All language subtitles for The.Royal.Game.2021.GERMAN.1080p.BluRay.x265-VXT.de

*ruhige Musik*

*dumpfes rhythmisches Schlagen*

(Mann flüstert) Weißer Läufer e2 auf e4.

Schwarzer Springer e7 auf f6.

Schwarzer Bauer c4 auf c3.

Weiße Dame e2 auf g4.

*Sirren*

Schwarzer Turm f7 auf d7.

Weißer Läufer a6 auf d2.

Schwarzer Turm a6 auf c7.

*unverständliches Flüstern*

Weißer Läufer e4 auf d6.

Schwarzer Turm c7 auf f7.

*Sirren und Flüstern
wird von dramatischer Musik übertönt*

...3 auf a3.

Schwarzer Bauer c3 auf c2.

Weißer Bauer d5 auf d6.

Weißer Bauer h2 auf h4.

Schwarzer Turm c8 auf c4.

Weißer Bauer e4 auf e5.

Schwarzer Springer d3 auf e5.

Weißer Läufer a3 auf b2.

Weißer Turm f1 auf c1.

Schwarzer Springer e5 auf d7.

Weißer König a1 auf c2.

Schwarzer König g7 auf g6.

Weißer König f2 auf e3.

Schwarzer Turm c8 auf c6.

Viel Glück.

*Stimmengewirr und Möwenschreie*

*Stimmengewirr wird lauter*

Weiter. Weiter.

(Beamter) Yes, we're trying...

(Beamter #2) Der Nächste! Ausweis!

Gute Reise, Herr van Leuwen.

Ausweis!

Your boarding card.

Thank you.

(Frau) Josef.

*sanfte, melancholische Musik*

*quietschende Tür*

*leises Tropfen*

Ja, ist nicht grad ein Palast, aber...

ist ja nur für ein paar Tage.

Josef?

Weißt du noch?

*Klaviermusik*

(Frau) Hast du deinen eleganten
Schnurrbart in Österreich gelassen?

Daran muss ich mich erst gewöhnen.

Aber steht dir gut.

Und der Schmiss über deiner Augenbraue,

der ist auch neu.

Den kenn ich auch noch nicht.

Siehst aus wie ein richtiger Ganove.

Haben sie dich gehauen?

*leises Klappern*

Ich bin so froh,
dass ich dich wiederhab.

Oh, I'm so sorry, sir.

Soll ich die Tischdecke austauschen?

This is absolutely not necessary.

As you wish, Madame.

Ich hab mein Englisch aufgefrischt.

Wine.

Four breads.

And two pieces of butter.

Also verhungern werden wir
schon mal nicht.

Wollen wir nicht anstoßen?

*leiser Applaus im Hintergrund*

Auf unser neues Leben.

Enjoy.

Sagt man dort.

Wenn wir drüben sind,
dann kauf ich dir eine neue Uhr.

Alles wird so wie früher.
Das versprech ich dir.

Wie war es?

Wie war was?

Wie war es früher?

Ganz wundervoll.

Ganz, ganz wundervoll.

*Walzermusik*

(Zeitungsjunge) Morgen.
- Morgen.

Danke.
- Schönen Tag noch.

*Telefon klingelt*

(Frau auf Wienerisch)
Was ist denn heut los?

*Hörer wird abgenommen
und wieder aufgelegt*

*Telefon klingelt erneut*

(Frau) Ja bitte?

Ja, wenn ich es Ihnen doch sag,
die Herrschaft ist nicht zu sprechen.

Sobald...

*Walzermusik aus Radio*

*Josef lacht leise*

(Wienerisch) Sie werden schon
wieder am Apparat verlangt.

"Und alles Drängen, alles Ringen
ist ew'ge Ruh in Gott dem Herrn."

Der alte Goethe hat's gewusst.

Wenn Sie so daherreden,
versteht Sie unsereins gar nimmer.

Am besten, Sie lesen ned gar so viel.

Ohne meine geistige Nahrung
würde ich verhungern, liebe Klara.

Danke.

Sonntag nimmst du dir frei.
Max, Hanni und die anderen auch.

Geht alle zur Volksbefragung.
Wir wollen keine Deutschen werden.

Gott bewahre.

Meine Cousine sagt,
im Ruhrgebiet haben alle Arbeit.

Außer für die Juden.
Denen schmeißen sie die Fenster ein.

Grauslig.
- Genau.

Ich werd's verkünden.

Und was sollen wir den Herrschaften
am Telefon sagen?

Denen sagen wir,

heute plagt mich die Influenza.
Wie hört sich das an?

Ansteckend.
*er lacht*

Schatz?

Der neue "Schwanensee" in der Staatsoper
soll hervorragend sein.

"Mehr als ergreifend",
meint der Rezensent.

Für einen Kranken
bist du aber erstaunlich fidel.

Das liegt nun mal an meiner Medizin.

Deine Medizin wird gleich zu Gift werden,
wenn du nicht endlich aufstehst.

Josef...
*er seufzt wohlig*

Es ist höchste Zeit.

Es fragt sich nur, wofür?

*sie lacht*

Wollen wir nicht ein Mal pünktlich sein?

Meine Eltern haben in Ungarn immer gesagt:
"Pünktlichkeit stiehlt die beste Zeit."

Ja, ja, die Ungarn...

*beide lachen*

*sanfte Geigenmusik*

Was meinst du?

Die... oder die?

Deine Schönheit ziert jedes Schmuckstück.

(Männer) Heil Hitler!

(Mann) Schuschnigg soll weg.

Heute sind's noch mehr als sonst.

Ich hab das Gefühl,
die ganze Welt ist verrückt geworden.

Am Sonntag ist der Spuk vorbei, Liebes.

Eitles Pack!

*Hupen, unverständliches Geschrei*

Haut ab!
- Wer bist du? Ein Wahrsager?

Nein, nur ein aufmerksamer Zeitungsleser.

*Masse schreit*

(Masse skandiert) Weg mit Schuschnigg!

(Fahrer) Gesindel!

Gut, dass das Ihr Herr Vater
nicht mehr miterleben muss.

Wer Hunger hat, der sucht halt Schuldige.

(Mann) Raus!

*unverständliches Gebrüll*

Ich hoffe, deine Zeitungen behalten recht.

*Masse skandiert*

(Mann) Kippt das Auto um!

Heil Hitler!

Finger weg! Finger weg, sag ich.

Gleich ist es vorbei.

*lautes Hupen*

*Walzermusik*

Falsch!

Weißt du, woran ich glaube, Liebes?

Solange Wien tanzt,
kann die Welt nicht untergehen.

Das ist kein Schmäh, meine Herrschaften.

Okay, ich hab noch einen. Und zwar...

Joseph Goebbels...
- Sie bringen uns um.

Joseph Goebbels
hält eine Rede am Parteitag.

(imitiert Goebbels) "Das deutsche Volk
ist wie der deutsche Adler.

Sein Kopf ist unser Führer,

sein rechter Flügel ist die SS,
sein linker Flügel ist die SA."

