All language subtitles for Liebe ist nur ein Wort (D 1971).de

Wer ist denn da tot?
- Später, mein Junge.

Sieht fast wie Mord aus. - Was heißt "fast"?
- Ich muß erst die Autopsie abwarten.

Scheiß-Regen. Kommen Sie!
Wir sehen uns noch mal um.

Wenn's Ihnen nichts ausmacht, Oliver,
möchte ich gleich wieder zurückfliegen.

Sind Sie mir böse, wenn ich nicht mitkomme?
- Keine Spur. Grüßen Sie meine Mutter

und sagen Sie ihr, diesmal werde ich
schon durchhalten. Vielleicht glaubt sie es.

Und was soll ich Ihrem Vater ausrichten?
- Nichts. Oder doch ... Sagen Sie ihm,

daß er von mir aus zum Teufel gehen soll.
Daß ich in spätestens sechs Wochen

wieder raus bin aus diesem Scheiß-Internat.
- Das soll ich ihm sagen?

Ja, das sollen Sie ihm sagen! - Befolge
Ihre Anweisungen, Sir. Gott schütze Sie!

Roger.

Ich bin der Sohn, nicht der Vater.
Fahndungsbuch Seite 134, vorletzte Zeile:

Oliver Mansfeld Senior. Gesucht wegen
Steuerhinterziehung, Devisenvergehen etc.,

1,81 Meter groß, 54 Jahre alt, besondere
Kennzeichen: Glatze am Hinterkopf.

Bitte, Sie können gern mal anfassen. Ich
bin bloß der Sohn! - Woher kommen Sie?

Aus Luxemburg, wie immer. - Und wohin
wollen Sie in Deutschland? - In die Schule.

Wenn's konveniert. In das mit Recht so
beliebte Internat des Dr. Florian in Taunus.

Um im Namen des Vaters
Abitur zu machen. - Mit 21?

Ja. Wissen Sie, warum? Weil ich der unnütze
und renitente Idiotensohn eines polizeilich

gesuchten Wirtschaftsverbrechers bin.
Wollen Sie noch was wissen? - Nein.

Gehen Sie hinüber zum Zoll.

(Zollbeamter)
Mansfeld junior.

(Zollbeamter) Ist das Ihr ganzes Gepäck?
- Ja, die Koffer sind mit der Bahn gekommen.

Na, gleich hat sie den gefressen.
Wenn Sie jetzt bitteschön kommen wollen.

Auf dann!
Zur großen Arschbeschau.

Frische Luft ... - Na, wenn Sie unbedingt
welche brauchen, ich hab nichts dagegen.

(Zollbeamter) Wenn Sie jetzt bitteschön
die Taschen ausleeren. Da, auf den Tisch.

Ich tu ja auch bloß meine Pflicht.
Wenn es heißt: durchsuchen,

dann müssen wir eben durchsuchen.
- Ich habe mich ja gar nicht beklagt, Herr ...

Koppenhofer. Ich komme aus München.
Ich bin erst drei Wochen hier.

Sie haben ja gar keine Ahnung, was wir hier
oft zu hören kriegen. - Doch, hab ich schon.

Und dabei tun wir ja wirklich nur unsere
Pflicht, genau wie jeder andere auch.

Wenn Sie erlauben?
- Bitte, tun Sie sich keinen Zwang an.

(Durchsage) Frau Verena Angenfort,
bitte zum Informationsschalter.

In Ordnung, Sie können
sich wieder anziehen.

Guten Tag. Oliver Mansfeld. Sie haben
meine Autoschlüssel. - Augenblick, bitte.

Sie haben mich rufen lassen? - Frau
Angenfort? Ein dringender Anruf für Sie.

Ja, bitte?

Hallo?

Hallo?

Eingehängt. Sie wissen nicht zufällig,
woher der Anruf kam? - Tut mir leid.

Sind's diese hier?
- Ja.

Der Wagen steht in der Garage gegenüber.
Platz 424. - Danke.

(Reifen quietschen)

Ist Ihnen was passiert?

Sagen Sie mal, was haben Sie sich
dabei gedacht? - Gar nichts, ich ...

Ja, ja, so sehen Sie auch aus.
- Ich wollte nur Ihr Gesicht sehen. - Wozu?

Weil ich's hübsch finde.
- Ach, du meine Güte!

Das darf doch wohl nicht wahr sein.
- Das tut mir sehr leid.

Aber Schuld und Schadenersatz, alles bei
mir. Sie dürfen auch gerne die Polizei rufen,

wenn Sie wollen. Aber nur, wenn Sie mich
dann im Gefängnis auch besuchen.

(spöttisch) Ha, ha, ha! - Wenn Sie wollen,
bringe ich Sie nach Friedheim.

Woher wissen Sie, daß ich in Friedheim
wohne? - Weil Herr Angenfort dort wohnt.

Und da Sie ebenfalls Angenfort heißen,
sind Sie vermutlich, höchstwahrscheinlich

oder doch mit fast infinitesimaler
Sicherheit seine ihn liebende Gattin.

Was wollen Sie eigentlich von mir?
- Sie nach Friedheim bringen, nichts weiter.

Sie haben hübsche Hände.
- Woher kennen Sie meinen Mann?

Passen Sie auf, daß Sie Ihr Armband
nicht verlieren. Der Verschluß ist offen.

Ich habe Sie etwas gefragt. - Woher ich
Ihren Mann kenne? Ganz einfach.

Bankhaus Angenfort. Mein Vater
macht mit Angenfort Geschäfte.

Worauf wollen Sie hinaus? - Wissen Sie was?
Ich habe Sie im Verdacht, daß Sie mich

für ein Schwein halten. Sie befürchten wohl,
daß ich Sie bei Ihrem Mann verpfeifen werde,

von wegen der vielen Küßchen
und dem hübschen Boyfriend.

Das haben Sie doch gedacht, oder? Sagen
Sie's ruhig. Sie dürfen mich gern beleidigen.

Entschuldigen Sie. Das Mißtrauen war
nicht gegen Sie gerichtet.

Aber ich habe so meine Erfahrungen,
im Gegensatz zu Ihnen vielleicht.

Sie sind ja noch ziemlich jung.
- Und Sie?

Sie sind schon uralt.
Kurz vor den Wechseljahren.

Halten Sie bitte da vorne.
- Wohnen Sie etwa hier?

Nein, das letzte Stück gehe ich zu Fuß. Ich
will nicht, daß Sie meinem Mann begegnen.

Meinen Sie nicht, daß er sich freut,
wenn er mich sieht? Er kennt mich schon

als ganz kleiner Junge. - Ich müsste doch
Angst haben, daß Sie sich verplappern.

Aha! Und Sie verplappern sich nie?
- Selten.

Einen Moment noch, bitte. Würden Sie mal
die Brille abnehmen? - Wozu?

Ich möchte Ihre Augen sehen.

(Verena lacht)

Leiden Sie eigentlich jemals an
mangelndem Selbstbewußtsein? - Selten.

Bitte, die Brille.

Danke.

He du, bist du von hier? - Ja.
- Wo ist das Büro vom Direktor?

Im Parterre. Steht dran. Kannst ruhig
"Danke" sagen. - Oh! Danke, Frau Oberlehrer!

(Klopfen)

(singt) Herr Hauptmann, Herr Hauptmann,
wie geht's Ihrer Frau?

Sie kämmt sich nicht, sie wäscht
sich nicht, sie ist eine alte Sau.

Herr Hauptmann, Herr ...

Wer bist du denn?
- Ich heiße Oliver.

Ein Neuer?
- Ja, und du? Wie heißt du?

Hansi.

Geh von der Tür weg!
- Warum?

Weil ich raus will!
- Hast du Angst vor mir?

Vor Neuen habe ich immer Angst. - Quatsch.
Vor mir brauchst du keine Angst zu haben.

Komm her!
Na, zeig mir mal, was du da hast.

Tote.

Hm ... prima Tote,

Ratatata!

Das sind ja die schönsten Toten,
die ich je gesehen habe. - Du spinnst!

Was? - Ich hab gesagt, du spinnst.
Weil es Kartoffeln sind.

Wie lange bist du schon hier? - Zwei Jahre.
Ich bin immer hier, auch in den Ferien.

Fährst du nie zu deinen Eltern?
- Nein.

Ich hab mir mal an den Pulsadern
rumgeschnippelt. - Und warum?

Weil ich hier bleiben wollte.
Ist doch so schön hier. Oder?

Herr Hauptmann, Herr Hauptmann, wie
geht es Ihrer Frau? Sie kämmt sich nicht,

sie wäscht sich nicht, sie ist eine alte ...
Grüß Gott, Herr Direktor! ... Sau!

Oliver Mansfeld? - Ja.
- Ich bin Dr. Florian.

(Hansi) Ratatata!

Eigentlich müßten wir jetzt so tun, als ob
wir getroffen wären. Das nächste Mal, Hansi.

Kommen Sie.

Arschloch.

Rauchst du?
- Nein, danke.

Ich sage grundsätzlich "Du" zu den
Schülern. Außer sie bestehen drauf,

daß ich "Sie" sage. Bestehst du darauf?
- Nein. - Also hör zu, Oliver.

Keine Predigt, keine Erbauungsgespräche,
nur ganz kurz:

Du bist 21, dreimal sitzengeblieben,
aus vier Internaten rausgeflogen.

Alles Weibergeschichten, heißt es.
- Richtig.

Friedheim ist aber Endstation für dich.
Wenn du hier noch mal rausfliegst,

ist der Ofen aus. Selbst wenn dein Vater
den dreifachen Preis zahlt.

Kapiert. - Ich habe keine Angst
vor schwierigen Menschen.

Woher wollen Sie wissen, daß ich schwierig
bin? - Bisher hast du dir alle Mühe gegeben,

nicht einfach zu sein. Aber wir haben eine
ganze Reihe schwieriger Menschen hier.

Junge Vögel, die aus dem Nest
geworfen wurden.

Aber dieser Fälle nehme ich mich
immer ganz besonders gerne an.

Von mir haben Sie nichts zu befürchten. Kein
Hasch, kein Rabatz, keine Schüleraktionen.

Ich denke gutbürgerlich. Ich will die ganze
Scheiße jetzt endlich hinter mich bringen.

Nichts weiter.
- Ich fasse das als Versprechen auf.

Nehmen Sie's ruhig als Tatsache.
- Als Versprechen genügt es mir.

(Telefon klingelt)
- Entschuldigung.

Florian.
Wen, bitte?

Da haben Sie aber Glück.
Für dich.

Für mich?
- Ja. Ein Mädchen.

