, Und Finsternis drängt ringsum bei! So sieht's in meinem Busen nächtig. 1401 01:44:46,640 --> 01:44:49,280 Und mir ist's wie dem Kätzlein schmächtig, 1402 01:44:49,320 --> 01:44:54,250 Das an den Feuerleitern schleicht, Sich leis dann um die Mauern streicht; 1403 01:44:54,290 --> 01:44:59,850 Mir ist's ganz tugendlich dabei, Ein bißchen Diebsgelüst, ein bißchen Rammelei. 1404 01:44:59,890 --> 01:45:04,670 So spukt mir schon durch alle Glieder Die herrliche Walpurgisnacht. 1405 01:45:04,710 --> 01:45:08,060 Die kommt uns übermorgen wieder, Da weiß man doch, warum man wacht. 1406 01:45:08,100 --> 01:45:14,070 Jetzt, da der Himmel voller Sterne glüht, Sollt Ihr ein wahres Kunststück hören: 1407 01:45:14,110 --> 01:45:18,990 Ich sing ihr ein moralisch Lied, Um sie gewisser zu betören. 1408 01:45:22,660 --> 01:45:26,240 Was machst du mir Vor Liebchens Tür, 1409 01:45:26,280 --> 01:45:31,330 Kathrinchen, hier Bei frühem Tagesblicke? 1410 01:45:31,370 --> 01:45:34,780 Laß, laß es sein! Er läßt dich ein 1411 01:45:34,820 --> 01:45:43,040 Als Mädchen ein, Als Mädchen nicht zurücke. 1412 01:45:51,060 --> 01:45:54,940 Als Mädchen nicht zurücke. 1413 01:45:55,040 --> 01:45:58,360 Nehmt euch in acht! Ist es vollbracht, 1414 01:45:58,400 --> 01:46:03,260 Dann gute Nacht' Ihr armen, armen Dinger! 1415 01:46:03,300 --> 01:46:08,370 Habt ihr euch lieb, Tut keinem Dieb Nur nichts zulieb 1416 01:46:08,410 --> 01:46:16,120 Als mit dem Ring am Finger. 1417 01:46:23,040 --> 01:46:25,320 Als mit dem Ring am Finger. 1418 01:46:25,360 --> 01:46:28,630 Wen lockst du hier? beim Element! Vermaledeiter Rattenfänger! 1419 01:46:28,670 --> 01:46:32,370 Zum Teufel erst das Instrument! Zum Teufel hinterdrein den Sänger! 1420 01:46:32,410 --> 01:46:36,170 Herr Doktor, nicht gewichen! Frisch! Hart an mich an, wie ich Euch führe. 1421 01:46:36,210 --> 01:46:40,050 Heraus mit Eurem Flederwisch! Nur zugestoßen! ich pariere. 1422 01:46:40,090 --> 01:46:42,040 - Pariere den! - Gewiß! 1423 01:46:42,080 --> 01:46:44,330 - Auch den! - Warum denn nicht? 1424 01:46:44,910 --> 01:46:48,020 - Ich glaub, der Teufel ficht! Was ist denn das? Schon wird die Hand mir lahm. - Stoß zu! 1425 01:46:48,060 --> 01:46:53,000 - O weh! - Nun ist der Lümmel zahm! Nun aber fort! 1426 01:46:53,040 --> 01:46:55,030 - Heraus! Heraus! - Herbei ein Licht! 1427 01:46:55,070 --> 01:46:58,440 - Man schilt und rauft, man schreit und ficht. - Da liegt schon einer tot! 1428 01:46:58,480 --> 01:47:02,150 - Die Mörder, sind sie denn entflohn? - Wer liegt hier? 1429 01:47:02,190 --> 01:47:06,370 - Deiner Mutter Sohn. - Allmächtiger! welche Not! 1430 01:47:07,520 --> 01:47:13,160 Ich sterbe! das ist bald gesagt Und bälder noch getan. 1431 01:47:13,870 --> 01:47:17,440 Mein Gretchen, sieh! du bist noch jung, 1432 01:47:17,480 --> 01:47:21,990 Bist gar noch nicht gescheit genung, Machst deine Sachen schlecht. 1433 01:47:22,030 --> 01:47:26,540 Ich sag dir's im Vertrauen nur: Du bist doch nun einmal eine Hur, 1434 01:47:26,580 --> 01:47:28,410 So sei's auch eben recht! 