Auf einmal steht ganz hinten ein Arbeiter
in der letzten Reihe auf und schreit:

"Und sein Arschloch, das bist du."

Was ist los, Swoboda?

Haben Sie Ihren Schmäh
in Deutschland verloren?

Ich verbitte mir das Lachen,
wenn mein Vaterland in Not ist.

Ach, Swoboda, seien Sie nicht so ernst.
Lachen soll gesund sein.

Ja, das stimmt, bitte.

Der gute Doktor Freud hat die heilsame
Wirkung des Witzes eindeutig belegt.

Wien hat die Türken überlebt.
Es wird auch die Deutschen überleben.

Ich empfehle mich.

(Mann) Swoboda... Swoboda!

Ihr kleiner Brauner.

Gustl.

Wer bist du?
Der verdammte Kaiser von China?

(Josef lachend) Ich hab
ein bisschen privatisiert.

Der falsche Tag dafür.
Ist dir jemand gefolgt?

Gefolgt? Ja. Ein kleiner Mann
mit Schnauzer und Scheitel. Ungefähr so.

Josef, bitte.

Spar dir deine Scherze.

Die Volksbefragung ist abgesagt.
Heute Nacht marschieren sie ein.

Was?

Im Ministerium ist die Hölle los.

Bist du sicher?
Die Zeitungen schreiben was anderes.

Falls du immer noch zweifelst, ob die Welt
unserem Untergang tatenlos zuschaut,

Frankreich und England
halten's heute so wie du.

Sie gehen einfach nicht ans Telefon.

*bedrohliche Musik*

Anna und du, ihr müsst fliehen.
- Ach, bitte...

Sofort.

Du stehst auf ihrer Liste.

Das ist doch Unsinn.

Woher sollen die wissen, was ich tu?

Das wissen wir nicht.
Aber eins ist klar...

Sie haben ihre Leute überall,

und sie haben eine mehr oder weniger
genaue Vorstellung davon, was du tust.

Was soll das heißen?

Das soll heißen,
eine mehr oder weniger genaue Vorstellung.

Ihr habt noch zwei Stunden.

Um Mitternacht
geht der Zug nach Rotterdam,

von dort nehmt ihr
das Schiff nach New York.

Verstanden?
- Ach, Herrgott.

Josef, sag ja.

Sag es!

Leb wohl.

Gustl, bitte nimm's mir nicht übel.

Ich weiß, dass du's gut meinst.

Aber ich geh wieder rein zur Anna,
wir tanzen,

dann fahren wir heim, trinken Champagner

und lassen den Tag gemütlich ausklingen.

So schlimm wird es nicht sein.

Die werden sich bei uns
ans Recht halten müssen.

Ans Recht?

Die prügeln den Leuten das Hirn aus
dem Schädel, um sie zum Reden zu bringen.

Die hängen sie an Fleischerhaken auf!

Du weißt doch, mein Schädel ist aus Beton.

Für dich ist das alles
immer noch ein Scherz, oder?

*Autotür schlägt zu*

*Wagen fährt weg*

*Hupen*

(Josef) Bei der Kleidung
nur das Nötigste.

Das Bargeld aus dem Safe.
Die Kombination kennst du ja.

Und Schmuck, den wir problemlos loswerden.

Wovon redest du?
- Nur falls sie die Konten einfrieren.

Das ist verrückt. Warum?
Was sollen die von einem Notar wollen?

Schau mich an.

Ich werd's dir erklären.

Aber nicht jetzt.

Also,

wir sehen uns am Bahnhof.

*getragene Cellomusik*

Und Max, bitte...

Sie können sich auf mich verlassen.

Und falls ich nicht rechtzeitig
um zwölf da bin,

dann fährst du allein mit dem Zug.

Ich hasse dich.

*spannungsvolle Musik*

*Knistern, dann "Schwanensee"*

*schnelles Atmen*

(Radiosprecher) Wir unterbrechen
die Übertragung aus dem Opernhaus

aufgrund einer wichtigen Mitteilung
von Bundeskanzler Schuschnigg.

(Schuschnigg) Österreicher
und Österreicherinnen.

Der heutige Tag hat uns vor eine schwere
und entscheidende Situation gestellt.

Adolf Hitler und die deutsche
Reichsregierung haben Österreich...

*Reifenquietschen*
ein befristetes Ultimatum gestellt,

nach welchem wir noch heute Abend

einen uns vorgeschlagenen,
nationalsozialistisch gesinnten Kandidaten

zum neuen Bundeskanzler zu ernennen haben.

Widrigenfalls

würden die deutschen Truppen noch in
dieser Nacht in Österreich einmarschieren,

um einen Angriffskrieg zu entfachen.

Ich stelle fest, vor der Welt,

dass die Nachrichten, die in Österreich
zuletzt verbreitet wurden,

dass die Regierung die Kontrolle über
mehrere Teile des Staatsgebietes verloren

und nicht mehr Herr der Lage wäre,
von A bis Z erfunden sind

und eine gezielte
deutsche Propaganda darstellen.

Im Auftrag unseres Bundespräsidenten...
*Türklingel*

teile ich
in dieser schicksalsvollen Stunde

dem österreichischen Volke mit,
dass wir vor der Gewalt weichen,

um einen Krieg
und sinnloses Blutvergießen zu vermeiden.

*Klingel und Klopfen*

Wir haben unseren österreichischen
Streitkräften den Auftrag gegeben,

sich ohne Widerstand zurückzuziehen

und sich der deutschen Wehrmacht
kampflos zu ergeben.

So verabschiede ich mich in dieser Stunde
vom österreichischen Volk

mit einem Wort und einem Herzenswunsch:

Gott schütze Österre...
*Radio aus*

(Wienerisch) Seid mal ruhig.

(Mann) Macht das Feuer aus.

Was von den Papieren übrig ist,
nehmen wir mit.

*Fenster geht auf, schadenfrohes Lachen*

Trauen Sie sich nicht zu springen,
Herr Anwalt?

*gedämpfte Rufe*

Wer sind Sie?

Was wollen Sie von mir?

Darf ich erfahren, was Sie
mit dieser kleinen Entführung bezwecken?

Manni, mach das Fenster auf
und lass ein Lüftchen rein.

Der Seicherl kippt uns gleich um.

Und Sie entspannen sich jetzt
und genießen die schöne Aussicht.

Man fährt ja nicht jeden Tag
in so einem schönen Auto.

*Fackelträger singen
das Horst-Wessel-Lied*

# ...marschier'n im Geist,

# in uns'ren Reihen mit.

(Menschen skandieren) Sieg Heil!

(Mann ruft) Sagt den anderen Bescheid!
Wir laufen vor.

*aufgeregte Rufe und Pfiffe*

Ah, das Metropole.

Nur das Beste für die Gäste.

Was sagt man dazu?

Wir haben eben auch Geschmack.

(Mann) Lassen Sie mich in Ruhe.
- Darf ich bitten?

