All language subtitles for Herbstmilch 1989 HDTV mU.SRTdeutsch

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* Musik *

(singen) # Die Fahne hoch!

# Die Reihen fest geschlossen!

# SA marschiert,

# mit ruhig festem Schritt.

# Kam'raden, die Rotfront
und Reaktion erschossen,

Sie? Können Sie nicht,
wie die anderen auch,

Ihre Hand zum Deutschen Gruß heben?

Was? Der ist krank von der Arbeit.

Den krieg ich nicht höher als so.

# marschier'n im Geist

# in unser'n Reihen mit.

# Kam'raden, die Rotfront
und Reaktion erschossen,

# marschier'n im Geist
in unser'n Reihen mit.

Volksgenossen, Bauern,

Handwerker, Arbeiter,

Mütter, Jugend.

Ihr alle, die ihr euch hier
am sechsten 1. Mai der Bewegung

Adolf Hitlers versammelt habt,

ich will euch heute
von den Händen reden.

So, dann bist du die Anna.

Ja.

Aber ich hab kein Geld zum Zahlen.

Das Geld hab ich.
Da musst du dir nix denken.

Hast du deine Mutter
heute daheim gelassen?

Meine Mutter?
Die ist schon lange tot.

Ach, so ist das.

Hast du gewusst, dass du eine
von 3 Mio. heiratsfähigen Landfrauen

zwischen 17 und 34
im Deutschen Reich bist?

Ich? - Steht da.

Ich will aber
Krankenschwester werden.

Krankenschwester? Da fehlen auch
immer noch 330.000 junge Frauen.

Mei.

Das heißt also, dass 10% der Männer
auf dem Land keine Ehefrau finden.

Ich hab keine Zeit für so was.
Für was?

Außerdem, wenn das
meine Firmpatin wüsste.

Was denn?
Dass ich dasitz mit einem Fremden.

Ich bin kein Fremder mehr für dich.
Doch.

Die Entvölkerung des Landes
ist auf Dauer

nur durch Kinderreichtum
zu verhindern.

Dafür können wir zwei
leicht was machen.

Kinder?
Kinder hab ich wirklich genug.

Du hast ein Kind?

Eines? Acht hab ich.
Was glaubst denn du?

* Sie dreht den Volksempfänger
lauter: Blasmusik *

So. Jetzt hätt ich Appetit
auf Schweinswürstel mit Kraut.

Dann gehen wir.

Stimmt alle mit mir ein,
meine Volksgenossen. Sieg Heil!

(alle) Sieg Heil! Sieg Heil!

* Blasmusik *

Heil Hitler!

Wem nickst du da zu?

Kennst du den nicht?

Wenn ich dich zum Essen einlad,

verlang ich schon, dass du nicht
anderen Leuten zunickst.

Das ist der Wiedemann. Der wohnt
keine fünf Minuten von uns weg.

Außerdem kennt er meinen Vater.

Ich bin der Wimschneider Albert
und wohn auch nicht weit weg.

Aber du kennst meinen Vater nicht.

Und du warst auch nicht
der Kompaniechef vom Führer.

Aber ich hab
die Landwirtschaftsschule besucht.

Dass du das nicht weißt,
dass der Wiedemann

im Weltkrieg
der Vorgesetzte vom Führer war.

Aber dich kennt er?
Ach geh. Ich kenn seine Frau.

Die hat einen Affen
mit so einem Ringelschwanz.

Und der hockt bei ihr
den ganzen Tag auf der Schulter.

Ein Ausbund an Hässlichkeit.
Die Frau?

Nein, der Affe.

Und schmeckt es dir?

Ja. Warum nicht?

(Hitler) weil wir den Krieg

als einen permanenten
sowieso im Inneren hätten.

Magst du das?

Was? Die Würstel
oder die Aufgeputzten?

Die Aufgeputzten.

Würstel sind mir lieber.

Aber mein Vater
ist vom Hitler ganz begeistert.

(Hitler) mache ich Deutschland
stark und fest

und stelle es auf seine eigenen Füße.

Dass du das weißt, Anna,
das lassen wir nicht einreißen.

Nur das Vergnügen im Kopf
und vergessen,

dass daheim die Arbeit
wartet. Auch am 1. Mai.

Grüß Gott.

Grüß Gott.

Dirndlarbeit gibt es.

Das brauch ich erst nächste Woche.

Aber das brauch ich morgen früh.

Worauf wartest du, Anna?

Der Franz und der Michel
haben Hunger von der Arbeit.

Und du, Resl, heiz den Waschkessel.
- Was? Heute noch?

Schau, Vater,
der Bauer hat uns ausbezahlt.

Vater unser, der du bist im Himmel,
geheiligt werde dein Name.

Zu uns komme dein Reich.
Dein Wille geschehe.

Wie im Himmel, all so auch auf Erden.

* Muhen *

Ich hab sie. Hast du einen Strick?
Hab ich.

Das müssen wir fester binden.

Jetzt.

Zieh an!

Fester!

Noch mal!

Schön ist es, gell?

Das haben wir gut gemacht, gell?
Ja.

Jetzt sag schon, Anna.

Hat er dich geküsst?
Nein, noch nicht.

Aber das kommt noch.

Hast du gewusst, dass 10% der Männer
auf dem Land keine Ehefrau finden?

Nein.

330..., jetzt weiß ich nicht,
ob Tausend oder Millionen

im Deutschen Reich.

So viele Frauen fehlen?

Der Albert hat es vorgelesen.

Wie schaut er denn aus, der Albert?

Mei, groß ist er.

Eine gepflegte Erscheinung
ist er halt.

Mit Bildung.
Immer hat er was zu erzählen.

Der Albert.

Aber ich hab ihm auch was erzählt.

Was hast du ihm erzählt, Anna?

Das mit dem Affen
von Frau Wiedemann.

Und geküsst
habt ihr euch wirklich nicht?

Aber Resl, man küsst sich doch
nicht gleich am ersten Tag.

Man muss abwarten können.

Hast du dich
wieder mit ihm verabredet?

Nein. Ich hab gesagt,
das überlassen wir dem Zufall.

Aber da wär eine gute Gelegenheit:

Bei der Firmpatin auf dem Hof
wird nächste Woche geheiratet.

