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Ich beginne mit etwas einfachem, etwas,
das man schon Tausend Male gesehen.

Zum Beispiel ein Baum.

Eine Eiche.

Auf einem Feld oder so.

Die Rinde.

Die Risse in der Rinde. Die Knoten
und Beulen oder wie das heißt.

Es ist einfacher, sich etwas kleineres
vorzustellen. Ein Hund. Ein …

Ein Schäferhund!

Orte sind schwieriger. Es hilft,
wenn ich sie schon vorher gekannt habe.

Unsere alte Wohnung, das Restaurant,
in das wir immer gingen,-

-das Büro meines Mannes
oder eine Galerie wie das Paleet.

Man muss das verwenden,
woran man sich erinnert.

Man darf nur den Fokus nicht verlieren
und frei assoziieren.

Eigentlich sind es ja
keine Erinnerungen.

Niemand kann sich ein ganzes Gebäude
merken und alle Details im Kopf behalten.

Sie sagen, meine Fähigkeit, mir Dinge
vorzustellen, werde verschwinden.

Dass die Nerven ohne neue
Sinneseindrücke absterben werden.

Aber ich kann es verlangsamen,
wenn ich jeden Tag daran arbeite.

Ich fragte immer meinen Mann,
ob ich mich richtig erinnere.

Ob das Paleet hellblau
oder weiß war.

Er sah dann in Google Earth nach.

Aber es ist egal, ob es stimmt, so lange
ich es klar und deutlich vor mir sehe.

-Tschüs!
-Tschüs!

Bist du da?

Bist du da?

… "t" zum Beispiel wird oft zu "d".

Viele Worte, der Großteil des Wortschatzes,
sind auf Deutsch und Norwegisch identisch.

Allein die Zahlworte:
"én, to, tre" - "eins, zwei, drei".

-Die sind gleich.
-Noch ein Beispiel?

Es kam in Wellen. Er streamte,
lud enorme Mengen runter,-

-sah sie sich an, onanierte,
sah sich mehr an, tat es wieder,-

-manchmal vier, fünf Mal pro Tag,
mindestens ein oder zwei Mal.

In einem Anfall von Selbstverachtung
löschte er alles,-

-nur um bald wieder die Festplatte zu
füllen, zu wichsen, alles zu löschen usw.

Es lag ja bereit und wartete auf ihn.
Alles war verfügbar.

Nichts schien zu fehlen.

Es nervte ihn, wie sie sprachen;
die peinlichen Versuche, sexy zu wirken.

Aber sie hatten ja Sex.
Das ließ sich nicht leugnen.

Einar wusste nicht wieso,
aber er begann gewisse Dinge zu mögen.

Er hatte Fetische.

Er entdeckte ganz
neue Seiten an sich,-

-Perversionen, die er mit
niemandem teilen konnte.

Alles war längst kategorisiert
und zugänglich gemacht.

Er beneidete die Mädchen. Ganz egal, wie
wenig sie dem Schönheitsideal entsprachen:

Es gab Männer, die sie in Internetforen
und Filesharing-Netzwerken feierten.

Es sprach ihn nicht alles
gleichermaßen an …

… aber wer war er,
darüber zu urteilen?

Einige Dinge ließen ihn nicht los;
hohe Absätze,-

-sein Hang, nackte Männer zu sehen,
die von angezogenen Frauen umgeben sind,-

-und lange Haare
in allen Varianten.

Allmählich verlor er das Interesse
an den härtesten Pornos.

Er brauchte eine Art Alltäglichkeit
bei den Frauen, zu denen er onanierte.

Er mochte Stiletto-Absätze,-

-aber Frauenbeine in Hausschuhen
wirkten echter.

Er sah weiterhin hartes Zeug,
aber das war etwas anderes.

Das war irgendwie nicht er.

Es war etwas anderes, in der Nähe eines
warmen und atmenden Mädchens zu sein.

Der weibliche Körper hatte
keine Geheimnisse mehr vor Einar.

Er konnte Körper, die an ihm
vorbeigingen, sofort kategorisieren.

Eine einzige Sache konnte ihm
das Internet nicht verraten:

Wie fühlte es sich an, diese Körper zu
berühren oder von ihnen berührt zu werden?

Zwei weiche Brüste, die sich
an deinen Rücken pressen,-

-weiche Finger, die an deinem
Nacken entlang streichen …

-Hallo?
-Hallo?

Ich habe deine Nachricht bekommen,
aber ich …

Er wird von seinem Tag erzählen.

Und dann ganz beiläufig fragen,
was ich heute gemacht habe.

Er will damit sagen, dass ich wieder
rausgehen und nicht drin bleiben soll.

