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Vincenzo!

BISHER BEI DIE LÖWEN VON SIZILIEN

Ich hab mich entschieden.
Wir gehen nach Palermo.

Barbaro hat dort eine Cousine.
Wir übernehmen seinen Gewürzladen.

Giuseppina ist schwanger.

Du bekommst ein Brüderchen, Vicè.

Du hast meinen Sohn getötet?
Du Drecksweib!

-Nein!
-Ich wollte dieses Kind!

Wie können Sie ihm dabei zusehen
und nichts unternehmen?

Du bist immer für mich da.

-Denken Sie noch an sie?
-Ständig.

Niemand in Palermo soll mich krank sehen.
Das ist schlecht fürs Geschäft.

PALERMO, SIZILIEN, 1815

Ich habe nachgedacht, Onkel.

-Über Schwefel.
-Ja?

Sizilien ist voll davon

und der Krieg hat die Nachfrage erhöht.

Aber der Krieg ist vorbei, Vicè.

Napoleon ist besiegt
und die Kanonen sind verstummt.

Aber nicht für lange.
Ich dachte an die Fabriken.

-Man könnte …
-Vergiss die Fabriken.

Komm mit.

Canzoneri. Was zum Teufel
will er schon wieder?

Erst waren wir zu arm.
Jetzt sind wir ihm zu reich.

Ignorier ihn einfach.
Er ist ein absoluter Niemand.

Gib solchen Menschen nicht
diese Genugtuung.

Sie nähren sich von Wut … und Neid.

Ignazio und Vincenzo Florio.

GEWÜRZLADEN FLORIO

Nun sind wir zu zweit.
Ich sprach mit dem Matratzenmacher

und bald übernehmen wir auch seinen Laden.

Man muss immer nach vorn blicken.

Ich blicke weit nach vorn.

DIE LÖWEN VON SIZILIEN

Peppe! Das gehört feiner gemahlen!
Bring mir den Stapel.

Verzeihen Sie, Vincenzo.
Das haben wir wohl übersehen.

Schon gut, Peppe, keine Sorge.
Aber hör bitte auf, mich zu siezen.

Als Kinder waren wir Spielkameraden.

An seine Prügel
erinnere ich mich jetzt noch.

Aber jetzt bist du der Chef.

Du bist der Einzige,
der mich schlagen darf.

Eigentlich ist mein Onkel der Chef.

Jetzt ist es gut.

Ja?

Sir, Mr. Vincenzo Florio ist hier,
um Sie zu sehen.

Danke.

-Vincenzo, guten Morgen.
-Mr. Ingham.

Ich komme die Lieferung abholen.

Natürlich, nur herein.
Mein Butler hat das Dokument vorbereitet.

-Perfekt.
-Wie läuft das Geschäft?

Wir können nicht klagen. Übrigens,
was denken Sie über Schwefel?

Plant dein Onkel, darin zu investieren?

-Nein, es ist nur eine Idee.
-Wessen Idee? Deine?

Ja. Ich hörte, die Nachfrage
bei den Fabriken sei gestiegen,

und in Sizilien gibt es reichlich.

Du erinnerst mich an deinen Vater.

Meine Erinnerung schwächelt manchmal.

-Zigarre?
-Gerne. Das wird meine erste.

In ein paar Wochen …

… gehe ich für ein paar Wochen
nach England zurück.

-Möchtest du mich begleiten?
-Ich? Nach England?

Ich zeige dir die Welt
abseits von Palermo.

Gerne, aber wie? Ich kann den Laden
zurzeit nicht zurücklassen.

Es wird nicht immer gut laufen.

Die Franzosen sind schon fort.
Nun gehen die Engländer.

Die Häfen leeren sich
und dann folgt die Finanzkrise.

Um diese Krise zu überleben,

brauchen wir neue Männer
und vor allem neue Ideen.

Deshalb musst du mich
nach England begleiten.

Es … tut mir leid.
Ich kann nicht … Ich kann nicht mitkommen.

Was hält dich hier?

-Guten Morgen.
-Baronessina.

Guten Morgen.
Wie kann ich behilflich sein?

Ich bräuchte Siegellack.

-Wie viel denn?
-Eine Schachtel wird reichen.