Sie hat zum Vater gesagt,
er muss uns hingehen lassen.

Was hat der Vater gesagt?

"Die lass ich nicht hingehen.
Da müsst ich neues Gewand kaufen."

* Klopfen *

* Klopfen *

Was ist, Anna?
Näh weiter!

Es bedankt sich das edle Brautpaar
bei der Familie Kreisleiter.

Ihm zu Ehren, Musikanten,
lasst ein Vivat hören.

* Vivat *

Meinen herzlichen Glückwunsch.
- Danke.

Mit einer persönlichen Widmung
von mir. Heil Hitler!

Das edle Brautpaar bedankt sich
bei Familie Traunspurger.

Ihm zu Ehren, Musikanten,
lasst ein Vivat hören.

* Vivat *

Meine Gratulation.
- Danke, Herr Traunspurger.

(Gstanzl)
# er ist ein kreuzbraver Mann.

# An seinen fünf Nachkommen
sieht man,

# dass er das Kindermachen
recht kann.

Alles Gute.
- Danke, Ludwig.

Viel Glück.
Danke, Anna.

(Gstanzl) # Zwei Radi und zwei Rüben,

# die Traunspurger Buben,
das ist halt eine Rass',

# dass der Teufel nicht bratzt.

* Musik: "Lustig ist
das Zigeunerleben" *

Dass du mit so vielen schönen Kindern
nicht wieder geheiratet hast.

Das waren ein paar zu viele Mäuler.

Vergelt's Gott.

Lass die Anna raus.
Die will zu den Schulfreundinnen.

Ein indirekter Gruß vom Führer,
sozusagen.

Komm.

Lach halt mal!
Warum?

Die besten Zähne
hast du grad nicht, was?

Zum Essen langt's.

Jaja, kannst froh sein,
dass du nicht blutarm bist.

Woher willst du das wissen?

Ein blutarmer Mensch
schaut anders aus.

So?

Hast du gewusst,
dass 80% der Landjugend

einen fehlerhaften
Gesundheitszustand haben?

Nein.
Senkfüße, Kropfbildungen,

Rückg rat-Verkrümmungen
sind weit verbreitet.

Jetzt hat mich der Vater gesehen.
Das macht doch nix!

(zur Musik) # Rosamunde,
schenk mir dein Herz und sein mein.

Wusstest du,
dass auch Leute auf dem Land

an Unterernährung leiden?
Also unterernährt sind wir nicht!

Milch, Kartoffeln und Brot
hatten wir immer.

Wenn auch sonst nichts anderes.
# Rosamunde

Mei, der Vater.
Schau bloß, wie der schaut.

Grüß Gott!

Das ist er nicht!
Was?

Da ist er!
Das ist der mit den 8 Kindern?

Solang die Mutter noch gelebt hat,
war's schön bei uns.

Ich war die erste Tochter
nach drei Buben

und auf dem Weg ins Dorf hat sie
mich bei den Nachbarn vorgestellt:

"Das ist meine Tochter Anna."

Sie war sehr stolz auf mich.
Wenn du jetzt mal ganz unauffällig

deine Hand auf den Lenker legst,
könnt ich meine auf deine legen.

Ja, so ist's gut!

Hast du schon mal jemand
einen Kuss gegeben?

Ich hab noch nie einem Mann
einen Kuss gegeben.

Und jetzt halt dich fest!

Habt ihr euch wieder
spannende Sachen erzählt?

Ja. Uns ist nie langweilig
miteinander.

Da möcht ich einmal dabei sein.

Er hat mir beim Tanzen

über die Gesundheit
der Landjugend berichtet.

Die ist nämlich nicht sehr viel wert
in ihrem gesundheitlichen Zustand.

Und ich

Ich hab ihm von uns erzählt,
von früher.

Von uns allen? Auch von mir?
Ja.

Ja. Weißt du noch,
unser Spielzeugbauernhof

Pscht! Anna, sei stad,
da hat wer geklopft.

Jessas Maria.
Albert, was machst du da?

Ich steh die ganze Zeit schon da.
Lass mich ein bisserl rein zu dir.

Das geht nicht.
Es ist so kalt.

Es ist doch die Resl da.
Das macht doch nix.

Nein, das geht nicht.
Lass mich.

Nein.
Gib mir einen Kuss!

Was war?

Gell, der Albert?
Wer denn sonst?

Aber jetzt habt ihr euch geküsst,
oder? Der mit der Bildung und du.

Vater, ich glaub, da brauchen wir
nicht Weitersuchen. Da ist er nicht.

Wo könnte der Bub nur sein?

Schaut hin. Gleich schneidet er sich,
der Großvater.

Bist du narrisch?
Du frisst wie eine Sau.

Friss nicht so viel.

Die Sau braucht auch noch was.

Jetzt kannst du fast schon
so gut kochen wie deine Mutter.

Hier siehst du die Oma.

Da ist die Mama selber
ein kleiner Spatz.

Mit dem Onkel, den du auch kennst.

Da ist sie zum Fotografen gegangen.
Schön angezogen.

Jetzt ist der schon wieder da,
der läufige Hund.

Jetzt lernt er mich kennen.

Grüß dich.

Ich hab dir was mitgebracht.

Grüß Gott.

Vater, das ist der Wimschneider
Albert aus Schwarzenstein.

Zum Beichttag hat er mir
das Bücherl mitgebracht.

Du kennst ihn doch von der Hochzeit.

Da sind Sie lang
im Regen gestanden, gell?

Jetzt komm. Komm.

Ein vielseitiger Kleinschlepper
in den Händen des Normalbauern

gleicht den
betriebswirtschaftlichen Vorteil

von einem Großgrundbesitzer
am ehesten aus.

Und durch die Einsparung der Rösser

werden entsprechende Erzeugungs-
Mengen fürs Milchvieh frei.

Nur können wir uns das nicht leisten.

Das ist halt
die extensive Wirtschaft.

Hast du Aussichten,
einen Hof zu übernehmen?

Jetzt noch nicht, aber bald.

Und wie groß ist der Hof?

Der ist ungefähr so groß wie Ihrer.

