All language subtitles for White.House.Farm.Murders.S01.E06.Folge.6.WEBRip.Amazon.de-de

Dies ist eine wahre Geschichte.

Nachfolgendes basiert auf Recherchen,
Interviews

und veröffentlichten Berichten, darunter

The Murders at White House Farm
von Carol Ann Lee

mit Material aus In Search of
the Rainbow’s End von Colin Caffell.

Einige Namen wurde geändert.

Aus dramaturgischen Gründen
wurden Szenen und Figuren hinzugefügt.

Das ist echt großzügig.

Die erste Frage galt dem Einstiegsort.
Bamber soll durch das Fenster raus sein.

Und Julie Mugford zufolge
stieg er da auch ein.

Das glaube ich kaum.

Das Schloss würde brechen,
wollte man es von außen aufbrechen.

Ich suchte also
nach alternativen Einstiegsstellen,

darunter das Fenster zum Bad unten.

Da entdeckten wir dann das.

-Kratzer.
-Rund ums Schloss.

Der Raum wurde erst
zu Beginn des Sommers gestrichen.

Die Kratzer sind also frisch.

Sie sind geriffelt, wie...

...von einem feinen Sägeblatt.

gefunden auf dem Boden vor diesem Fenster,
unter etwas Müll.

Und dessen Zähne passen genau
zu den Kratzern am Schloss.

Endlich können wir sagen, dass sich jemand
gewaltsam Zutritt zum Haus verschaffte.

Lässt sich das Sägeblatt
mit Jeremy in Verbindung bringen...

Ich informiere den Generalstaatsanwalt
über die neuen Beweise.

Nach dem, was Sie mir sagten...

...haben wir da wohl was.

Guten Abend, die Herren.
Kommen Sie bitte mit.

Beachten Sie, dass es sich
noch immer um ein Verhör handelt.

Dann notieren Sie,
dass ich eine Lebensmittelvergiftung habe

und fast 3.000 km gereist bin.

Und ich nehme Medikamente.

Was Sie sagen, wird aufgezeichnet.

Jeremy, Sie haben während der Ermittlungen
einige Falschaussagen

gegenüber der Polizei gemacht.

Sie haben jetzt die Chance,
diese Unwahrheiten zu korrigieren.

Sie haben doch heute frei.

Ich kam extra rein.

Sie brauchen Urlaub.

Waren Sie schon in Saint-Tropez?
Das würde Ihnen gefallen.

Es handelt sich hier
um eine sehr ernste Angelegenheit.

Ihnen wird fünffacher Mord
zur Last gelegt.

Verstehen Sie das?

Denken Sie, ich bin blöd?

Sie verhalten sich sehr seltsam,
für einen Mann,

der des Mordes an seiner Familie
beschuldigt wird.

Ich habe gerade ein Déjà-vu.

Wir sitzen hier,
und Sie machen Anschuldigungen.

Und wie war es letztes Mal?

Sie mussten mich laufen lassen.

Haben Sie einen Schlüssel
zum Haus Ihrer Eltern?

Klar. Den gab mir meine Cousine,
nachdem die neue Tür drin war.

Sie haben also Zugang zum Haus.

Dafür hat man Schlüssel.

Erkennen Sie das?

Das ist wohl ein Sägeblatt.

Wir wissen, dass Sie
nicht lange vor den Morden

genau solche Sägeblätter kauften.

Ich brauche sie für meine Traktoren.

Mit diesem Sägeblatt gelangte jemand
in das Haus Ihrer Eltern,

und zwar gewaltsam,
durch das Fenster im unteren Bad.

Was sagen Sie dazu?

Gewaltsam einzudringen,
wo Sie doch Schlüssel hatten?

Sie haben recht.

Ich stieg vor ein paar Tagen
durch das Fenster ein.

Ich brauchte Papiere für meine Reise
und hatte den Schlüssel nicht dabei.

Ich bin also rein, mithilfe der Säge.

Sie wussten, dass Sie
unter Mordverdacht stehen,

brachen aber dennoch
ins Haus Ihrer Eltern ein...

...dem Tatort.

Die Fähre fuhr bald, und ohne die Papiere
hätte ich keinen Wagen mieten können.

Mein Urlaub wäre ruiniert gewesen.
Hätte ich nach Saint-Tropez laufen sollen?