- …mit Superkräften?
-Nein, aber fast.

Er hat einen zusätzlichen Geschmackssinn
neben süß, salzig, sauer, umami und bitter?

-Gibt es ein Hindernis?
-Ein mögliches Hindernis?

-Kann er sich vorwärts schlecken?
-Nein, das nicht.

Es gewinnen ja Leute im Lotto.
Ist das einfach nur Glück?

Nun zur ewigen Frage, was schlimmer ist:
Blindheit oder Taubheit?

Ich bin ja eine Art Musiker und
würde es hassen, taub zu sein,-

-aber ich mag ja auch Pornos, daher …

Es wäre ja ziemlich sinnlos,
wenn nur die Stimmung bleibt.

Elin kam vor knapp zehn Jahren aus
einem Vorort von Stockholm nach Oslo,-

-um zu studieren und
nebenbei zu jobben.

Sie hat ein zehnjährigen Sohn
und ist frisch geschieden.

Sie musste Schluss machen.

Er zog nicht die Konsequenzen,
als es nicht mehr funktionierte.

Sie konnten nur noch über ihren Sohn
reden. Er arbeitete nun noch mehr.

Elin lud ihre gemeinsamen Freunde
zum Essen in die neue Wohnung ein.

Ins Kino, auf ein Eis …
Sie kamen, und alles war wie früher.

Aber sie luden sie nie ein,
meldeten sich nie bei ihr.

Irgendwann verstand sie.

Sie waren ursprünglich Freunde ihres
Mannes, und das waren sie immer noch.

Ihre eigenen Freunde
in Schweden waren weit weg.

Facebook-Updates über Leben, zu denen
sie längst den Kontakt verloren hatte.

Elin traf ja Leute auf der Arbeit.

Die Wochenenden und Ferien ohne
ihren Sohn waren am schlimmsten.

Die kurzen Arbeitstage
und die langen Ferien,-

-alles Positive am Job als Lehrerin
wendete sich nun gegen sie.

Was würde sie ohne ihn tun? Die Wochen
mit ihm gaben ihrem Leben Sinn.

An den Wochenenden merkte sie,
dass sie immer nur zu zweit waren,-

-wenn sie ins Kino gingen,
in den Park oder an den Strand.

Sie bedauerte es sehr, dass sie
keine Paare mit Kindern kannte.

Sie war selbst eine schüchternes,
einsames Kind, genau wie Kim.

Sie wollte es nicht
schlimmer machen.

Aber im Lauf der Woche
war es vergessen.

Jetzt war Freitag, und ihr Ex-Mann
würde ihn bald vorbeibringen.

Oder … sie.

-Ihr seid doch noch nicht da?
-Ich weiß, es ist dein Wochenende.

Kim hat sich mit der Tochter von Hannes
Freundin gleich um die Ecke angefreundet.

Ja. Und?

Die haben wohl heute
Abend irgendwas vor …

… wo sie gerne …

Kim, rede doch einfach
selbst mal mit Mama.

-Hallo, Mama.
-Hallo, Schatz!

-Du kennst doch Kristine …?
-Ist das die Tänzerin?

Nein, das ist Tiril.
Tiril wird auch dort sein.

Und du willst auch hingehen?
Ich finde, du solltest das tun.

Aber dann musst du das ganze
Wochenende bei Papa bleiben, ja?

-Ist das okay?
-Ja.

Dann machen wir Montag
was besonders Schönes.

Aber, Mama …
Was machst du denn jetzt?

Das passt mir eigentlich
ganz gut, weil ich …

Zwei alte Freundinnen sind in der Stadt.
Mit denen kann ich mich heute treffen.

Wer denn?

Zwei Freundinnen von Mamas
altem Job im Restaurant Lekter'n.

Okay. Und wie heißen die?

Turid und Kristine.

-Die heißt auch Kristine?
-Ja.

Also, Schatz, wir …

Viel Spaß heute Abend.
Wir telefonieren dann.

-Küsschen! Tschüs.
-Küsschen!

-… aus der Entfernung spüren?
-Ja, aus der Entfernung.

In meinen Träumen kann ich
immer noch sehen.

Wenn ich aufwache,
dauert es eine Weile,-

-bevor ich mich erinnere,
dass ich nicht sehen kann.

Ich war zum Tanzen in der Stadt und
bemerkte einen Fleck auf der Linse.

Ich säuberte sie, tanzte weiter.

Er war immer noch da,
aber ich ignorierte ihn.

Als ich am nächsten Tag aufwachte und ohne
Linsen zur Decke sah, war er immer noch da.

Bevor ich einen Termin
bei einem Spezialisten bekam,-

-hatte ich auch auf dem
anderen Auge einen Fleck.