Die Tante und die zwei Onkeln,
die da noch draufsitzen,

die sind schon weit über 70.

Dann hast du also Aussichten.

Berechtigte sozusagen.

Die haben mich nicht umsonst auf
die Landwirtschaftsschule geschickt.

Du sollst also der Nachfolger werden.
So ist es.

Die Mädchen werden heutzutage
alle berufsflüchtig.

Was werden die heutzutage?
Berufsflüchtig.

Aha.

* Musik *

Kennt ihr die Geschichte
von der Bürgschaft?

Zu Dionys, dem Tyrannen, schlich
Damon, den Dolch im Gewande.

Ihn schlugen die Häscher in Bande.

"Was wolltest du
mit dem Dolche? Sprich."

Entgegnet ihm finster der Wüterich.

Gute Nacht. - Gute Nacht.

(leise) Nimm mich mit rauf, Anna.

Nein. Der Vater
muss sich erst an dich gewöhnen.

Ich muss mich an dich gewöhnen.
Und die Kinder auch.

Ach geh. Komm.
Nein.

Und dann hat mich
der Pfarrer gefragt,

ob ich vielleicht an meinen
kleinen Brüdern rumgespielt hab.

Beim Baden oder wenn ich ihnen
beim Bieseln helf.

Beim Bieseln? -Ja.

Das hab ich alles
dem Albert erzählt.

Weißt du, was er gesagt hat?

"Anna, ab heute gehst du nur noch
in die Stadt zum Beichten,

weil dich da keiner kennt."

wenn du was zu beichten hast.

Ach, Resl,
was willst du jetzt hören?

Wenn du mit dem Albert beieinander
bist, hast du sicher was zu beichten.

Allerdings. Und jetzt geh.

Lässt du ihn rein, ins Kammerl?

Was würdest du dazu sagen?

Ich?

Ich würd ganz fest schlafen.
So sehr würd ich mich genieren.

Aber der heiratet dich ja eh.
Meinst du?

Da kannst du Gift drauf nehmen.

Eine Bäuerin
wollte ich nicht werden.

Du mit deinen Träumen.
Erzähl das bloß nicht dem Albert.

Trotzdem.

Ich wär so gern
Krankenschwester geworden.

Vater!

Vater! Die Kinder können nimmer.

Kommt.

Da ist Albert!
- Albert!

Servus.

Erzählst du eine Geschichte?

Was? Eine Geschichte?

Wo ist der Käse?

Hier. Aber teilt ihn euch.

Einen Käse mag ich auch.

Das ist nix für euch.

Hast du ein Messer?

Wer mag noch Käse?

Was ist?

Halt mal.

Grüß Gott.

Gib mal her.

Bist du narrisch?
Die Anna ist nicht mal volljährig.

Die Anna und ich,
wir mögen uns recht gern.

Da muss der Hitler
erst das Sudetenland kassieren.

Dann könnt ihr heiraten.

Was hat er gesagt?
Nix.

Dass der Hitler das Sudetenland
erst kriegen muss.

Außerdem bist du nicht volljährig.

Ich hab dir doch gesagt,
dass es zu früh ist.

Als Arbeitskraft
will er dich nicht verlieren.

Jetzt fahr mal heim
und ich red mit der Firmpatin.

Albert, was ist ein ...?

Das ist so ein

Jedenfalls darf ich kommen,
wann ich will.

Das ist ja schon was.
Kommt, machen wir weiter.

Wir sind noch lang nicht fertig.

Pst.

(leise) Du kannst mir
eine Liebeserklärung machen.

Wieso? Ich mag dich doch.
Nicht so.

Anders.
Wie denn?

Mit mehr Wörtern.

Du kannst doch sonst immer
so schön reden.

Es ist alles nicht so einfach da.

Noch dazu in dem engen Bett.

Ich hab immer davon geträumt,
wenn du in meinem Kammerl bist,

machst du mir
eine richtige Liebeserklärung.

Das braucht es nicht.

Mach erst die Liebeserklärung.

Du bist hundsgemein frech.
Was?

Scheu.

Zärtlich.

Aber wenn du meine Finger
einzeln so drückst,

So?
ja. Ein bisserl fester.

So?

Ja.

Da möcht ich bloß noch
bei dir sein.

Und dich besitzen.

Ludwig! Euer Mandl fällt um.

Mit dir kann ich mich
so gut verstehen.

Ich mich mit dir auch.

Obwohl du keine Bildung hast.

Aber deine Liebeserklärung
hat mir gut gefallen.

Ja?

Und der Hund?
Den hat er ans Häusl gebunden.

Ich hab meine Brüder gefragt:

"Was macht der Hochwürden draußen
auf unserem Häusl?

Wenn er müde ist, kann er sich
doch in der Stube ausruhen."

Meine Brüder haben mich ausgelacht,

weil ich dachte, so ein heiliger
Mann muss doch so was nicht.

Bei mir waren es immer
der König und die Königin.

Ich dachte immer,
die sind zu vornehm,

als dass sie beieinanderliegen.

Und dass der Hofarzt
mit einer Impfung.

Mit einer Impfung? Haha.

Ich muss fort.

Einmal noch.

Ja, mei, der Albert.

Sei du stad und schlaf.

Und vergiss, was du gesehen hast.

Und ich hab alles verschlafen.

Grüß Gott.
Wenn ich ihn sehe, sicher.

Ist das ein schönes Auto.

Der hat sich aber
ein bisserl übernommen.

Wer ist denn das?
Wer das ist?

Das ist der Adjutant des Führers.

Ach, der Wiedemann?
Ganz recht.

So einen kriegt man nicht
alle Tage zu sehen. Gib mir das Ding.

Der Mensch verfolgt mich.

Der? Der ist harmlos.

Abschied hat er gefeiert
mit seinen Kameraden.

Wieso? Fährt er weg?

Jawoll. Direkt nach Amerika.

Wenn ich ehrlich bin,
mir fehlt er nicht.

Und seine Frau, die mit dem
Die mit dem Affen?

Lass ihn das ja nicht hören.

Vorgestern hat der Affe
einen ganzen Wurf junger Hunde

mit auf den Schrank genommen.

Dann hat er sie alle runtergeworfen,
einzeln. Alle tot.