Sie können uns nicht einfach so
auf die Straße setzen.

(Kind) Mama!

*Klaviermusik*

Die Einzelzimmer in den oberen
Stockwerken bereiten Sie vor.

(Mann) Das sind die Einzelzimmer
für die Sonderbehandlung.

(Beamter) Ihre persönlichen Dinge
bleiben bis Vernehmungsende bei uns.

Die Uhr auch.

Schneller greifen.

Der Ring auch. Danke.

*mehrere Telefone klingeln*

(Beamter #2) Fingerabdrücke.

(Swoboda) Was soll das beleidigte Gesicht?
- Ach, schau an.

Ich hab mal gehört, Lachen ist gesund.

"Die Maske fällt, es bleibt der Mensch."

Wobei ich mir bei Ihnen
nicht ganz sicher bin.

Schaun wir mal, was von Ihnen übrigbleibt,
wenn wir mit Ihnen fertig sind,

Herr Notar.

*Aufzugklingel*

Herr Doktor! Sie auch?

Wie könnt ich mir
so ein Stelldichein entgehen lassen?

Kennen Sie den?
- Welchen?

Warum werden in Deutschland
die Zähne durch die Nase gezogen?

Warum?

Weil keiner mehr den Mund aufmachen darf.

*Aufzugklingel*

*Klaviermusik
und gedämpfte Unterhaltungen*

*leises Ticken einer Uhr*

Spielen Sie?

Wie bitte?

Schach. Spielen Sie Schach?

Ach.

Wir hier in Wien,
wir mögen Musik, gute Literatur,

schöne Frauen, exquisites Essen.

Schach ist eine Freizeitbeschäftigung
für gelangweilte preußische Generäle.

Hm.

Diese einzigartige Mischung aus

Charme und Überheblichkeit.

Ich liebe diese Stadt.
*leises Klirren*

Wissen Sie, was ich an Schach mag?

Bei dem Spiel geht es darum,
das Ego des Gegners kleinzukriegen.

Sie mögen Scotch?

Solange es ein guter ist.

In diesem Hotel ist alles vom Feinsten,
Herr Doktor Bartok.

Danke, dass Sie meiner,
ich muss zugeben,

etwas energischen Einladung
nachgekommen sind.

Keine Ursache.

Was kann ich für Sie tun, Herr...

Böhm. Franz-Josef Böhm.

Stapoleitstelle Wien.

Hm...

Haben Sie vielleicht
eine Vermutung darüber,

warum ich Ihre Bekanntschaft
so dringend gesucht habe?

Ich weiß nicht.

Ich bin Notar.

Vielleicht wollen Sie sich von mir
eine Hotelübereignung beurkunden lassen.

Nicht nötig, danke.

Die Familie Rosenthal war so freundlich,
uns das Gebäude zur Nutzung zu überlassen.

Bedienen Sie sich.

Das ist doch Ihre Marke, oder etwa nicht?

Ihre billige Zaubervorstellung fängt an,
mich zu langweilen.

Ihr Sekretär, Herr Leitner, war so nett,
uns über Ihre Gewohnheiten zu informieren.

Ach. Der Herr Leitner.
- Mhm.

Der arbeitet schon
seit vier Monaten nicht mehr bei mir.

Er war ein sehr, sehr
unzuverlässiger Mitarbeiter.

Überraschend.

Uns hat er doch
sehr zuverlässig unterrichtet.

Über den eigentlichen Zweck
Ihrer bescheidenen Kanzlei.

Über die ungeheuren Vermögenswerte
des alten österreichischen Adels,

die Sie und Ihr verstorbener Vater
diskret verwaltet haben.

Das...

Das ist ja verrückt.
- Verrückt, ja.

Dieses Vermögen ist seit heute Abend
Eigentum des Großdeutschen Reiches.

Und Ihre Pflicht
als neuer Bürger dieses Reiches

ist es, mir zu sagen,
wo es sich befindet.

Ich hab leider überhaupt keine Ahnung,
wovon Sie sprechen.

Das ist aber schade.

Ich hatte gehofft,
Sie könnten uns die Mühen ersparen,

uns durch die vielen halbverbrannten
Unterlagen zu arbeiten, die wir in

Ihrer Kanzlei gefunden haben.

Es tut mir leid, dass ich Ihnen
da nicht behilflich sein kann.

Dürfte ich mich jetzt empfehlen?

Selbstverständlich.

*leise Walzermusik*

Ich liebe den Kaiserwalzer.

Wussten Sie, dass dieses erhabene Stück

der preußisch-österreichischen
Freundschaft gewidmet ist? - Nein.

Unserer Freundschaft sozusagen.

Ich bin nicht Ihr Freund.
- Ich weiß. Ich weiß.

Aber das wird noch.
- Hm.

Schön.

Herr Doktor Bartok
kommt in die Sonderbehandlung.

Das hört sich irgendwie elitär an.

Willkommen im Hotel Metropole,
Herr Doktor.

Ich wünsche einen angenehmen Aufenthalt.

Bartok, Dr., Josef.

(Mann auf Wienerisch)
Runter mit den alten Fetzen.

(Beamter) Zimmer 402.

*Männer lachen und rufen*

*melancholische Geigenmusik*

*leises Dröhnen*

Was ist?

Nichts.

Ich hab nur schlecht geträumt.

Kein Wunder.

Komm, versuch, wieder zu schlafen.

Mhm.

Ich würd so gern alles vergessen,
aber es geht nicht.

Irgendwann ist es verblasst.

Ja, vielleicht.

Ach, weißt du...

niemand wird uns jetzt mehr dran hindern,
wieder glücklich zu sein.

Niemand.

Ich hab gehört, in Amerika,
da ist es nicht so wichtig,

wer du warst,

wer du bist.

Sondern nur, wer du sein willst.

Also...

Wer möchtest du sein?

Hm?

Wie soll ich das denn wissen, Anna?

Ich weiß ja noch nicht einmal,
wer ich mal war.

*Meeresrauschen*

*pfeifender Wind*

*Lachen*

*Klaviermusik*

Guten Abend.

Scotch, bitte.

Haben Sie keinen anderen?

Natürlich.

Wir führen hier über 20 Marken an Bord.

Haben Sie etwas Bestimmtes im Sinn?

Sir?
- Ach, lassen Sie es gut sein.

*schnelles Klicken*

*hallendes Klicken*

*leises Rufen und Skandieren*

*hohes Sirren und Tropfen*

*leises Brummen*

*er atmet hörbar aus*

*schrilles Klingeln*

Bitte?

Hallo?

*leises Rascheln*

*Summen einer Fliege*

*hohes elektrisches Sirren*

(ruft) Hört mich jemand?

Machen Sie mir die Tür auf! Hallo?

Hallo?

*Wasserplätschern, Bartok pfeift*

*Tür geht auf*

*entfernte, unverständliche Männerstimme*

*leises Taubengurren*

*entfernte, gequälte Schreie*

*Schreie und das Lied
"Ich wollt, ich wär ein Huhn"*

*Schmerzschreie*

*Schreie werden lauter*

Wie lange dauert das hier noch?