Ich hole sie sofort.

Und ein Parfum hätte ich gern.

-Und welches?
-Würden Sie eins für mich aussuchen?

Mit Rose und Jasmin.

Perfekt.

Danke.

Ich vergaß den Siegellack.

Keine Sorge. Ich hole ihn morgen.

Vorsicht.

Wobei?

Die Leute sollen nicht denken,
schöne Augen ersparen einem die Zeche.

Das war die Baronin Pillitteri.
Pass auf, was du sagst.

-Mehr als ihr Titel bleibt ihr nicht.
-Was meinst du?

Jeder weiß, dass ihr Vater
ihr Vermögen verspielt hat.

Niemand gibt ihnen mehr Kredit, außer dir.

Bleib bei deiner Arbeit.

Wieso siehst du mich an?

Wie kannst du mich sehen,
ohne den Kopf zu drehen?

Der Duft der Gewürze eilt dir voraus.

Die Tuchhändlerin hat mir zum Dank für
das Chinin, das ihre Tochter geheilt hat,

diesen Satin gegeben.

-Sieh nur, wie fein.
-Tatsächlich? Was soll ich damit machen?

-Ein Kleid. Für dich.
-Ein Satinkleid? Wie schön.

Wann soll ich es tragen?
Beim Marktbesuch mit der Magd?

Oder allein zu Hause beim Tanzen?

Wie lang willst du noch trauern?

Ich trauere nicht um ihn, sondern um mich.
Ich fühle mich innerlich tot.

-Was sagst du denn da?
-Für dich bin ich jedenfalls gestorben.

Was willst du mir sagen?

Das weißt du.

Wir können nicht.

Wieso nicht?

Wir haben ein gutes Leben, Giuseppina.
Wir haben doch alles.

Verderben wir es nicht.

Nein. Wir haben nicht alles.

-Vincenzo. Was tust du da?
-Ich suche Papas Jackett.

-So spät? Wozu?
-Ich wollte es anprobieren.

Hier.

So.

Wie sehe ich aus?

Wie ein Mann.

Vincenzo, wieso bist du so rastlos?

Rastlos? Bin ich nicht.
Es ist nur zu stickig hier drinnen.

-Amen!
-Amen!

Ich erkenne das Parfum,
das ich für Sie gewählt habe.

-Es waren nur ein paar Tropfen.
-Ja? Es steht Ihnen wunderbar.

Dank Ihnen.

-Ich dachte…
-Gehen wir, komm.

-Sie ist nichts für dich, Vincenzo.
-Sagt wer?

Ihr Vater hat ihr nichts als Schulden
hinterlassen,

ihr Bruder verschleudert den letzten Rest
in Bordellen

und ihre Mutter hofft auf einen reichen
Idioten, der sie heiratet.

Was kann sie für das Vorgehen
ihres Vaters und ihres Bruders?

Genau.

Sie haben einen Titel, wir haben Geld.

Solch eine Ehe könnte uns allen nutzen.

Was sagst du da, Giuseppina?

-Vincenzo, magst du sie?
-Ja, Mama.

Ich durfte in meinem Leben nie etwas
entscheiden, aber Vincenzo ist ein Mann.

Er kann tun, was er möchte.

Ein Mann muss sich nehmen, was er will.

Sonst … ist er kein Mann.

-Isabella.
-Du dürftest nicht hier sein. Spinnst du?

Wenn du willst, gehe ich,
aber ich musste dich sehen.

Ich habe dich heute im Laden erwartet.

Ich hoffte, du kommst.
Du hast mir gefehlt.

Du mir auch. Ich komme bald.

-Wirklich?
-Ich habe auch an dich gedacht.

-Was willst du von meiner Tochter?
-Nichts. Wir unterhalten uns nur.

Weg hier, ehe dir mein Sohn
die Tracht Prügel verpasst,

die ein Hafenarbeiter wie du verdient.

Holen Sie ihn doch.

Ihr Sohn ist sicher betrunken im Bordell

und verschleudert Ihr letztes Hemd.

Du Vagant! Wie kannst du es wagen,
so mit mir zu sprechen?

Kriech in das Loch zurück, aus dem du
und deine Familie gekommen seid!

-Schämst du dich nicht?
-Weswegen?