Die meisten Menschen bemerken
das zuerst bei der Nachtsicht,-

-und dann verschlechtert es
sich schnell oder langsam.

Manchmal fühlt es sich so an,
als wäre irgendwas mit der Akustik.

Die Decke kommt mir nicht
so hoch vor, wie er behauptet.

Ich weiß ja nicht, wie es hier aussieht.
Ich kann es mir nur vorstellen.

Er sagt, es ist offen, hell und so hoch,
dass niemand hineingucken kann.

Als ich sagte, dass ich umziehen will
und mir neue Wohnungen mit ihm ansah,-

-dachte er wohl, dass ich
jetzt wieder rausgehen werde.

Er sagt nichts,
aber es ist sicher enttäuscht.

Verzeihung?

Was hörst du da? Das sind
doch nicht "Stockholms Negrer"?

Doch, ihre erste Platte.
Kennst du die?

Ja, klar. Ich wusste nicht,
dass man die Norwegen hört.

Richtig bekannt sind sie nicht …

Dreißig Sekunden.

-Fertig. Die Tür ist offen.
-Ja, ich weiß.

Die Tür ist geschlossen.

Manchmal habe ich das Gefühl,
dass er noch in der Wohnung ist.

Ich sage nichts. Er würde nur sagen,
ich solle aufhören, mir Sachen einzubilden.

Er würde niemals so etwas tun.

Aber der Fußboden im Flur
knarrt nicht.

Mit einem großen Schritt ins Wohnzimmer
würde er den dicken Teppich erreichen.

Dann könnte er sich setzen
und mich beobachten.

Grau Rosa.

Dunkel … Dunkelgrau Violett.

Dunkelgrün.

Tiefgrün.

Blassrosa. Blasses Lachsrosa.

Dunkelviolett. Tiefviolett.

Weiß. Weiß.

Weiß. Weiß.

-Was?
-Steh auf. Steh auf!

Babyrosa. Babyrosa.

Ich heiße euch willkommen.

Morten?

Hallo.

-Lange nicht gesehen.
-Hallo.

Wie läuft's bei dir?
Hast du Kinder und so?

Erinnerst du dich an das Mädchen,
mit dem ich damals zusammen war?

Die Schöne aus der Nordistik?

Die ihre Titten gezeigt hat,
wenn sie betrunken war?

-Guck mal!
-Ui!

Verheiratet? Ui!

-Glückwunsch!
-Danke.

-Was macht sie jetzt?
-Sie hat lange als Lehrerin gearbeitet …

… aber jetzt gerade nicht.

Und was machst du so?

Nach der Uni kam
alles zum Stillstand.

Okay. Soll vorkommen.

Ich habe gesagt,
dass ich zum Sport gehe.

Das zählt als Grund,
wenn man mal allein sein will.

-Aber ins Kino gehen …
-Nein, das geht ja nicht.

Als sie im Filmklub der Uni arbeiteten,
schlug Einar einen Star-Trek-Abend vor.

Er war kein Fan, aber er glaubte,
dann würden viele kommen.

Morten war dagegen.

Einar dachte danach
lange darüber nach,-

-dass Morten jetzt vielleicht glaubte,
er sei ein Star-Trek-Nerd.

Aber der Film, den sie gerade gesehen
hatten, war ja eine Art Science-Fiction …

Jetzt dachte Morten vielleicht,
er gucke nur noch Sci-Fi.

Also, die Star-Trek-Geschichte …
Ich bin eigentlich kein großer Fan.

Ach? Okay …

Wusstest du übrigens, dass Leonard Nimoy
eigentlich ein sehr guter Fotograf ist?

Nein, das wusste ich nicht.
Das ist der mit den Ohren, oder?

-Schwarz-Weiß.
-Aha.

Gute Sachen.

-Guckst du immer noch viele Filme?
-Oh ja.

-Ich hab dich hier noch nie gesehen.
-Nein …

Es ist ermüdend,
immer allein zu gehen.

-Ist es so schlimm?
-Nein, es ist nur …

Ich hatte ja diese Angst-Sache,
weshalb ich keine Prüfungen machen konnte.

Daher sitze ich meist allein
zuhause vor dem Rechner.

Oh, das tut mir leid.

Vielleicht lag es an seinem
Waldorfschulen-Hintergrund-

-oder daran, dass seine Eltern
sich früh scheiden ließen,-

-aber Morten betrachtete sich als einen,
der sich um seine Nächsten kümmerte.

Einer, der für andere da ist.

Vor ein paar Wochen hatte
ihm ein Kollege davon erzählt,-

-wie viel Gelegenheitssex sich
einem über Online-Dating anbietet.