Mansfeld. Ach, Sie sind es.

Ihr Armband? Sehen Sie, ich habe es Ihnen
doch gesagt. Der Verschluß war offen.

Ich bringe es Ihnen runter.

Wieso? Aber ich kann es doch
nach Hause bringen.

Na schön, wie Sie wollen.
Wohin?

Nein, die kenne ich nicht.
Aber ich kann ja fragen.

Also, bis dann.
Ach, und ... hallo?

Und bitte ohne Brille!
Können Sie mir sagen, wo die alte Burg ist?

Oliver! Du hast noch nicht mal
deine Koffer ausgepackt, und schon ...

Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen.
Die Dame ist streng verheiratet.

Ach, streng verheiratet ...

(Hund bellt)

(Verena)
Maggie! Maggie! Hierher!

Ach, lassen Sie ihn ruhig.
Ich hab keine Angst vor Hunden.

Haben Sie's gefunden?
- Nein. - Es muß da sein.

Ich hab den Wagen abgesucht. Vielleicht
haben Sie's beim Aussteigen verloren

oder auf dem Weg. - Ich bin noch mal
zurückgegangen, aber da war nichts.

Ihr Mann kauft Ihnen sicher ein neues.
- Das war ein Armband von seiner Mutter.

Er wird wütend, wenn er erfährt, daß ich es
verloren habe. - So kenne ich ihn gar nicht.

Danke, daß Sie so schnell gekommen sind.
- Schön, daß ich Sie noch mal gesehen habe.

So kurz vorm Schlafengehen.
Das hält dann eine ganze Weile.

Wann sehen wir uns wieder?
- Wozu?

Vielleicht finde ich
das Armband doch noch.

Oliver ...
- Sagen Sie das noch mal. - Was?

Ich mag es, wenn Sie meinen
Vornamen sagen. - Es wäre gemein,

wenn Sie mich mit dem Armband unter Druck
setzen wollten. - Ich hab's wirklich nicht.

Aber ich möchte Sie wiedersehen.
- Auf Wiedersehen, Herr Mansfeld.

Warum denn nicht "Oliver"? Das klingt
doch viel besser. - Maggie, komm!

Was machst du denn hier?
- Ich weiß, wer es hat.

Was hat?
- Das Armband.

Warum sagst du mir das erst jetzt? - Weil
ich möchte, daß du mein Bruder wirst.

Was heißt das?

Im Internat haben alle Brüder.
Jeder Jüngere hat einen großen Bruder.

Und der Große muß den Kleinen
beschützen, was auch immer passiert.

Und warum hast du noch keinen Bruder?
- Weil du mein Bruder wirst.

Der größte Bruder im ganzen Internat.
Ich sag dir dann auch, wer das Armband hat.

Also schön, ich bin dein Bruder.
- Wirklich? - Ja, wirklich.

Schwör's!
- Ich schwöre!

Du machst dir das zu einfach.
Wir müssen Blutsbrüder werden.

Du trinkst mein Blut und ich trinke
dein Blut. - Muß das sein?

Ja, das muß sein.
Komm, setz dich.

So, und jetzt du bei mir.

Los! Stich ruhig zu,
mir macht das nichts aus.

Also, wer hat nun das Armband?
- Fahr los, ich zeige sie dir!

Hier kannst du sie sehen. Ich hab
ein bißchen von der Farbe abgekratzt.

Hat noch niemand gemerkt.

Da kannst du zusehen,
wie sie sich waschen.

Ich setze mich dann immer hinter den Baum
und wichse. Hast du das auch gemacht?

Welche von den dreien hat das Armband?
- Die ist nicht dabei.

Wahrscheinlich ist sie in ihrem Zimmer.
- Weißt du wenigstens ihren Namen?

Ja, Geraldine.

(liest auf Lateinisch)
Germania omnis a Gallis Raetisque

et Pannoniis Rheno
et Danuvio fluminibus,

a Sarmatis Dacisque mutuo metu

aut montibus separatur: cetera ...

Das genügt mir, Geraldine.
Übersetzen Sie!

Guten Morgen, Mansfeld.
- (Gemurmel im Klassenzimmer)

Mansfeld-Radios,
Mansfeld-Waschmaschinen,

Mansfeld-Bügeleisen etc., etc.
Oder irre ich mich? - Erraten.

Das kriegen wir in Zukunft ja dann alles auf
Rabatt. - Für Rabatte bin ich nicht zuständig.

(Schüler lachen)
- Ich auch nicht. Und wenn Sie glauben,

Sie können bereits am ersten Schultag
Nachlässe in Lateinstunden herausschinden,

dann empfehle ich Ihnen gleich
ein anderes Internat.

(Buh-Rufe)
- Ihr habt's gerade nötig.

Wo soll ich sitzen?
- Setzen Sie sich erst mal da hin.

Machen Sie weiter, Geraldine.

(flüstert) Germanien ...
- Germanien ...

...in seiner Gesamtheit ...
- ... in seiner Gesamtheit ...

...wird von den Galliern ...
- ... wird von den Galliern ...

...den Rätern und den Pannoniern ...
- ... den Rätern und den Pannoniern ...

Da Sie es offensichtlich so gut können,
Colland, fahren Sie gleich fort.

...und den Pannoniern
durch die Flüsse Rhein und Donau

von den Sarmatern und Dakern getrennt
durch gegenseitige Furcht oder Berge.

Druides a belle abesse consuerunt
neque tributa una cum reliquis pendunt.

Die Druiden pflegen sich
vom Krieg fernzuhalten

und zahlen mit den Übrigen
keine Tribute.

(Stimmengewirr)

Das ist der Neue.

Das Armband!
- Du kannst ruhig "bitte" sagen.

Du hast sie wohl nicht alle?
Komm, gib das Armband her! - Hol es dir!

(Beide keuchen)

Du tust mir weh.

Idiot!
Ach, du bist ein richtiger Idiot!

Laß mich los!

Was hast du?
- Nichts.

Du machst ein Gesicht, als ob es dir
plötzlich leidtut. - Warum soll's mir leidtun?

Du bist nicht übel.
Wirklich nicht.

Du auch nicht.

Gib mir jetzt das Armband.

"Bitte!"
- Bitte.

Da!

Oliver!

Oliver!
- Geraldine!

(Türklingel)

(Wieder Türklingel)

Suchen Sie was?
- Ja. Frau Angenfort.

Frau Angenfort ist nicht da.
- Und wann kommt sie wieder?

Hm ... In einer Stunde vielleicht.
Soll ich was bestellen? - Ja.

Hm ... nein, danke.
- Sie können mir das ruhig sagen.

Ich bin Diener bei den Angenforts.

Wenn ich groß bin, werde ich auch mal
Diener bei den Angenforts. - Sehr schlau.

Na, dann dienen Sie mal schön weiter.
- Würden Sie vielleicht noch die Güte haben,

mir zu sagen, wer Sie eigentlich sind?
- Aber gerne. Der heilige Nikolaus.

(Klassische Musik)

Bruckner, was?
- Ja, die Neunte.

Viel Schmerz drin.
Spielst du eigentlich Tennis?

Nein.
- Schade.

Du hast sie gebumst, nicht?
- Wen?

Geraldine.
- Und warum interessiert dich das?

Weil sie meine Freundin ist.

Du, das ... tut mir leid.
Das konnte ich nicht wissen.

Darum sag ich's dir ja.

Ich bin jedesmal froh, wenn ich wieder
zu Hause bin. Diese ewigen Blitzreisen

hängen mir zum Hals raus. Komm! Wir haben
uns ja noch nicht mal richtig begrüßt.

Liebst du mich noch?
- Warum fragst du?

Das werde ich dich immer fragen.
Stört es dich? - Es klingt so dramatisch.

Vielleicht ist es das auch.
- (Tür wird geöffnet)

Ach ja, bringen Sie uns doch eine Flasche
Sekt und Orangensaft. - Sofort.

Ist noch was? - Ja, es war ein
junger Mann da, während Sie weg waren.

Was wollte er?
- Das hat er nicht gesagt.

Hat er seinen Namen genannt? - Nikolaus.
Ja, er sagte, er sei der heilige Nikolaus.

Ein Spinner.
- (Telefon klingelt)

Gehen Sie doch bitte ran, Leo. Das kann
doch nur ein Spinner gewesen sein.

(Leo) Bei Angenfort. Wer bitte?
Augenblick. Es ist für Sie, gnädige Frau.

Ja. Einen Moment, bitte.

Ja, bitte?

Es... es tut mir leid, ich kenne Sie nicht.
Es tut mir wirklich schrecklich leid.

Wer war das?
- Der heilige Nikolaus.

(Hund bellt)

Allez hopp!

Hübsch.
- Ja, es ist sehr schön.

Es ist nicht nur wertvoll,
es ist eben auch sehr schön.

Ich meine das, was Sie anhaben. - Ich habe
es geahnt, daß Sie mich angelogen haben.

Ich kann es erklären. - Sie brauchen es mir
nicht zu erklären. Offensichtlich habe ich Sie

von Anfang an richtig eingeschätzt. - Bravo!
Bravo! Ich bewundere Ihre Menschenkenntnis.

Ihr untrügliches Gespür für die miesen
Absichten anderer. Was schließen Sie noch

aus der Kenntnis über meinen Charakter?
- Ihr Charakter ist mir egal. Ich will,

daß Sie aufhören, mich zu kompromittieren.
- Aha, ich habe Sie also kompromittiert?

Ja. - Aus welchem Grund eigentlich
sollte ich Sie kompromittieren?

Es gibt 1000 Gründe. Was soll zum Beispiel
der Blödsinn vom heiligen Nikolaus?

Sie müssen ein ungeheuer schlechtes
Gewissen haben, vielleicht auch ein Dutzend

leichtfertiger Liebhaber.
Alle Achtung! Aber ich werde,

wie sagt man so schön, dem mißtrauischen
Herrn Angenfort meine Aufwartung machen.

Und der heilige Nikolaus löst sich in
Luft auf. - Nein, das werden Sie nicht tun.

Warum nicht? - Weil das nicht geht. Weil
ich gesagt habe, daß ich Sie nicht kenne.

Warum eigentlich?
- Weil ... - Was?

Sie sind noch viel zu jung, um zu begreifen,
daß Alter mißtrauisch macht.

Warum spielen Sie eigentlich immer
auf meine Jugend an?

Sie sind noch sehr jung, Oliver.
- Danke ...

...daß Sie "Oliver" gesagt haben.
- Ja, ich muß jetzt gehen.

Einen Augenblick noch, bitte. Ich möchte
Sie noch was fragen. - Ja, was?