*Tür fällt zu*

*Fliegensummen*

"Sage mir, Muse, die Taten
des vielgewanderten Mannes,

welcher so weit geirrt
nach der heiligen Troja Zerstörung,

und so vieler Menschen Städte
gesehen und Sitten gelernt hat.

Und auf dem Meere
so viel unnennbares Leiden erduldet."

*Telefonklingeln*

*Tür wird aufgeschlossen*

Guten Tag.

Grüß Sie, junger Mann.

Wie geht es Ihnen heut?
Also mir geht es gut.

Was gibt es heute?

Lassen Sie mich raten.
Suppe wird es sein.

Richtig?

Ist warm geworden hier drin.

Mir scheint, der Sommer ist gekommen.

Wie heißen Sie eigentlich?

Erich. Sie könnten sehr gut Erich heißen.

Heißen Sie so? Erich?

Erich, sagen Sie,

hätten Sie vielleicht
eine Zeitung für mich?

Oder ein kleines Buch?

Irgendetwas. Ich nehme alles.

Vielleicht könnten Sie
etwas arrangieren, Erich?

*Klopfen*

Erich?

*metallisches Klappern*

(Böhm) Ich hoffe,
Sie genießen Ihren Aufenthalt.

Danke der Nachfrage.

Es ist ein erstklassiges Etablissement.
Man möchte nicht abreisen.

(lachend) Freut mich, dass Sie
Ihre charmante Art nicht verloren haben.

Rauchen?

Zigaretten haben Sie ja.

Genug Ruhe gefunden?

Zum Nachdenken?

Die Stille war herrlich.

Wunderbar.
- Mhm.

Dann können wir ja
mit der Arbeit beginnen.

Mittlerweile haben wir die Akten aus Ihrer
Kanzlei genau in Augenschein genommen.

Die von Ihnen verwalteten Vermögen
liegen offenbar

auf Nummernkonten und Fonds
in mehreren europäischen Ländern.

Interessant.
- Nicht wahr?

Bedauerlicherweise sind die Zugänge und
Codes zu diesen Konten nicht aufzufinden.

Sie wurden fast komplett verbrannt.

Ach.

In diesem Fall wär das Geld
ja für immer verloren.

Exakt.

Es sei denn,

die Codes befinden sich

hier drin.

Das ist absurd.

Ich versteh Sie nicht.
Das Geld gehört nicht mal Ihnen.

Oder glauben Sie ernsthaft, die Leute,
deren große Vermögen Sie schützen,

würden das Gleiche für Sie tun?

Mal angenommen,
es gäbe diese Vermögen wirklich

und ich hätte die Codes im Kopf.

Das wäre doch vermutlich genug Geld,

um jeden von uns reich zu machen.
- Worauf wollen Sie hinaus?

Ich bin Anwalt, ich suche einen Konsens.
- Ist das ein Angebot?

Sie könnten es so verstanden haben.

Könnte ich?

Ich verstehe es so, als ob Sie glaubten,
deutsche Beamte seien bestechlich.

Da müssen Sie mich missverstanden haben.

Dann ist ja gut.

Kommen Sie.

Schreiben Sie die Codes auf,

und wenn Sie fertig sind,

dann fahren wir in ein Wiener Kaffeehaus,

trinken einen großen Braunen gemeinsam,

anschließend fahr ich Sie
höchstpersönlich nach Hause,

und ich verspreche Ihnen,

das alles hier wird Ihnen vorkommen
wie ein flüchtiger Traum.

Bitte.

*"Ich wollt, ich wär ein Huhn"
und Schreie im Hintergrund*

# Ich wollt, ich wär ein Huhn.
Ich hätt nicht viel zu tun.

# Ich legte vormittags ein Ei
und abends wär ich frei.

# Mich lockte auf der Welt,
kein Ruhm mehr und kein Geld.

*Lied läuft weiter, Schreie werden lauter*

(Mann schreit) Nein! Nein!

*schwere Musik wird eingeblendet*

"Fahre nun fort
und singe des hölzernen Rosses Erfindung,

welches Epeios baute
mithilfe der Pallas Athene

und zum Betrug in die Burg einführte
der edle Odysseus.

Mit bewaffneten Männern gefüllt

Troja bezwangen."

Es gibt doch nichts,
was einem Mann besser zu Gesicht steht

als seine abendländische Bildung.

Das ist sehr schmeichelhaft von Ihnen.

Werden Sie mich jetzt totschlagen?

Bei uns stirbt man nicht so einfach.

*Tür wird geöffnet und fällt zu*

(Bartok) Wissen Sie,
warum ich's nicht einfach gesagt habe?

Ich hab genau gewusst, sie werden mich
nur so lange am Leben lassen,

bis sie alles wissen von mir.

Das sind Kannibalen, Fleischer sind das.

*Klaviermusik*

Das beste Luxushotel haben sie sich
unter den Nagel gerissen.

Sie tragen Maßanzüge

und an den Uniformen Messingknöpfe.

Affektierte Reden haben sie sich
angeeignet, aber ich hab sie durchschaut.

Ich hab sie durchschaut!

*aufgeregtes Gemurmel*

Ihre Sitten.

Ihre Sitten sind roh und widerwärtig.

Ihr Ziel ist die Vernichtung.

Und ihre Sprache ist die Gewalt.

Ich trinke auf den heimgekehrten Odysseus.

Auf den heimkehrenden Odysseus.

*Klavierspiel setzt wieder ein*

Mag jemand mit mir anstoßen?

Ich muss Sie bitten,
nach Ihrem Getränk die Bar zu verlassen.

Ihr Verhalten erregt Anstoß.

Tut es das?

(Mann) Herr Apotheker!

Zweimal was gegen die Erinnerung, bitte.

Gin?
- Ja.

Einen Turm opfern
und dann ein Matt in zehn Zügen sehen,

das ist...
das ist irgendwie obszön.

Ein Schachtürke! Kein Zweifel.

Wer spielt denn?
- Das ganze Schiff.

Gegen den Schachweltmeister.

*schnelles Ticken*

*Ticken wird schneller und stoppt*

*leise, rhythmische Musik*

*Ticken, leises Gemurmel*

*Mann schnauft*

*lautes Raunen*

*Musik wird dramatischer*

*lautes Lachen*

*überraschte Ausrufe*

*schnaufendes Atmen*

*unverständlich*

*Musik reißt ab, Ticken wird lauter*

*aufgeregtes Flüstern*

*röchelndes Schnaufen*

(Bartok) Nein! Nicht, nicht.

(flüsternd) Machen Sie das nicht.
Der hat Ihnen eine Falle gestellt.

Wenn Sie den Bauern in die Dame wandeln,
schlägt er Sie mit dem Läufer auf C1.

Sie schlagen mit Ihrem Springer zurück.
Aber dann...

dann geht er vor mit seinem Bauern,
auf D7, und bedroht Ihren Turm.