1435 01:47:28,450 --> 01:47:33,690 - Mein Bruder! Gott! Was soll mir das? - Laß unsern Herrgott aus dem Spaß! 1436 01:47:33,730 --> 01:47:38,840 Geschehn ist leider nun geschehn Und wie es gehn kann, so wird's gehn. 1437 01:47:38,880 --> 01:47:43,220 Du fingst mit einem heimlich an Bald kommen ihrer mehre dran, 1438 01:47:43,260 --> 01:47:47,000 Und wenn dich erst ein Dutzend hat, So hat dich auch die ganze Stadt. 1439 01:47:47,040 --> 01:47:51,130 Ich seh wahrhaftig schon die Zeit, Daß alle brave Bürgersleut, 1440 01:47:51,170 --> 01:47:56,370 Wie von einer angesteckten Leichen, Von dir, du Metze! seitab weichen. 1441 01:47:56,420 --> 01:48:01,300 Und, wenn dir dann auch Gott verzeiht, Auf Erden sein vermaledeit! 1442 01:48:01,340 --> 01:48:05,910 Befehlt Eure Seele Gott zu Gnaden! Wollt Ihr noch Lästrung auf Euch laden? 1443 01:48:05,950 --> 01:48:10,780 Könnt ich dir nur an den dürren Leib, Du schändlich kupplerisches Weib! 1444 01:48:10,820 --> 01:48:14,760 Da hofft ich aller meiner Sünden Vergebung reiche Maß zu finden. 1445 01:48:14,800 --> 01:48:19,890 - Mein Bruder! Welche Höllenpein! - Ich sage, laß die Tränen sein! 1446 01:48:19,930 --> 01:48:25,520 Da du dich sprachst der Ehre los, Gabst mir den schwersten Herzensstoß. 1447 01:48:25,580 --> 01:48:33,670 Ich gehe durch den Todesschlaf Zu Gott ein als Soldat und brav. 1448 01:49:14,150 --> 01:49:18,630 Wie anders, Gretchen, war dir's, Als du noch voll Unschuld Hier zum Altar tratst 1449 01:49:18,670 --> 01:49:22,870 Betst du für deiner Mutter Seele, die Durch dich zur langen, langen Pein hinüberschlief? 1450 01:49:22,910 --> 01:49:26,010 - Und unter deinem Herzen Regt sich's nicht quillend schon 1451 01:49:26,050 --> 01:49:28,940 Und ängstet dich und sich Mit ahnungsvoller Gegenwart? 1452 01:49:28,980 --> 01:49:32,480 Weh! Weh! Wär ich der Gedanken los, 1453 01:49:32,520 --> 01:49:35,490 Die mir herüber und hinüber gehen Wider mich! 1454 01:49:35,730 --> 01:49:41,990 Dies irae, dies illa 1455 01:49:42,380 --> 01:49:49,690 Solvet saeclum in favilla. 1456 01:49:49,730 --> 01:49:51,180 Wär ich hier weg! 1457 01:49:51,220 --> 01:49:53,950 Mir ist, als ob die Orgel mir Den Atem versetzte, 1458 01:49:53,990 --> 01:49:58,070 Judex ergo cum sedebit, 1459 01:49:58,110 --> 01:50:02,050 Quidquid latet adparebit, 1460 01:50:02,090 --> 01:50:09,670 Nil inultum remanebit. 1461 01:50:11,880 --> 01:50:13,490 Mir wird so eng! 1462 01:50:13,530 --> 01:50:15,380 Die Mauernpfeiler Befangen mich! 1463 01:50:15,420 --> 01:50:17,790 Das Gewölbe Drängt mich!- Luft! 1464 01:50:17,830 --> 01:50:21,080 Verbirg dich! Sünd und Schande Bleibt nicht verborgen. 1465 01:50:21,120 --> 01:50:23,900 Luft? Licht? Weh dir! 1466 01:50:23,940 --> 01:50:30,360 Quid sum miser tunc dicturus? 1467 01:50:30,480 --> 01:50:38,450 Quem patronum rogaturus? 1468 01:50:38,490 --> 01:50:45,960 Cum vix justus sit securus. 1469 01:50:46,000 --> 01:50:48,840 Ihr Antlitz wenden Verklärte von dir ab. 1470 01:50:48,880 --> 01:50:52,070 Die Hände dir zu reichen, Schauert's den Reinen. Weh! 1471 01:50:52,110 --> 01:50:58,300 Dies irae, dies illa Solvet saeclum in favilla, 1472 01:50:58,340 --> 01:51:00,700 Nachbarin! Euer Fläschchen! 