Ob Ihnen das noch gar nicht aufgefallen ist,
daß wir uns in der klassischen Situation

eines Liebespaares befinden?
- Können Sie eigentlich jemals ernst sein?

Bin ich doch. Andauernd.

Aber denken Sie mal nach: Die Tatsache,
daß Sie mich vor Ihrem Mann verstecken,

läßt doch nur einen Schluß zu.
- Welchen?

Daß Sie in mich verliebt sind.

Lassen Sie mich gehen.
- Bitte.

Ich hab gesagt:
Sie sollen mich gehen lassen.

Ich werde Sie anrufen.
- Nein. Nein, bitte nicht.

Dann rufen Sie mich an.
Versprechen Sie es?

Versprechen Sie es.

"Es war, als hätte der Himmel
die Erde still geküßt,

daß sie im Blütenschimmer
von ihm nur träumen müßt."

Unverkennbar Eichendorff.

Ja, unverkennbar! Und weswegen?

Da sind zunächst einmal die sehr einfachen,
leicht überschaubaren Mittel.

Eine verhältnismäßig kleine Anzahl
von Vorstellungen, Bildern und Reimen

und dennoch:
diese Schlichtheit.

Oder sagen wir besser:
scheinbare Schlichtheit.

Darf ich das mal sehen?
- Völlig harmlos, Herr Professor.

Reiner Schnupftabak auf Pfefferminzbasis.
Reinigt das Gehirn.

(Heftiges Niesen, alle Schüler niesen mit)

Schnupftabak, Herr Direktor.
- Man hört's.

Mansfeld, Telefon für dich.

In meinem Büro.
Gesundheit!

Oliver Mansfeld. - Hallo Oliver,
hier spricht dein Vater. Hallo?

Ich wüßte nicht, was wir uns noch zu
sagen hätten. Warum rufst du überhaupt an?

Ich wollte hören, wie's dir geht. - Du hast
dich bis jetzt nicht um mich gekümmert,

du brauchst es auch in Zukunft nicht zu tun.
- Das wird dir noch mal leid tun.

Bitte, laß mich in Ruhe!

Wenn mein Vater noch mal anruft, dann
sagen Sie ihm, ich sei nicht zu sprechen.

Moment noch.
Komm, setz dich.

Sag mal, was hast du gegen deinen Vater?
- Das kann ich auch im Stehen sagen.

Er kotzt mich an.
- Kannst du mir auch sagen, warum?

Warum?
Warum ist meine Mutter im Sanatorium?

Warum hat sich sein Prokurist
das Leben genommen?

Warum hat mein Vater all seine Konkurrenten
ruiniert? Warum hockt er jetzt in Luxemburg

und lacht sich ins Fäustchen?
Darum, Herr Doktor Florian.

Solltest du jemals Hilfe brauchen oder
nur jemanden, mit dem du reden möchtest:

Du kannst immer zu mir kommen.
- Danke. Kann ich jetzt gehen?

Natürlich.

He! Was hast du denn?

Hast du Stunk mit Florian? Du kannst
mir ruhig sagen, was du hast.

Ich bin doch dein Bruder.

Also, du gehst rein und sagst, du willst Frau
Angenfort sprechen. Und dann sagst du ihr

die Telefonnummer: 8536.
- Die Nummer vom Internat.

Ja. - Und das sie dort anrufen soll.
- Na, das brauchst du ihr nicht zu sagen.

Sie weiß, was gemeint ist. Du mußt nur
darauf achten, daß du mit ihr allein bist.

Und wenn jemand dabei ist?
- Dann sagst du ...

du willst eine Spende für unsere Cholera-
Tombola, Ostpakistan. - Auf Ideen kommst du.

Warum gehst du eigentlich nicht selber?
- Bist du nun mein Bruder oder nicht?

Ja, ja, ich gehe ja schon. Aber Pakistan
ist doch Käse. Ich sage lieber Vietnam.

Hallo Geraldine.
- Hallo Oliver.

Ist das Zufall, daß du hier bist?
- Nein.

Was dann? - Ich wollte dich fragen,
wann wir uns sehen.

Mhm. Und um mich das zu fragen,
bist du mir nachgefahren?

Weil du mir aus dem Weg gehst.

Warum hast du mir nicht gesagt,
daß du mit Walter befreundet bist?

Du erzählst mir
auch nichts von dir.

Also, wann sehen wir uns?
Heute Abend auf der alten Brücke?

Und deswegen hat er dich hergeschickt?
- Ja... (Tür wird geöffnet)

Wer ist denn das?
- Ich bin Hansi Lauterbach.

Und was will denn der Hansi Lauterbach?
- Ich komme vom Internat Friedheim.

Ich sammle Spenden für unsere
Vietnam-Tombola. Figuren oder Bilder

oder so was Ähnliches. - Sag mal, Liebes,
hast du ihm schon was ausgesucht?

Woher soll ich denn wissen, wovon du dich
trennen willst? - Paß mal auf, Hansi.

Wir überlegen uns das gemeinsam
und schicken es dann dem Direktor.

Wie heißt denn dein Direktor?
- Herr Dr. Florian. - Dr. Florian ...

Sag mal, Liebes, merkst du dir den Namen?
Sonst vergesse ich ihn wieder.

Also dann, auf Wiedersehen und schönen
Dank auch! - Auf Wiedersehen, Hansi.

Auf was für Ideen
die Kinder kommen ...

Ich finde es erfreulich,
daß sie überhaupt noch Ideen haben.

Woran denkst du?

(Raschid betet) Allahu akbar.
- Hör auf!

Allahu akbar.
- Du sollst aufhören, hab ich gesagt!

Hey, kommt mal her!

(Anfeuerungsrufe)

Los, macht, daß ihr rauskommt,
aber schnell!

Kannst du mir sagen, was das soll?
- Er gehorcht mir nicht!

Warum soll er dir denn gehorchen?
- Ich bin größer als er.

Und er ist ein Moslem, wenn dir das
was sagt! - Was ist gewesen?

Er mag es nicht, wenn ich bete.
- Scheiß-Moslem! Scheiß-Moslem!

Und du hast mir geschworen,
du willst mein Bruder sein.

Auf einen Bruder, der sich so schäbig
benimmt, lege ich keinen Wert!

Das wirst du mir büßen.
Ja!

Büßen wirst du das! Ich weiß doch, daß du
die Frau von dem Bankier da vögeln willst!

Jetzt hör mal gut zu, Hansi.
- Du wirst es schon noch sehen.

Mach weiter. Ich bleibe so lange hier.
- Ja.

Asalamu aleikum.
Asalamu aleikum.

Das werden wir in den nächsten Tagen bei
der Lehrerkonferenz eingehend bereden.

Ja, Oliver?
- Eine Frage, bitte:

Ist ein Anruf für mich gekommen?
- Nur der von deinem Vater aus Luxemburg.

Würden Sie mir auch Bescheid sagen,
wenn der Anruf nicht von meinem Vater ist?

Natürlich. War das alles?
- Ja, danke.

Du bist ja schon da, Liebes. - Dann wünsche
ich den Herrschaften viel Glück im Casino.

Ich habe noch nie verloren. Zumindest
habe ich immer den Einsatz rausgekriegt.

Gute Nacht, Leo.
- Gute Nacht.

Was machst denn du hier? - Ich hab auf
dich gewartet. Wir waren doch verabredet.

Wo ist Walter?
-Weg.

Was heißt das? - Er hat seine Sachen
gepackt und ist weggefahren, nach Hause.

Es ist aus zwischen uns. Deswegen.
- Idiot.

Wer?
- Walter.

Warum ist er ein Idiot,
wenn er mich mag?

Komm her. - Man wirft uns beide raus,
wenn man dich hier findet.

Hast du Angst?
Ich gehe ja gleich wieder.

Nur eine halbe Stunde.
Warum kommst du nicht?

(Klopfen an der Tür)
- Versteck dich!

Was willst du?

Von wem ist der?

Von Walter.
- Was schreibt er?

"Lieber Oliver. Ich glaube, sie liebt dich.
Du mußt gut aufpassen auf sie.

Sie ist wie ein Kind. Alles Gute. Walter."
- Der spinnt. Ich bin kein Kind mehr.

Genauso wenig
wie diese Bankiersfrau.

Was weißt du über sie?

(Geraldine lacht)

Hast du schon mit ihr geschlafen?
- Warum willst du das wissen?

Weil es wichtig ist.
- Es ist überhaupt nicht wichtig.

Überhaupt nicht.
- Doch, es ist wichtig für mich!

Du mußt jetzt gehen.

Ich gehe ja schon! Mit dir
ist heute sowieso nichts anzufangen.

Laß dich nicht erwischen.
Sonst fliegen wir wirklich beide noch raus.

Es macht nichts,
wenn du mich jetzt noch nicht magst.

Aber eines Tages wirst du mich lieben.
Ich weiß das.

Schlaf gut.

Was soll denn das?
Laß den Quatsch!

Ist doch 'n schöner Gruß von Frau Angenfort.
- Wann warst du bei Frau Angenfort?

Gestern. - Ich hab dir nicht gesagt,
daß du hingehen sollst.

Du nicht, aber sie. Ich sollte doch
den Spiegel für die Tombola abholen.

Und dann hat sie noch gesagt, daß sie
dich sehen will. - Wann und wo?

Warum sagst du mir das jetzt erst?
- Ich hab gesagt, ich werd's ausrichten.

Aber dann habe ich mir überlegt,
daß du nicht mehr mein Bruder bist.

Du bist nicht mehr mein Bruder!

Laß mich los! Du bist nicht mehr mein
Bruder! - Red doch keinen Stuß daher!

Was hat sie dir gesagt? - Du hast mich
geschlagen wegen dem Scheiß-Moslem.

Weißt du das nicht mehr?

Was hat sie dir gesagt?
- Du bist also wieder mein Bruder?

Natürlich bin ich dein Bruder! Aber ich will
jetzt endlich wissen, was sie gesagt hat!

Wenn du sie siehst, wirst du sie vögeln?
- Ich mag es nicht, wenn du so redest.

Wenn du das nicht willst,
dann brauchst du sie ja gar nicht zu sehen.

Du ...
- Sag "ja'!

Also ja, zum Teufel!
Sag mir endlich, was sie gesagt hat.

In der alten Burg um halb fünf.

Oliver, ich ...
- Sag jetzt nichts, bitte. Nichts.

Willst du mir den Mund verbieten?
- Nein.

Ich möchte nur nicht, daß du
etwas sagst, das alles kaputt macht.

Weißt du was?
Ich werde unsere Geschichte schreiben.