Morten hat seitdem extrem
viel darüber nachgedacht.

Hast du … Das klingt jetzt vielleicht doof,
aber es scheint gut zu funktionieren …

Hast du es mal mit
Online-Dating versucht?

Ja.

-Ich hab's mal ausprobiert.
-Und?

Niemand will mit jemandem zusammen sein,
der Probleme hat, nicht auf Dauer.

Aber du bist doch ein toller Kerl.
Ich fand dich immer echt lustig.

-Ist das dein Ernst?
-Ja, sicher!

-Du hast für die Uni-Revue geschrieben …
-Einen Sketch!

Aber der war gut. Echt lustig.
Viele mögen so etwas.

Ich hab auch darüber nachgedacht.
Ob das vielleicht …

… etwas wäre, was ich als Job machen
könnte. Fürs Fernsehen schreiben. Comedy.

Das solltest du tun!

Ich habe manchmal Ideen,
aber die sind sehr extrem.

-Das würde die Leute schockieren.
-Schockieren ist gut.

-Ist das dein Ernst?
-Ja, mach das.

Ja, vielleicht.

Ich muss los. Ich kann
ja nicht ewig trainieren.

Laufen demnächst Filme,
die es sich zu gucken lohnt?

-Der Director's Cut von "Mask" …
-Am Mittwoch? Der soll viel besser sein.

Wäre es okay für dich,
wenn ich Mittwoch komme?

Aber sicher! Toll.
Bis dann.

-Viel Erfolg beim Schreiben!
-Tschüs!

So ein Durcheinander!

Einar sitzt …

Es wird schnell durcheinander,
wenn ich einfach alles aufschreibe.

Ich sollte erst zu Ende denken,
warten, bis im Kopf alles passt.

Ich sage nicht, dass ich
nie wieder rausgehen werde.

Ich sage nur, dass mir
die Wohnung derzeit ausreicht.

Die können ja glauben,
dass ich mich ändern werde.

Aber er hat es wohl gemerkt.

Er ist jetzt irgendwie anders.

Als hätte er sich entschieden.

Ove-Kenneth wollte diese Feier.
Das ist der Büro-Bereich.

Das ist der Aufzugschacht.

Das ist viel detaillierter als
das Modell für den Wettbewerb.

Es hat eine tolle Aussicht
über den Fjord. Elf Stockwerke.

Das ist das alte Bürogebäude.
Wir konnten es nicht abreißen.

Jetzt ist es komplett integriert.

Da geht es steil runter.

Wenn du etwas tiefer fühlst …
Das ist das Portal.

Es hebt das Gebäude an. Wir wollten
so wenig Fläche wie möglich belegen.

-Das sind nur Bäume.
-Ich kann es mir nicht vorstellen.

-Ich kann das nicht so gut.
-Ich erkläre wohl nur schlecht.

Nein, das ist es nicht.

Jetzt weißt du wenigstens, wovon die Leute
am Freitag so begeistert sprechen werden.

Habe ich graue Haare bekommen?

Nein. Du siehst toll aus.

Sicher?

Arbeitest du?

-Was denn?
-Nur ein paar Mails.

Ove-Kenneth hat ein paar
Einladungen vergessen,-

-und ich versuche
das jetzt ausbügeln.

-Kommen viele?
-Einige.

Schön. Dann wird mich
niemand vermissen.

-Können wir reden?
-Ja.

Was machst du gerade?

Ist dein Schwanz hart?

Ja.

Ich will ihn tief im Hals spüren.
Fick mich in den Mund. Hart!

Ja. Ziemlich hart.

Ich muss mich erbrechen.
Aber hör nicht auf!

Kannst du atmen?

Was ist?

Nichts.

Nein, das würde er nie wagen.

-Ist sie da?
-Ja, ich muss aufhören.

Okay :-(

Du bist nett.
Deshalb mag ich dich so.

Entschuldigung.
Das wollte ich nicht.

-Ich wollte mich nur strecken.
-Was war das denn?

Das war Absicht.

Ich drücke deine Eier.
Komm tief in meinem Hals!

Bist du müde?

Ja, ein bisschen.

Lächelst du?

-Wieso fragst du?
-Es ist halt komisch, es nicht zu wissen.

Streckst du dich immer noch?

Ich weiß nicht, ob du es siehst,
wenn ich lächele.

Dann müssen wir
halt Bescheid sagen.

-Bescheid sagen, wenn wir lächeln?
-Ja.

Siehst du mich gerade an?

Ja.

Du …

-Was ist?
-Nichts.

Ich weiß nicht mehr, wie ich aussehe.
Ich habe mich wohl gehen lassen.