Das war die reine Eifersucht.

Und er fährt mit der Uniform
nach Amerika?

Der repräsentiert bei der Botschaft.

Außerdem soll er rauskriegen, ob die
Amis was gegen Hitlers Politik haben.

Jetzt, nachdem er
das Sudetenland gekriegt hat.

Was? Hat er es gekriegt?
Ja. Hast du daran gezweifelt?

Der kriegt noch mehr, der Führer.
wenn er nur will.

Weil er es gestern noch nicht hatte.
Gestern ist vorbei.

Heute Nacht haben sie es ihm gegeben.
Der Chamberlain und der Daladier.

Das passt. Irgendwie passt das.

Freilich passt das.
Warum soll das nicht passen?

Es ist wegen meinem Schwiegervater.
Aber das versteht bloß er.

Da bin ich so frei.

Der Führer raucht nicht.

Das muss man sich mal vorstellen.

Der Mann da drinnen, vor dem
hat der Führer mal stramm gestanden.

Das würde er jetzt gewiss nicht.

Und das ist wirklich wahr?
Was denn? Das mit dem Wiedemann?

Soll ich ihn wecken,
damit er es dir sagt?

Nein, nein. Ich bin schon weg.
Servus.

Saubauer.
Tut so, als kennt er den Wiedemann.

(leise) Wir stehen falsch.

* Orgelmusik *

Liebes Brautpaar,
ihr seid hierhergekommen,

um den Bund eurer Liebe zu bezeugen.

Und ihn durch die Kraft Gottes
festigen zu lassen.

Da ihr also beide zu einer wahren
christlichen Ehe entschlossen seid,

so stecket einander
den Ring der Treue an und sprecht:

"Nimm diesen Ring und trage ihn
als Zeichen meiner Treue."

Nimm diesen Ring und trage ihn
als Zeichen meine Treue.

Nimm diesen Ring

und trage ihn
als Zeichen meine Treue.

Danke schön für alles, Vater.

Red nicht. Mach deine Arbeit fleißig
und sei eine gute Frau.

Und wenn was ist, Anna, dann komm
einfach auf eine Stunde zu mir.

Ja.
Pfüat di.

Mama, das ist die Anna.
Grüß Gott.

Au weh.

Das gibt nix Gescheites.

Die ist schon
mit dem linken Fuß zuerst rein.

So, jetzt zeig ich dir
den Stall und die Ina.

Das ist unsere beste Kuh.
Die gibt 17 Liter.

Was? 17 Liter?

Weißt du, Anna, mit den anderen
Kühen bin ich auch zufrieden.

Schau her.

Das ist die Dagi.

Das ist die Gundi.
Da musst du aufpassen.

Und das ist meine Beste.
17 Liter gibt sie.

Das ist die Anna.

Wer ist das?

Nicht mal fotografieren
haben sie sich lassen.

Was?
Nix sind sie, nix haben sie.

Den Buben hat sie mir genommen.

Aber dafür werd ich sorgen,

dass es mit der Hochzeitsreise
nach Bad Wiessee nix wird.

Was?

Krumm gehen tut sie.
Die Arme kriegt sie nicht vom Leib.

Da hat er uns was Schönes
ins Haus gebracht, der Albert.

Das Essen ist fertig.

Mir musst du alle 14 Tage
die Fußnägel schneiden, Anna.

Und mir jeden Monat die Haare.

Was habt ihr gesagt?
- Damit sie nicht einwachsen.

Hast du mich gehört, Anna?
Jaja.

Na, pass doch auf, Kind!
Mit dem Geschirr von Onkel Albert.

Hast du mich gehört, Anna?

Was ihr gesagt habt, will ich wissen.

Dass du es weißt: Der Onkel Albert
hat das Wirtschaftsrecht.

Zwei Jahre hat er es noch.
Ein Hof will erst mal verdient sein.

Gell, Onkel Albert?
Freilich.

Die Einnahmen gehören eh noch mir.

Außerdem muss die Anna mir
die Haare schneiden.

Was redest du daher?

Vom Bierbrauen reden sie.

Kann denn die Anna
überhaupt Bier brauen?

Ich werd es schon lernen.
Wir brauen unser Bier selber.

40 Pfund Gerste
muss die Anna durchsieben.

Und aufpassen muss sie,
dass sie nur Wurzelkeime kriegt.

Und dann musst du die schreien.

Wir haben nämlich alle
verrenkte Hüftgelenke.

Das darfst du nicht vergessen.

Das hat sie früh genug gewusst.
Zum Beschweren ist es jetzt zu spät.

Deshalb können wir
auch nicht mehr arbeiten.

Geht's ans Werkstatt einrichten.
Was, Albert?

Was sagst du, Otto?
- Dich mein ich nicht.

Der Albert richtet
seine Werkstatt ein.

Haha.

Nach Bad Wiessee wollt ihr fahren,
hab ich gehört.

Ja, Onkel Albert.
Aber nur für zwei Tage.

Wir freuen uns schon lange drauf.
Bring das meinem Buben.

* lautes Poltern *

Hab ich es nicht gesagt?
Der Albert baut seine Werkstatt.

Na, freust du dich, Anna?

Jedenfalls trag ich mein Geld auf
die Sparkasse. Als Alterssicherung.

Was?
- Die haben heutzutage

ein Ehestands-Darlehen
zu beanspruchen, die jungen Leute.

Arbeiten wollen sie
eh nix mehr heutzutage.

Das schöne Geld in Bad Wiessee
ausgeben. So weit kommt's noch.

Warum krieg ich das erst jetzt?
Die faulen Tage fallen ins Wasser.

Warum ich das erst jetzt krieg,
frag ich.

Es ist aus mit Bad Wiessee.

Ich muss in drei Tagen zum Militär.

Was? was muss der Albert?

Zum Barras muss er.

Freilich muss er zum Militär, nach
allem, was in den Zeitungen steht.

Das versteh ich nicht.

Der Albert wird Soldat, Tante.

Stillgestanden!

Richtet euch!

Augen geradeaus!

Zur Meldung die Augen links!

Du guter Gott.

Du auch? Mit deinem Hüftgelenk?

Ja, ich auch.