Alles von Anfang an.
Die Geschichte einer rasenden Leidenschaft,

das Tagebuch einer irren Liebe.
Was hältst du davon? - Gar nichts.

Weil solche Geschichten doch meistens
in die falschen Hände kommen. Stell dir vor,

mein Mann bekommt sie zu lesen! - Dann
werde ich einen Roman davor schreiben.

Und die Namen verändern.
Namen, Umstände, Orte.

Übereinstimmung mit lebenden Personen
rein zufällig. Und du wirst nicht Verena,

sondern Vanessa heißen.
- Viktoria. Viktoria gefällt mir viel besser.

Also gut ... Viktoria.

(Hund bellt)

"Mir war, als hätte der Himmel
die Erde still geküßt."

Eichendorff.

"Es gibt eine Kathedrale, die versinkt,
und einen See, der aufsteigt."

Weiß nicht.
- Rimbaud.

"Und die Küste war steil und die Adler
versprachen ein Leben ohne Behörden."

Elliot?
- No, W. H. Auden.

"Oh, wackerer Apotheker!
Dein Trank wirkt schnell." - Shakespeare!

Das war einfach.
Aber jetzt paß auf:

"Ein Mann, noch verliebt
in den Wind wie in einen Wein.

Und das Brennen der Seele
auf seiner Zunge wie ein Übermaß."

Du errätst es nicht. Saint-John Perse.
- Aber ...

"Liebe ist nur ein Wort."
- Von wem?

Ich glaube, das ist bloß ein Schlagertext.
- Danach hört es sich auch an.

Bitte nicht.

Bitte nicht hier.
- Wo denn?

Ich werde dich anrufen.
- Das hast du schon mal gesagt.

Ich werde dich anrufen,
sobald Manfred ...

sobald mein Mann wieder weg ist.

Na schön.

Aber ich sag dir: Es wird eine Zeit kommen,
da wirst du mich genauso wollen wie ich dich.

Von wem?
- Von mir.

Du bist ganz schön eingebildet.
- Und du ... du bist zu genügsam.

Maggie!

Mußt du schon wieder gehen?
- Ja.

Weißt du die Nummer noch?
- Mhm.

8536. Gut so?
- Bravo.

Er hat gelogen.
Er hat gelogen, das Schwein!

Was schreibst du denn?
- Ich mache mir Notizen.

Wann hast du Zeit für mich?
- Ich weiß nicht.

Heute Abend? - Es kann sein,
daß es heute Abend nicht geht.

Bist du mit ihr verabredet?
- Nein.

Macht es dir eigentlich Spaß
mit einer älteren Frau?

Wenn sie von dir genug hat, schmeißt sie
dich weg. Was bildest du dir eigentlich ein?

Montag schläft sie mir dir, Dienstag mit
ihrem Alten, Mittwoch mit dir,

Donnerstag mit ihrem Alten...

Manchmal ... habe ich das Gefühl,
daß du mich los sein willst.

Wenn du mich so fragst, ja!
- Aber du wirst mich nicht los.

Denk an das, was ich dir gesagt habe!

Nun hau schon ab! Du siehst doch,
daß du hier störst, Frau Hauptmann.

Hau ab, dumme Kuh!

Es tut mir leid, Geraldine. Das habe ich nicht
gewollt. Und Hansi hat es nicht so gemeint.

Heute Abend? Um neun?

Hinterm Steinbruch?
- Ja.

Ich war heute bei Dr. Florian. Ich hab ihn
gefragt, ob ich zu dir ziehen kann,

weil Walter weg ist und weil ich mit diesem
Scheiß-Moslem nicht mehr schlafen will.

Er hat gesagt, wenn du einverstanden bist,
kann ich heute noch umziehen.

Davon weiß ich nichts.
- Darum sag ich es dir ja.

Dr. Florian meint, daß es gut ist, wenn
Ältere mit Jüngeren zusammen wohnen.

Ich wüßte nicht, wozu. - Dann können wir
noch mehr zusammenhalten als bisher.

Für meinen Bruder tu ich alles!
- Herr Mansfeld, Telefon für Sie.

Die Alte vom Bankier wahrscheinlich.
Sie ist ganz schön scharf auf dich!

Guten Abend.
- Guten Abend.

So sieht man sich wieder.
- Dürfte ich auch um die Blumen bitten?

Die sind nicht für Sie. - Ich weiß.
Ich stelle sie nur gleich in die Vase.,

Bitte.
- Danke.

Herr Mansfeld ist eingetroffen.
Wenn Sie bitte eintreten wollen.

Mein lieber Oliver! Ich freue mich
aufrichtig, Sie nach so langer,

langer Zeit wiederzusehen.
Wie viel Jahre ist es jetzt her? - Sechs.

Sechs Jahre!
Und der Knabe ward zum Mann. Ja ...

Eigentlich sollte ich Ihnen böse sein, daß
Sie sich nicht schon längst gemeldet haben.

Wenn ich nicht mit Ihrem Vater telefoniert
hätte, wüßte ich nicht, daß Sie hier sind.

Ich habe erst neulich versucht, Sie zu
erreichen. - Ach, Verena, da bist du ja!

Ja, mein lieber Oliver ...

Das ist meine Frau. Und das ist Oliver.
- Guten Abend. - Guten Abend.

Wie findest du ihn? Sieht er nicht
fabelhaft aus? - (Tür wird geöffnet)

Die Blumen sind von Herrn Mansfeld.
- Wunderschön.

Danke. Aber warum stehen wir eigentlich?
- Ja, warum setzen wir uns nicht?

Nehmen Sie Platz. Was trinken Sie vor dem
Essen? Whisky, Gin, Campari, Portwein?

Whisky, bitte. - Whisky.
Wasser? Eis? - Wasser und Eis.

Und du, Liebling?
- Einen ganz kleinen Whisky. Pur.

Na, Verena, hab ich dir zu viel erzählt?
Na, nun sag doch schon.

Sieht er nicht fabelhaft aus? - Ich möchte
das lieber von Ihrer Frau sagen dürfen.

Haben Sie leicht hergefunden? - Es war nicht
schwer. Das Internat liegt ja nicht weit weg.

Ach ja. Wir sind ja jetzt gewissermaßen
Nachbarn. Sie könnten uns öfter besuchen.

Nicht wahr, Verena? Da könnt ihr zusammen
Tennis spielen. Was hältst du davon?

Spielen Sie Tennis? - Das Internat läßt mir
wenig Zeit dazu. - Ja, trinken wir erst mal.

Prost, Oliver.
- Auf Ihr Wohl, Herr Angenfort.

(Steine poltern)

Oliver?

Oliver?

(Musik aus einem Kofferradio)

Oliver, wo bist du denn?

Na, warte!

(Aufschrei)

(Panische Schreie)

Oliver!

(Hansi schaltet das Radio aus)

Ach, trinken Sie doch noch einen Schluck!
- Nein, danke. Ich bin mit dem Wagen da.

Dieses kleine Stückchen, da gehen Sie eben
zu Fuß oder Leo bringt Sie nach Hause.

Tja, wie gesagt, die Wirtschaft
ist nicht mehr so wie früher.

Die Zeit, in der uns die goldenen Haare
gewachsen sind, die ist vorbei.

Jetzt müssen wir aufpassen,
daß wir keine Glatze bekommen.

Wissen Sie, wer das gesagt hat?
Ein sehr, sehr kluger Mann!

Wir wollen auf ihn trinken.
Prost, auf Ihren Vater!

Oh! Sie verstehen sich ja nicht mit ihm.
Ich hatte das ganz vergessen.

Na, dann trinken wir auf einen anderen.
Auf Ihre Mutter! Prost!

Darf ich fragen, was noch gewünscht wird?
- Einen Kaffee? Wir trinken zwar nie Kaffee,

aber wenn Sie wollen? - Nein, danke.
- Dann machen Sie jetzt den Schampus auf.

Ich denke,
wir gehen jetzt rüber.

Wollen wir nicht an die frische Luft gehen?
Ich glaube, das würde uns allen gut tun.

Aber Liebes, es ist kühl draußen. - Es ist
ein so hübscher Abend! - Wenn du meinst,

daß es ein hübscher Abend ist, bitte.
Geht schon vor, ich komme gleich.

Trink nicht so viel.
- Ich kann eine ganze Menge vertragen.

Außerdem bin ich ganz komisch,
wenn ich was getrunken habe. Du nicht?

(Verena lacht künstlich)

Was ist denn so lustig?
Darf ich mitlachen?

Oliver hat mir gerade eine Geschichte
aus dem Internat erzählt. - Ach ja, Oliver.

Sie sind doch jetzt 21. Wie machen Sie das
da eigentlich im Internat? - Was meinen Sie?

Na, mit den Mädchen! Sie haben doch auch
Mädchen oben. Läuft da nicht was, ab und zu?

Hübsche Dinger übrigens. Ich finde,
daß die Mädchen heutzutage wesentlich

hübscher sind als zu meiner Zeit.
- Na, so hübsch sind sie auch wieder nicht.

Aber Schönheit ist ja nicht alles. Wenn ich
denke, wie ich war. Du glaubst doch nicht,

daß die da oben wie die Mönche leben?
- Mit den Mädchen im Internat ist das so ...

Sie sind ganz prima, ganz brauchbar ...
so für den Hausgebrauch. - Ach so, ja!

Das ist ja genauso wie bei mir. Genauso!
Gott, ich hatte auch eine ...

Ach Gott, die habe ich angebetet,
und die anderen, na ja, das Übliche.

Noch einen ganz kleinen zur Verdauung?
- Nein, danke.

Sagen Sie mal, wie alt ist denn Ihre Anja?
- Sie meinen Geraldine. - Ach ja, Geraldine!

Ja, ja, Namen behalte ich nicht. Wie alt ist
sie denn? - 18. - Mit 18 sind die Mädchen ja

gewissermaßen schon fertig. Da nehmen sie
es mit jeder erwachsenen Frau auf, nicht?

Da bin ich aber völlig ... Da haben Sie
sicher Recht, Herr Angenfort.

Die Mädchen heute sind ganz schön clever.
- Ja, ja, das ist doch genau meine Rede.

Auf die Mädchen, ja?

(Hund bellt)

Aber Maggie, Platz! Platz, Maggie!
Was ist denn? Was soll das denn?

Sonst ist er zu Fremden gar nicht
so freundlich. Verstehst du das, Verena?

Platz, Maggie! Platz!
- Vorsicht!

(Herr Angenfort lacht laut)

Entschuldigen Sie. - Ich hab's ja kommen
sehen. Ich bringe Sie ins Badezimmer.