Und auch wenn Sie dann
mit Ihrem Springer auf E2 Schach bieten,

Sie werden verlieren.

*lautes Gelächter*

(mit Akzent) Würden Sie
dem Herrn den Ausgang zeigen.

Falls er sich noch
an die Zimmernummer erinnert.

Es ist beinahe dieselbe Konstellation
wie Aljechin gegen Bogoljubow 1922...

Moment.

Was sagten Sie da?

Es ist eine Falle.

Sie ziehen Ihren Bauern vor

und er bedroht Ihren Turm.

Und Sie sind erledigt.

Was würden Sie stattdessen empfehlen?

*verhaltene Musik*

Sie müssen sich defensiv halten.

Nicht gleich vorrücken,
sondern erst einmal ausweichen.

Und vor allem den König
aus der gefährdeten Linie von g8 auf h7.

Er wird den Angriff
auf die andere Flanke herüberziehen,

aber das parieren Sie mit dem Turm

von c8 auf c4.

Das kostet ihn zwei Tempi,
einen Bauern und die Überlegenheit.

Dann steht Freibauer gegen Freibauer

und Sie kommen auf ein Remis.
Mehr ist nicht herauszuholen.

Ich hab zwar nichts verstanden, aber es
hat sich irgendwie professionell angehört.

Kommt hier irgendwer noch mit?

Also gut. Verlieren werden wir sowieso.

König von g8 auf h7?

g8 - h7.

*lauter Knall, aufgeregtes Gemurmel*

(Mann) Meine Herren, meine Herren!
Bitte sehr.

*leises Schnaufen*

Ein Unentschieden?

(lachend) Wir haben dem Weltmeister
ein Unentschieden abgetrotzt!

Champagner für alle! Aufs Haus!

*Gläser klirren*

Da ist er ja!

Der Mann, der den
Schachweltmeister geschlagen hat.

Wir suchen Sie überall.
- Ich hab ihn gar nicht geschlagen.

Sie sind zu bescheiden. Kommen Sie rein
und lassen Sie sich feiern.

Owen McConnor.

Mir gehört diese Stahlgondel.

Und Sie sind?
- Max van Leuwen.

A votre santé, Max.

Wissen Sie, ich hab mal gelesen,

dass Schach zu 90 Prozent
aus Psychologie besteht.

Stimmt das?

Es ginge vor allem darum,
das Ego des Gegners kleinzukriegen.

(lachend) Bei dem Kerl ist es Ihnen
jedenfalls vortrefflich gelungen.

So klein war er. Mit Hut.

Wo spielen Sie denn?

Nirgends.

Wie viele Turniere
haben Sie schon gewonnen?

Keins.

Ich hab soeben

zum ersten Mal in meinem Leben
eine Figur berührt.

Ah, nein, nein, nein.

So viel...

*leises Schaben*

...so viel undenkbares Leid...

undenkbares Leid...

Die Taten des...

des, welche...

des vielgewanderten Mannes,
welcher so weit geirrt

nach der heiligen Troja Zerstörung und...

so viel Menschen...

...was hat er...
so viel Leid... aber wo...

Wo...

*gedämpftes Gurren*

*Regenprasseln*

*lautes Atmen*

*verhaltene Streichermusik*

*lautes Türknallen*

*lautes Klirren*

*Tropfen*

*leises Schluchzen*

*Telefonklingeln
und Schreibmaschinentippen*

(Mann) Balzac, Kleist und Opernführer?

(Frau) Kommen alle in die KDF-Bibliothek.

Heine?

In den Brennkorb, bitte.

Mann?
- In den Korb.

Na?
- Hier sind mehrere.

Immer noch da?
(Frau) Alle.

*Tür geht auf*
Herr Dr. Bartok.

Ich freue mich,
dass Sie mich endlich sehen wollen.

Nur gleich rein in meine gute Stube.
(Mann schreit) Ich muss raus.

Halten Sie ihn fest.

Halt ihn doch einer fest!

*Schrei, Aufprall*

Oh, ist das grausig.

Heute gibt's Gulasch.
(Böhm) Sparen Sie sich solche Bemerkungen.

*eintönige Musik, Rabenkrächzen*

(Böhm) Fridl?
- Ja?

Ich kümmere mich um die Sauerei da unten.

Was ist passiert?
- Sie bereiten den Papierkram vor.

Haftendebescheid,
Totenschein und so weiter.

Jawoll.

Und was ist mit dem Herrn Doktor?

Der läuft uns schon nicht davon.
Zurück aufs Zimmer.

*Tür wird abgeschlossen*

*lautes Atmen*

*sphärische Musik*

*Musik klingt aus*

*Tür geht auf*

Danke, Erich.

Erstens e2 - e4.

e7 - e5.

Zweitens g1 - f3.

b8 - c6.

Fängt an. Erster Zug ist...

e2 - e4.

Schwarz zieht e7 - e5.

Springer g1 - f3...

Bauern, 16 Figuren
in zwei Reihen, also acht.

Acht mal acht sind 64 Felder.

64, 16 Figuren, zwei Reihen.

Sind 64 Felder. Springer.

Springer, Läufer.

Dame, König.

Springer g1 - f3,

Springer b8 - c6.

f1 - b5. a7 - a6.

e7 schlägt c6.

Das heißt, das schlägt 6.

Springer b1 - c3.

Läufer f8 - e6.

c6 - c5. Acht.

c8 - c6.

Läufer c1 - c3.

a7 - a6.

*unverständliche Züge*

d7 schlägt c6.

Weiß schlägt... ja, das schlägt 6.

Springer b1 - c3.

c6 - c5, achtens.

Verliert Schwarz den Turm und...

Weiß den Bauern.

Was macht jetzt Schwarz, ha?

Was macht jetzt Schwarz?

*dynamische Musik*

*Telefonklingeln*

Bringen Sie bitte den Herrn Doktor rein.
Wir haben jetzt Zeit für ihn.

*Böhm summt zufrieden*

Fridl, einen kleinen Braunen
für unseren Gast, bitte sehr.

Jawoll, kommt sofort.
- Danke sehr.

Wie Sie sehen, Herr Doktor,

bin ich schon ganz heimisch geworden
in den Monaten Ihres Aufenthalts bei uns.

Sie wussten es gar nicht.

Hab ich recht?

Wie lang bin ich schon hier?

60 Tage. Sechs Monate. Ein Jahr.

Merken Sie es? Die Sonderbehandlung
lässt Raum und Zeit verschwinden.

Puff...

Und das alles,
ohne Ihnen nur ein Haar zu krümmen.

Beeindruckend.
- Nicht wahr?

Aber was wirklich zählt, ist, dass Sie
diesen Ort heute verlassen können.

Sie haben es fast hinter sich.

*Tür geht auf*
(Böhm) Mm!

Danke sehr.
- Bitte schön.

Fridl, wenn Sie Ihren Stenoblock holen, um
Doktor Bartoks Aussage zu protokollieren,

machen Sie mich restlos glücklich.