Sie bleiben in Gewahrsam

für weitere Fragen
im Zusammenhang mit den Verbrechen.

Morgen früh geht es weiter.

Ich an Ihrer Stelle würde heute Abend
über Ihre Lage nachdenken.

Gute Nacht, Stan, gute Nacht, Mick.

Bis morgen früh.

Er hat sich eine Geschichte ausgedacht,
natürlich Schwachsinn.

Wir lassen ihn jetzt über Nacht schmoren,
mal sehen, wie es morgen früh aussieht.

Alles klar, Chef. Mache ich. Gute Nacht.

Jetzt sollte ich wohl mal Urlaub nehmen.

Das wäre sicher das Beste.

Ich habe Sie nie geschätzt.

Kein Ehrgeiz, dachte ich zumindest.

Habe mich wohl geirrt.

-Das hier hat nichts mit Ehrgeiz zu tun.
-Sie übergingen mich also nur zum Spaß?

Ganz zu Anfang fragten Sie mich, ob mir
die ermordeten Jungs etwas bedeuten.

Hier ist Ihre Antwort:

Ihnen Gerechtigkeit zu verschaffen,
bedeutet mir wesentlich mehr

als meine verfluchte Karriere.

Sie halten den jungen Bamber
für einen arroganten Schnösel?

Das macht ihn noch nicht zum Mörder.

Ich hoffe sehr für ihn,
dass Sie den Unterschied erkennen.

Jeremy?

Das ist eine einfache Frage:
Konnte Sheila gut mit dem Gewehr umgehen?

Das beantwortete ich schon.

Tun Sie es noch mal.

Die Antwort ist, dass ich es nicht weiß.

Aber in der Mordnacht erzählten Sie
der Polizei von einem Zielschießen.

-War das also gelogen?
-Nein.

Sie leugnen, es gesagt zu haben,
wenngleich es zwei Polizisten bestätigten?

Ich soll es gesagt haben. Ok, vielleicht.

Aber ich erinnere mich nicht.

Haben Sie Sheila jemals schießen sehen?

Wie gesagt, ich erinnere mich nicht.

Niemand hat Sheila Caffell jemals
eine Waffe abfeuern sehen. Niemand.

Und Sie wollen sich nicht mehr erinnern.

Sie hat unter Umständen
ihr Leben lang keine Waffe abgefeuert.

Stimmen Sie dem zu?

Meine Schwester war psychisch krank.

Sie war gewalttätig.
Ihre Ärzte werden das bestätigen.

-Wir sprachen mit ihnen.
-Dennoch halten Sie sie für unschuldig?

Auf Ihre Familie
wurden über 20 Schuss abgegeben.

Jeder einzelne traf ins Ziel.

Auf Ihre Mutter
wurde siebenmal geschossen.

Jeder Schuss, zielgenau.

Ihr Vater bekam acht Schüsse ab.
Alle trafen ins Ziel.

Und das soll eine junge Frau getan haben,
die noch nie ein Gewehr in Händen hielt?

Er wurde auch verprügelt, Ihr Vater.
Gnadenlos.

Diese Sachen will ich nicht wissen.

Um so etwas zu machen,
war viel Kraft vonnöten.

Viel Wut.

Oder vielleicht viel Hass?

Ich war nicht dabei.
Woher soll ich das also wissen?

Es gibt einige kleine Ungereimtheiten,
aber nichts Wesentliches.

Er bleibt im Grunde bei seiner Story.

Er räumt ein, durchs Badfenster
eingestiegen zu sein,

besteht aber darauf, dass es
einen harmlosen Grund hatte.

Cookie, wie weit ist die Forensik?

Wir haben zwei brauchbare Fingerabdrücke,
einen vom Gewehrkolben, von Sheila,

und den anderen vom Lauf,
von Jeremys rechtem Zeigefinger.

Das ist alles?

Die Oberflächen sind nicht alle gleich.

Und die Wischtests?

Die verwendeten Kugeln
hatten eine schmierige Beschichtung.

Man kriegt sie beim Laden des Gewehrs
auf die Hände.

Bei Sheila war nichts davon zu finden.

Die Verteidigung wird argumentieren,

dass sie sich nach den Schüssen
die Hände wusch.