Meine Anzüge passen Ihnen sicher nicht!
- Kommen Sie! Sie erkälten sich sonst.

Hoffentlich bist du wieder klar im Kopf. - Ob
er was gemerkt hat? Er ist doch betrunken.

Er ist nicht betrunken. Er tut nur so. - Kann
ich irgendwas für Sie tun, gnädige Frau?

Nein, danke. Das mache ich selber. Aber Sie
könnten uns etwas zum Anziehen bringen.

Selbstverständlich.
- (Herr Angenfort ruft) Leo!

Sie haben gerufen?
- Ja. Machen Sie den Hund wieder fest.

Jawohl.

(Geraldine stammelt) Ich hab Musik
gehört ... Ich hab Musik gehört ...

Schwester, geben Sie ihr eine
Megacillin-Spritze. - Ja, Herr Doktor.

Und machen Sie sofort
eine Verbindung mit Dr. Florian.

(Dr. Florian) Ich möchte dir
eine Frage stellen,

und ich werde dir keinen Strick
daraus drehen, wenn du ehrlich bist.

Hast du ein Verhältnis mit Geraldine?
- (Oliver) Ja, ich hatte eins.

(Dr. Florian) Warum sagst du "hatte"?
- Weil ich es beenden werde.

(Dr. Florian) Hast du ihr schon gesagt,
daß du es beenden wirst? - Nein.

(Dr. Florian)
Dann sag es ihr bitte nicht.

Nicht, solange sie im Krankenhaus liegt.
- (Oliver) Im Krankenhaus?

Ja. Sie ist gestern Abend in den Steinbruch
gestürzt. Kannst du dir erklären,

warum sie dorthin gegangen ist?
- Nein.

Wirklich nicht?
- Wirklich nicht.

Du wirst es nicht für möglich halten,
aber ich glaube dir.

Ich hab Musik gehört.
Ich weiß gar nicht, wie das passiert ist.

Ich hab Musik gehört, und da wußte ich,
du bist schon da. - Geraldine ...

Du brauchst nichts zu sagen, Oliver.
Es weiß niemand, daß wir verabredet waren.

Es erfährt auch niemand. Ich bin da oben
spazieren gegangen und bin ausgerutscht.

Willst du sehen, wie es aussieht?

Ein Beckenbruch.

Ausgerechnet!
Schau her, bis zum Bauch in Gips.

(Schwester) Tut mir leid, Sie müssen
jetzt gehen. Wir haben gleich Visite.

Sag etwas, Oliver! Was Hübsches.
- Ich komme bald wieder vorbei.

Denkst du an mich?

(Schwester)
Sie müssen jetzt wirklich gehen.

Was ist mit dir?
Irgendwie bist du verändert.

Er ahnt etwas.
- Aber das bildest du dir doch nur ein.

Nein, ich kenne ihn. Du kennst ihn nicht.
- Weißt du, was ich nicht begreife? Wie du,

ausgerechnet du, diesen Mann geheiratet
hast. - Soll das eine ernsthafte Frage sein?

Ja. - Hast du neulich nicht auch
etwas von einem Mädchen erzählt?

Geraldine, glaub ich. - Sie ist verunglückt
im Steinbruch. Warum fragst du?

Ach, vergiß es.

Tut mir leid. Ich wollte dich
einfach provozieren. - Warum?

Was heißt "warum"? Eigentlich wollte ich
dich auch nicht provozieren.

Du, ich meine ... ich wollte nur ...
- Was?

Ach, Oliver!

Du ...

Ich glaube fast, ich bin eifersüchtig.
- Du machst Fortschritte.

Wir werden uns eine ganze Zeit nicht sehen.
- Fährst du weg?

Ich hab dir doch gesagt, daß er etwas ahnt.
Morgen muß er für 14 Tage nach Mailand

und da hat er mir vorgeschlagen,
solange Bekannte in München zu besuchen.

Und du hast "ja" gesagt?
- Ich konnte doch nicht anders.

Ich mußte seinem Mißtrauen
irgendein Opfer bringen. - 14 Tage!

Das überlebe ich nicht!
- Ach, 14 Tage sind schnell vorbei.

14 Tage sind mehr als die Ewigkeit! - Du
wirst es überstehen. - Ich werde nichts essen,

ich werde nichts trinken, ich werde nicht
schlafen. Ich werde vor die Hunde gehen.

Wenn du wiederkommst,
bin ich tot und begraben.

Du bist ja verrückt.
- Natürlich bin ich verrückt.

Oder glaubst du, daß ich
sonst etwas empfinden würde?

Na, geh schon, Maggie. Lauf!

Nein, nicht so schnell, Maggie.

Maggie! Maggie! Komm her.

Na, komm! Komm!
- (Hund bellt)

(Leo) Guten Tag, Herr Mansfeld.

Ich hab mir erlaubt, Ihren Anzug
herrichten zu lassen. Er ist wieder wie neu.

Woher wissen Sie, daß ich hier bin? - Reine
Gefühlssache. Ich hab ein gewisses Gespür

für die Gewohnheiten von Herrschaften.
- Ach so. Ja, natürlich.

Ach, das wird wohl nicht reichen.

Das wird leider auch nicht reichen.

Wissen Sie, das kommt daher, daß ich mir
den heiligen Nikolaus immer ein bißchen

spendabler vorgestellt habe. - Na schön.
Sagen Sie mir, wie viel Sie wollen.

5.000. - Sie haben wohl den Arsch auf!
- Keineswegs.

Aber Ihr Vater ist doch
ein reicher Mann. Außerdem ...

Der schicke Wagen hier. 200 Spitze. Ich kann
mir denken, daß Sie Ihren Wagen lieben.

Aber schließlich lieben Sie ja auch
die gnädige Frau. Nicht doch!

Ist doch völlig sinnlos.
Können Sie prima beleihen, das hier.

Bei Kopper & Co. in Frankfurt.
Ein sehr beliebtes Finanzierungsinstitut.

Herr Kopper weiß schon Bescheid.
Sie hinterlegen Ihren Kfz-Brief,

schreiben Ihren Namen auf einen Wechsel
und erhalten sofort das Bargeld.

Und übermorgen nachmittag um drei
sehen wir uns wieder. Hier.

Ich kenne eine alte Bauernregel:
Erpresser leben nicht lange.

Das kommt doch ganz
auf die Umstände an, nicht?

Sie haben gesagt, ich könnte
zu Ihnen kommen, wenn ich Hilfe brauche.

Unter Hilfe verstehe ich eigentlich
etwas anderes. - Sie helfen mir sehr,

wenn Sie mir ein paar Tage freigeben.
- Darf man wenigstens erfahren,

wozu du freihaben willst?

Eins muß man dir lassen: Deine Auskünfte
sind präzise und erschöpfend.

Es ist eine Familiensache. - Ach, dann fährst
du zu deinem Vater nach Luxemburg?

Nein.

Nicht nach Luxemburg.
- Sondern?

Hör zu, ich bin verantwortlich,
solange du hier im Internat bist.

Ich fühle mich auch noch verantwortlich,
wenn ich dich weglasse.

Sie vergessen immer, daß ich schon
über 21 bin. - Nein, keineswegs.

Aber ich möchte nur wissen dürfen,
wo du hinwillst.

Ich muß nach München.

Guten Tag.
- Guten Tag.

Welche Zimmernummer hat
Frau Angenfort? - Appartement 5-21.

Ist sie auf ihrem Zimmer?
- Ja, sie müßte im Hause sein. - Danke.

Oliver!

Ich habe dir doch gesagt,
daß ich verrückt bin.

Wer soll sich das eigentlich alles
mal ansehen?

Unseren Enkelkindern müssen wir eines
Tages zeigen können, wie es angefangen hat.

Jetzt dreh dich um.

Schau mal hinein.

Und nach unten deuten.

Hiermit gelobe ich, um diese Frau dort zu
kämpfen, sportlich und fair bis zum Umfallen.

(Oliver)
Weißt du, was Chamfort gesagt hat?

Liebe ist der Kontakt der Epidermis
zweier Menschen

und der Austausch zweier Fantasien.

Aber du sagst so wenig.
Du sprichst niemals von dir.

Warum eigentlich, Verena?

Ich mag deine Brüste. Ich werde über
deine Brüste ein Gedicht schreiben.

Eine Ode auf Verenas Busen!
- Du!

Er ist der schönste, glaub mir.
Fast ein Botticelli!

Lümmel!
- Sag das nicht noch mal.

Der Lümmel wird dich heiraten.
- Erklär mir mal, wie du das machen willst.

Na, ich mache das Abitur. Und dann
nehme ich gleich eine Stellung an.

Und du glaubst, daß du gleich
genug verdienen wirst? - Na, sicher.

Im Werk meines Vaters.

Ich denke, den kannst du nicht ausstehen.
- Stimmt. Dann gehe ich zur Konkurrenz.

Der Sohn der Mansfeld-Werke
bei der Konkurrenz.

Das muß denen doch was wert sein.
- Oliver!

(Kinder rufen durcheinander)
- Kasperl! Kasperl!

(Kasperl) Da schau her!
Hoppla. Ja, du gehst nicht gleich weiter?

Da hast du eine, und noch eine.
Und noch eine. Ah, hast du schöne Zähne!

Los! Marsch! Verschwinde!
Da hast du eine. Und noch eine. Und noch ...

(Anfeuerungsrufe der Kinder)

Und noch, und noch, und ...
Bist du endlich fertig?

Ha? Ha? Da!
Jetzt hat's ihn erwischt.

(singt) Der Drach ist tot, der Drach ist tot.
Ich habe ihn erschlagen!

Und wer es mir nicht glauben will,
der soll die Kinder fragen!

Der Drach ist tot, der Drach ist tot,
ich hab ihn erschlagen!

Und wer es mir nicht glauben will,
der soll die Kinder fragen!

Sag mal, kannst du eigentlich
jemals ernst sein? - Wozu?

Ach, du nimmst alles immer so leicht.
- Du hast eines immer noch nicht begriffen:

Der Kasperl bleibt immer Sieger.

(Telefon klingelt)

Ja, hallo?
- Frau Angenfort?

Ja bitte, am Apparat. - Einen Augenblick
bitte, Sie werden aus Mailand verlangt.

Hallo Manfred.

Überhaupt nicht, ich hab mich nur
ein bißchen hingelegt.

Ja, sehr.
Natürlich hab ich die schon gesehen.

Die Schuberts sind übrigens
an der Riviera.

Was hast du gesagt?

Ach, nein.

Verena? Ich wollte nur wissen,
ob du noch telefonierst.