Es muss sich komisch anfühlen, von einer
blinden Frau einen geblasen zu bekommen.

Auch wenn du mit ihr verheiratet bist.

Er bekommt wohl ein schlechtes Gewissen.
Als würde er mich ausnutzen.

Er fühlt sich wohl dazu verpflichtet,
dieser Behinderten ein Sexleben zu geben.

Habt ihr Kinder?

Wir haben es lange versucht, aber jetzt …

Nein.

-Wieso haust du nicht einfach ab?
-Ich will, kann aber nicht. Nicht jetzt.

-Was ist denn mit ihr?
-Es ist kompliziert.

Das muss anstrengend sein.
Für dich.

Danke.

Wollen wir uns mal treffen?

Ja! Gern.

Hallo? Bist du da?

Entschuldigung.

Das Licht war kurz weg.

Hallo.

Ich habe eine sehr
merkwürdige Krankheit,-

-die dazu führt, dass mein Gesicht
wirklich unwirklich aussieht.

Ich finde dich sehr schön.

Einar dachte wieder einmal an damals,
als es ihm zuletzt gut ging.

Es begann am Tag danach. Er fuhr
in die Stadt, um die Schäden anzusehen.

Da begriff er erst,
was geschehen war.

Das hier war doch seine Stadt,
und dann hat dieser Idiot einfach …

Es war jetzt anders. Die Menschen
bemerkten ihn, sie sahen ihn.

Sie steckten alle zusammen da drin.
Es war wie ein Versprechen.

Dass wir uns nicht von
diesem Typen beeinflussen lassen.

Wir würden gestärkt daraus hervorgehen,
mit mehr Zusammenhalt und mehr Liebe.

Es war einfach so schön.

Auf dem Heimweg machte er einen Umweg
zur Absperrung am Regierungsviertel.

Zwischen Rosen und gebrochenem Glas
fiel es ihm auf:

"Jetzt geht es mir gut.
Jetzt bin ich glücklich."

Aber die Menschen vergaßen schnell.
Der Alltag kehrte zurück.

Einar glaubte, er müsse
die Menschen an den Ernst erinnern.

Die Skepsis gegenüber einsamen Menschen,
vor allem Männern, wuchs. Einar spürte das.

Er dachte oft an das Zitat über den Hass
des Einzelnen, der alle in Liebe vereint.

Aber was war mit Einars Liebe?

Elin?

-Hallo.
-Hallo.

Hallo.

-Alles in Ordnung?
-Ja, sicher.

-Hast du lange gewartet?
-Nein, überhaupt nicht.

-Es ist schön, dich zu sehen.
-Gleichfalls.

Du siehst genauso aus
wie auf deinem Profilbild.

-Nur schöner.
-Danke!

-Ich sollte das wohl nicht ansprechen …
-Nein, tu es nicht.

-Nein? Okay. Aber …
-Nein …!

-Wie geht es deiner Frau?
-Bitte, frag nicht.

Es … Es ist nicht so … Nein.

Darf ich denn fragen,
wieso ihr keine Kinder habt?

Ja, also, es … Ups.

Es ist nicht so einfach.

In ihrem derzeitigen Zustand
ist es wohl unmöglich, glaube ich.

Aber du willst Kinder?

Ja, aber ich kann jetzt
nicht an mich denken.

Aber ich meine, dass …

Wenn es so ist,
dann musst du das vielleicht. Oder?

Elin?

Elin!

-Alles in Ordnung?
-Was mache ich denn?

-Was ist passiert?
-Entschuldige.

Ich muss mich darum kümmern.
Ich komme zurück.

-Ist gerade das Licht ausgegangen?
-Nein. Brauchst du Hilfe?

Nein, danke, alles in Ordnung. Ich …
Ein bisschen Hilfe wäre schön.

-Hallo.
-Der Wein stieg mir direkt zu Kopf.

Das geht ganz leicht bei mir.

-Hast du das Kleid sauber bekommen?
-Ja, das war kein Problem.

Welche Ausrede hast du deiner Frau
für heute Abend erzählt?

-Ich habe gesagt, ich gehe trainieren.
-Aha!

-Hallo, möchtet ihr ein Dessert?
-Ja, sehr gern!

Ja.

Danke.

Ihr habt doch Apfelkuchen auf der Karte.
So einen hätte ich gern.

Danke.

Was nimmst du?

Ja, ich nehme auch
einen Apfelkuchen.

Elin? Du kannst nicht
so gut sehen, oder?

Du siehst fast gar nichts.
Vielleicht überhaupt nichts.

Nein, oh je!

Ich komme mir so dumm vor.
Wie peinlich!

Nein, ich kann nichts sehen.

Ich hätte das gleich sagen sollen,
aber es lief so gut mit uns beiden.