1473 01:51:23,820 --> 01:51:26,940 Die Hexen zu dem Brocken ziehn, 1474 01:51:27,470 --> 01:51:30,790 Die Stoppel ist gelb, die Saat ist grün. 1475 01:51:31,130 --> 01:51:34,780 Dort sammelt sich der große Hauf, 1476 01:51:34,820 --> 01:51:39,290 Herr Urian sitzt oben auf. 1477 01:51:42,030 --> 01:51:45,000 Es trägt der Besen, trägt der Stock 1478 01:51:45,720 --> 01:51:48,560 Die Gabel trägt, es trägt der Bock 1479 01:51:49,200 --> 01:51:51,880 Wer heute sich nicht heben kann 1480 01:51:52,920 --> 01:51:55,340 Ist ewig ein verlorner Mann. 1481 01:52:00,250 --> 01:52:03,330 Und wenn wir um den Gipfel ziehn, 1482 01:52:03,970 --> 01:52:06,830 So streichet an dem Boden hin 1483 01:52:07,500 --> 01:52:10,120 Und deckt die Heide weit und breit 1484 01:52:10,950 --> 01:52:12,930 Mit eurem Schwarm der Hexenheit 1485 01:52:12,970 --> 01:52:20,080 Platz! Junker Voland kommt. Platz! süßer Pöbel, Platz! 1486 01:52:20,120 --> 01:52:26,680 Der ganze Strudel strebt nach oben; Du glaubst zu schieben, und du wirst geschoben. 1487 01:52:26,720 --> 01:52:28,300 Doch droben möcht ich lieber sein! 1488 01:52:28,340 --> 01:52:31,660 Schon seh ich Glut und Wirbelrauch. Dort strömt die Menge zu dem Bösen; 1489 01:52:31,700 --> 01:52:33,250 Da muß sich manches Rätsel lösen. 1490 01:52:33,290 --> 01:52:37,340 Doch manches Rätsel knüpft sich auch. 1491 01:52:50,110 --> 01:52:55,310 Daß ich mich nur nicht selbst vergesse! Heiß ich mir das doch eine Messe! 1492 01:53:00,150 --> 01:53:03,500 Da sitzen zwei, die Alte mit der Jungen; Die haben schon was Rechts gesprungen! 1493 01:53:03,540 --> 01:53:08,640 Das hat nun heute keine Ruh. Es geht zum neuen Tanz, nun komm! wir greifen zu. 1494 01:53:12,370 --> 01:53:18,470 Einst hatt ich einen schönen Traum Da sah ich einen Apfelbaum, 1495 01:53:18,510 --> 01:53:24,500 Zwei schöne Äpfel glänzten dran, Sie reizten mich, ich stieg hinan. 1496 01:53:24,540 --> 01:53:28,210 Der Äpfelchen begehrt ihr sehr, Und schon vom Paradiese her. 1497 01:53:28,850 --> 01:53:32,690 Von Freuden fühl ich mich bewegt, Daß auch mein Garten solche trägt. 1498 01:53:33,030 --> 01:53:38,840 Einst hatt ich einen wüsten Traum Da sah ich einen gespaltnen Baum, 1499 01:53:38,880 --> 01:53:45,140 Der hatt ein riesengroβes Loch; So groß es war, gefiel mir's doch. 1500 01:53:45,530 --> 01:53:49,470 Ich biete meinen besten Gruß Dem Ritter mit dem Pferdefuß! 1501 01:53:49,710 --> 01:53:54,310 Halt Er einen rechten Pfropf bereit, Wenn Er das große Loch nicht scheut. 1502 01:54:18,460 --> 01:54:21,970 Mephisto, siehst du dort Ein blasses, schönes Kind allein und ferne stehen? 1503 01:54:22,010 --> 01:54:24,960 Sie schiebt sich langsam nur vom Ort, Sie scheint mit geschloßnen Füßen zu gehen. 1504 01:54:25,000 --> 01:54:27,300 Ich muß bekennen, daß mir deucht, Daß sie dem guten Gretchen gleicht. 1505 01:54:27,340 --> 01:54:33,860 Laß das nur stehn! dabei wird's niemand wohl. Es ist ein Zauberbild, ist leblos, ein Idol. 1506 01:54:33,900 --> 01:54:36,710 Fürwahr, es sind die Augen einer Toten, Die eine liebende Hand nicht schloß. 