Ja natürlich, sofort.

Danke sehr.

Hmm!

Das riecht schon ganz nach draußen,
nicht wahr?

Zigarette?

Ich hab aufgehört.
- Lobenswert.

Dann bringen wir's mal hinter uns.

Banque Savigny, Vaduz.

Unseren Erkenntnissen nach

existieren dort
zwei unterschiedliche Konten

mit Ihnen als Stellvertreter.

Wenn Sie uns freundlicherweise
die Zugangscodes nennen könnten?

Ich habe Ihnen nichts zu sagen.
- Wie meinen?

Die Sonderbehandlung
lässt Raum und Zeit verschwinden.

Puff...

Und alles ist weg.

Ich bin untröstlich.

Vor ein paar Tagen
hatten Sie noch bessere Vorsätze.

Das war sehr lobenswert von mir.

Aber selbst daran
kann ich mich nicht erinnern.

Sie haben schon verstanden,

dass Sie nur rauskommen,
wenn Sie uns helfen.

Ich will zurück auf mein Zimmer.

Fridl, was ist das nur?

*beide lachen leise*

Vielleicht...

gefällt es mir so gut hier.

In Ihrem schönen Hotel.

Danke für den Kaffee.

Anna?

*düstere Musik*

Ihre Kabine ist ausschließlich
zur Einzelnutzung vorgesehen.

Das kann nicht sein.

Das ist...

Hier.
- Das ist doch absurd.

Sehen Sie selbst, Herr van der Leuwen.

Na also.

Ihre Frau steht gar nicht
auf der Passagierliste.

Da, das ist der Mann.

(amerikanischer Akzent) I'm sorry,
der Speisesaal ist nicht geöffnet.

Sie haben uns doch bedient.

You have served us.
- I beg your pardon?

Meine Frau und mich.
Wir saßen da oben am Tisch.

Meine Frau saß mir gegenüber,

und Sie haben uns Rotwein gebracht
und beim Einschenken etwas verschüttet.

Erinnern Sie sich?

Yes.
- Sehen Sie?

Ich habe gefragt,
ob ich die Tischdecke wechseln soll.

Sie meinten, das sei nicht nötig.

Nein, meine Frau, meine Frau meinte das.

My wife did say that.
- Wife?

Yes.

Sie waren allein.

*leises Klirren*

Sollen wir einen Arzt holen?

Nein. Nein danke.
Äh, das ist nicht nötig.

Es war...

womöglich etwas zu viel
von dem guten Scotch.

Too much alcohol.

Was ist das?
- Nur ein leichtes Sedativ.

Gegen die Unruhe.

Sie werden gleich schlafen.

Schlafen.

*leises Tropfen*

Das sieht nach Schach aus.

Und Schwarz? Was macht jetzt Schwarz?

Was macht Schwarz?

König d6.

Dann verliert Schwarz den Turm

und dann zieht der König...
*Geräusche vor der Tür*

*Schritte, Tür wird aufgeschlossen*

Oh!

Haben wir dich beim Scheißen gestört?

Das tut mir aber leid.

Na schau.

Das also ist die Bestrafung?

Das ist ja was.

Schön hast du's.

Sogar eine Badewanne.

Gebügelte Wäsche...

Ein Bett hast du auch.

Ist es weich?

Ob's weich ist, Arschloch?

Ich sag dir eins.
Mir ist wurscht, ob du redest.

Wenn's nach mir geht, lass ich dich
am Haken ausbluten wie eine Sau.

Fließend Wasser.

Du kannst gehen, ich mach das alleine.

Alles in Ordnung. Kannst gehen.

Ich hab was mitgebracht.

Denn mit Musik geht alles besser, was?

Also ein Anwalt bist du.

Ich kenne auch Anwälte.

Ihr macht die Verträge.

Ihr kennt euch mit dem Gesetz aus
und mit den Paragraphen,

die das Gesetz außer Kraft setzen.

Könnt's euch richten,
wie ihr's braucht. Stimmt's?

*Musik: "Ich wollt, ich wär ein Huhn"*

Aber die Gesetze haben sich verändert.

Jetzt seid ihr der Dreck.

Und wir sind die Putzkolonne.

# ...ich hätt nicht viel zu tun.

# Ich legte vormittags ein Ei
und nachmittags wär ich frei.

Ohne Anwälte kein Geschäft.

Weil ohne Verträge kein Geschäft,
hab ich recht?

So sind sie, die feinen Leute.

Wir haben uns für euch
den Arsch aufgerissen im Krieg.

Wo wart ihr? Daheim.

Habt Kaffee getrunken,
seid spazieren gegangen.

Habt eure Köpfe in die Auslagen
von euren Schwuchtelgeschäften gesteckt.

Tut mir leid.
- Halt den Goschen!

Das tut dir leid?

Leid tut dir das?

Jetzt bin ich jetzt dein Richter.

# Mich lockte auf der Welt
kein Ruhm mehr und kein Geld.

# Und fände ich das große Los,
dann fräße ich es bloß.

*Musik verhallt, er ringt nach Luft*

Da bist du ja.

Wo warst du denn?

Ich hab mir solche Sorgen...
- Psch!

*leises Knarren und tiefes Brummen*

*dumpfes Blubbern*

*Musik kehrt wider*

Scheiße!

Raus mit ihm!
Prantl, stehen Sie nicht da rum!

*Bartok hustet*

(Böhm) Vorsicht.

Kommen Sie zurück. Bartok.

Kommen Sie zurück.

Atmen. Gut.

Atmen, atmen...

(Böhm) Ruhig.

Gestorben wird, wenn ich's gestatte.

Wenn ich's gestatte, Prantl, verstanden?
Von umbringen war nicht die Rede.

Ich dachte...

Sie haben gedacht?

Überlassen Sie das Denken doch mir.
Das ist wohl nicht Ihre Sache. Danke.

Ruhig...

Ruhig.

*leise, bedrohliche Musik*

Wie kommt das hier rein?

Wie kommt das hier rein?

Haben Sie eigentlich die geringste Ahnung,
worum es hier geht?

Bitte. Nicht mein Buch.
*leises Knacken*

Nein. Nein. Bitte. Bitte!

Nein!

Bitte nicht.

Nein! Bitte. Bitte!

Es ist doch immer wieder faszinierend, wie
erfinderisch der Mensch in der Not ist.

Sie meinten, Schach sei nur was
für gelangweilte preußische Generäle.

Bitte nicht.

Bitte nicht.

Nein!

Nein!

Bitte, mein Buch.

Wir machen jetzt mal weiter.

Und ab jetzt ohne faule Tricks.

Nein. Bitte!

Bitte...

Nicht mein Buch. Bitte.

Ach, Bartok.

Wo ist sie denn nur hin,

Ihre Würde?

*tiefes Dröhnen und vibrierendes Knarzen*

*angespannte Musik*

(Mann) Sind Sie schon wach oder noch wach?

(Bartok) Um ehrlich zu sein, ich...

ich weiß es nicht genau.