-Verarscht mich hier gerade jemand?
-Wie bitte?

Was?

Ach, vergiss es.

Hast du schon
lange Sehstörungen?

Nein, nicht wirklich. Es ist
bisher einmal passiert, da …

-Ja?
-Da … Da …

-"Noch nicht so lange".
-Nein, noch nicht so lange.

Ich habe die jetzt
seit ein paar Jahren.

Darf ich fragen, wie es dazu kam?

Ja, klar. Das war … Ich war …

Das war, als ich … Ich wollte …

Das war vor zwei Jahren. Da bekam ich einen
Eisbrocken ab, der von einem Dach fiel.

-O je!
-Dass so etwas in Norwegen passiert!

Es kann lebensgefährlich sein,
im Winter auf dem Bürgersteig zu gehen.

Der Staat will, dass man nicht raucht
und nach acht Uhr kein Bier kauft,-

-und dann geht man nüchtern
und nicht rauchend spazieren-

-und es fällt einem
ein Eisblock auf den Kopf.

Ja, das …

Wo bleibt denn der Apfelkuchen?

-Du siehst nicht einmal das?
-Was denn?

-Das Licht?
-Nein.

Warte!
Ist das Licht jetzt aus oder an?

Es ist aus.

Warte!

Du würdest das hier doch nicht machen,
wenn es dir nichts bedeuten würde?

Ich sollte es löschen.
Es würde ihn schockieren.

Oder er würde meinen,
es sollte veröffentlicht werden,-

-ganz egal, wie inkohärent
und versaut es auch ist.

Eine blinde Schriftstellerin.
Das würde alles wieder gut machen.

Wie der arme Franzose, der ein
ganzes Buch zusammenzwinkern musste,-

-um den Status zurückzuerlangen,
den er als Moderedakteur hatte.

Ich stelle es auf den Nachttisch.
Ein Glas Wasser.

Tut mir leid, dass es gestern spät wurde.
Es musste so viel vorbereitet werden.

Ich werde mich nie wieder über
Party-Organisatoren beschweren.

Hast du eine Playlist erstellt?

Du …?

Komm mal kurz her.

Was ist?

Du musst doch heute Abend
mit vielen Leuten reden, oder?

Wäre es nicht besser,
wenn ich hier bleibe?

Da sind so viele Menschen …

Ich bin noch nicht bereit.

Wir gehen gemeinsam hin, wie besprochen.
Das wird schön werden.

Du musst ja nicht lange bleiben.

Entschuldigung! Ich wollte
gerade nach Post gucken.

Du bist jetzt also blind?

Ja, scheint so.

Es geschah ganz plötzlich, ich …

-Ein Stück Eis fiel vom Dach.
-Aha.

-Das soll vorkommen.
-Ja.

-Kennen wir uns?
-Nein, nicht wirklich.

Ich wohne auch hier.

-Ich muss weiter. Bis dann.
-Ja. Bis dann!

Tschüs.

Kim?

Kim!

Eine ungelesene Nachricht
von Morten.

"Hallo. Kann nicht reden.
Die große Feier heute Abend."

"Krass viel zu tun.
Melde mich."

Antworte mit Textnachricht
an Morten.

"Es ist wichtig."

"Es ist etwas passiert."

Abschicken.
Nachricht abgeschickt.

Eine ungelesene Nachricht
von Morten.

"Hör auf zu nerven!
Kapier es doch endlich!

"Es war schön, dich gekannt zu haben.
Ich wünsche dir ein schönes Leben."

Antworte mit Textnachricht
an Morten.

"Ich bin schwanger, du Idiot!"

"Komme zur Feier."

Abschicken.

Abbrechen.

Nachricht löschen.
Nachricht gelöscht.

Ui! Wow!

-Ist es schön?
-Es wird ihm gefallen.

-Ist es nicht zu kurz?
-Nein, es ist sehr schön, Mama.

Sehr schön! Es steht dir wirklich.
-Deine Mama sieht toll aus!

-Du machst doch nicht zu viel drauf?
-Nein, nur so viel, wie du wolltest.

-Hallo!
-Hallo.

-Hallo, Papa!
-Hallo.

Hallo!

Bist du bereit?

Du, ich glaube, ich kann nicht …

Ich bin gegen den Türrahmen gelaufen.
Mein Gesicht ist total geschwollen, oder?

-Geht es dir gut?
-Sieht es schlimm aus?

Nein. Ich sehe nichts.

Wir haben nur noch
knapp zwanzig Minuten.

Das schaffe ich nicht.

Okay.
Wie lange brauchst du denn?

Also …
Ich habe nichts anzuziehen.