1507 01:54:36,750 --> 01:54:40,020 Das ist die Brust, die Gretchen mir geboten, Das ist der süße Leib, den ich genoß. 1508 01:54:40,060 --> 01:54:45,540 Das ist die Zauberei, du leicht verführter Tor! Denn jedem kommt sie wie sein Liebchen vor. 1509 01:54:45,580 --> 01:54:48,630 Welch eine Wonne! welch ein Leiden! Ich kann von diesem Blick nicht scheiden. 1510 01:54:48,670 --> 01:54:54,890 Wie sonderbar muß diesen schönen Hals Ein einzig rotes Schnürchen schmücken, Nicht breiter als ein Messerrücken! 1511 01:54:58,310 --> 01:55:01,180 Im Elend! Verzweifelnd! Und nun gefangen! 1512 01:55:01,220 --> 01:55:07,380 Als Missetäterin Im Kerker zu entsetzlichen Qualen eingesperrt, das holde unselige Geschöpf! 1513 01:55:07,420 --> 01:55:11,680 Bösen Geistern übergeben und der richtenden gefühllosen Menschheit! 1514 01:55:11,730 --> 01:55:14,220 Und mich wiegst du indes in abgeschmackten Zerstreuungen, 1515 01:55:14,260 --> 01:55:17,240 verbirgst mir ihren wachsenden Jammer und lässest sie hilflos verderben! 1516 01:55:17,280 --> 01:55:19,580 Sie ist die erste nicht. 1517 01:55:19,620 --> 01:55:22,730 Hund! abscheuliches Untier! 1518 01:55:22,770 --> 01:55:23,680 "Die erste nicht!" 1519 01:55:23,720 --> 01:55:26,240 Mir wühlt es Mark und Leben durch, das Elend dieser einzigen - 1520 01:55:26,280 --> 01:55:30,330 du grinsest gelassen über das Schicksal von Tausenden hin! 1521 01:55:30,570 --> 01:55:35,820 Nun sind wir schon wieder an der Grenze unsres Witzes, da, wo ich den Menschen der Sinn überschnappt. 1522 01:55:35,860 --> 01:55:39,360 Warum machst du Gemeinschaft mit uns, wenn Du sie nicht durchführen kannst? 1523 01:55:39,400 --> 01:55:43,030 Willst fliegen und bist vorm Schwindel nicht sicher? 1524 01:55:43,070 --> 01:55:46,810 Drangen wir uns dir auf, oder du dich uns? 1525 01:55:46,850 --> 01:55:49,880 Rette sie! oder weh dir! Den gräßlichsten Fluch über dich auf Jahrtausende! 1526 01:55:49,920 --> 01:55:53,180 Wer war's, der sie ins Verderben stürzte? Ich oder du? 1527 01:55:53,220 --> 01:55:54,960 Führe mich hin, sag ich, und befrei sie. 1528 01:55:55,000 --> 01:56:00,460 Ich will dich führen, und was ich tun kann, höre! Des Türners Sinne will ich umnebeln, 1529 01:56:00,500 --> 01:56:04,420 bemächtige dich der Schlüssel und führe sie heraus mit Menschenhand! 1530 01:56:04,460 --> 01:56:07,540 Ich wache, ich entführe euch. Das vermag ich. 1531 01:56:07,580 --> 01:56:09,040 Auf und davon! 1532 01:56:09,930 --> 01:56:13,020 Meine Mutter, die Hur Die mich umgebracht hat! 1533 01:56:13,060 --> 01:56:16,240 Mein Vater, der Schelm Der mich gessen hat! 1534 01:56:16,480 --> 01:56:19,470 Mein Schwesterlein klein Hub auf die Bein 1535 01:56:19,510 --> 01:56:22,030 An einem kühlen Ort; 1536 01:56:22,130 --> 01:56:28,120 Da ward ich ein schönes Waldvögelein; Fliege fort, fliege fort! 1537 01:56:28,160 --> 01:56:32,370 Mich faßt ein längst entwohnter Schauer, Der Menschheit ganzer Jammer faßt mich an 1538 01:56:32,410 --> 01:56:36,300 Hier wohnt sie hinter dieser feuchten Mauer Und ihr Verbrechen war ein guter Wahn 1539 01:56:36,340 --> 01:56:42,230 Du zauderst, zu ihr zu gehen! Du fürchtest, sie wiederzusehen! Fort! dein Zagen zögert den Tod heran. 