Eine rituelle Waschung
ist bei solchen Morden nicht unüblich.

Das können wir eh nicht widerlegen.
Die Leiche ist ja weg.

Da wäre noch der Schalldämpfer
mit dem menschlichen Blut.

Wir können nicht beweisen,
dass es Sheilas war,

und die Verteidigung
wird Verunreinigung anführen.

Beim Prozess
sind die Zeugenaussagen wesentlich.

An sie erinnern sich die Geschworenen,
sie sind entscheidend.

Jeremy kann sehr überzeugend sein,
wie Sie wissen.

Alles kommt auf Julie Mugford an.

Das ist der Knackpunkt.
Ihr Wort gegen seins.

Wir stehen drei Wochen vor dem Prozess.
Ich hoffe, Sie haben recht.

Das Gericht lehnte erneut eine Kaution

aufgrund der Schwere
der Anschuldigungen ab.

Derweil beteuern Hr. Bambers Unterstützer
weiterhin dessen Unschuld.

Jeremy sagt, er sei unschuldig,
und ich glaube ihm zu 100 %.

Deshalb werden ihm ich und viele Freunde
helfen, das durchzustehen,

bis die Wahrheit endlich ans Licht kommt.

Hr. Collins soll
kurz nach diesem Gespräch mit uns

in sein Heimatland Neuseeland
zurückgekehrt sein.

Er ist hier, Jules.

Er wollte so viele Dinge.

Er sprach ständig davon.

Von seinem Wunschauto, Kleidung, Urlaub...

Aber das Geld reichte nie.

Und? Das war Grund genug,
seine Eltern zu ermorden?

Und Sheila?

Er hatte verschiedene Ideen,
wie er es tun wollte, aber...

...in dem Plan ging es nur um Sheila.

Es sollte wirken, als sei sie durchgedreht
und hätte es getan.

Dass sie schuld wäre.

Und was ist...

...mit meinen Jungs?

Jem sagte, ohne sie ginge es dir besser.

Dann könntest du wieder arbeiten gehen

und dein Leben auf die Reihe kriegen.

Und das sagte er dir vor der Tat?

Teilweise, ja.

Du wusstest es und hast kein Wort gesagt?

Du hast es keinem gesagt?

Es tut mir leid.

Aber du wirst es jetzt sagen?
Vor Gericht? Alles?

Ich verspreche es.

Ganz sicher.

Eben kam der Anruf.

-Gegen sie wird nicht mehr ermittelt.
-Was?

Die Staatsanwaltschaft hält Julie Mugford
für "moralisch und kriminell beeinflusst",

aufgrund der Beziehung mit Ihnen,
und lässt die Anklage fallen.

Aber das mit dem Wohnwagenpark...
Sie hat gestanden.

Dass sie Schmiere stand
bei einem Einbruch? Worum ging es?

Ein paar 100 £?

Meinen Sie, das interessiert jemanden,
verglichen mit fünf Morden?

Diese Entscheidung bedeutet, dass Julie
noch weniger Anreiz hat, ihre Aussage

zurückzuziehen oder auch nur zu verändern.

-Aber sie lügt.
-Das behaupten Sie.

Die Geschworenen könnten das anders sehen.

-Ich muss mit ihr reden.
-Das ist nicht möglich.

Wenn ich sie sehen könnte,
ändert sie ihre Meinung.

Jeremy. Sie müssen einsehen,
dass das absolut nicht möglich ist.

Ist auch egal.
Sie wird die Wahrheit sagen.

Fr. Mugford
blieb schon einige Monate dabei.

Sie ist sauer, weil ich mich trennte.
Aber sie... Das tut sie mir nicht an.

Sie liebt mich.

2. OKTOBER 1986

Hr. Caffell, ich kann mir vorstellen,
wie schlimm das für Sie sein muss,

deshalb fasse ich mich kurz.

Sie waren zwei Jahre
mit Sheila Caffell verheiratet?

Das ist richtig.

Was für eine Mutter war sie?

Lieb. Fürsorglich.
Sie ging ganz in den Jungs auf.

Aber sie war psychisch krank?

Ja, immer mal wieder.

Deshalb lebten die Jungs bei mir.

Führte ihre Krankheit, Ihres Wissens nach,
jemals zu einer Misshandlung der Jungs?