Weil wir hart arbeiten?

So bezahlen wir
unsere respektable Kleidung.

Anders als gewisse Leute, die
mit durchlöcherten Kleidern herumlaufen,

weil ihnen das Geld für den Schneider
fehlt. Nicht wahr, Signora?

Für dich heißt das Baronessa!

Wenn du mich ansprichst.

Isabella, gehen wir.

Isabella, sagen Sie, was Sie fühlen.
Meine Absichten sind ehrenhaft!

Ich möchte Sie heiraten.

Ich biete Ihnen ein Leben,
das Ihres Namens würdig ist.

Lieber sehe ich sie als Hure im Bordell,

als zuzulassen,
dass einer wie du sie anfasst.

Du kannst alles Geld der Welt haben,

aber es wird immer nach Schweiß stinken.
Du dreckiger Dienstmann!

Vincenzo. Komm herein.

War das die Herzogin Spadafora?

Du bist nicht der Einzige,
dem Aristokratinnen gefallen.

Bloß bist du noch jung
und glaubst deshalb an die Liebe.

-Haben Sie es auch gehört?
-Neuigkeiten verbreiten sich hier schnell.

Hier, du wirst es brauchen.

Liebe ist eine Ware wie jede andere.

Eine finanzielle Transaktion,
Angebot und Nachfrage.

Und du stellst eine Nachfrage,
die du dir nicht leisten kannst.

Nie wieder.
Nie wieder will ich so etwas erleben.

Keine Sorge. Diese Stadt vergisst schnell.

Diese Stadt reicht mir nicht mehr.

Ich begleite Sie nach England.

Also dann, auf England.

Kannst du auch lächeln?
Mach ihn nicht unglücklich. Komm.

Die Kutsche ist hier.
Ma, lassen Sie das die Dienerin machen.

Nein, ich mache es gern. Eine Minute noch.

Ich schreibe seinen Namen aufs Ladenschild
und er verlässt mich.

Nur für drei Monate.

Ich habe dich gelehrt und verloren. Gerade
jetzt, wo du richtig eingelernt bist.

Onkel, manche Dinge können selbst Sie
mir nicht beibringen.

Ich möchte die Welt sehen, Neues lernen.

Sie sind es, der mir beigebracht hat,
nach vorn zu blicken.

Was soll ich tun?
Wie soll ich ohne dich alles verwalten?

Sie sind nicht allein.
Sie sind in guten Händen.

Wir kommen zurecht.

Komm her, mein Schatz. Lass dich umarmen.

Pass auf dich auf.

Los, Mama. England ist weit weg.

Jetzt verstehe ich.

Du willst nicht mit mir allein sein.

Ist die Kleidung, die ich dir
gegeben habe, warm genug?

Ich dachte,
im Frühling wäre es überall warm.

Es liegt am Wind vom Ozean.
Auf Sizilien ist es anders.

Diese Baumwolle ist auch anders
als die auf Sizilien.

Viel weicher.

Sie stammt von den Kraftstühlen,
die wir bald sehen werden.

Kraftstühle?

-Willkommen zurück, Sir.
-Das ist mein Freund Vincenzo.

Zeig ihm die Fabrik.
Er ist zum Lernen hier.

Das ist eine Dampfmaschine.

Komm. Ich zeige dir, wie sie funktioniert.

Der Dampf dreht das Rad,
das dadurch den Webstuhl antreibt.

Jede Revolution hat ihren Preis.

Gehen wir.

Könnten wir diese Maschine
nach Sizilien verschiffen?

Das Problem ist nicht die Maschine,
sondern die Mentalität der Sizilianer.

Es fehlt ihnen an Unternehmergeist.

In Palermo begnügt man sich mit einem
Laden, einer putìa, wie Sie es nennen.

Das war's. Größere Träume haben die nicht.

Denken Sie über meinen Onkel auch so?

Ich denke einfach, dein Vater war anders.

Genug Gerede über die Arbeit.
Das Leben besteht aus viel mehr.

Wohin gehen wir?

Vertrau mir einfach.

Am Tag, als ich mit Vater zu euch kam, um
meinen Mann zu treffen, war ich so froh.

Weil ich dachte, das wärst du.

Du bist wunderschön.