1540 01:56:42,270 --> 01:56:45,350 - Weh! Sie kommen. Bittrer Tod! - Still! Still! ich komme, dich zu befreien. 1541 01:56:45,390 --> 01:56:47,670 Bist du ein Mensch, so fühle meine Not. 1542 01:56:47,710 --> 01:56:50,240 Du wirst die Wächter aus dem Schlafe schreien! 1543 01:56:50,280 --> 01:56:53,340 Wer hat dir Henker diese Macht Über mich gegeben! 1544 01:56:53,380 --> 01:56:57,070 Du holst mich schon um Mitternacht. Erbarme dich und laß mich leben! 1545 01:56:57,110 --> 01:57:00,850 Fasse mich nicht so gewaltsam an! Schone mich! Was hab ich dir getan? 1546 01:57:00,890 --> 01:57:04,290 Laß mich nicht vergebens flehen, Hab ich dich doch mein Tage nicht gesehen! 1547 01:57:04,330 --> 01:57:05,860 Werd ich den Jammer überstehen! 1548 01:57:05,900 --> 01:57:10,720 Ich bin nun ganz in deiner Macht. Laß mich nur erst das Kind noch tränken. 1549 01:57:10,760 --> 01:57:17,080 Ich herzt es diese ganze Nacht; Sie nahmen mir's, um mich zu kränken, 1550 01:57:17,120 --> 01:57:20,820 Und sagen nun, ich hätt es umgebracht. Und niemals werd ich wieder froh... 1551 01:57:20,860 --> 01:57:24,170 Ein Liebender liegt dir zu Füßen, Die Jammerknechtschaft aufzuschließen. 1552 01:57:24,210 --> 01:57:26,830 O laß uns knien, die Heil'gen anzurufen! 1553 01:57:26,870 --> 01:57:30,610 Sieh! unter diesen Stufen, Unter der Schwelle Siedet die Hölle! 1554 01:57:30,650 --> 01:57:32,890 Der Böse, Mit furchtbarem Grimme, Macht ein Getöse! 1555 01:57:32,930 --> 01:57:36,170 Gretchen! Gretchen! 1556 01:57:36,300 --> 01:57:41,710 Das war des Freundes Stimme! Wo ist er? ich hab ihn rufen hören. 1557 01:57:41,750 --> 01:57:44,720 Ich bin frei! mir soll niemand wehren. An seinen Hals will ich fliegen, 1558 01:57:44,760 --> 01:57:48,740 An seinem Busen liegen! Er rief Gretchen! Er stand auf der Schwelle. 1559 01:57:48,780 --> 01:57:55,040 Mitten durchs Heulen und Klappen der Hölle, Durch den grimmigen, teuflischen Hohn Erkannt ich den süßen, den liebenden Ton. 1560 01:57:55,080 --> 01:57:56,690 Ich bin's! 1561 01:57:56,930 --> 01:57:59,090 Du bist's! 1562 01:57:59,430 --> 01:58:01,830 O sag es noch einmal! 1563 01:58:02,570 --> 01:58:05,900 Er ist's! Er ist's! 1564 01:58:06,040 --> 01:58:10,470 Wohin ist alle Qual? Wohin die Angst des Kerkers? der Ketten? 1565 01:58:10,510 --> 01:58:13,710 Du bist's! Kommst, mich zu retten. Ich bin gerettet! 1566 01:58:13,750 --> 01:58:15,130 Komm mit! Komm mit! 1567 01:58:15,170 --> 01:58:17,510 - O weile weil ich doch so gern, wo du weilest. 1568 01:58:17,550 --> 01:58:19,250 - Eile! Wenn du nicht eilest Werden wir's teuer büßen müssen. 1569 01:58:19,290 --> 01:58:23,510 Wie? du kannst nicht mehr küssen? Mein Freund, so kurz von mir entfernt 1570 01:58:23,550 --> 01:58:26,970 Und hast's Küssen verlernt? Warum wird mir an deinem Halse so bang? 1571 01:58:27,010 --> 01:58:33,540 Wenn sonst von deinen Worten, deinen Blicken Ein ganzer Himmel mich überdrang Und du mich küßtest, als wolltest du mich ersticken. 