Nie. Da bin ich mir absolut sicher.

Würden Sie ihrem Verhalten nach

sagen, dass sie insgesamt
eine gewalttätige Person war?

Natürlich nicht. Sie war so liebevoll.

Sie hatte ein südländisches Temperament,
aber nur gegen Dinge,

leblose Gegenstände. Nie gegen Menschen.

Danke, Hr. Caffell.

Hr. Caffell, Sie sagen, Sheila...

...habe nie andere angegriffen.

Und sich selbst?

Wie meinen Sie das?

Sie hatte sich in der Vergangenheit
doch schon selbst verletzt, oder?

Wir stritten uns mal,

nach ihrer Feier zum 21. Geburtstag,

da zerschlug sie ein Fenster.

Ich hatte mich sehr schlecht verhalten
und sie provoziert.

Sie wollte sich damit
nicht selbst verletzen.

Hr. Caffell, als man Ihnen...

...die schreckliche Nachricht vom Tod
überbrachte...

...wie haben Sie da reagiert?

Ich war schockiert.

Aber waren Sie überrascht?

Darüber, dass sich Sheila
das Leben genommen haben könnte?

Sie haben es doch recht bereitwillig
angenommen, nicht wahr?

Was mir da gesagt wurde...

...konnte ich selbst kaum glauben,
geschweige denn verstehen.

Bis heute.

So glaubte ich, was mir von den Experten
und der Polizei und allen gesagt wurde.

Was hätten Sie getan?

Sind Sie bereit?

Ich habe schon Albträume,
ihm zu begegnen.

Wenn ich aufwache, fühle ich
mich schlecht, weil ich ihn hinterging.

Vergessen Sie das. Das sind bloß Träume.

Aber sie werden doch wahr.

Er wird vor Gericht sein, mich ansehen.

Dann erwidern Sie seinen Blick,
denn Sie sagen die Wahrheit,

und er lügt.

Sie machten einen Fehler...

...einen großen, das gebe ich zu.

Was wollen Sie jetzt tun?

Sie können aufgeben
und sich durch diesen Fehler definieren...

...oder sich auflehnen und zeigen,
dass Sie nicht wie Jeremy sind.

Wofür entscheiden Sie sich?

Bitte machen Sie doch Platz. Danke.

Tut mir leid, Julie.

Immer mit der Ruhe,
dürften wir mal bitte durch?

Fr. Mugford?

Entschuldigung.

Ihre ursprüngliche Aussage zu den Morden
gegenüber der Polizei

basierte auf dem, was Ihnen Hr. Bamber
in jener Nacht gesagt hatte.

Nachdem die Polizei und alle weg waren,

saßen wir im Wohnzimmer von Jeremys Haus.
Er erzählte mir, was ich heute aussagte.

Und Ihre erste Behauptung,
er hätte einen Söldner angeheuert?

Das machte es irgendwie einfacher,

dass er es wenigstens nicht eigenhändig
getan hatte. Aber jetzt...

Fr. Mugford, was die Leute am meisten
interessieren dürfte, ist,

warum Sie einen Monat warteten,
bis Sie alles aussagten?

Zunächst stand ich unter Schock.

Später sagte Jeremy dann,
wenn ihm was passieren würde,

wenn er verhaftet würde,
ginge es mir genauso.

Als Mörderin. Weil ich davon wusste.

Es war feige, aber ich hatte Angst.

Danke, Fr. Mugford.

In Ihrer ersten Aussage...

...sagten Sie, Nevill sei siebenmal
in den Kopf geschossen worden.

Das war nicht korrekt.

So wusste ich es von Jeremy.

Interessanterweise verstanden das
nicht nur Sie falsch.

The Mirror schreibt, man hätte ihm
siebenmal in den Kopf geschossen.

The Sun: sieben Schüsse
in Nevill Bambers Kopf.

Ich las die Zeitungen nicht.

The Star: sieben Schüsse in den Kopf,
der Express, sieben Schüsse.

Stammen Ihre Informationen zu den Morden
nicht also vielmehr aus der Zeitung

und nicht von Hr. Bamber?

Alles, was ich der Polizei sagte,
weiß ich von Jeremy.

Alles.

Sind Sie ein ehrlicher Mensch?