Zeit wird's, dass sie die Wiesen

und die Felder kennenlernt,
die dumme Gans.

Fanny, was haben wir
heut geschlachtet?

Michel, das ist doch von der Mutter.

Haben wir die Mutter
heut geschlachtet?

Ich möcht zur Mutter rein.
Sei stad, Anna.

Die Mutter ist krank.
Ich sag euch, wenn ihr reindürft.

* Die Mutter atmet schwer. *

Warum hat die Mutter Schuhe an?

Weil

Sie muss doch auf Dornen
in den Himmel gehen, Anna. Komm.

(alle) "Gegrüßet seist du, Maria.
Voll der Gnade. Der Herr ist mit dir.

Du bist gebenedeit unter den Weibern.

Und gebenedeit ist die Frucht
deines Leibes, Jesus.

Der für uns Blut geschwitzet hat.
Heilige Maria, Mutter Gottes,

bitte für uns Sünder. jetzt und
in der Stunde unseres Todes. Amen."

* Babygeschrei *

Du wirst viel zum Arbeiten kriegen.
jetzt, wo die Mutter tot ist.

Ganz Schwarzenstein kann dich hören.

Ich hab mich so gefreut.

Das kommt schon wieder.

Und auf die alten Leute, auf deine
Mutter hab ich mich gefreut.

Wo ich doch so gehofft hab
auf eine neue Mutter.

Wir sind doch jetzt verheiratet,
was brauchst du da eine Mutter?

Grad jetzt, wo der Krieg angeht.

Du bist weg und ich bin allein.

Die mustern mich und dann
schicken sie mich wieder heim.

Die brauchen die Bauern daheim
für ihren Krieg, verstehst du?

Aber den Franz, den Michel und
den Hans haben sie dabehalten.

Die sind ja auch
freiwillig gegangen.

Wo ich doch noch nie mit einem
Ochsengespann gefahren bin.

Anna, wir sind doch
jetzt verheiratet.

Komm, stell dich nicht so an.

Das ist jetzt eine ernste Sache.

Wenn du mir wenigstens eine
Geschichte erzählen tätest.

Früher,
wenn du bei mir gelegen bist,

hast du immer was
zum Erzählen gehabt.

Auf der anderen Seite
von der Erde

Genau gegenüber von uns

In Australien

Da springen die Fliegenden Fische
aus dem Wasser die Kaktusbäume rauf.

Die Fliegenden Fische?

Ja.

Das ist die reine Wahrheit.

Anna, mach das,
wie ich's gesagt hab.

Von den 1000 Mark Ehestandsdarlehen
kaufst du einen Küchenherd.

Einen Kachelofen?
Danach. Dann die Nähmaschine.

Einen Motor mit Kreissäge,
hat der Onkel gesagt

Das pressiert noch nicht.
Erst wenn du was übrig hast.

Ich werd jeden Tag beten,
dass du wieder heimkommst.

Brau derweil ein gutes Bier,
dann bin ich wieder da.

Aber das mit den Fliegenden
Fischen glaub ich dir nicht.

* Krähen krächzen *

Das ist ein gutes Zeichen,
wenn man Krähen hört beim Abschied.

Da unten musst du hinlangen!

Und umlegen.

Schick dich! Warum bist du Bäuerin
geworden? Bist selber schuld!

Komm her, Fritz.

Da unten musst du hinlangen.

Komm, Fritz. Komm!

Brav.

Zurück! Zurück, Fritz!

Geh halt rum, komm, Fritz!

Halt mal!

Geh nach hinten.

Hü!

Langsam, Fritz!

Komm, Max!

Max, komm!

Langsam, Fritz! Langsam!

Was war denn das jetzt?

Anna!

Hallo! Du hast mich verloren!

Himmel, Herrgott,
hört denn die nicht?

Anna! Du hast mich verloren!

Bring mir meinen Stock mit!
Hast du dir was getan?

Komm, Onkel.
Geht schon wieder.

So.
Das wär was gewesen.

Mich aus dem Wagen verlieren.
Ich hätte nimmer heimgefunden.

Aber gewiss, Onkel. Da lang.
Da sind wir daheim.

Da? ja aber ich bin mind. 10 Jahre
nimmer aus dem Haus gewesen.

Was? 10 Jahre?

Seit der letzten Wirtschaftskrise.

Das nimmst du in die Hand

und dann drückst du mit beiden Händen
den Pflug in den Boden.

So, Anna der Pflug geht gut,
die Ochsen gehen gut

und wenn was fehlt, bist du schuld.

Hd'!

Hd'!

Hü!

Hd'!

Geht zu! Hüa!

Hd'!

Hd'!

Hd'!

Geht zu!

Hüa! Hott, hott! Bleibt stehen!

Hott!

Du wirst es schon noch lernen, Anna!

Komm, Fritz! Komm!

Der Topf gehört zum Bierbrauen.

Dass du den ja nicht
zu was anderem hernimmst.

Ja.
Sonst wird der Sud sauer.

Und aus ist's mit dem Bier.

In den Einweckgläsern
findet die Tante so komische Dinger,

seit das Weib im Haus ist.
Das erzähl ich dem Kaplan!

Gleich morgen früh!
Als gäb's nicht genügend Arbeit!

Jetzt, wo der Albert weg ist,
wird sie ja wohl aufhören.

Aber nur bis er wieder da ist.
Hast du das gehört?

Was hat sie gesagt,
die ausgeschamte Person?

Wenn er wieder daheim ist, hat sie
gesagt, fangen sie wieder an.

Was sie gesagt hat, will ich wissen.

Was ist? Machen wir weiter
mit dem Brauen?

Dir werd ich's noch zeigen,
du unverschämtes Luder!

"4. Februar 1941, Schwarzenstein.

Albert, mein lieber Mann,
wenn du jetzt bei mir wärst,

müsstest du mir
eine Geschichte erzählen.

Meinetwegen die mit den Fliegenden
Fischen, wo auf Bäume springen.

Oder ein Gedicht aufsagen.
Das kannst du doch so gut,

sagen die Buben,
wenn sie von dir reden.

Dass du der Erste
in der Gemeinde gewesen bist,

der einrücken musste,
das hat mich sehr geärgert.