Es könnte am Scotch liegen.

Das war beachtlich
für einen Laien vorgestern Abend.

Chapeau.

Wir hoffen auf eine Revanche.

Es ist ein einträgliches Geschäft,
nicht wahr?

Die Leute hungern nach Vergnügen
auf diesen langen Seereisen.

Seltsam. Man könnte meinen, er hätte
um diese Uhrzeit etwas Besseres zu tun.

Ah ja? Und was soll er
Ihrer Meinung nach machen?

Was weiß ich.
Ein Buch lesen, einen Brief schreiben.

Eine angeregte Unterhaltung führen.

Gott verschone mich.
Er kann weder lesen noch schreiben.

Sein Grundwortschatz
besteht aus höchstens hundert Worten.

Schach ist seine Sprache.

Ein Analphabet?
- Verrückt, nicht wahr?

Er kommt aus einer
der ärmsten Gegenden Ungarns.

Seine Mutter starb bei seiner Geburt,

sein Vater ertrank später
in den Fluten der Donau.

Ich vermute,
dass er damals die Sprache verlor.

Die Lehrer hielten ihn
für zurückgeblieben, weil er nichts sagte.

Die Schüler bewarfen ihn mit Dreck.

Und dann, eines Winterabends,
ist es passiert.

Der Pfarrer spielte
mit einem befreundeten Gendarm Schach.

Mirko hat sich dazugestellt.

Und ohne jemals zuvor mit dem Spiel
in Berührung gekommen zu sein,

machte er seinen ersten Zug.

Und?

Er schlug den Pfarrer, dann den Gendarmen,
dreimal hintereinander.

Am nächsten Tag
brachte der Pfarrer ihn zum Barbier,

um ihn einigermaßen präsentabel zu machen,

und fuhr dann mit ihm
in die nächstgelegene Provinzstadt,

um ihn dort gegen die besten Spieler des
örtlichen Schachklubs antreten zu lassen.

Auch dort schlug er alle. Mühelos.

Nacheinander.

Wie ein unbegreiflicher,
eiskalter...

Schachautomat.

*schnelles Klicken*

Die Uhren werden hier
automatisch zurückgestellt.

Wir bewegen uns gegen die Erdumdrehung.

Jeder Breitengrad
hat seine eigene Uhrzeit.

Denken Sie lieber nicht darüber nach,
sonst werden Sie verrückt.

*lautes Lachen*

Geht's Ihnen wieder besser?

Ja.

Gut.

Ich habe etwas für Sie.

Von mir und meinen Freunden.

Sie scheinen sehr stolz zu sein.

Oder sehr wohlhabend.

Ich war beides.

Wissen Sie,

Amerika ist ein teures Land.

Eine gut gefüllte Reisekasse

kann dort nicht schaden.

Eine einzige Partie.

Sie alleine gegen Czentovic.

Sie würden uns
eine große Freude damit bereiten.

Sie suchen einen Zirkusaffen.

Wir suchen einen Helden.

*Bartok lacht leise auf*

Ich fürchte, ich muss Sie enttäuschen.

Was haben Sie schon zu verlieren?

Mehr, als Sie sich vorstellen können.

Haben Sie überhaupt eine Wahl?

Sie wissen es doch genau...

Er oder Sie.

*McConnor und der Barmann lachen*

Sie überschätzen mich maßlos.

Vielleicht, weil ich mehr über Sie weiß,
als Sie glauben.

Morgen nach dem Dinner.

Sie werden kommen.

*McConnor lacht*

*Tür fällt zu*

*schwere Musik*

# Ich wollt, ich wär ein Huhn.
Ich hätt nicht viel zu tun.

# Ich legte vormittags ein Ei,
und nachmittags wär ich frei.

# Mich lockte auf der Welt,
kein Ruhm mehr und kein Geld.

# Und fände ich das große Los,
dann fräße ich es bloß.

# Ich brauchte nie mehr ins Büro.

# Ich wäre dämlich aber froh.

Gustl.

Was haben sie mit dir gemacht?

Die... Herren... und ich...

haben...
haben uns nur unterhalten.

Wollen Sie Ihren Freund nicht erlösen?

Sie reden endlich,

und dann sind Sie beide frei.

Frei...

In welchem Sinne?

Immer noch ganz der Notar?

Sie kommen beide lebend davon,
meinte ich.

Geben Sie mir Ihr Wort?

Ja.

Mein Ehrenwort.
- Das erscheint mir zu wenig.

Mein deutsches Ehrenwort.
- Das ist nichts wert.

Wie Sie wollen.

Es ist Ihre Entscheidung.

Ich schaff das nicht, Gustl.

Doch, du schaffst das.

Du bist doch
der verdammte Kaiser von China.

Sag es.

"Ich bin der verdammte Kaiser von China."

Sag es!

Josef!

Ich... bin...

der verdammte Kaiser...

von China.

*Schuss, Sirren*

*düstere, schwere Musik*

*regelmäßiges
dumpfes, mechanisches Klacken*

*Sirren*

*hallende Musikfetzen:
"Ich wollt, ich wär ein Huhn"*

# Ich wollt,
ich wollt, ich wollt, ich wollt...

*verzweifelte Schreie*

*Klangcollage aus Tönen, Rattern, Klacken*

auf c1...

a2, a3, a4, a5,

a6, a7, a8.

g2, g3, g4.

Weiß, weiß...

Weiß...

*wirres Flüstern*

*lautes Sirren*

*Musik wird lauter und drängender*

*laute Musik geht über
in leisen Klangteppich*

*Sirren*

*Erschrecken und Klirren*

*Stille*

*leises Tropfen*

Es ist nur... nur ein Spiel.

Nur ein Spiel...

*vibrierendes Dröhnen
und leises Meeresrauschen*

Es ist ein Schiff.

Ein Schiff.

(flüstert) Hallo?

Hallo!

Hallo. Hallo?

(lauter) Hallo!

Hört mich jemand?

Ist da jemand?

(schreit) Macht auf!

Macht auf!

Lassen Sie mich raus!

Bitte lassen Sie mich raus! Bitte!

Hallo!

Hallo!
- Hallo?

Haben Sie um Hilfe gerufen?

*vibrierendes Dröhnen*
Gehen Sie. Gehen Sie weg.

Ich verstehe nicht. Sind Sie sicher?

Nein.

Bitte.

Bitte sprechen Sie mit mir.

Das tu ich doch, mein Herr.

Bitte lassen Sie mich raus.

Bitte.

Sie haben sich selbst eingesperrt,
von innen.

Was?

*Schlüssel dreht sich im Schloss*

Ich bin...

Ich bin frei?

Bin ich...

Bin ich frei?

Sie sind...

frei.

Selbstverständlich.

Danke.
*Sirren*

Einer der Hauptgeneratoren macht Probleme.

Kein Grund zur Sorge.

Das Spiel.
Ich werde im Speisesaal erwartet.

Es wird wohl wegen
der schweren See abgesagt.

Nein, nein! Das Spiel muss stattfinden.