-Ja.
-Vollkommen ehrlich?

Was meinen Sie mit "vollkommen"?

Nun, es gab in der Vergangenheit
schon ein paar Vorfälle, nicht?

Zum Beispiel ein Fall von Scheckbetrug?

Ja.

Sie meldeten Ihr Scheckbuch als gestohlen,
gaben dann aber über 600 £ aus

und betrogen die Bank.

Ehrlich sein heißt, Fehler einzusehen
und etwas dagegen zu machen.

Das tat ich.

Aber während des Scheckbetrugs
haben Sie gelogen.

Das können Sie ziemlich gut, was? Lügen?

Nur weil ich das tat,
bin ich keine Lügnerin.

Wenn wir glauben sollen,
was Sie jetzt sagten,

hätten Sie auch nach den Morden gelogen.

Sie machten Falschaussagen.

Ich sagte nichts Falsches,
ließ nur Dinge weg.

Sie ließen aber ziemlich viel weg, oder?

Ihr Wissen, wer die Bambers
und die Kinder umgebracht hatte.

Sie aßen sogar noch bei Hr. Caffell,
deren Vater,

nahmen seine Gastfreundschaft an,
sagten aber kein Wort!

Es tut mir so leid.

Möchten Sie sich setzen, Fr. Mugford?

Danke.

Sie wurden gerade zu Ihrer ersten Aussage
bei der Polizei gefragt.

Wie ich schon sagte...

...als es passierte,
war ich durcheinander.

Deshalb erklärte ich mich bereit,
die Leichen zu identifizieren.

Ich wollte Sheila und June
um Rat fragen, was ich tun sollte.

Wie bitte? Sie wollten
die verblichene Sheila Caffell

und die verblichene June Bamber
um Rat fragen?

Ich glaube ans Spirituelle.

Wie wollten Sie denn die Meinungen
dieser verstorbenen Seelen einholen?

Auf mentale Weise.

Ich betete viel, bekam aber keine Antwort.

Und da es Ihnen misslang,
den Toten ihre Meinung zu entlocken,

schwiegen Sie einen Monat lang.

Ich hatte Angst. Darf man Angst haben?

-Angst um sich selbst?
-Um mich, und um Jeremy.

Bis er genug von Ihnen hatte?
Bis klar war, dass er eine andere hatte?

Ich war verletzt, nicht eifersüchtig.

Dann erzählten Sie der Polizei
schließlich diese Story,

dass er mit den Morden zu tun hatte?

-Eine erfundene Story...
-Nein...

...aus Eifersucht und Wut,
weil er Sie wegen einer anderen verließ.

Ich bat, es nicht zu tun.

Ich sagte ihm, dass ich allein
nicht zurechtkommen würde.

Er sagte, ich wäre nie allein,
er bliebe mein bester Freund.

Dennoch stellte er klar, dass es
zwischen Ihnen beiden vorbei war.

Dass Sie nicht länger
seine Freundin wären.

Ich sagte Jeremy, er hätte
mein ganzes Leben ruiniert,

als er mir von seiner Tat erzählte.

Er sagte, er würde mir
sein ganzes Leben anvertrauen.

Er würde mir die Wahrheit sagen,
damit ich überzeugend lügen könne.

"Die beste Lüge ist,
die Wahrheit zu sagen."

Ja, das habe ich zunächst getan.

Ich sagte der Polizei das,
was Jeremy wohl von mir erwartete.

Obwohl Sie glaubten, dass er
einen Massenmord begangen hatte?

Ich habe ihn geliebt.

Ich liebte ihn nach den Morden wie vorher.

Ich fand die körperliche Nähe schwierig,
aber meine Gefühle blieben gleich.

Irgendwann konnte ich nicht mehr.

Ich ging einen Monat später zur Polizei,
weil ich nicht mehr aushielt,

was ich wusste.

Wir hörten von Mitgliedern
Ihrer Verwandtschaft,

dass Sheila ihren Kindern
hätte nie was antun können.

Würden Sie dieser Aussage zustimmen?

Nein, würde ich nicht.

-Warum nicht?
-Weil ich sie dabei beobachtet hatte.

Können Sie die Umstände beschreiben?

Wir fuhren im Auto, zu einem Besuch...