Der Mann von der Nachbarin
ist noch daheim

und geht mit der jeden Abend
fein angezogen spazieren

Deine Mutter ist bös zu mir.

Ach, Albert, du fehlst mir so.

Und Schweinswürstel mit Kraut
wären mir jetzt auch recht.

Die Strecke bin ich schon
so oft mit dem Radl gefahren.

Aber heute haben wir eine Freifahrt
und das nutzen wir aus.

Das retouchieren wir weg,
Herr Wimschneider.

Oder wollen Sie doch in der Uniform
fotografiert werden? - Nein, nein.

Weil der Fotograf zur Hochzeit
nicht gekommen ist.

Wir haben uns
in die Hand versprochen,

uns im Hochzeitsgewand
fotografieren zu lassen,

sobald der Krieg vorbei ist
und wir Zeit dafür haben.

Setzen Sie sich hin,
Frau Wimschneider.

Der Krieg ist aber noch nicht vorbei.

Der hat noch nicht mal
richtig angefangen.

Grad dass wir auf Stalingrad
marschieren.

Da, schauen Sie auf meine Hand,
Herr Wimschneider.

Und Sie drehen sich mit den Schultern
ein bisserl nach rechts.

Nicht so weit! So ist's gut.

Wo stehen denn Sie,
Herr Wimschneider?

Wo ich steh? - Wo man Sie eingesetzt
hat in diesem schweren Kampf.

Gott sei Dank steht er in Italien.
Da kriegen sie gute Verpflegung.

Und die Italiener sind ja mit uns.

Damit haben Sie's gut. Da können Sie
froh sein. Unsereins hat Hunger.

Also meine Herrschaft, jetzt wird
gelacht. Die Zeiten sind danach.

Achtung lächeln!

* Klicken *

Danke schön.

Das war's jetzt?

Da, gib ihr das.

Wir haben uns gedacht

Ich mach Ihnen die Bilder noch heut,
Frau Wimschneider.

Wir haben uns gedacht,
wir zahlen Sie mit dem da

und weil doch der Albert übermorgen
wieder einrücken muss

Ja aber selbstredend! Obwohl ich das
ja eigentlich nicht annehmen darf.

Wissen Sie was? Als Dreingabe mach
ich Ihnen ein Porträt für Ihren Mann.

Das kann er sich
in sein Soldbuch legen

und immer anschauen,
wenn er Lust hat. Auf geht's.

Ja

Die Lippen anfeuchten und
von jetzt an nur noch lächeln.

Was die beim Film können, können wir
in Pfarrkirchen schon lang, was?

Mei, ist das weich.

Du schaust aus
wie eine Schauspielerin.

Ist die Jacke vielleicht
käuflich zu erwerben?

Nein, die nicht.
Aber einen Stoff hätte ich.

Für ein geblümtes Sommerkleid
tät es grad reichen bei der Figur.

Vielleicht bringen Sie mir ja
bei Gelegenheit wieder was mit

aus der deutschen Landwirtschaft.
Das machen wir dann schon.

Nicht bewegen. Jetzt hab ich Sie
grad so schön eingerichtet.

Achtung lächeln!

* Klicken *

Sehr schön.

Schnell, rennen Sie rauf,
die erste Tür links.

Anna! Anna, was ist denn?

* Sie übergibt sich. *

Wissen Sie, Herr Wimschneider,

wenn es heut nicht mal mehr
die einfachsten Dinge gibt,

könnte man ja aufhören,
Kinder in die Welt zu setzen.

Ich hab so fest damit gerechnet,
dass nichts ist damit.

Das Schicksal kommt, wie es mag.

Du hast uns was Sauberes
ins Haus gebracht.

Eine Hilfe ist sie gar keine.
Hör doch endlich auf!

Schau doch, wie sie geht.
Die macht doch einen Buckel!

Eine Bauerntochter
hättest du kriegen können.

Nicht nur eine!
Ja!

Ich weiß wirklich nicht,
was du gegen Anna hast.

Sie macht ihre Arbeit
und ich hab sie gern.

Jetzt, wo sie ein Kind kriegt
Hör auf.

Sei froh, dass du Großmutter wirst.

Wie kann man in solchen Zeiten
ein Kind in die Welt setzen?

Was soll aus uns werden und dem Hof,
wenn sie bei ihrem Kind hockt?

Es gibt doch jetzt
Fremdarbeiter in Massen.

Da nehmen wir einen auf den Hof.
Außerdem hat das noch Zeit

* Pfeifen *

wenn ich's dir sag. Die liegen
grad 100 km vor Stalingrad.

Wenn der Wind von Osten kommt,
hört man die Kirchturmglocken.

Die haben aus den Kirchen
Kinos gemacht.

Der Russ hat ausgespielt.
Jetzt muss er arbeiten.

Wir haben schon lange
eine Russenfrau bestellt.

Aber bis jetzt haben sie
uns noch keine geliefert.

Genau vor 3 Jahren und 3 Tagen
ist der Krieg ausgebrochen.

Ich möcht mal wissen,
wie er das macht,

so ein Krieg, dass er ausbricht.

Aber ein Gutes hat er, der Krieg:

Dass die Zeitung voll ist
mit Traueranzeigen.

Nummer 64: "Mein lieber Winfried,
du hast uns so betrübt

mit deinem einsamen Tod.

Allein hast du uns gelassen,
so weit weg im Osten."

was liest du wieder
für einen Schmarrn?

Das ist kein Schmarrn.
Das ist der 64. Tod bei uns herum.

Ich sammle die Toten.

Das ist keine Traueranzeige
für einen Soldaten,

der im Kampf für
sein Volk gefallen ist,

sondern für einen Selbstmörder.

Dann hat er vielleicht
gar nicht so unrecht.

Pass nur auf, dass nur du nicht
eines Tages in meine Sammlung kommst.

Und pass du nur auf, dass du
wegen dem Sammeln der Anzeigen

nicht in Dachau wieder aufwachst.

Hört mal auf mit dem Streiten.
Esst lieber.

Wer weiß, wann's wieder
so was Gutes gibt.

Nach Dachau? Dass ich nicht lach.
Mich nach Dachau?