1572 01:58:33,580 --> 01:58:37,450 Küsse mich! Sonst küß ich dich! 1573 01:58:37,580 --> 01:58:40,670 O weh! deine Lippen sind kalt, Sind stumm. 1574 01:58:40,710 --> 01:58:42,730 Wo ist dein Lieben Geblieben? Wer brachte mich drum? 1575 01:58:42,770 --> 01:58:45,580 Komm! Folge mir! Liebchen, fasse Mut! Ich herze dich mit tausendfacher Glut 1576 01:58:45,620 --> 01:58:47,260 Nur folge mir! Ich bitte dich nur dies! 1577 01:58:47,300 --> 01:58:49,430 Und bist du's denn? Und bist du's auch gewiß? 1578 01:58:49,470 --> 01:58:51,060 Komm! komm! schon weicht die tiefe Nacht. 1579 01:58:51,100 --> 01:58:53,590 Meine Mutter hab ich umgebracht, 1580 01:58:53,630 --> 01:58:57,480 Mein Kind hab ich ertränkt. 1581 01:58:57,580 --> 01:59:02,820 War es nicht dir und mir geschenkt? Dir auch. 1582 01:59:02,860 --> 01:59:08,070 - Du bist's! ich glaub es kaum. Gib deine Hand! Es ist kein Traum! 1583 01:59:08,110 --> 01:59:14,260 Deine liebe Hand!- Ach, aber sie ist feucht! Wische sie ab! Wie mich deucht, 1584 01:59:14,300 --> 01:59:17,000 Ist Blut dran. Ach Gott! was hast du getan! 1585 01:59:17,040 --> 01:59:18,930 Stecke den Degen ein, Ich bitte dich drum! 1586 01:59:18,970 --> 01:59:21,370 Laß das Vergangne vergangen sein, Du bringst mich um. 1587 01:59:21,410 --> 01:59:23,650 Nein, du mußt übrigbleiben! 1588 01:59:23,690 --> 01:59:27,290 Ich will dir die Gräber beschreiben, Für die mußt du sorgen Gleich morgen; 1589 01:59:27,530 --> 01:59:31,130 Der Mutter den besten Platz geben, Meinen Bruder sogleich daneben, 1590 01:59:31,170 --> 01:59:36,360 Mich ein wenig beiseit', Nur nicht gar zu weit! 1591 01:59:36,400 --> 01:59:41,760 Und das Kleine mir an die rechte Brust. Niemand wird sonst bei mir liegen!- 1592 01:59:41,800 --> 01:59:45,980 Mich an deine Seite zu schmiegen, Das war ein süßes, ein holdes Glück! 1593 01:59:46,020 --> 01:59:49,850 Aber es will mir nicht mehr gelingen; Mir ist's, als müßt ich mich zu dir zwingen, 1594 01:59:49,890 --> 01:59:55,220 Als stießest du mich von dir zurück; Und doch bist du's und blickst so gut, so fromm. 1595 01:59:55,260 --> 01:59:56,890 Fühlst du, daß ich es bin, so komm! 1596 01:59:56,930 --> 02:00:00,240 Ist das Grab drauß, Lauert der Tod, so komm! 1597 02:00:00,280 --> 02:00:04,190 Von hier ins ewige Ruhebett Und weiter keinen Schritt 1598 02:00:04,230 --> 02:00:06,730 Du gehst nun fort? O Heinrich, könnt ich mit! 1599 02:00:06,770 --> 02:00:08,500 Du kannst! So wolle nur! Die Tür steht offen! 1600 02:00:08,540 --> 02:00:13,220 Ich darf nicht fort; für mich ist nichts zu hoffen. Was hilft es, fliehn? Sie lauern doch mir auf. 1601 02:00:13,260 --> 02:00:16,100 Es ist so elend, betteln zu müssen Und noch dazu mit bösem Gewissen! 1602 02:00:16,140 --> 02:00:18,680 Es ist so elend, in der Fremde schweifen Und sie werden mich doch ergreifen! 1603 02:00:18,720 --> 02:00:19,860 Ich bleibe bei dir 1604 02:00:19,900 --> 02:00:22,780 Geschwind! Geschwind! Rette dein armes Kind! 1605 02:00:22,820 --> 02:00:24,500 Fort! immer den Weg Am Bach hinauf, Über den Steg, 1606 02:00:24,540 --> 02:00:26,630 In den Wald hinein, Links, wo die Planke steht, Im Teich. 