Weißt du noch, als wir uns zum ersten Mal
auf dem Platz begegneten?

Du sahst mich auch an. Ich erinnere mich.

Dann erfuhr ich,
dass ich deinen Bruder heiraten musste …

… aber ich habe nie aufgehört,
dich so anzusehen.

Und du auch nicht.

Sag das nicht.

Warum nicht? Wer soll uns hören?
Wir sind alleine.

Seit so vielen Jahren ist er tot,
und doch bestimmt er über dich.

Stéphanie.

Wollen wir? Lass dir Zeit.

Es war dein erstes Mal, nicht?

Sag mir nicht, dass du dich
auch in sie verliebt hast.

Nein. Und Sie? Waren Sie je verliebt?

Vor wenigen Jahren
hätte ich fast geheiratet.

Dann sank das Schiff,
in das ich alles investiert hatte.

Plötzlich hatte ich weder Geld
noch Perspektiven,

also verließ mich meine Verlobte.

Ich sagte mir, ich würde erst
in meine Heimat zurückkehren,

wenn ich sie in ihrer Gesamtheit
kaufen könnte.

Nun, Sie scheinen nah dran zu sein,
Mr. Ingham.

Genug der Formalitäten.

Nenn mich einfach Ben.

DREI MONATE SPÄTER

-Vicè.
-Mama!

-Sie haben mir gefehlt.
-Du mir auch.

Und dieser Schnurrbart?

-Mir gefällt er.
-Sieh mal.

-So ein gutaussehender junger Mann.
-Lieber Onkel.

-Sie haben mir beide gefehlt.
-Ich habe die Tage gezählt.

Mr. Ingham.

-Willkommen zurück. Wie geht's Ihnen?
-Alles tut weh.

Ich wünschte,
ich wäre so jung wie Ihr Neffe.

Er reist seit Tagen und ist wie neu.

War er anständig?

Donna Giuseppina. Dieser junge Mann
wird Sie sehr stolz machen.

Entschuldigen Sie mich.

-Ich muss nach der Ladung sehen.
-Natürlich.

-Gehen wir nach Hause?
-Ja.

Gehen wir. Ich habe dir
etwas Gutes gekocht.

-Was denn?
-Eine Überraschung?

Wie schön du mit deinem Bart bist.

Wieso ist der Hafen so leer?

Nun, Vicè, in den letzten drei Monaten
hat sich einiges geändert.

Kennst du das Hotel zur Rose,
in das alle Engländer kamen?

-Ja.
-Es musste schließen.

-Ben sagte, es würden alle gehen.
-Ja.

Die Stadt fühlt sich tot an.

Aber ich sehe, Sie trauern nicht mehr.

In England gibt es einen Brauch,
der "Tear bottles" genannt wird.

-Flaschen der Tränen.
-Flaschen der Tränen?

Wenn der Mann einer Frau stirbt,
sammelt sie ihre Tränen in einer Flasche

und wenn alle verdampft sind,
ist ihre Trauer zu Ende.

Wunderschön, oder?

Also. Gehen wir heim.

-Erst will ich nach dem Gewürzladen sehen.
-Du bist eben gekommen. Komm.

Nur ganz kurz. Ich komme gleich.

-Vicè. Du bist eben erst gekommen.
-Nur kurz.

Und was hältst du von Vincenzos
Tränenflaschengeschichte?

Was wollte er damit sagen?

Gar nichts.

Ignazio, hast du es nicht bemerkt? Er ist
jetzt ein Mann. Er hat einen Schnurrbart.

Wieso sollte er sich um uns sorgen?

Sieh mal an!

Bist du nicht müde von der Reise?
Komm heim und iss etwas.

-Ja, ich komme gleich.
-Was schreibst du?

Ich habe über Chinin nachgedacht.

Worüber genau?

Über die Kosten des Einkaufs,
der Verarbeitung,

und über unsere Profite.

Apotheker verdienen viel mehr als wir,
obwohl sie kaum arbeiten.

Das stimmt. Du hättest mich fragen können.
Ich kenne die Zahlen auswendig.

Chinin ist unsere wichtigste Ware.

-Es steht sogar auf dem Schild.
-Ja.

Aber es ist nicht profitabel genug.