Du hättest nie nach München
kommen dürfen. - Und warum nicht?

Weil ich glaube, daß ich mich
in dich verliebt habe, du Lümmel.

Gewonnen! Gewonnen! Gewonnen!
Gewonnen! - Psst! Bist du wahnsinnig?

Soll ich dir zeigen,
was ich geschrieben habe?

"Sie wird sich in mich verlieben.
Das ist das Einzige, was ich genau weiß."

Komm zu mir.

(Musik aus dem Radio)

So, und nun wollen wir doch mal sehen,
wie viel du aushältst.

(Raschid schreit)
Aah! Hilfe!

Aah!

(Raschid schreit)

Laßt mich runter! Hilfe!

(Raschid) Bitte laßt mich runter!

Dafür hast du
eine Tracht Prügel verdient!

Danke.
- Na, geht's wieder?

Ja, es ist nicht so schlimm.
- Dann warte unten auf mich.

Passiert das noch mal, dann bin ich nicht
mehr dein Bruder! - Das könnte dir so passen.

Nach allem, was ich für dich getan habe!
Weißt du, was passiert, wenn ich hingehe

und sage, daß du mich angestiftet hast?
- Angestiftet? Wozu?

Du hast doch gesagt,
daß du sie los sein willst.

Und ich hab dir geholfen,
daß du sie los wirst.

Manchmal hab ich das Gefühl, daß du mich
los sein willst. - Wenn du mich so fragst, ja!

Du warst das also.
- Ja. Und nur, weil du es gesagt hast.

Und was, wenn sie gestorben wäre?
- Ist sie ja nicht.

Ich kann dich nicht mehr sehen!

Und ich suche mir einen neuen Bruder.
Ich hab schon einen, der ist stärker als du!

Hallo Verena.
Warum bist du nicht gekommen?

Es ging nicht. Ich kann es dir nicht
erklären. Aber bitte ruf mich nicht mehr an.

Wann sehen wir uns? - Ich weiß es nicht.
Bitte, ich kann jetzt nicht.

Wer war das denn?
- Oliver Mansfeld.

Und warum hast du dann aufgelegt?
- Er hat aufgelegt.

Wenn du Leo suchst,
er ist außer Haus.

Noch mal 5.000. Mehr ist nicht drin.
- Schade.

Wirklich schade, daß Ihnen
die gnädige Frau nicht mehr wert ist.

Sie wird ganz traurig sein,
wenn sie das jemals erfährt.

Was wollen Sie denn noch?

Noch mal fünf.
Das würde, glaube ich, genügen.

Hören Sie! Ich hab mein Auto verpfändet, ich
werde die Wechsel nicht einlösen können.

Na, Sie kommen doch
aus einer reichen Familie.

Aber Sie haben sicher verschiedene
Möglichkeiten. Und es wäre auch nicht gut,

wenn der Herr Angenfort davon Wind
bekommt. Er hat nämlich seine Eigenarten.

Man weiß nie, wie er reagiert. Daraus ergeben
sich gewisse Gefährdungen. Verstehen Sie?

Auch für die gnädige Frau.

Geben Sie mir drei Tage Zeit.
- (Leo lacht)

Was wollen Sie denn tun in diesen
drei Tagen? - (Oliver startet den Motor)

Das geht Sie nichts an. Oder?

Augenblick mal! Sonst rammen Sie hier
noch das schöne Auto von Herrn Angenfort.

Und das wäre doch peinlich für uns beide.
Oder?

(Oliver erzählt) Ich fuhr
übers Wochenende nach Echternach,

in das Sanatorium
von Professor Lejeune.

Ein riesiger Tummelplatz für kranke
Plutokraten. Nur Versailles ist schöner.

Eigentlich sollte Ihre Mutter längst
nicht mehr hier sein.

Sie wollen mir doch nicht etwa erklären,
daß sie ... daß sie geistesgestört ist.

So scharf möchte ich es
auch nicht ausdrücken, aber...

sie hat eben, um es populär zu sagen,
völlig zerrüttete Nerven. Es gibt Stunden,

da ist sie nicht ansprechbar,
da hat sie keine Zeitbegriffe mehr.

Aber dafür macht sie frappierende Gedichte.
- Gedichte?

Ja. Das hier zum Beispiel:
"Das Leben ist überraschend.

Und manchmal denkt man es etwas klein.
Aber in Ewigkeit ist es sehr schön."

Frappierend, nicht?
- Ich kann mir das gar nicht vorstellen.

Es ist aber so. - Meine Mutter hat
schwache Nerven, zugegeben.

Und sie litt auch an Depressionen.
Das hat mein Vater prima hingekriegt.

Aber so wie Sie es schildern ... - Warum
sollte ich Ihnen nicht die Wahrheit sagen?

Bitte, da ist Ihre Mutter. Ich bleibe
in Ihrer Nähe, wenn Sie erlauben.

Ist das nötig? - Ja. Weil es zu meinen
Aufgaben gehört, Ihre Mutter

vor allen Aufregungen zu bewahren, die
von außen an sie herangetragen werden.

Guten Tag, Mutter.

Oliver! Ach, wie nett,
daß du mich besuchen kommst.

Willst du mir helfen, die Tiere zu füttern?
Ach schade, du hast sie verscheucht.

Macht nichts.
Erzähl, wie geht's in Friedheim?

Sehr gut, danke. Wie geht's dir?
- Auch gut, sehr gut.

Die Leute hier sind reizend. Ich erhole mich,
ich habe Ruhe vor deinem Vater.

Endlich.

Du siehst gut aus.

Ich muß dir etwas sagen.

(Oliver erzählt) Und dann erzählte ich ihr,
daß ich mich in Verena verliebt hätte.

Daß ich sie heiraten wollte
und daß ich erpreßt würde.

Ich erzählte ihr die ganze Geschichte.,

Kannst du mir Geld geben? - Aber ich habe
doch kein Geld. Ich verfüge über nichts mehr.

Alle meine Konten ...

Weißt du das etwa nicht?
Dein Vater hat mich entmündigen lassen.

Entmündigen? Aber weswegen? - Aber du
weißt doch, wie er ist! Er wirft mir vor,

daß ich mein Vermögen an die Vögel
verfüttere. - Das ist doch nicht wahr! - Doch.

Frag ihn, wenn du willst.

Frag ihn.

Du liebst sie sehr, diese Frau?
- Ja.

Das ist schön! Wunderschön ist das.

Ich werde dir helfen.
- Ohne Geld?

Oh, wenn etwas schön ist, muß man
immer helfen. Es gibt einen Brief ...

Was für einen Brief? - Ein Brief, ein Brief,
ein Brief ... Er ist meine letzte Waffe.

Angenfort wird sich hüten müssen, oh ja!
- Wieso Angenfort?

Weil dieser Brief die Machenschaften
zwischen ihm und deinem Vater beschreibt.

Bis ins Kleinste.
- Und von wem ... ist dieser Brief?

Von Krasilowski.

(Mutter) Er war damals
Prokurist bei deinem Vater.

Platz 62, bitte.
- Geht in Ordnung.

Frau Mansfeld!
- Krasilowski? Verreisen Sie etwa auch?

Nein, gnädige Frau. Ich habe gehört, daß
Sie heute wegfahren. Und da wollte ich ...

Ich mußte Sie noch einmal sprechen.
- Das klingt ja sehr geheimnisvoll.

Nicht, wenn Sie diesen ...
wenn Sie diesen Brief gelesen haben.

Ich mußte ihn schreiben.
Er enthält alles, was wichtig ist für Sie.

Auch das Geständnis meiner Mitschuld.
Bitte.

Bitte lesen Sie ihn erst, wenn Sie
im Zug sind. - Krasilowski!

(Zugsignal)

Du hast mir nie erzählt, daß ein Brief
existiert. - Wie sollte ich?

Du warst damals ein Junge. Elf Jahre alt.
- Und wo hast du den Brief?

Dr. Walling hat ihn.
- Wer ist Dr. Walling?

Mein Rechtsanwalt. Der beste,
den es gibt. Kronenbourggasse 7.

Du solltest zu ihm gehen, heute noch.
Du brauchst ihm nur zu sagen:

Krasilowski, Hamburg '61.

"Krasilowski, Hamburg '61."
- Ja.

Dr. Walling ist der klügste Rechtsanwalt,
den ich kenne. Herr Professor!

Kann ich Sie einen Augenblick sprechen?
Er wird dir bestätigen, daß Dr. Walling

ein außergewöhnlicher Mann ist.
Herr Professor, erzählen Sie meinem Sohn

von Dr. Walling. Ich habe ihm gesagt, daß
man sich auf Dr. Walling verlassen kann.

Ja, Frau Mansfeld. Schwester Marie!
Würden Sie sich jetzt bitte verabschieden?

Kommen Sie.
- Ja, aber ... warum denn?

Weil ich nicht zulassen kann, daß die
Belastung für Ihre Mutter zu groß wird.

Haben Sie sonst noch irgendwelche Fragen?
- Ja, Kronenbourggasse 7, wo ist das?

Dr. Walling?
- Ja.

Dr. Walling war Literaturkritiker.
Ein Patient von mir.

Er ist vor einem halben Jahr gestorben.
Apoplexie.

(Oliver erzählt) Das Leben ist überraschend.
Und manchmal denkt man es etwas klein.

Aber in Ewigkeit ist es sehr schön.

Krasilowski, Hamburg '61.

Es gibt diesen Brief.
Es muß ihn geben.

Oliver!

Ja!
- (Spieler jubeln) Jaa!

Hallo Geraldine. - Ich komme direkt
aus dem Krankenhaus. - Wie geht's dir?

Gut, siehst du doch.
- Hör zu, Geraldine.

Ich muß es dir gleich sagen.
Es ist besser, wenn ich ganz ehrlich bin.

Zwischen uns wird nichts mehr sein
außer Freundschaft. Schlimm?

Na und? Was erwartest du jetzt von mir?
Daß ich vor dir auf die Knie falle?

Daß ich mir das Leben nehme?
Siehst du, ich weine nicht einmal.

Ich schreie nicht, ich falle nicht
auf die Knie. Ist sie wirklich so? - So was?

So unwiderstehlich?
- Was soll ich dir darauf sagen?

Gar nichts.
Aber wenn du mich brauchst, Oliver ...

Ich gehe jetzt. Tschüs.

(Verena pustet)

(Herr Angenfort lacht spöttisch)

Tja, früher war das viel einfacher.
Jetzt sind es immerhin schon 31.

Da geht einem leicht die Luft aus. - Ich ...
wußte nicht, daß Ihre Frau Geburtstag hat.