Mein Vater und ich saßen vorne,

Sheila und die Jungs hinten.

Auf der Fahrt...

Daniel hatte Vater unterbrochen,
wie das Kinder eben so tun...

Sheila dreht sich und schlug ihm
zweimal mit der Faust ins Gesicht.

Aber das erzählten Sie nie?
Auch Ihr Vater sagte es niemandem?

So war meine Familie.

Alles wurde geheim gehalten,
vor allem bezüglich Sheila.

Nun, Fr. Mugford sagte aber,
dass das alles gelogen wäre.

Das stimmt nicht. Sie lügt.

Ich tötete niemanden.

Wie fühlten Sie sich,
als Sie hörten, was sie erzählt?

Ich war entsetzt.

Ich wusste,
dass sie schreckliche Dinge erzählt,

Unwahrheiten, wodurch ich im Gefängnis
in Chelmsford bleiben musste,

aber ich dachte, das tut sie nur,
weil ich mich getrennt hatte.

Ich dachte immer, sie kommt zur Vernunft
und nimmt es wieder zurück.

Aber dem war nie so.

Danke, Hr. Bamber.

Ihre Schwester soll einen
der Jungs geschlagen haben.

Das sah aber sonst nie jemand.

Doch, schon, aber diese Menschen
sind nicht mehr unter uns.

Das ist für Sie ganz praktisch.

Ich würde den Tod meiner Familie
nicht "praktisch" nennen.

Und doch können Sie dadurch sagen,
was Sie wollen,

ohne jeden Widerspruch fürchten zu müssen.

Außer vielleicht seitens Fr. Mugford.

Allerdings sagt Julie nicht die Wahrheit,
im Gegensatz zu mir.

Sie hinterließen am Abend der Morde
angeblich ein voll geladenes Gewehr

in der Küche.
Ist das nicht unfassbar leichtsinnig?

Ich war aufgewühlt, als ich hörte,
was meine Eltern sagten,

bezüglich der Pflegschaft der Jungs.

Laut Fr. Mugford blieb das Gewehr
aber absichtlich draußen,

-um die Morde vorzubereiten.
-Sie lügt.

Später in jener Nacht, so behaupten Sie,
hatte Ihr Vater Sie daheim angerufen,

dass Ihre Schwester Sheila... Moment.

Ah ja. ...durchgedreht sei?

Den genauen Wortlaut weiß ich nicht mehr,
aber ungefähr so, ja.

Laut der Forensik wurde er
schwer verletzt, bevor er nach unten ging.

Wie klang er denn, als er anrief?

Ich erinnere mich nicht mehr
an seinen Tonfall, aber...

Er klang gehetzt,
sprach viel schneller als normal,

aber alles andere wäre jetzt
reine Spekulation.

Klang er vielleicht so, als hätte man ihm
zweimal in den Mund geschossen?

Ich kann nicht mit Gewissheit sagen,
ob er verletzt war oder nicht.

Es war...

Ich erkannte seine Stimme,
aber darüber hinaus... Tut mir leid.

Ich weiß es nicht mehr.

Sie riefen dann
die Polizei in Chelmsford an,

nachdem Sie sich die Nummer
herausgesucht hatten.

Das ist richtig.

Sie dachten nicht daran,
den Notruf zu wählen?

Obwohl Ihre Eltern
in tödlicher Gefahr waren?

Die Polizeiwache erschien mir
besser zu sein.

Kommen wir nun zum Telefonbuch,
das Sie dazu benutzten.

Da ist es.

Was sehen Sie da, fettgedruckt,

direkt unter der Nummer
der Polizei von Chelmsford?

Lesen Sie es vor?

"Bei einem Notfall wählen Sie
die 110 und verlangen die Polizei."

"Bei einem Notfall".
Den Rat ignorierten Sie aber?

Ich habe das nicht gesehen.

Wenn die Familie in Gefahr ist,
entscheidet man nicht rational.

Danach riefen Sie Ihre Freundin an,
Julie Mugford. Warum?

Ich brauchte jemanden.

Wenngleich die Zeit drängte?

Wenngleich Ihre Schwester
angeblich durchdrehte?

Ich hatte Angst um meine Familie.
Meine Eltern...

-Die Sie hassten.
-Nein.