Davon leben zehn Mitarbeiter.

In England sah ich einen mechanischen
Mühlstein, der es zu Puder mahlt.

Was zehn Männer in einer Stunde schaffen,
schafft diese Maschine in einer halben.

Ein mechanischer Mühlstein?

Er ist etwas teuer, aber …

… die höheren Verkaufszahlen würden
die Ausgaben fast sofort ausgleichen.

Hast du ihn schon gekauft?

Nein! Nein, das würde ich nie tun,
ohne erst mit Ihnen zu reden.

Vincenzo, es ist jetzt Zeit, zu sparen,
nicht zu investieren.

-Wir haben einen Bankkredit beantragt.
-Einen Bankkredit?

-Seit wann bitten wir Banken um Geld?
-Seit die Kunden nicht mehr zahlen.

Ist dir klar,
was in Sizilien vor sich geht?

König Ferdinand erstickt uns mit Steuern.

Daran können wir nichts ändern.

Wenn uns niemand bezahlt,
haben wir kein Kapital.

Sieh nur.

Lauter unbezahlte Rechnungen.
Siehst du? Der reinste Mist.

Das Register ist leer. Wir können uns
mechanische Mühlsteine nicht leisten.

Aber keine Sorge. Hier ändern sich
die Dinge schnell, wie du weißt.

-Wir müssen nur auf bessere Zeiten warten.
-Nein!

Eben deshalb sollten wir nicht warten!

Ohne große Träume bleibt man zurück,
Onkel.

Wir brauchen Geduld. Geduld!
Das hier ist Sizilien, nicht England.

Komm nach Hause.
Deine Mutter erwartet dich.

DEZEMBER 1816
ANNEXION SIZILIENS ANS KÖNIGREICH NEAPEL

Verschwindet!

Lasst uns arbeiten!

Unsere Schiffe müssen ablegen!

Lassen sie die Schiffe
wirklich nicht ablegen?

Auf Beschluss des Königs.
Er will die öffentliche Ordnung wahren.

Was haben unsere Schiffe
mit Politik zu tun?

Genau das versuchen wir dem Kommandanten
zu sagen. Sie müssen uns fahren lassen.

Was schauen die so?

Ignorier sie.

Endlich sind sie einmal auf unserer Seite!

Vincenzo, wir haben hier größere Sorgen.

Wenn wir nicht abladen können,
verlieren wir die gesamte Fracht.

Ich weiß. Was sollen wir tun?

Verzeihung.

-Frangipane!
-Florio, Sie sind es.

-Ja. Ich muss Sie sprechen.
-Heute ist es ungünstig.

Stimmt. Für mich auch.

Was wollen Sie, Florio?

Sagen Sie es mir.
Was wollen Sie, Frangipane?

-Ich verstehe nicht.
-Um unsere Schiffe ablegen zu lassen.

Die Schiffe können nicht ablegen.
Fangen Sie nicht auch noch an.

Die Schiffe von Florio und Ingham
müssen ablegen.

Sagen Sie schon. Was wollen Sie?

Wie meinen Sie das?
Diese Befehle kommen von oben.

Politik ist uns egal.

Wir sind Geschäftsmänner, ja?
Wir verstehen nur eine Sprache.

Was tun Sie da, Florio?

Setzen Sie sich.

-Onkel?
-Wo warst du?

Ich habe die Ablegegenehmigung
für unsere und Mr. Inghams Schiffe.

-Wie hast du das geschafft?
-Das Datum ist von vor drei Tagen.

Genau.

Wenn jemand fragt, sagen wir,
wir haben die Genehmigung

seit vor dem Beschluss des Königs.

Und unsere Schiffe legen ab,
ohne Aufruhr zu verursachen.

Gut gemacht, junger Mann!
Ich bin beeindruckt.

Wie viel hast du dafür gezahlt?

Viel weniger, als es gekostet hätte,
die Schiffe hierzulassen.

Ich schulde Ihnen etwas. Darf ich Sie
als Gegenleistung zum Abendessen einladen?

Danke, Ingham, aber es war ein langer Tag,
ich bin müde.

Geh nur, wenn du möchtest.

Meine Kutsche steht dort drüben.

Nein, Ben. Schon gut.