-Was ist das?
-Ein neues Kleid.

Probier's an!

Wie sieht es aus?

Wunderschön.

-Aber wie?
-Du siehst sexy aus.

-Auf eine anständige Weise.
-Wie jetzt?

Die Verkäuferin
nannte es "klassisch".

Es gefiel also der Verkäuferin?

Du bist schön. Versprochen!
Du siehst fantastisch aus.

Welche Größe ist das?

-36.
-Dann ist es zu klein.

-Du musst mir sagen, wenn es zu eng ist.
-Ist es nicht.

Ich hab's sofort gemerkt!

Okay, dann zieh das grüne an.
Das hast du schon oft getragen.

Das ist auch zu klein.
Ich habe zugenommen.

-Probier es doch mal an.
-Das bringt nichts.

Für mich. Du weißt,
wie wichtig das hier für mich ist.

Wieso?

Kann ich nicht einfach hierbleiben?

-Du sagtest, du kommst mit.
-Ich sagte, ich werde es versuchen.

-Und jetzt hast du es versucht?
-Ja.

Ich weiß, dass es
schwierig für dich ist,-

-aber du weißt, dass du
so nicht weitermachen kannst.

Nur hier drin herumsitzen.

Wenn du es nicht einmal versuchst …

… dann weiß ich nicht,
ob ich es noch länger aushalte.

Hattest du es nicht eilig?

… bei der Operation.
Und einige Helden.

-Wegen des Raubes von letzter Nacht …
-Ich weiß nichts!

Fernsehen ist fast wie früher.

Man kann sich leicht vorstellen,
was passiert. Wie unnötig die Bilder sind.

-Du kochst doch nicht etwa?
-Doch.

Erinnerst du dich an das letzte Mal?
Ohne Augenbrauen siehst du gruselig aus.

Die Anzahl an groben Raubüberfällen
in Oslo ist stark gestiegen.

Guck mal, Mama, ohne Hände!
Guck, ohne Füße! Guck, ohne Zähne!

Hallo! Du musst Ingrid sein.

Ich bin Bente. Freut mich.
Morten sagte, dass du nicht kommst.

-Ist Morten hier?
-Ja, er ist hier irgendwo.

Gib mir mal deinen Mantel.

Ich glaube, ich sehe ihn.
Warte hier.

Aber …

Ich glaube, ich habe noch nie
eine schwangere blinde Frau gesehen.

Sehbehinderte Mütter müssen
den Kinderwagen hinter sich her ziehen,-

-damit sie ihn nicht
ins Ungewisse schieben.

Das würde einem auffallen.

Eine blinde Mutter, die einen
Kinderwagen hinter sich her zieht.

Ein Kollege meines Mannes
fragte mal provokativ,-

-ob jemand je einen schwarzen Mann
radfahren gesehen hat.

Das hatte noch niemand.
Alle lachten.

Ove-Kenneth sagte, er hätte Samuel L.
Jackson in einem Film radfahren gesehen.

Morten sagte dann: "Spezialeffekte!",
und alle lachten noch mehr.

Ich mag es, wenn er frech ist.
Er ist jetzt immer so vorsichtig.

Vielleicht sieht er mich jetzt
als Teil einer Minderheit,-

-und meint, alle Minderheiten müssten
mit übertriebenem Respekt behandelt werden.

Da ist das alte Bürogebäude,
das wir nicht abreißen durften.

Morten?

Morten?

-Bist du Ingrid?
-Weißt du, wo Morten ist?

Ove-Kenneth hat hier ein Zimmer, das er
nutzt, wenn er es nicht nach Hause schafft.

-Soll ich dich begleiten?
-Nein, es geht schon, danke.

Wenn du oben bist,
ist es die erste Tür links.

Ups!

-Bist du dir sicher, dass es geht?
-Ja, es geht schon. Danke.

-Hallo.
-Hallo.

Was machst du hier?

Ich muss etwas mit dir besprechen.

-Es ist wichtig.
-Aha. Okay.

Ich bin schwanger.

Bist du dir sicher?
Hast du einen Test gemacht?

Ich kann doch nichts sehen!
Ich war beim Arzt.

-Und was hat er gesagt?
-"Glückwunsch!"

Vorsichtig. So …

Setz dich hier hin.
Weißt du schon, was du tun willst?

-Ich weiß es nicht.
-Das ist jetzt ein Schock für mich …

Aber ich bin für dich da; ganz egal,
wofür du dich entscheidest.

Das freut mich zu hören.
Danke.

Du hast ja schon
ein Kind großgezogen.

Es ist nicht immer einfach mit Babys,
selbst wenn man sehen kann.

Stell dir vor, es passiert etwas.