Trotzdem erzählten Sie vielen Leuten
genau das,

dass Sie sich ihren Tod wünschten.

Das sagte ich nie.

Warum sollten die Leute es dann behaupten?

Ich kann nichts zu Julies Gefühlen sagen,
aber...

Ich vermute, sie liebte mich und...

Ich war ihr untreu,
und sie war eifersüchtig und wütend.

Ich habe
eine einfachere Erklärung für Sie,

nämlich, dass Sie derjenige sind,
der hier lügt.

Julie lügt. Sie lügt ganz furchtbar.
Das tue ich nicht.

Der Anruf Ihres Vaters,
der Streit Ihrer Eltern,

dass Sie angeblich
das Gewehr liegen ließen,

das sind doch alles nur Lügen,
nicht wahr, Hr. Bamber?

Nun, das werden Sie beweisen müssen.

Hier können wir fantasiereiche Szenarien,
mysteriöse Einbrecher oder Auftragsmörder

gänzlich vergessen.

Es gibt nur zwei mögliche Kandidaten:

Sheila Caffell und ihr Bruder,
der angeklagte Jeremy Bamber.

Er bekam in der Nacht der Morde
angeblich einen Anruf von seinem Vater,

seine Schwester Sheila
würde mit einer Waffe durchdrehen.

Sollte Nevill Bamber
diesen Anruf tatsächlich getätigt haben,

falls der Angeklagte hier
also die Wahrheit sagt,

wäre die einzige Schlussfolgerung,
dass Sheila die Morde beging.

Falls jedoch

Jeremy Bamber diesen Anruf nie erhielt...

...wäre das gelogen,

und es liegen einige Beweise vor,
dass das so sein muss...

...dann ist er der Mörder.

Es gibt nämlich nur einen Grund,
warum er diesbezüglich lügen sollte.

Glauben Sie seiner Aussage?

Mit all ihren Ungereimtheiten?
Oder glauben Sie vielmehr Julie Mugford,

einer Zeugin,
die hieb- und stichfest darlegte,

wie und warum der Angeklagte
das grässliche Verbrechen beging.

Einer Zeugin, die ab dem Moment,
wo sie zur Polizei ging, felsenfest

an ihrer Aussage festhielt.

Betrachten Sie beide Geschichten,
wie auch die Beweise, die sie untermauern

oder ihnen widersprechen.
Dann gibt es nur eine Option.

Diese Option zwingt sich einem
förmlich auf, ohne jeden Zweifel.

Und diese Option ist,
Jeremy Bamber zu verurteilen.

Hr. Rivlin?

Diesem Fall mangelt es gewiss nicht
an menschlichem Drama.

Es fehlt aber etwas ganz Entscheidendes,
nämlich der Beweis.

Der Tatort wurde von der Polizei
hoffnungslos verschandelt.

Die forensischen Beweise gegen Hr. Bamber
sind unklar oder unglaubwürdig.

Das Blut in dem Schalldämpfer

konnte nicht zweifelsfrei
Sheila Caffell zugeordnet werden.

Anstatt auf Beweise

verlässt sich die Anklage
auf das Wort von Julie Mugford,

Hr. Bambers verschmähte Exgeliebte.

Ihr stand es frei,
uns mit ihrem Geheule zu manipulieren,

während man bei Hr. Bamber
von "Krokodilstränen" sprechen würde,

hätte er geweint,
oder von Kaltblütigkeit, wenn nicht.

Mit ihren
sorgsam getakteten Tröpfchen Gift...

...gab sie ihr Bestes, um ihm zu schaden.

Letzten Endes
enthielt ihre Aussage aber nichts,

was nicht schon veröffentlicht
gewesen wäre.

Niemand wird je erfahren,
was auf der White House Farm

tatsächlich passierte.

Vieles passt einfach nicht zusammen.

Und wenn die Fakten nicht zusammengehen...

...lässt das Raum für Zweifel.

Angesichts dieses Zweifels,
dieses sehr berechtigten Zweifels...

...ist es Ihre Pflicht,
ihn freizusprechen.

Hallo?

Detective Sergeant.

Entschuldigen Sie, dass ich störe.

Verbrecher kehren angeblich an den Tatort
zurück, manchmal aber auch Polizisten.

Sie sind hier immer willkommen.