Ich bleibe und sehe zu,
dass die Schiffe wirklich abfahren.

Gut gemacht!

Schon zurück?

Was ist los?

Wir hatten ein Problem
mit den Schiffen im Hafen,

aber Vincenzo hat sich darum gekümmert.

-Wo ist er jetzt?
-Bei seinem Freund, dem Engländer.

Wir sind allein.

-Was ist? Gefalle ich dir nicht mehr?
-Was sagst du denn da?

Natürlich tust du das.

He. Woran denkst du?

An Vincenzo. Er hat sich verändert.

Seit seiner Rückkehr
verstehe ich ihn nicht mehr.

Du solltest einsehen, dass er …

… geworden ist wie sein Vater.

Zieh dich an, bevor er zurückkommt.

Was ist das?

Wunderschön, nicht wahr?
Ich nenne es "Das Biest".

Ich wollte Sie überraschen,
aber da Sie hier sind,

zeige ich Ihnen, wie es funktioniert.

Dieses Rad bringt dieses Band in Bewegung.

-Dann kann das Band …
-Vicè!

Du hast versprochen, nichts zu tun,
ohne mich vorzuwarnen.

Ja. Aber sehen Sie zumindest,
wie es funktioniert.

Das Band aktiviert die Mühle,
die das Chinin mahlt.

Sehen Sie nur, wie fein! Sie macht
die Arbeit von zehn Angestellten!

Durch direkten Verkauf von Chinin
ohne Apotheker

verdienen wir die Investition
fast sofort zurück.

Wir könnten Chinin auf ganz Sizilien
im Großhandel verkaufen!

Wie kam dir diese Idee?

-Vom Engländer?
-Es war meine Idee.

Meine.

Aber nur zu,

behandeln Sie mich weiter wie ein Kind,
das sich von jedem täuschen lässt.

Denkst du, die Apotheker sehen einfach zu,
wenn wir ihnen ihr Einkommen nehmen?

-Was kümmern uns die Apotheker?
-Das ist wichtig!

Sie werden einen Mordskrach machen!

Sie werden sich beim Königsleutnant
beschweren und wir bekommen keine Lizenz.

Und wie bezahlst du dann diese Maschine?

Durch Arbeit.

-Peppe, zurück an die Arbeit!
-An die Arbeit!

Vicè! Wir haben dich heute
nicht zum Abendessen erwartet.

-Hast du Hunger?
-Ja.

-Setz dich.
-Erst muss ich mich

um ein paar Briefe kümmern.

Ich habe einen Termin
mit dem Königsleutnant vereinbart.

Wer hat dich darum gebeten?

Jetzt hört schon auf! Immer streitet ihr.

Dein Sohn ist entschlossen, sämtliche
Apotheker Siziliens gegen uns aufzuhetzen.

Gut. Der Termin ist morgen.
Was soll ich tun?

Dem Leutnant sagen, die Florios
haben es sich anders überlegt?

Ich rede mit dem Leutnant.
Sonst gehen wir nicht hin.

Einverstanden.

-Exzellenz.
-Exzellenz.

Ich habe Ihr Anliegen durchgesehen,

verstehe aber noch nicht,
was ich für Sie tun soll.

Mein Neffe und ich möchten,

und ich entschuldige mich dafür,
Sie hiermit zu behelligen …

Es geht um Chinin, richtig? Reden Sie.

Ja, wir möchten es auf ganz Sizilien
im Großhandel verkaufen.

Lassen Sie mich nur eins klarstellen.

Sie dürfen nicht denken …

Wir bitten um keinerlei Gefallen.

Nur darum, unsere Ware
an alle Händler Siziliens zu verkaufen.

-Verzeihung, mein Neffe ist …
-Sie können die Apotheker nicht umgehen.

Aber wir können größere Mengen
zu geringeren Kosten produzieren.

Die Apotheker protestieren nur,
weil dabei nichts für sie herausspringt.

-Vincenzo.
-So ist es doch.

Wir arbeiten und sie bereichern sich.

Aber ich muss die Bedürfnisse
all unserer Bürger erfüllen.

Dann tun Sie das! Geben Sie uns die Lizenz
und jeder Bürger wird profitieren.

Dann können sie zu fairen Kosten
behandelt werden.