Wenn eine Frau die 30 überschritten hat,
mein lieber Freund, macht sie nicht mehr

viel Aufhebens von solchen Festen.
Nicht wahr, Verena?

Bravo! Na endlich! Dann wollen wir
die Arbeit mal belohnen.

Oh, ist das wunderschön!

Danke!

Darf ich Ihnen auch gratulieren,
Frau Angenfort? - Ja, natürlich. Danke.

Du siehst fabelhaft aus, Verena!
Sagen Sie selbst, Oliver.

Wenn man dich so ansieht,
dann könnte man fast glauben,

daß du alle Männer verrückt machst.

Dann könnte man fast dieser Kleinen
da glauben, diese ...

Na, wie hieß sie gleich noch? Na, von der
Sie mir erzählt haben. - Geraldine?

Ach ja.
Ja, Geraldine.

Kennen Sie Geraldine?
- Geraldine?

Ach ja, natürlich. Sie hat mich ja
heute Vormittag im Büro besucht.

Kam einfach hereingeschneit, aus heiterem
Himmel. Wollte mich unbedingt sprechen.

Aber ich bitte Sie, das geht nicht! Sie sind
doch nicht angemeldet. Entschuldigung.

Ich bin für niemanden zu sprechen.
- Es ist wegen Oliver Mansfeld.

Ach so ...

Es ist gut. Bitte kommen Sie herein.
Nehmen Sie Platz.

Also, was ist mit Oliver Mansfeld?

Alle wissen es ... daß er mit Ihrer Frau
ein Verhältnis hat. Nur Sie nicht!

Mmm ...

Und warum erzählen Sie mir das?
- Weil ...

Ja, ich höre.

Weil ich ihn nicht
verlieren möchte.

(Herr Angenfort)
Na, wie findet ihr das?

Auf dein Wohl, Verena! - Dieses Mädchen
muß vollkommen verrückt sein!

So verrückt sah sie gar nicht aus. Ich glaube
eher, daß sie maßlos in Oliver verknallt ist.

So wie es mir die Kleine erzählt hat,
haben Sie ja sexuell einiges auf dem Kasten.

Sie verkehren doch mit ihr? - Ja,
eine gewisse Zeit hab ich ... - Na bitte!

Und jetzt ist sie eifersüchtig und sucht einen
Schuldigen. An ihr liegt's nicht, meint sie.

Also liegt's an einer anderen.
Frauenlogik.

Mein Gott, wenn ich bedenke, was die alles
so zusammenfantasiert hat über euch beide.

Was hat sie denn erzählt?
- Ich konnte mir das alles gar nicht merken.

Von einem alten Turm.
München ...

Das ist eine Gemeinheit!
- Verschmähte Liebe, mein Freund.

Das erzeugt ungeheure Gefühle. Frauen
darf man nicht einfach so sitzen lassen.

Das haben Sie jetzt davon. - Ich glaube, ich
sollte jetzt etwas erklären, Herr Angenfort.

Aber da gibt es doch gar nichts zu erklären,
mein Freund. Sie glauben doch nicht etwa,

ich hätte diese eifersüchtige Gans da
jemals ernst genommen?

Tja, ein raffiniertes Luder, diese Geraldine.
Denn immerhin besteht ja

eine gewisse Wahrscheinlichkeit,
nicht wahr?

Wie meinst du das? - Die Wahrscheinlichkeit,
daß Oliver sich in dich verlieben könnte.

Das wäre doch möglich. Ich an seiner Stelle
hätte das längst getan. Wissen Sie was?

Ich fände es sogar beleidigend, wenn Sie
sich nicht in meine Frau verliebt hätten.

Wenn ich dazu etwas sagen darf? - Dazu sagt
man am besten gar nichts. Trinken Sie lieber.

Eins möchte ich aber doch gerne wissen.
Was haben Sie Geraldine geantwortet?

Nichts. Gar nichts.

Ach, das heißt, doch. Ich dachte mir,
du packst den Stier bei den Hörnern.

Soll sie doch mit den eigenen Augen sehen,
daß sie baren Unsinn geredet hat.

Ich habe sie eingeladen.

Du hast sie eingeladen?
- Ja, Liebes. Heute.

Es ist Besuch gekommen.
- Das wird sie wohl sein. - Bitte schön.

Guten Tag.

Ja, mein Liebes, das also ist Geraldine.
Meine Frau.

Und ihr beide kennt euch ja.
- Guten Tag, Frau Angenfort.

Ich schlage vor, daß wir
die beiden Frauen alleine lassen.

Ihr habt euch sicher einiges zu sagen. Wir ...
- Wir können ja in mein Zimmer gehen.

Auch gut. Bitte.
- Kommen Sie.

Was erhoffen Sie sich von diesem
Gespräch? - Ich nehme an, meine Frau

wird Ihre Freundin davon überzeugen,
daß es keinen Anlaß zur Eifersucht gibt.

Daß alles, was so im Umlauf ist,
dummes Geschwätz ist.

Und auch Sie könnten einiges dazu tun,
damit diese Gerüchte ein Ende nehmen!

Ich hasse Skandale!
- Eine Frage, Herr Angenfort. - Ja?

Hamburg 1961, sagt Ihnen das etwas?

Nein.

Und der Name Krasilowski?
Auch nichts?

Krasilowski ... Hamburg? Überhaupt nichts.
Wie kommen Sie darauf?

Ich dachte, daß es da eine Verbindung
gibt zwischen Krasilowski,

Ihnen und meinem Vater ... - Da irrt sich
Ihr Vater. Erkennen Sie's wieder?

Ich liebe dieses Bild. Ich habe es
Ihrem Vater abgekauft.

Damals, als er Deutschland verlassen hat.
- Verlassen mußte.

200.000. Ein ganz hübsches Sümmchen,
wenn man bedenkt ...

Aber es ist ja auch
ein außergewöhnliches Kunstwerk.

Tut mir leid, wir müssen zu Fuß gehen.
Ich habe keinen Wagen mehr.

Was ist damit?
- Ich habe ihn weggegeben.

Worüber habt ihr gesprochen, als ihr allein
wart? - Warum willst du es von mir wissen?

Sag mir, was ihr besprochen habt.
- Oliver ...

Ich werde dir nicht mehr
auf die Nerven fallen.

Ich dachte zuerst, sie ...

Aber sie mag dich wirklich.

Bitte nicht!

Geraldine, ich ... - Geh voraus, bitte.
Ich komme gleich nach.

(Oliver erzählt) Es ist wahr, sie will weg von
ihm. Aber sie hat Angst. Ich habe ihr gesagt:

"Du mußt keine Angst haben.
Es wird alles gut werden." Ich weiß ja nun,

wo ich den Alten packen muß. Ich hab
das Zucken in seinen Augen gesehen,

als ich ihm sagte:
"Krasilowski, Hamburg '61."

Ich habe ihn genauso in der Hand,
denn ich werde ihn finden, diesen Brief.

Ich habe eine Bitte: Darf ich telefonieren?
- Wenn es so dringend ist, bitte.

Danke. Ausland, Luxemburg.
- Mhm.

Ja, bitte?

Augenblick.

(Plattenspieler wird ausgeschaltet)

Ihr Sohn.

Mutter! Hallo, hörst du mich? Verstehst
du mich? - Ja, ich verstehe dich, natürlich.

Aber warum schreist du denn so?
- Mutter, bitte, ich muß etwas wissen.

Bitte erinnere dich. Was war
mit Krasilowski? Wo ist der Brief?

Warst du denn nicht bei Dr. Walling?
- Ja, natürlich war ich bei Dr. Walling.

Aber er hat keinen Brief. Dr. Walling sagt,
der Brief sei bei dir. Bitte erinnere dich!

Wo hast du den Brief? - Du meinst
den Brief von ... von Krasilowski?

Ja. - Oh ja, eine schlimme Sache
war das damals. Sehr schlimm!

Bitte erinnere mich nicht daran.

Dr. Walling weiß alles, ich ...
ich habe ihm alles erzählt.

Es ist so kalt hier.
Ich muß den Nerzkragen fertig machen.

Mutter? Mutter!

Darf ich noch einmal?
- Bitte.

Ach, bleiben Sie hier, ich brauche vielleicht
einen Zeugen. Können Sie mithören?

Hallo Vater.
- Ja, wer ist da?

Oliver.
- Ach, sieh mal an, mein Sohn!

Entdeckt plötzlich die Liebe zu seinem Vater.
Was ist passiert? Brauchst du Geld?

Hast du jemanden umgebracht? Oder bist
du wieder aus dem Internat geflogen?

Ich habe eine Frage.
Es hängt viel davon für mich ab. Alles.

Übertreib nicht schon wieder.

Ich muß wissen, was Angenfort
mit Krasilowski zu tun hat.

Vater? Hallo, bist du noch da?

Ja, ich bin noch da. Ich bin immer da,
solange du dich anständig aufführst.

Ich habe auch noch sehr genau unser
letztes Gespräch in Erinnerung.

Da hast du gesagt: "Ich weiß nicht,
was wir uns zu sagen hätten.

Warum rufst du überhaupt an? Du hast
dich bis jetzt nicht um mich gekümmert.

Du brauchst es auch in Zukunft
nicht zu tun." So war es doch.

Vielleicht erinnerst du dich.
Gute Nacht.

Ich hatte dir meine Hilfe angeboten.
Warum nimmst du sie nicht an?

Sie würden mich hinauswerfen,
wenn Sie erfahren, worum es geht.

Hast du geglaubt, du könntest dein Verhältnis
mit Frau Angenfort vor mir geheim halten?

Du hältst dir die Hand vors Gesicht
und glaubst, man sieht dich nicht mehr.

Sie werden mich also hinauswerfen?
- Ich wollte, ja. Das ist richtig. Aber ...

Ich habe mich inzwischen davon überzeugt,
daß es nicht das Richtige wäre.

Ich hab mich gefragt, ob ich dich
überhaupt in ein Schema zwingen kann.

Du bist erwachsen.
Schüler zwar, aber erwachsen.

Kein Widerspruch eigentlich,
denn Schüler sind wir ein Leben lang.

Warum hängen Sie
an jeden Satz einen Lehrsatz an?

Weil ich Lehrer bin, ganz einfach.

Kennen Sie Herrn Angenfort?
- Wer kennt ihn nicht?

Meine Kredite zum Beispiel laufen über das
Bankhaus Angenfort. Oh ja, ich kenne ihn.

Aber du wolltest mir
etwas sagen. Sag es ruhig.

Ja, es stimmt. Ich habe ein Verhältnis
mit seiner Frau. Wir werden heiraten.