So weit kommt's noch.
Anna, hast du das gehört?

Pass nur du auf deinen Albert
auch auf!

Damit er nicht in die Zeitung kommt.
- Der Albert ist in Italien.

Jeden Tag Makkaroni mit Tomatensoße.

Du hast aber einen
ordentlichen Durst heut.

Heil Hitler!
(alle) Heil Hitler!

Und, Meiereder-Bäuerin, sind unsere
Frontsoldaten auch fleißig?

Die Allerfleißigsten, die man sich
vorstellen kann, Herr Kreisleiter.

Dass Ihr Urlaub an die Heimatfront
bekommen habt,

habt ihr mir zu verdanken.
- Kommen Sie.

Schad, dass sie schon wieder
wegmüssen, die Buben.

Wir haben so viel zu tun und
die Ernährungslage ist gespannt,

stand in der Zeitung.
- Deswegen bin ich ja gekommen.

Also, Ihr Antrag auf einen Russen
ist genehmigt worden.

Heute Abend kommt der Russ.

Aber ich hab mir doch
eine Frau bestellt gehabt.

Danke schön.
Frauen haben wir nur wenige.

Und die, die wir haben,
kommen in kinderreiche Haushalte.

Also nehmt's den Russ, der ist
genügsam und kommt heut Abend.

Zur Not frisst er auch
Kartoffelschalen.

Eine Schlafkammer braucht er nicht,
legen Sie ihn in die Scheune.

Ich tät auch Hilfe
aus Russland brauchen.

Ich nehm auch einen Mann.

So. Du tätest auch
einen Mann nehmen?

Wer bist du eigentlich?
- Das ist meine Tochter!

Die Frau vom Wimschneider Albert und
dass sie ein Kind kriegt, sieht man.

Und wenn der Russ ausgespielt hat,
soll er uns Leute herschicken.

Der Stalin, der depperte.
- Ist ja schon gut.

Bei uns wird das ganz
administrativ gehandhabt.

Ich werd mir was überlegen.

Vielleicht gibt's
für deine Tochter auch einen.

Papa, rat, was der hat!
Einen Radioapparat aus Norwegen!

Da siehst du's Ludwig.

Was schaut ihr mich alle so an?
Der Führer hat befohlen,

den Norwegern die Radios wegzunehmen

und sie im deutschen Volk
zu verteilen. 600.000 Stück.

So viele?

Kriegen wir auch einen Radioapparat?
- Was weiß ich.

Sei stad, die 600.000 Stück
versickern sowieso im deutschen Volk.

Keine Sorge, Holländer haben auch
Radios. Belgier, Franzosen.

Und erst die Amerikaner.

Die sind noch nicht
lang genug im Krieg.

Pass nur auf,
wie schnell die da sind.

Hat der Franzose standgehalten?
14 Tage!

Kinderwäsche hab ich
noch nicht genug.

Aber das Bett hab ich vom Ludwig

und die Windeln hab ich mir
aus alten Tüchern gemacht.

Und wenn du was verkaufst?
Mehl oder Speck?

Du musst bloß aufpassen,
dass der da drüben nix merkt.

Aber der hat eh genug
Dreck am Stecken.

Weißt du, was sich der geleistet hat?

Eine Schande ist es!
Das Kruzifix abhacken lassen.

Ich sage nur: die Türken

Nur die Türken

was haben denn wir mit denen zu tun?
- Das sind unsere Freunde!

Die haben im Weltkrieg von uns
ein Schlachtschiff gekriegt.

Was redest du da? Geh lieber
ins Bett, bevor du umfällst.

Von allen Seiten eingekreist
kann sich der Türke

seine Neutralität
gar nicht mehr leisten.

Trotzdem braucht Anna einen Russ.

Was wir brauchen,
sind Durchmarschrechte.

Wenn wir den Stalin besiegt haben,
dann kriegen wir ja einen Russ.

Haben wir doch!
was bleibt, ist die Ernährungslage.

Die Gebiete, die wir bisher
in unsere Obhut genommen haben,

reichen einfach nicht aus.
Wir brauchen den Suezkanal!

Dann haben wir automatisch
Palästina und Syrien

und dann über die Türkei
von unten rein

in den weichen Bauch von Russland.

Aber die Türken haben keine Radios!

Weißt du noch, als du mir
zwei Tauben verkauen wolltest,

die garantiert wieder
zu dir zurückgeflogen wären?

Heutzutage rauchen die noch
ganz Europa zusammen.

Schaut hin, der Russ ist da.

Hd'!

Geh zu, Fritz!

Mistviech! Hüa!

Hilfe! Brr!

Fritz, bleib stehen!
Bei Gott, bleib stehen!

Heilige Maria!

Du sollst stehen bleiben!
Du Drecksviech, bleib stehen!

Entschuldigen Sie.

Entschuldigen Sie,
können Sie mir vielleicht sagen,

wo die Anna Wimschneider wohnt?

Wer? Die Anna Wimschneider?
Wo die wohnt?

Was geht dich das an?
Wer bist du eigentlich?

Ich bin die Sonja aus München
und ich soll ihr zur Hand gehen,

der Anna Wimschneider,
hat der Kreisleiter gesagt.

Zur Hand gehen? Mit der Hand?

Mit so einer weißen, glatten Hand
willst du mir zur Hand gehen?

Und deine weißen Kniestrümpfe?

Und deine weiße Nase?
Im Stall bei den Sauen?

Meinen Alten willst du
die Nägel schneiden

und die Batzerl aus der Hose tun?

Ausgerechnet du willst der
Anna Wimschneider zur Hand gehen?

Ich sag dir was. Dreh dich um
und geh wieder heim.

Sag aber vorher
zu deinem Kreisleiter,

dass er mich kreuzweise kann.

Im Haus tu ich selber arbeiten!

Was ich brauch, ist ein Mann für die
schwere Arbeit! Jetzt verschwind!

Hd'!

Sei stad, ich bin schwanger.

Willst du, dass ich
eine Fehlgeburt hab?

Du allein bist an allem schuld.
Nur du wolltest das Kind!

Meinst du, dass ich
meinen Albert nicht kenn?

Der und ein Kind?
Das wollte der gewiss nicht.