Wir werden den Chininmangel
nicht ausnutzen wie die Apotheker.

Über uns Florios wacht kein Heiliger,
das wissen wir.

Wir sind seit dem Morgengrauen hier
und mussten dennoch den ganzen Tag warten.

Vincenzo, deine Manieren.

Jeder bittet Sie um Gefallen
oder Genehmigungen.

Wir nicht.

Wir erbitten nur, tun zu dürfen,
was wir am besten können:

Handelsmänner zu sein, wie wir es sind.

Die Früchte unserer Arbeit sollen nicht
jenen zufallen, die sie nicht verdienen.

Sondern den Bedürftigen,
den Bürgern von Palermo, von Sizilien.

Das ist das erste Mal, dass man mich
um eine Arbeitserlaubnis bittet.

Es gibt für alles ein erstes Mal.

Selbst in Sizilien ist Wandel möglich.

Freuen Sie sich doch.

Ohne Mittelsmänner werden wir
viel Geld verdienen. Das wissen Sie.

Ich sagte, überlasse mir das Reden.

Sie haben recht. Ich habe mich
hinreißen lassen, vergeben Sie mir.

Aber nun haben wir eine tolle Gelegenheit,
über Sizilien hinaus, weltweit zu handeln.

-Fängst du nun wieder mit England an?
-Ja!

Wir müssen unsere Ziele so konzipieren
wie die Leute dort.

Wir müssen in Massen produzieren
und großflächig Handel betreiben.

Denken wir in größeren Dimensionen.
So erschaffen wir unsere eigene Industrie.

-Eine ganze Industrie gleich.
-Ja.

Ja. Verstehen Sie nicht?

Wir müssen etwas ändern,
sonst tut es keiner.

Was ist los? Wieso halten wir an?

Es ist nichts.

Nur eine Hochzeit.

Guten Morgen, Peppe!

Der Leutnant hat
sein Versprechen gehalten.

Wir haben die Genehmigung zum Großhandel.

Es ist offiziell.

Gut.

Vicè …

… wieso freust du dich nicht?

Sehen Sie nur.

Sehen Sie, wie die Kakerlaken
aus ihren Löchern kriechen.

Saguto! Haben Sie den Verstand verloren?
Sie sollten sich schämen!

-Das reicht!
-Vicè!

Verschwinden Sie, ehe ich Ihnen
das Gesicht einschlage!

Wen haben Sie für diese Lizenz bestochen?

Denken Sie, Sie können uns
unser Geschäft wegnehmen?

Niemand nimmt Ihnen Ihr Geschäft weg.
Es gibt genug für alle.

Nicht für solche wie Sie.
Sie sind nichts als Scharlatane.

Das geht zu weit!

Vicè!

-Verschwinden Sie!
-Geh wieder rein!

Dafür werden Sie zahlen, Florio!
Fahren Sie zur Hölle!

Das machst du nie wieder. Verstanden?

Nie wieder.

Du darfst dich Verleumdungen gegenüber
nicht verletzlich zeigen. Niemals!

Ich weiß, wie sie uns nennen.

Für sie sind wir für immer und ewig
Dienstmänner.

Noch weniger wert als Matsch.
Aber ich bin anders.

Und du auch. Du bist Vincenzo Florio.

Du wirfst ihnen Geld ins Gesicht,

nicht deine Fäuste, wie es
ein herkömmlicher Hafenarbeiter tut.

Diese Wut in dir, Vicè …

… beherrsche sie.

Sie wissen Ihre Gefühle ja
bestens zu beherrschen, nicht wahr?

Was soll das heißen?

Sie können Sie noch so sehr verstecken,
ich weiß, was in meinem Heim passiert.

Ignazio?

Du hast mich erschreckt.

Spür nur, wie glatt es ist.

Vincenzo weiß es.

-Na und?
-Sind dir die Gefühle deines Sohnes egal?

Erst war es Paolo,

nun Vincenzo.

Wann setzt du einmal dich an erste Stelle?

Ich habe mein Leben dafür geopfert,
ihn großzuziehen.

Er ist jetzt ein Mann.

Was soll man tun?

Jeder ist für sich selbst verantwortlich.

Ich versprach meinem Bruder,
dich nie anzufassen.