1607 02:00:26,670 --> 02:00:28,100 Faß es nur gleich! Es will sich heben, 1608 02:00:28,140 --> 02:00:30,860 Es zappelt noch! Rette! rette! 1609 02:00:30,900 --> 02:00:33,960 Besinne dich doch! Nur einen Schritt, so bist du frei! 1610 02:00:34,000 --> 02:00:37,890 Wären wir nur den Berg vorbei! Da sitzt meine Mutter auf einem Stein, 1611 02:00:37,930 --> 02:00:41,120 Es faßt mich kalt beim Schopfe! Da sitzt meine Mutter auf einem Stein 1612 02:00:41,160 --> 02:00:46,880 Und wackelt mit dem Kopfe Sie winkt nicht, sie nickt nicht, der Kopf ist ihr schwer 1613 02:00:46,920 --> 02:00:53,960 Sie schlief so lange, sie wacht nicht mehr. Sie schlief, damit wir uns freuten. 1614 02:00:54,000 --> 02:00:59,070 - Es waren glückliche Zeiten! - Hilft hier kein Flehen, hilft kein Sagen, So wag ich's, dich hinwegzutragen. 1615 02:00:59,110 --> 02:01:02,240 Laß mich! Nein, ich leide keine Gewalt! 1616 02:01:02,280 --> 02:01:06,700 Fasse mich nicht so mörderisch an! Sonst hab ich dir ja alles zulieb getan. 1617 02:01:06,740 --> 02:01:09,530 Der Tag graut! Liebchen! Liebchen! 1618 02:01:09,570 --> 02:01:16,370 Tag! Ja, es wird Tag! der letzte Tag dringt herein; 1619 02:01:16,460 --> 02:01:19,570 Mein Hochzeittag sollt es sein! 1620 02:01:19,610 --> 02:01:22,550 Sag niemand, daß du schon bei Gretchen warst. 1621 02:01:22,590 --> 02:01:26,470 Weh meinem Kranze! Es ist eben geschehn! 1622 02:01:26,510 --> 02:01:30,850 Wir werden uns wiedersehn; Aber nicht beim Tanze. 1623 02:01:30,890 --> 02:01:35,790 Die Menge drängt sich, man hört sie nicht. Der Platz, die Gassen Können sie nicht fassen. 1624 02:01:35,830 --> 02:01:39,490 Die Glocke ruft, das Stäbchen bricht. 1625 02:01:39,530 --> 02:01:43,150 Wie sie mich binden und packen! Zum Blutstuhl bin ich schon entrückt. 1626 02:01:43,190 --> 02:01:48,370 Schon zuckt nach jedem Nacken Die Schärfe, die nach meinem zückt. 1627 02:01:48,710 --> 02:01:53,740 Stumm liegt die Welt wie das Grab! 1628 02:01:54,280 --> 02:01:56,480 O wär ich nie geboren! 1629 02:01:56,520 --> 02:02:00,540 Auf! oder ihr seid verloren. Unnützes Zagen! Zaudern und Plaudern! 1630 02:02:00,580 --> 02:02:03,040 Mein Pferde schaudern, Der Morgen dämmert auf. 1631 02:02:03,080 --> 02:02:09,010 Der! der! Schick ihn fort! Was will der an dem heiligen Ort? Er will mich! 1632 02:02:09,050 --> 02:02:13,120 - Du sollst leben! - Gericht Gottes! dir hab ich mich übergeben! 1633 02:02:13,160 --> 02:02:15,570 Komm! komm! Ich lasse dich mit ihr im Stich. 1634 02:02:15,610 --> 02:02:20,820 Dein bin ich, Vater! Rette mich! Ihr Engel! Ihr heiligen Scharen, 1635 02:02:20,860 --> 02:02:24,250 Lagert euch umher, mich zu bewahren! 1636 02:02:24,290 --> 02:02:28,320 Heinrich! Mir graut's vor dir. 1637 02:02:28,360 --> 02:02:29,720 Sie ist gerichtet! 1638 02:02:29,760 --> 02:02:33,230 Ist gerettet! 1639 02:02:36,690 --> 02:02:40,250 Her zu mir! 1640 02:02:41,640 --> 02:02:47,120 Heinrich! Heinrich! 170298

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