Bitte, führen Sie mich hin.

*lautes Wellenrauschen*

*dumpfes Klappern*

*Sirren*

Doktor van Leuwen!

Endlich!

Das Geld. Ihr Geld.

Der Barmann hat es
netterweise für Sie aufbewahrt.

Wir spielen um die Uhr,
die er am Handgelenk trägt.

Sie gehört mir. Er hat sie mir gestohlen.

*ungläubiges Gelächter*

Meine Herrschaften!
Meine Herrschaften, ich muss doch bitten!

Das ist doch verrückt.

Nicht.

Ich stelle fest,
dass der Amateur die weißen Steine führt.

*Klacken*

Schreiben Sie.

Die Nachwelt soll doch nicht
um diese Partie gebracht werden.

Schreiben Sie.

Schreiben Sie.

*Ticken*

(Koller) Schreiben Sie.

(McConnor) Die Herren

werden sich einen Disput
in der Spanischen Partie liefern.

Mr. McConnor, ich darf Sie erinnern,

es handelt sich um Schach, nicht Rugby.

*allgemeines Lachen*

Trinken Sie.

Sie müssen jetzt schreiben, Bartok.

Schreiben Sie!

Was gucken Sie mich so an?

Sie scheinen mir etwas gereizt zu sein,
Herr van Leuwen.

*gespanntes Gemurmel*

Mehr. Ich brauch mehr.

Gern, Herr Doktor. So viel Sie wollen.

Es wird Ihnen guttun.

Mehr.

*Raunen*

Ich hab aufgehört.

*aufgeregtes Raunen*

Entschuldigung.

"J'adoube."
- Was?

*Aufprall, Möwenschreie*

Nur eine verirrte Möwe.

Wir nähern uns der Küste.

(verführerisch) Amerika!

*hallende Möwenschreie*

Sie braucht unsere Hilfe.
Hören Sie nicht, wie sie schreit?

Sie schreit.

Sie braucht unsere Hilfe.

(McConnor) Wir kümmern uns drum.

Versprochen.

Sie können beruhigt weiterspielen.

Wir kümmern uns.

Herr van Leuwen.

Herr van Leuwen...

(Koller) Sie sind am Zug, Herr Doktor.

Schach.

Schach dem König!

Moment. Moment! Ich sehe kein Schach.

Sieht jemand hier ein Schach?

Herr van Leuwen, wir verstehen nicht ganz,
was Sie vorhaben.

Ich brauch mehr Wasser.
Mehr... mehr Wasser.

Warum denn so patschert, Herr Anwalt?

# Ich wollt. Ich wollt, ich wollt...

Wie kommt der daher?

Sie müssen ihn festnehmen.

Ganz entschieden festnehmen.

Wollen Sie nicht aufhören, Herr Doktor?
Einfach aufhören.

Dieses Spiel tut Ihnen nicht gut.

Ich soll aufhören?

Sie wollen, dass ich aufhöre?
Dass ich verliere?

Mir scheint, Sie können mehr verlieren
als diese Partie.

Fangen Sie sie doch einfach neu an.
*Gelächter*

Ruhe, bitte. Ruhe!

Wie soll sich der Weltmeister
da konzentrieren?

Du schaffst es.

Sag's.

"Ich bin der Kaiser von China."

Für dich ist das alles nur ein Witz, oder?

Unsereins versteht Sie gar nimmer,
Herr Doktor.

Das liegt an diesen Büchern.

Erich?

*entferntes Telefonklingeln*

Oskar Maria Graf, Joseph Roth,
ein Schachbuch.

Das kann ins Feuer, oder?

Leb wohl, Josef.

Leb wohl.

*Schuss*

Ach, Josef...

Liebster.

Anna...

Wohin fährt dieses Schiff?

Ich glaub, das weißt du genau.

Komm, wir tanzen.

*bruchstückhaft hallende Walzermusik*

(Anna) Weißt du, woran ich glaube?
- Nein.

Solange Wien tanzt,
wird die Welt nicht untergehen.

*Musik reißt ab, dumpfes Dröhnen*

*lautes Ticken*

Jetzt spielen Sie endlich.

(Böhms Stimme)
Was für einen Sinn hätte das?

*Ticken stoppt*

Sie wissen doch ohnehin, was ich...
als Nächstes ziehen werde.

Oder etwa nicht?

Wir haben dieses Spiel
eintausend Mal gespielt.

Wieder und wieder und immer wieder
haben Sie gewonnen,

Doktor Bartok.

*Ticken hört mit dumpfem Schlag auf*

*sanfte Streichermusik*

Wer sind die ganzen Leute hier?

Haben Sie keine Angst.

Wir gehorchen Ihnen.

Spielen Sie weiter.

Immer weiter.

(Fridl) Guten Morgen.

Waren Sie erfolgreich?

Er ist geflohen.

Einfach weg. Ganz weit weg.

Schach.
- Mhm.

Keine Codes, keine Geheimschrift.

Keine Nummernkonten.

Einfach nur ein Schachspiel.

Rufen Sie das Wachpersonal.

Jawoll.

Ein ganzes Jahr.

Ein ganzes Jahr, und Sie hauen einfach ab,
ohne das Zimmer je verlassen zu haben.

Sie haben Ihr Spiel gewonnen.

*unhörbar*

*hallender Aufprall*

*sanfte Musik über stummer Szene*

*leise Bravorufe*

*gedämpftes Tippen*

Danke schön.

Sie können gehen.

Danke, Erich.

*melancholische Geigenmusik*

*Möwenschreie*

*harmonische, lebendige Musik*

(Josef) Was ist das für ein Buch?

(Anna) In diesem Buch
geht es um einen Mann,

der nach einem langen Krieg
nach Hause will,

und belegt mit einem Fluch
irrt er mit seinem Schiff über die Meere.

Odysseus.
- Odysseus?

Ja.

*leises Lachen und Summen im Hintergrund*

Und?

Findet er den Weg nach Haus?

Ja.

Sind Sie die neue Krankenschwester?

Nein. Ich bin zu Besuch aus Amerika.

Aus Amerika.

Man kann jetzt wieder reisen.
Der Krieg ist vorbei.

Ich war auch einmal dort.
- Ja?

Ja, zu einem Turnier.

Wann war das?

Sie haben eine schöne Stimme.

Mir ist, als...

als ob ich sie schon einmal gehört hab.

Darf ich Ihnen vorlesen?

Sehr gern.

"Sage mir, Muse, die Taten

des vielgewanderten Mannes,

welcher so weit geirrt,

nach der heiligen Troja Zerstörung,

vieler Menschen Städte gesehen
und Sitte gelernt hat

und auf dem Meere
so viel unnennbare Leiden erduldet,

seine Seele zu retten
und seiner Freunde Zurückkunft.

Aber die Freunde rettete er nicht,
wie eifrig er strebte;

denn sie bereiteten selbst..."

*lebhafte Musik übertönt ihre Stimme*

Untertitel:
Subtext Berlin, 2020