Das hier muss aufhören, Giuseppina.

Es ist das Richtige.

Du bist erbärmlich.

Nicht einmal kannst du selbst entscheiden.
Immer hörst du auf deinen Bruder.

Er wählte seinen Weg
und du bist ihm gefolgt wie ein Hund.

Du bist nach Palermo gekommen

und hast ein Geschäft eröffnet,
bloß weil er es sagte.

Er traf die Entscheidungen
und du bist ihm gefolgt!

Jetzt ist dein Herr tot …

… und du wartest an der Tür …

… wie ein Hund.

Nicht, weil du ihn liebst …

… sondern, weil du nichts anderes kannst.

-Sie wollten mich sehen?
-Peppe.

Der Lohn für heute.

Bring ihn den Arbeitern
und sag ihnen, dass es der letzte ist.

Wie meinen Sie das?

Wir brauchen sie morgen nicht mehr.

Nur die, die den Mühlstein betreiben.

Das muss ich ihnen sagen?

Das kommt darauf an.

Ich wollte dich zu meinem Sekretär machen.

Sieh es als deine erste Aufgabe.

Vincenzo, sie haben Familien. Sie können
sie nicht auf die Straße setzen.

Sie kennen sie schon von klein auf.
Das sind gute Menschen.

Jede Revolution hat ihren Preis.

Vergiss das nicht.

Ignazio!

Vicè!

Hilf mir.

-Vincenzo, hilf mir, bitte.
-Mama. Onkel.

Verlass mich nicht.

Onkel, bleib bei mir!
Nicht die Augen schließen. Sieh mich an!

Schönes, schönes Engelchen

Ich schau auf dich und schütz dich

Ich halt dich nah an meinem Herzen

Herz an Herz mit mir

Donna Giuseppina, darf ich mit Ihnen
seine Kleidung auswählen?

Ich kümmere mich um meinen Ignazio.

FÜR GIUSEPPINA, SEPTEMBER 1807

Alle sind hier.

Wieso begrüßen Sie sie nicht?

Vicè, komm.

Nun bist du der Mann im Haus.

Geh.

-Mein Beileid, Don Vincenzo.
-Danke.

-Mein Beileid, Don Vincenzo.
-Mein Beileid, Don Vincenzo.

Danke.

-Mein Beileid, Don Vincenzo.
-Vielen Dank.

PALERMO, SIZILIEN, 1834

Vicè, willst du die Fracht prüfen?

Nicht nötig.

-Haben wir im Sturm etwas verloren?
-Nein.

Wir haben 200 unversehrte Kisten Schwefel
entladen.

Und einen Bonus.

-Was meinst du damit?
-Hier.

Wem gehören diese Bücher?

Mir. Wir haben überall danach gesucht.

Die Träger müssen sich geirrt haben.

Die gesamte Fracht in diesem Hafen
gehört nun mal Vincenzo Florio.

Vincenzo Florio?

Ich bin wenige Stunden in Palermo
und höre Ihren Namen schon überall.

Ich bin in Palermo ziemlich bekannt.

Das freut mich.

Dürfte ich jetzt meine Kiste haben?

Geben Sie mir Ihre Adresse.
Ich lasse Sie zustellen.

-Für wen arbeiten Sie?
-Wie meinen Sie das?

-Für wen nehmen Sie die Kiste entgegen?
-Für mich. Warum?

Sind Sie nicht jemandes Magd?

Nein, diese Bücher gehören mir.

Bitte verzeihen Sie.
In Palermo ist es ungewöhnlich,

-eine Frau zu sehen, die …
-Die liest?

Nein, nein. Eine Frau,
die alleine unterwegs ist. Nicht?

Ich bin nicht alleine.
Ich habe Dienstmänner, die mir helfen.

Wieso sagen Sie mir nicht, wo Sie wohnen?

-Die Bücher werden morgen geliefert.
-Danke, nicht nötig.

Auf Wiedersehen.

Ich weiß gar nicht, wie Sie heißen.

Sie haben nicht gefragt.

-Wer ist diese Frau?
-Ich habe sie nie gesehen.

-Finde heraus, wer sie ist.
-In Ordnung.

Untertitel von: Susanne Schramek