Ach?

Heiraten ...
- Ja.

Hast du dir das eigentlich ...
- Ich weiß genau, was Sie sagen werden!

"Hast du dir das eigentlich
alles genau überlegt, mein Sohn?

Bist du dir im Klaren darüber, was das
heißt? Eine Frau, die um so viel älter ist!

Denk doch mal nach, Junge!
Überleg's dir noch mal!"

Ja, ich habe es mir überlegt.

Nur, daß in diesem Fall
zum Heiraten drei gehören.

Ich kann mir schlecht vorstellen, daß
es Herrn Angenfort Vergnügen bereitet,

seine Frau, an der er sehr hängt,
an einen Abiturienten zu verlieren.

Aber was soll ich denn tun?
Soll ich ihn umbringen?

Umbringen ...

Wenn Sie Ihrer Sache so sicher sind und
wenn Sie meinen, Ihr Leben hängt davon ab,

was hält Sie davon ab,
mit dem Mann zu reden?

Ist das alles? - Nein. Es gibt noch etwas,
das Sie nicht wissen.

Ach, was Sie nicht sagen!
Kommen Sie doch mal her.

Na, nun kommen Sie schon!
Ich will Ihnen nur was zeigen.

Bitte.

Hier sind Ihre Papiere. Der Schlüssel steckt.
Sie sehen, daß ich informiert bin.

Von Anfang an! - Soll das heißen, daß mich
Leo in Ihrem Auftrag erpreßt hat?

Ach, das ist doch keine Erpressung.
Nur ein Test. Am Grad Ihrer Bereitwilligkeit,

diesen hübschen Wagen da draußen
aufzugeben, konnte ich den Grad

Ihrer Zuneigung zu Verena ablesen.

Sie müssen sie
wirklich sehr lieben. - Ja.

Ich verstehe das.
Ich verstehe das sehr gut.

Sie ist eine ungemein begehrenswerte Frau.
Bleib sitzen!

Aber bevor wir weiter reden,
wie wäre es mit einem Drink?

Ich bestreite nichts von dem, was Sie zu
wissen glauben. Aber eines wissen Sie nicht.

Was? - Verena ist bereit, von Ihnen
fortzugehen. Wir werden heiraten.

Warum erzählen Sie mir dauernd Dinge,
die mir längst bekannt sind? - Du weißt ...

Ach Liebes, hab ich dich erschreckt?
Das tut mir aber leid.

Woher wollen Sie das wissen?

Ein Mann wie ich
kann gar nicht vorsichtig genug sein.

Auch ein Mansfeld-Erzeugnis:

Winzige Mikrofone.
- Wissen Sie, was Sie sind?

Du liebst einen Jungen mit schlechten
Manieren, Verena. Das bekümmert mich.

Er läßt mich nie zu Ende reden.
Sie lieben also meine Frau.

Ich liebe sie auch.

Ja.
Du kannst mir das glauben.

Ich liebe dich sehr.

Habe ich dir nicht alles gegeben,
was du gewollt hast?

Du kannst es zurückbekommen.
- Ich will es nicht. Du sollst es behalten.

Ich will nur dein Glück. Das ist alles.
- Ach, lassen Sie doch das Drama!

Wenn Sie Verenas Glück wollen,
dann lassen Sie sich scheiden!

Und wenn ich "nein" sage, was dann?
- Es gibt einen Brief, Herr Angenfort.

Und der Mann, der das geschrieben hat,
heißt Krasilowski. - Ja, ja, ja.

Genau das habe ich erwartet.
Sie glauben, mich in der Hand zu haben.

Und im Streit um Verena hätten Sie mir
gegenüber nicht die geringsten Skrupel.

Hab ich Recht? Es müßte längst hier sein.
Aber warten wir noch ein wenig.

Worauf? - Auf mein Festzeitgespräch
mit Los Angeles. Mit Ihrem Vater.

(Klaviermusik)

(Klaviermusik hört plötzlich auf)
- Warum spielen Sie nicht weiter?

Was suchen Sie?

Wo ist der Brief? - Was für ein Brief? - Der
Brief war drin! Jemand hat ihn genommen!

Aber wer hat Interesse daran,
Ihnen einen Brief zu stehlen?

Haben Sie nicht gesagt, daß mein Mann
hier war? - Ja, vorgestern.

Er hat diese Blumen für Sie abgegeben.
Aber das wissen Sie doch noch.

War er in diesem Zimmer?
- Ja.

Wie lange? - Eine Stunde wohl.
Sie waren im Park. Er hat auf Sie gewartet.

Aber ich hatte doch gesagt, daß
kein Fremder in dieses Zimmer darf.

Keiner! Ich ...
- Aber er ist doch Ihr Mann.

Ich muß sofort Dr. Walling anrufen.
Ja, Dr. Walling.

Machen Sie mir eine Verbindung!
- Ja, natürlich. Sofort.

Ausgezeichnet! Und wenn ich ehrlich bin: So
etwas Ähnliches hatte ich mir schon gedacht.

Also, mach's gut, altes Haus.
Und schönen Dank auch.

Ihr Vater läßt Sie grüßen. Und er läßt
Ihnen ausrichten, daß der Brief,

von dem Sie sprechen, nur in der Fantasie
Ihrer Mutter existiert,

ebenso wie ein gewisser
Rechtsanwalt Walling. Überrascht Sie das?

Sie haben gesagt, daß Sie alles tun,
um Verena glücklich zu machen.

Sind Sie bereit, in die Scheidung
einzuwilligen? - Hören Sie mal zu, Oliver.

Sie sind doch ein wacher Junge.
Sie müssen doch längst begriffen haben,

wie oft und wie überaus taktvoll ich
Sie gewarnt habe.

Aber jetzt ist Schluß, verstehen Sie?
Endgültig! Verlassen Sie mein Haus!

Verena.

Verena!

Ihre Papiere!

Ich verlasse dich morgen früh.

Warum erst morgen?
Warum nicht gleich jetzt?

Und wohin wirst du gehen?
Morgen früh?

(Verena) Ich weiß es nicht.

Der Junge besitzt keinen Pfennig!
Und von seinem Vater bekommt er nichts.

Der alte Mansfeld würde nie etwas tun,
was gegen meine Interessen ist!

Und weißt du, was das Rezept
meines Erfolges war?

Ich konnte mich immer gut in die Situation
anderer Menschen hineinversetzen.

Ich wußte immer,
wie ihnen zumute war.

Und wenn ich jetzt an deiner Stelle wäre,
dann hätte ich Angst.

Hör auf.

Du hast keine Fantasie, Verena. Mit ein
wenig Fantasie könntest du dir vorstellen,

was in zehn Jahren ist.

Ich habe genug Fantasie, um mir
ausmalen zu können, was sein wird,

wenn ich bei dir bleibe. - Dazu braucht man
keine Fantasie. Das ist vorhersehbar.

Ja.

Es wird nicht anders sein,
als es jetzt ist.

Im Augenblick erscheint dir dieser Zustand
vielleicht lächerlich. Aber in zehn Jahren

wirst du dankbar dafür sein.

Hör doch mal zu!
Laß uns vernünftig miteinander reden!

Du hast deinen Spaß,
du hast dein Vergnügen gehabt.

Und ich bin bereit,
alles zu vergessen.

Ich kann nicht. Ich wüßte doch
auch gar nicht, wie ich es ihm sagen sollte.

In solchen Fällen tut man am besten das,
was Krasilowski getan hat:

Man schreibt einen Brief.

(Verena) Wir haben verloren, Oliver.

Er ist stärker als ich.

Als wir beide zusammen.

Du wirst es verstehen.

Du wirst es begreifen,
wenn du gelesen hast.

Hier, ich habe dir geschrieben.
- Warum?

Lies ihn, und du weißt es.
Und du ...

Du wirst mich auch verstehen.

Ich hoffe es.

Verena!

Schade. Ich hatte gedacht, Sie würden
sich wehren. Es wäre mir lieber gewesen.

Warum schlagen Sie nicht zurück?

Sie wollten doch ein Gespräch
von Mann zu Mann. Von Mann zu Mann!

Jetzt haben Sie es!

Steig ein.
- Was willst du hier?

Wo kommst du her?
- Steig ein!

(Oliver hustet)

(Leises Schluchzen)

(Oliver weint)

Oliver!

Oliver!

Tja, meine Herren. Es sieht fast
wie Mord aus. - Was heißt "fast'"?

Ich muß erst
die Autopsie abwarten.

Scheiß-Regen. Kommen Sie!
Wir sehen uns noch mal um.

Es tut mir leid, Frau Angenfort,
daß ich Sie noch einmal stören muß.

Bitte, nehmen Sie doch Platz.
- Danke. Wir haben nämlich bei den Sachen

des jungen Mansfeld ein Manuskript
gefunden. Ein sehr interessantes Manuskript.

Ja, ich weiß. Oliver wollte
eine Liebesgeschichte schreiben.

Er hat mir oft daraus vorgelesen.
- Dann kennen Sie es also?

Das Wesentliche, ja.
- Und wie finden Sie es?

Begabt.

Sehr begabt.
- Finde ich auch.

Aber außerdem ist es auch sehr
aufschlußreich. - In welcher Hinsicht?

Nach allem, was hier drin steht, muß Ihnen
der Junge doch etwas bedeutet haben?

Wir hatten ein Verhältnis. - Kein sehr
passendes Wort für so viel Leidenschaft.

Er hat eine einfache Geschichte zum Anlaß
genommen, einen Roman zu schreiben.

Mein Mann. Kommissar Hardenberg.
- Guten Tag. - Guten Tag.

Ein Roman, sagen Sie. Es liest sich aber
wie ein Tatsachenbericht. - Vielleicht.

Aber ich kann Ihnen jederzeit nachweisen,
daß es leider nur ein Roman ist.

Warum sagen Sie "leider"? - Weil ich mir
denken kann, daß Sie jetzt enttäuscht sind.

Keineswegs. Für mich gibt es noch eine
Reihe aufschlußreicher Punkte. - So?

"Krasilowski, Hamburg 1961", zum Beispiel.
Auch ohne den Brief.

Aber das ... das sind doch Übertreibungen.
Stürmische Fantasie.

Sie meinen also wirklich, daß der Junge
sich das alles nur ausgedacht hat?

Aber natürlich! - Wenn das alles
nur Übertreibung ist, gnädige Frau,

warum weinen Sie dann?

Seit wann ist es der Polizei erlaubt, aufgrund
von Romanen Ermittlungen anzustellen?

Verzeihung. Es war nur eine Frage.

Bis bald, Herr Angenfort.