Deine Krankheit ist ja erblich.

Willst du riskieren, dass dein Kind
das alles auch durchmachen muss?

Wieso erblich? Mir ist ein Eisblock
auf den Kopf gefallen.

Nein, ich meinte nur …

Hast du dir überlegt, was es bedeutet,
ein Kind zu kriegen, das du nie sehen wirst?

Du wirst es nicht aufwachsen
oder lächeln sehen …

Hast du darüber nachgedacht?

Das war ich.
Nein. Warte.

Warte! Bitte!

Glaubst du, ich will ein Kind mit dir?
Du langweilst mich.

Wieso habe ich dich geheiratet?
Wieso habe ich das getan?

Was soll das hier eigentlich?
Glaubst du, ich stehe auf so was?

-Nein, dafür bist du zu langweilig.
-Langweilig?!

Ist es langweilig, kein Kokain
zu nehmen und Sex mit …

… mit …
-Mit was?

Was weiß ich denn!
Du hast dir das ausgedacht!

Was soll dieser pubertäre Quatsch?

Wieso muss alles so übertrieben und
sexfixiert sein? Ist das dein wahres Ich?

Und warum bist du so fies zu ihr?

Entschuldigung. Ihr habt
wohl viel zu besprechen.

Wieso ziehst du uns hier rein?

Ove-Kenneth ist der
netteste Mensch der Welt.

Und wieso sollte ich alles
kaputtmachen zwischen Elin und …

Einar.

-Wieso dürfen sie nicht zusammen sein?
-Der da? Und sie?

Wieso nicht? Es können ja
auch schöne Dinge geschehen.

-Lass sie zusammenkommen!
-Ich will doch nur Spaß haben.

Macht es dir Spaß, sich vorzustellen,
dass ich andere Frauen treffe?

Willst du, dass ich mir
ein nettes Mädchen wie Elin suche?

-Willst DU das?
-Nein.

Niemand will mit jemandem zusammen sein,
der Probleme hat, nicht auf Dauer.

Komm, setz dich.

Glaubst du wirklich, ich würde
eine andere hierher mitnehmen?

Ich liebe dich.
Das weißt du.

Aber sieh dich doch mal an!

Wieso hast du nicht
mehr Wein gekauft?

Du solltest nicht trinken,
wenn du schwanger bist.

Wieso sagst du es mir nicht?

Ich weiß ja nicht, ob ich …

Willst du, dass ich es bin?

Du kannst so nicht weitermachen.
Das weißt du.

Ist es das, was du
den Leuten sagen wirst?

Dass es nicht daran lag, dass ich
erblindet bin, dass es nicht ging?

Morten?

Morten?

Morten!

Alles in Ordnung?
Komm, ich helfe dir.

Vorsicht Treppe.

-Entschuldigung?
-Ja?

Gibt es hier in der Nähe
eine Apotheke?

Ja, da ist eine …
Wenn du da drüben nach links gehst …

Also … Du gehst den Weg,
den du gekommen bist, zurück.

Da ist eine Bürgersteig-Kante.
Folge ihr, bis du an eine Kreuzung kommst.

-Die ist auf der rechten Seite. Okay?
-Ja. Danke.

-Tschüs.
-Tschüs.

Guckst du ihn dir an?

Ja.

Was zeigt er an?

-Ich weiß nicht …
-Das ist nicht so schwer.

Sind da zwei rote Striche?

Ja oder nein?

Ja, schon, aber …

-Wirklich?
-Ja.

Heißt das, du bist schwanger?

Ja …

Ja, das tut es.

Was denkst du?

Mama, da beobachtet uns jemand.

Wie sieht er aus?

Er ist hässlich und
hat einen Pferdeschwanz.

Du brauchst keine Angst vor ihm zu haben.
Er ist nett. Er hilft mir manchmal.

Gucke ich jetzt in seine Richtung?

Etwas höher.

-Was macht er?
-Er winkt zurück.

Er sieht sehr schüchtern aus.

Er wird es wohl wieder versuchen.

Sich reinschleichen.
Sich hinsetzen und beobachten.

Vor allem jetzt, wo er sich nicht nur
um mich Sorgen machen muss.

Jetzt, wo wir
ein Kind erwarten und so.

Ich muss einfach ganz still sitzen
und warten, bis er sich sicher fühlt.

Dann stehe ich auf und gehe,
nicht direkt auf ihn zu,-

-aber vorsichtig in seine Richtung.

Sobald ich den Teppich mit den Füßen
spüre, lege ich mich einfach hin.

Direkt vor ihn.

Wir werden das schon schaffen.

Er muss nur aufhören,
so verdammt langweilig zu sein.

Übersetzung:
filmtiger