Ich hätte gedacht,
Sie säßen zu Hause am Telefon.

Donnerstagnachmittags
mache ich hier immer sauber.

Warum hätte ich das ändern sollen?

Und?

Die Geschworenen waren sich uneinig.

Der Richter wartet jetzt
auf eine Mehrheitsentscheidung.

Das ist kein gutes Zeichen.

Nein, leider nicht.

Egal, was auch wird,
möchte ich Ihnen für alles danken.

Nicht der Rede wert. Ist mein Job.

Was denken Sie?

Geschworene können unberechenbar sein.

Es werden schon Wetten abgeschlossen.

-Wie sieht's aus?
-Vier zu eins, gegen eine Verurteilung.

Das hätten Sie mir früher sagen sollen.

Sprecher der Geschworenen,
erheben Sie sich.

Der Angeklagte möge sich erheben.

Antworten Sie auf die gestellte Frage
bitte mit Ja oder Nein.

Haben die Geschworenen zu jedem Punkt
ein Urteil gefällt,

dem wenigstens zehn von Ihnen zustimmten?

Ja.

Befinden Sie den Angeklagten
schuldig oder nicht schuldig

des Mordes an Nevill Bamber?

Schuldig.

Zweiter Anklagepunkt:
Befinden Sie den Angeklagten schuldig

oder nicht schuldig
des Mordes an June Bamber?

-Schuldig.
-Nein...

Drittens: Befinden Sie den Angeklagten
schuldig oder nicht schuldig

des Mordes an Sheila Caffell?

Schuldig.

Viertens: Befinden Sie den Angeklagten
schuldig oder nicht schuldig

des Mordes an Nicholas Caffell?

Schuldig.

Fünftens: Befinden Sie den Angeklagten
schuldig oder nicht schuldig

des Mordes an Daniel Caffell?

Schuldig.

Danke, Herr Geschworener.

Bleiben Sie stehen!

Nach rechts.

Legen Sie die Krawatte ab.

Schuhe.

Mit dem Gesicht zur Zelle.

Gehen Sie rein.

Haben Sie es gehört?

Ja.

Sie haben Gäste?

Nein... Es sind Reporter.

News of the World.

Wie viel kriegen Sie?

Genug, um neu zu starten.

Wie viel?

Fünfundzwanzigtausend.

Nach allem, was ich hinter mir habe.

Dann alles Gute.

In den vergangenen Monaten hatte ich
oft das Gefühl, zu einem Leben...

...voller Hass verdammt zu sein.

Ich wusste, dass mich ein solcher Hass
letzten Endes umgebracht hätte.

Aber jetzt, mit diesem Ergebnis,
stehe ich vielleicht doch...

...an einem neuen Anfang.

Nicht wegen Jeremys Schuldspruch...
Das ist für mich keine Befriedigung.

...sondern, weil die Wahrheit herauskam
und Sheilas Name reingewaschen wurde.

Ich versuche noch immer,
es zu verstehen...

...warum das geschah.

Aber wenigstens weiß ich jetzt,
dass Sheila als die tolle Frau

in Erinnerung bleiben wird, die sie war...

...und als die Mutter
meiner wunderbaren Söhne.

Colin Caffell ließ sich in Trauerhilfe
und Psychotherapie ausbilden

und arbeitet zudem
als Bildhauer und Töpfer.

Er gründete eine neue Familie
und heiratete 1999 erneut.

Stan Jones ging 1991 in den Ruhestand
und verstarb 2014.

Für seinen Beitrag
zur Verurteilung Bambers

wurde er von der Polizei
nie offiziell ausgezeichnet.

Jeremy Bamber bekam
wegen fünffachen Mordes lebenslänglich,

mit Empfehlung einer Verbüßung
von mindestens 25 Jahren Haft.

Der Innenminister wandelte es zu einer
Strafe ohne Chance auf Bewährung um.

Jeremy Bamber
beteuert weiterhin seine Unschuld.

Unterstützer setzen sich weiter wegen
fehlender Beweise für die Neuaufnahme ein.

Berufungen 1989 und 2002 scheiterten
wie ein Einspruch in 2012.

Die Verurteilung wurde seitens
des Gerichts immer bestätigt.

Untertitel von: Petra Laepple