Aber du hast ihn gezwungen.

Ich weiß, wie das Weibsbilder
wie du das heutzutage machen.

Trotzdem freu ich mich auf das Kind.
Verrecken sollst du dran.

Du hast mir meinen Buben genommen.

Eine Herbstmilchsuppe
werd ich dir geben.

Dreh dich gefälligst um,
wenn ich mit dir red.

Hast du gehört,
was ich dir gesagt hab?

Verrecken sollst du bei der Geburt.

Ich hab's nicht allein gemacht,
da kannst du reden, was du willst.

Eine Schande ist das.

Und dann auch noch
mit dem Radl fahren.

Was hat sie denn?
- Ein Packerl am Gepäckträger.

Was hast du gesagt, Otto?
- Ein Baby kommt bald ins Haus.

Mit den Gummidingern kann man
doch gar nicht schwanger werden,

hab ich gehört.

Hast du eine Ahnung,
wie schnell das geht?

Pass nur auf, Tante.

Grüß Gott, Frau Wimschneider,
wie geht's uns denn?

Mei, das Kleid, das schöne.
Das haben Sie schön zusammengenäht.

Los, Sonja,
schlaf mir nicht ein.

Mei, die kenn ich doch.

Keiner hat sie wollen,
da hab ich sie genommen.

Der Kreisleiter war froh,
sie los zu sein.

Was der sich geleistet hat
Zu dem muss ich wegen einem Russen.

Wenn die andern Radios kriegen,

will ich einen Russ
für die schwere Arbeit.

Außerdem brauch ich auch Geld.
Das ist für Sie.

Danke. Kommen Sie,
ich hab eine Milchflasche.

Der Kreisleiter hat die alte Eiche
beim Wegkreuz umhauen lassen. Sonja!

Ja, was ist denn?
Mir so ein Balg schicken

mit weißen Händen und Kniestrümpfen.

Ich brauch einen Mann
für die schwere Arbeit!

Ich trag ein Kind und
mein Mann ist an der Front.

Da schauen Sie.
Sie sind nicht an der Front.

Von mir aus können Sie
selber kommen zum Arbeiten.

Aber das tun Sie ja nicht.

Sie lassen lieber
die alten Eichen umhauen.

Von wegen: Hat die Leute gestört.

Auf Ihrem Grund sind sie gestanden
und Sie haben Geld gebraucht.

Das bringt Unglück.
Die haben die Vorfahren gepflanzt

und das bringt die Leute
gegen Sie auf, Herr Kreisleiter.

Jetzt setz ich mich auf den Boden.
Du stehst sofort wieder auf.

Ich geh nicht, bis ich nicht
einen Fremdarbeiter krieg.

Und wenn ich meiner Lebtag sitz
in Ihrem Tausendjährigen Reich.

Derweil können Sie sich
um meine Arbeit kümmern.

Wenn du nicht aufstehst,
lass ich dich wegbringen.

Was haben Sie gesagt?
Nein, mir tut ihr nichts.

Nicht mit meinem Kind im Bauch.
Ihr braucht doch Kinder.

Mir passiert nix von der Partei.
Eher passiert Ihnen was.

Da leb ich noch lang, wenn sie
dich längst aufgehängt haben.

Warum holen Sie nicht die Polizei?
Ich lass sie verhaften!

Das macht mir gar nix.
Das werd ich aushalten.

Besser als die schwere
Arbeit daheim.

Also was ist? Einen Fremdarbeiter
oder ich bleib da sitzen.

Mein Gott noch mal!
Morgen kommt der Polack! Jetzt raus!

Kommt er morgen nicht,
bin ich übermorgen wieder da.

* Babylaute *

Ich seh's noch kommen. Das wird
ein armes Heidenkind bleiben.

Noch immer ist es nicht getauft.

* Sie summt: "Weißt du wie viel
Sternlein stehen?" *

* Kinderweinen *

Hab ich sie erwischt!
Augenblicklich kniest du dich hin

und bittest den Onkel um Verzeihung!

Auf die Knie! Buße! Buße!
Auf die Knie mit dir!

Was hab ich denn gemacht?

Du hast wohl gedacht,
wir merken das nicht.

Jahrelang schon. Unser Rauchfleisch,
unser Speck, das gute Bier und Eier.

Alles verkauft!
wir wissen auch, an wen!

Elendige Diebin.
Vors Gericht gehörst du gestellt!

Auf die Knie mit dir!
Lass mich los!

Aber es war kein Unrecht! Ich hab's
fürs Kind getan. Nur fürs Kind.

Es gibt ja nix mehr zum Kochen.
Es gibt nix mehr.

Ich bitte dich zum Verzeihung,
aber ich weiß nicht, warum.

Schamlose Person! Ich hab's gewusst.

Mit der kommt uns
die Kriminalität ins Haus.

(leise) Komm.

Albert.

Sei du stad. Du packst jetzt
dein Zeug und verschwindest.

Du wirst heut noch zum Zug gebracht.

Ich weiß, wo die Koffer stehen.

Komm!

Jetzt bleib ich da.

Aber der Krieg ist doch
noch nicht aus, oder?

Mit mir können sie ihn
auch nimmer gewinnen.

Du, Albert, es war so: Eigentlich
hab ich ja gar nix gegen sie

Und nach dem Krieg
auf unserer Straße

Ich hab Angst!

Hallo!

Das ist ein Tiefflieger. Komm!

Die Carola!
Nein, komm!

Komm jetzt!

Carola!

(gemeinsam) Komm, Herr Jesus,
sei unser Gast

und segne, was du uns
bescheret hast. Amen.

Im Namen des Vaters und des Sohnes
und des Heiligen Geistes, Amen.

* Tanzmusik *

Und was ist eine Herbstmilchsuppe?

Da nimmt man 1 l gestöckelte Milch
und tut den Rahm runter

und dann 2 EL Mehl einrühren
und mit 2 l Wasser aufkochen.

Und umrühren. Dann tut man viel
sauren Rahm in die Schüssel.

Da rührt man das kochende Supperl
unter und ein Salz rein.

Und dann noch gekochte
oder gebratene Kartoffel dazu.

Untertitelung: BR 2014

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